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Mittwoch, 05 Februar 2020 17:19

Tripreport: Sölden

Seit Jahren gehen wir – das sind im größeren Kreis sechs bis sieben Freunde – einmal im Jahr zum „Freeriden“. Jedes Jahr ist jemand anders aus der Gruppe für die Orga zuständig. Und natürlich standen schon alle großen und bekannten Skigebiete der Alpen auf dem Programm. Von daher war die Aufgabe, die mir letzten Winter zuteil wurde, gar nicht so einfach. Erste Gedanken kreisten um Gudauri oder Livigno, dann kam aber – wie jedes Jahr - die ISPO und die Vorbereitungszeit schmolz mir durch die Finger wie Schnee im Mai. Es musste ne schnelle, unkomplizierte aber massiv beeindruckende Lösung her!

Beim Durchstöbern der alten „Bergstolz Insider“ kam mir dann Sölden unter. Schnell erinnerte ich mich an die Worte meines alten Freundes, Bergführers und Ötztal Urgesteins Thomas Grüner: „Wenn´s mal gscheit Schnee hat, kimmscht vorbei. Bei uns kannst Sachen fahren, die Du anderswo lang suchen musst“. Und da es niemand Glaubwürdigeren auf der Welt gibt, als einen Tiroler Bergführer – und die Zeit drängte – stand der Entschluss schnell fest: Es geht ins Ötztal!

Zwei Anrufe später stand alles: Die Damen vom Ötztal Tourismus hatten schnell ne coole Ferienwohnung in Obergurgl am Start und Mäx Morandell, der Chef des „Freeride Center“, versprach mir einen Guide „mit demscht wirklich was erlebst!“. Dann noch die Mail an alle Mitfahrer und mit einem breiten Grinsen alle Antworten a la „Weltcuport“ und „Apresski-Hochburg“ abgeschmettert, was ich natürlich vorher mit einem Anruf bei Lorraine Huber abgesichert hatte. Denn sie hat vor Jahren zusammen mit Mäx das Freeride Center Ötztal gegründet und war so meine Versicherung, dass uns wirklich was erwarten würde.

Die erste Splittergruppe machte sich Freitag früh auf den Weg. Nach ein paar Runs im pistennahen Gelände brachte ich meine erste Geheimwaffe in Position: Ein Anruf bei Thomas genügte und schon waren wir auf dem ersten Hike unterwegs. 20 Minuten raus aus dem Skigebiet, totale Stille, unberührte Hänge und ein Couloir, das sich gewaschen hat. Das Ganze nochmal, mit einer kleinen Variante und schon waren meine beiden Mitfahrer mit Sölden versöhnt.

Die beiden härteren Nüsse – weltgewandte Freerider, die alles gesehen und befahren haben, die zu jedem Equipment genau Bescheid wissen und natürlich die besten Skifahrer unter Gottes schönem Himmel sind (zumindest in der Eigenwahrnehmung) - trafen wir zusammen mit Guide Daniel am Samstagmorgen. Mit Skepsis auf beiden Seiten – kann Sölden wirklich was (die selbsternannten Pros) und können die wirklich was (unser Guide Daniel), ging es ins Skigebiet.

Ein Run zum Warmfahren, bei dem Daniel genau beobachtete, wer wie gut drauf ist und dann gings ab: Eine Variante hier, ein Couloir da, alles schon Richtung Tiefenbachgletscher, dem Einstieg in die erste längere Route. Das „Besental“ zieht sich direkt vom Mutjoch auf 3200 Höhenmetern runter ins Ventertal auf 1700 Meter! 1500 Meter Abfahrt, mit immer neuen Hängen in verschiedensten Expositionen, gigantischen Ausblicken und einem Guide, der ein super Gespür für Schnee bzw. den besten Powder hat. Mit dem Taxi zurück nach Sölden, mit der Gaislachkogelbahn wieder rauf, kurz einen vorzüglichen Pulled Pork Burger in der s`Stabele Schirmbar und schon stehen wir zwei Lifte später wieder auf über 3000 Höhenmeter unterhalb des Schwarzkogel. Das Pollestal ruft!

Wieder ist der Einstieg denkbar einfach und direkt vom Lift aus möglich. Und wieder eröffnen sich weite, mächtige Hänge. Daniel erklärt uns die Namen der Rinnen über uns, alle tragen sie Namen aus dem Herrn der Ringe und wurden von den Erstbefahrern Mäx und Lori so benannt. Der Run durchs Pollestal bringt noch mal knapp 2000 Tiefenmeter auf unsere „Scorecards“. Und da Daniel unseren Zeitplan immer fix im Blick hat, sitzen wir kurz vor Liftschluss in der Giggijochbahn, um in der Gampe Thaya den Tag „bei einem Bier ausklingen zu lassen“. Klingt harmlos und hat auch so angefangen! Dass aber die Gampe Thaya ein Ökobetrieb mit fast ausschließlich heimischen Lebensmitteln (Speck, Käs und natürlich Schnaps) ist, der Wirt ein super interessanter Typ und die Stuben so unglaublich gemütlich sind, hätte uns unser Guide vorher sagen sollen. Oder damit planen müssen und ein paar Stirnlampen mit einpacken. So wird die letzte Abfahrt des Tages zwar a riesen Gaudi (zuallererst wegen Bier, Wein und Schnaps) aber auch a bissl risikoreich „Paschts auf, das kommt a blöde Kurve!“ Zack!

Für Sonntag hat sich Daniel mit Martin, einem befreundeten Bergführer, erstens Verstärkung mitgebracht und zweitens, mit der Besteigung und der Abfahrt der Äußeren schwarzen Schneid, ein absolutes Schmankerl einfallen lassen. Mit bereits bekannten Bahnen, aber auf immer wieder neuen Wegen, geht es abermals Richtung Tiefenbachgletscher und dann mit Fellen weiter vom großen Parkplatz zum Gaislachkar. Nach circa 20 Minuten Traversieren ziehen wir die Spur immer steiler nach oben bis zum Einstieg in eine 55° Rinne. Mit Ski am Rucksack kämpfen wir uns noch ca. 200 Höhenmeter durch den sehr anspruchsvollen Schnee zum Sattel. Der bietet kaum genügend Platz für uns alle und flößt allen bis auf Daniel und Martin gehörig Respekt ein. Auch der Blick in die Abfahrtsroute und Daniels Worte „Bitte auf die ersten hundert Meter ned stürzen“ tun ihr Übriges. Angst, Respekt und Ehrfurcht mischen sich und lösen sich erst, als alle heil die erste Hürde – ein ziemlich enges, ziemlich steiles Stück - gemeistert haben und sich der Hang linksseitig öffnet. Auch Daniel ist die Erleichterung anzusehen, bevor er uns mit einem breiten Grinsen adelt: „Oft fahr ma des ned mit Gäscht!“

Was dann folgt ist Genuss pur! Mit Panoramablick und der Gewissheit heuer die ersten zu sein, die Spuren in diesen Hang ziehen. Und bei mir mit der tiefen Überzeugung, was Gutes organisiert zu haben, was meine Mitfahrer Gott sei Dank ähnlich sehen „Eigentlich die beste Ausfahrt der letzten Jahre!“.

Was bleibt aus den drei Tagen im Ötztal sind einige Erkenntnisse: Tiroler Bergführer sagen immer die Wahrheit! Das Gute liegt oft so nah! Und ein Local als Guide ist Gold wert!

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Donnerstag, 19 Dezember 2019 15:24

Aspen – Alles andere als Schickimicki

Im Land der Silberminen

 

Was Wikipedia sagt

Aspen ist eine Kleinstadt im US-amerikanischen Bundesstaat Colorado, und liegt rund 200 km südwestlich von Denver am Roaring Fork River. Die Stadt war im 19. Jahrhundert Zentrum eines Silber-Bergbaugebiets. Aspen beherbergt eines der bekanntesten Skigebiete Nordamerikas. Es besteht aus vier nicht mit Liften verbundenen Teilen: Aspen Mountain, Aspen Highlands, Buttermilk und Snowmass. In Aspen sind drei international bedeutende Institutionen beheimatet: das Aspen Music Festival and School, das Aspen Institute und das Aspen Center for Physics.

Was ich über Aspen dachte

Aspen ist ein Örtchen in den Rockies, indem sich die Reichen und Möchtegern Wichtigen dieser Welt regelmäßig zum Champagner spritzen treffen und auf Edelstein besetzten Pistenski versuchen die Berge hinunter zu Rutschen.

Ich wurde eines Besseren belehrt!

Unser Trip startete im Januar direkt nach der ISPO, dementsprechend war ich physisch noch ein wenig angeschlagen und freute mich auf Erholung und mal wieder „draußen“ zu sein. Das man fast fünfzehn Stunden im Flieger sitzt, hatte ich zu dem Zeitpunkt wohl verdrängt. Von München aus ging es über Houston nach Aspen. Bei unserer Ankunft, der erste Klassiker: Mein Ski-bag war natürlich gefilzt worden und verweilte noch in Texas. Egal am nächsten Tag stand sowieso Einfahren auf dem Programm und ehrlich gesagt, ein Bett war mir doch viel lieber als Helm, Brille, Ski, Jacke etc. Typisch Amerikanisch ging es in einem schwarzen Cadillac nach Snowmass, wo mein gemütliches Bett im neuen Limelite Hotel schon auf mich wartete.

Nach einer erholsamen Nacht ohne die ISPO Partys in den Knochen zu haben, hab ich beim Frühstück zugaschlagen, als ob ich noch nie ein Buffet gesehen hätte. Meine Mitreisenden schauten mich schon komisch an. Ich glaube, weil ich „Breakfast Burritos“ mit „Applepie“ und Nutellabrot mischte. Egal ich hatte Hunger. Langsam war es aber Zeit die Gleithölzer anzuschnallen. Auch hier merkte ich, dass Ich ein USA Rookie war. Der erste am Lift sein, heißt nicht, zehn Minuten vor Gondeleröffnung schon lechzend am Drehkreuz zu stehen. Es reicht auch halb zehn vom Hotel aus loszurutschen und trotzdem den ganzen Tag perfekte Pisten und Hänge für sich zu haben!

 

Snowmass

Die Ausgangshöhe von Aspen, mit 2500 Metern macht sich bemerkbar und ich war ganz froh, dass Ich die ersten zwei Monate in Österreich hauptsächlich auf den Gletschern verbracht habe. Nach ein paar Turns auf den Pisten, ging es für Tucker und mich ins „Hanging Valley“, wo wir trotz tagelangem Sonnenschein immer noch Powderhänge und feinste Treeruns für uns entdecken konnten. Den eisigen Temperaturen sei Dank! Wie in Amerikas Skigebieten üblich, trägt jeder Meter, ob auf einer Piste, zwischen Bäumen oder in weiten Hängen einen eigenen Namen. So sind Garmisch und St. Moritz nicht nur in Europa beliebte Destinationen von Freeridern, auch die gleichnamigen Runs in Aspen haben einiges zu bieten!

Egal ob auf den Pisten, auf der Hütte oder abends beim entspannten Aprés-Ski mit Livemusik, ich musste ich mich doch sehr wundern, die Pistennattern á la Paris Hilton konnte ich nicht entdecken! Julia, meine Begleitung, musste schmunzeln und meinte: „Das denken die meisten, Aspen hat weitaus mehr zu bieten als Kaviar und den Roten Teppich. Die Allermeisten sind hier wegen des sportlichen Angebots und der Vielfalt des alten Silberminenstädtchens.

Neben Gondeln und Pisten hat Aspen auch musikalisch und künstlerisch einiges zu Bieten. An Downdays hat man die Möglichkeit sich für kluge Bargespräche, im Aspen Art Museum, zu wappnen. Das 1979 gegründete Aspen Art Museum ist ein nicht sammelndes Museum für zeitgenössische Kunst. Zu den Ausstellungen vom AAM zählen Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen, Multimedia-Installationen und elektronische Medien. Auch lädt es ein, interaktiv zu werden und ist damit auch für Kunstbanausen einen Besuch wert. Abends dann trumpft das 6.000 Seelen Dorf mit einer Vielzahl von Bars und Restaurant mit internationaler Küche auf. Egal ob im Anzug beim Hummer essen oder an der Bar beim Eishockey schauen, Aspen hat für jeden etwas zu bieten und mir ist es nicht schwer gefallen sich wohl zu fühlen. Mein Highlight in punkto Kulinarik und Tradition wartete jedoch etwas außerhalb. Einmal in der Taverne essen und trinken inder auch Hunter S. Thompson schon sein Whiskeyglas gehoben und irre Geschichten von sich gegeben hat. Ein Traum ging in Erfüllung und in der „Boazn“-artigen Umgebung von der Woody Creek Tavern, schmeckte das Tex-Mex dann doch ein bisschen besser.

 

Ajax

Nächster Tag, neues Gebiet. Es ging nach Ajax, dem Hausberg Aspens. Dort sollte ich meinen Meister im Mogul-Skiing finden. Tim schloss sich unserer Gruppe an, erzählte einiges Über die Aspen-Schreins und beeindruckte durch seine Lässigkeit in den Buckeln. Am Ende vom Tag bekam ich das Prädikat „Bump-Skipper“, womit er auch recht hatte. Mich hatten die Kräfte verlassen und bei jeder noch so kleinen Möglichkeit, die sich ergab, versuchte ich den Buckeln auszuweichen. Ajax an sich, ist ein Traumgebiet, viele freistehende Bäume, steile Hänge soweit das Auge reicht und für die Speedfreaks eine Weltcuppiste, die es in sich hat! Leider war beinahe alles zerfahren und ich musste mich wohl oder übel mit den Buckeln abgeben. (Ehrlich gesagt, ein bisschen Spaß hatte ich am Ende schon).

 

Highlands

Ein Skigebiet stand noch auf meiner Liste: Aspen Highlands und die dazugehörige Highlandbowl! Das beste: 20cm Neuschnee waren vorhergesagt. Die Highlands bestehen im Grunde gerademal aus vier Liften, erschließen jedoch vornehmlich steiles Gelände. So starteten wir am Cloud 9 Lift bei guten 30 Zentimeter fluffigstem Neuschnee auf den am Vorabend präparierten Pisten. Exakt die richtige Einstimmung auf das was noch vor uns liegen sollte. Beim ersten kurzen Hike zwecks eines Fotos, ging mir direkt ganz schön die Pumpe, kein Wunder bei einer Höhe von über 3500 Metern.

Gegen Nachmittag haben wir erfahren, dass die Highland Bowl freigegeben wurde, welche als absolutes Highlight Aspens gilt. Die besten Runs muss man sich jedoch hart erarbeiten. Gute dreißig Minuten dauert der Aufstieg zum Gipfel, den man jedoch vor 14:30 Uhr absolvieren muss, um den Deep Temerity Sessellift für den Rückweg noch zu erwischen. Da der Sturm uns unbändig den Schnee von der rechten Seite aus ins Gesicht peitschte, benötigten wir an diesem Nachmittag wohl noch deutlich länger. Null Sicht, dafür jedoch massig Neuschnee. Oben angekommen, war das Glück auf unserer Seite, es riss einen Moment lang auf und zumindest für ein Paar Fotos konnte man die Handschuhe kurz ausziehen. Nachdem alles gerichtet war, stürzten wir uns die Flanken Namens G4 und G5 hinunter. Steil, weiß und unglaublich pulvrig, wie könnte man sich den Run besser vorstellen. Das Glück war jedoch nicht ganz auf meiner Seite, unter dem Neuschnee versteckte sich auch Eis. Ich natürlich mit Vollspeed in die Rinne, zack auf einen Eisbrocken, weg der Ski. Nach Minuten langem Suchen, fand Ich mich damit ab, mein QST gehört ab sofort der Highlandbowl. Tucker und Chris waren etwas beunruhigt, wie sie mich jetzt aus der Bow bringen sollten. Ich dachte mir nur: Challange accepted, 1200 Höhenmeter, 37 Grad Hangneigung und nur ein Ski. Nichts leichter als das! Nach mehreren Scorpions und richtigen Jerry Momenten, fuchtelte Tucker mit einem roten Ski wie wild, mit den Armen. Da hat sich das Stück Holz wohl gedacht: „Scheiß drauf, U-Boot Modus.“

Wieder voll mit Adrenalin und Endorphin, ging es noch auf ein paar Runs, zum Temerity Sessellift, um den Tag bei einem verdammt leckeren Ale und Pizza ausklingen zu lassen.

Abends trafen wir uns noch mit Protect Our Winters und philosophierten über die amerikanische Regierung und die Missstände bei der FIS und der nicht vorhandenen Klimapolitik. Interessant war hierbei, dass sich Aspen sehr progressiv für den Klimaschutz und für Nachhaltigkeit einsetzt. Egal ob auf politischer oder ausführender Ebene. Sie starten Petitionen, um gegen fehlgeleitete Klimaziele zu demonstrieren oder setzten sich dafür ein, dass man in Aspen mit den Öffis fahren sollte. So ist Aspen Snowmass mittlerweile landesweit zu einem Vorreiter im Kampf gegen die Erderwärmung geworden. Neben dem umfassenden Programm zu Nutzung und Ausbau erneuerbarer Energien sowie den langjährigen sozialen und ökologischen Initiativen in der lokalen Community, die Aspen seit Jahrzehnten unermüdlich vorantreibt, schieben sie immer wieder neue Initiativen an.

Wie schon am Anfang erwähnt, Ich wurde durch meinen Trip, eines Besseren belehrt und Aspen ist alles andere als Schickimicki. Der kleine Ort in Colorado, hat für jeden etwas zu bieten, gerade aber für Freerider, ist er immer einen Besuch wert.



Anreise nach Aspen

Der Reiseanbieter Faszination Ski bietet Packages wie: Eine Woche Aspen mit Flug via Denver, gutem Hotel mit Frühstück, und Liftpass ab 1399 Euro.

Übernachtung

In Snowmass übernachten, ist günstiger als Aspen. Zwischen den vier Skigebieten verkehren kostenlose Busse.

Restaurants

Viele Restaurants verfügen über einen Bar-Bereich, in dem man auch das Essen bestellen kann, aber bis zu 30% günstiger!

Highlights

- Backcountry. Wem die endlosen Freeride-Möglichkeiten in den Skigebieten immer noch nicht ausreichen, kann bei Touren im Backcountry noch mehr erleben, Guiding: www.aspenexpeditions.com

 
- Winter X Games. jährlich im Januar oder Februar in Buttermilk, wo die besten Pipes und Obstacles der USA stehen.

- Aspen Art. Seit ihrer Gründung anno 1947 widmet sich die Aspen Skiing Company nicht nur dem Liftbetrieb sondern auch der Erneuerung von Geist, Körper und Seele in der Natur. Das ist kein Spruch, sondern in Aspen spürbar. So konnte sich ein immenses kulturelles Angebot an Museen, Galerien und Festivals entwickeln – in einem 6000 Seelen-Dorf wohlgemerkt.

- Nachhaltigkeit: Aspen engagiert sich enorm für den Klimaschutz und arbeitet eng mit POW zusammen

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Donnerstag, 16 November 2017 11:32

Abenteuer Freetouring in Kamchatka

Kamchatka sagt den meisten Freeride-Interessierten spätestens seit Travis Rice‘ „The Fourth Phase“ was, seitdem können viele Freerider die Halbinsel zumindest grob geografisch einordnen. Dort gewesen sind aber nur die Allerallerwenigsten. Wir nervten unsere Freundin und professionelle Reiseführerin Alla schon lange damit, dass wir ihr Heimatland endlich kennenlernen wollten. Alla Ganster Skitour und Fotoreisen Kamchatka ist auf Skitour- und Fotoreisen im Kamchatkagebiet spezialisiert. Ursprünglich von dort stammend lebt sie mittlerweile verheiratet im Zillertal. Und nachdem wir lange genug genervt hatten, lud sie schließlich einen engen Freundeskreis ein, ihr Heimatland zu entdecken. Was den abenteuerlustigen Freetourer auf der russischen Halbinsel erwartet, lest ihr hier im mehrteiligen Tripreport von Martin Blum.

Kamchatka ist eine sibirische Halbinsel zwischen Japan und der Behringstraße und liegt direkt auf dem Vulkanring rund um den Pazifik. Am „Ring of Fire“ ist es das Land mit den meisten aktiven Vulkanen. Entdeckt wurde Kamchatka erst sehr spät, da es auf dem Landweg nicht zu erreichen ist: riesige sibirische Permafrost- und Sumpfgebiete verhindern das. Ursprünglich gab es eine Handvoll Ureinwohner ähnlich den nordamerikanischen First Nations, besiedelt wurde Kamchatka dann von Russischstämmigen, um einen möglichst weit im Osten gelegenen Marinestützpunkt zu errichten. Heute – ungefähr zehn Jahre, nachdem Kamchatka für Nicht-Militärs geöffnet wurde – leben die knapp 180.000 Einwohner fast zur Gänze in Petropawlowsk.

Die Stadt liegt in einer Bucht und wird von nicht weniger als drei Vulkanen umrahmt, von denen der höchste die 3.000 Meter locker knackt. Begibt man sich in die Wildnis, so beeindrucken die großen Sumpfgegenden an den Flüssen gleichermaßen wie die farben-, flora- und artenreichen Hochebenen und Küstengebirge. Jeweils in Tagesmarschdistanz sind die unterschiedlichsten Vulkane zu erreichen. Entsprechend der nördlichen Lage stehen Bäume nur auf den unteren 100 bis 200 Höhenmetern, dann geht es schnell in Latschen über und jenseits von 500 Höhenmetern gibt es nur noch Gräser. Die Gegend ähnelt wegen der Nähe zu Hokkaido schon sehr Japan, und das nicht nur aufgrund der warmen Geysire und Abflüsse von den Vulkanen. Im Winter, der wohl dreiviertel des Jahres ausmacht, liegt eine solide fünf, oft sogar zwölf Meter hohe Schneedecke über dem ganzen höheren Land. Die letzten Schwünge in der fjordähnlichen Landschaft lassen sich in sattem Schnee bis zwei Meter an den Pazifik heran fahren…

Der tägliche Flieger (mit Sanitätszelle, weil sonst keine Verbindung und das Krankenhaus in Kamchatka nicht gerade für alles gewappnet) setzt auf. Der Anflug mit Schleife zwischen den drei Vulkanen Awachynsky, Koryaksky und Viljuchinsky in Flügelhöhe gebührend. Am Rollfeld steht ein kleines Zelt mit einer nagelneuen Gepäckausgabe. Jedoch viel zu klein und die Russen stehen in vier Reihen direkt davor, keiner lässt jemand anderen ran. Und ausgerechnet unsere Skier kommen als Erstes und lange als Einziges. Breite Schultern von Körpern mit weit über 100 Kilogramm Schlagmasse in Tarnanzügen sind zu überwinden um die Ski am Verschwinden zu hindern.

Dann gleich mal Einkauf für den Bootstrip, der unser erstes Abenteuer in Kamchatka werden sollte. Alla meint "Es ist alles da, nur nix zu Trinken". Ich lade Wasser ein. "Nein, was zu triiiiinkeeeeen!!!!!" heisst es militätrisch und sie zeigt auf das Regal mit Wodka. Als wir alle fertig sind und mit unseren Wagen voll Wodka und Bieren im Einkaufswagen heraus fahren werden wir nochmals zum Kaufen geschickt "Wodka ist immer zu wenig". Wir kauften nochmal und sie hatte Recht.

Wir übernachten mit Blick auf den Hafen, die Bucht, die drei Vulkane in einer Freeride Base - ein Loft nach norwegischem Vorbild. Man rüstet sich in Kamchatka langsam für Sporttouristen. Unglaublich riesige Atom-U-Boote laufen aus und ein. Ich mach mal lieber kein Foto. Daneben gibt es nur eine einzige weitere Möglichkeit für Touristen unterzukommen: Ein "internationales" Hotel - wobei die Dame, die dort in Personalunion Zimmerservice, Rezeption, Nachtdienst und Frühstücksdienst verkörpert, den Google-Übersetzer zum Versuch der Überwindung der Sprachbarriere ins Englische bemüht. Kein Prospekt, kein Name, nichts deutet darauf hin, dass "international" auch was extra-russisches meinen kann. Auch die Zimmernummern sind auf Russisch, für uns also mehr Zimmer"namen," was darin mündete, die Schlüssel einfach auszuprobieren. Es gab eh nur eine Etage mit Zimmern. Warum ich das so genau berichten kann? Bei unserer Abreise sollten wir dann einmal hier nächtigen...

Der Snack, der uns am ersten Abend serviert wird, besteht aus fingerdicken Scheiben von Heilbutt und Lachs. Der rohe Fisch wird hingestellt wie bei uns eben Kekse. Das isst man hier nach dem Essen, wenn man satt ist.

Im Industriehafen mit einem Anteil von 80% Rost steigen wir auf eine der vier Yachten, die am Rand liegen. Ein Katamaran. Ohne Mast. Zwei Aussenboarder, zweieinhalb Stockwerke. Zusätzlich gibt es ein Beiboot für maximal vier Personen, wenn es keine Welle gibt. Alles ist eng und knapp aber das brauchen wir. Wir wollen ja zum Skifahren und nicht noch 10 Jahre warten, bis die hier Kreuzfahrtschiffe gekauft haben. Der Skipper Dima ist ein kräftiger Seebär mit sonnigem Gemüt. Der Eigner Xenia ein pragmatischer flinker, gewiefter Kerl mit viel Mut, russisch auch mit Händen und Füßen zu sprechen. Ansonsten wird nämlich ein Begriff, den man nicht versteht einfach ein dutzend Mal wiederholt, jedoch weder gezeigt, noch umschrieben, auch nicht montagsgemalt oder gedeutet.

Bei der Ausfahrt passiert uns ein Überfall eines kleinen Schlauchers, von dem herüber geschrien wird und mit dem uns der Weg abgeschnitten wird. Haben wir die U-Boot-Ausfahrtsperre missachtet? Irgendeinen Hallo-Beamter-Gruß vergessen? Vergessen Wegzoll zu zahlen? Was sich fies angehört hatte, war nichts anderes als der Marktschrei, man könne bei den Zweien ein ganzes Schlauchboot voller Krabben kaufen. Das taten wir dann auch: Krabben, die sich in der Hand richtig effektiv wehrten und einen Kopf so groß wie einen eingefallenen Fußball hatten.

Auf langer, ruhiger Pazifikwelle fuhren wir 60 Seemeilen die Küste nach Süden. Augenringe vom Fernglas: Militärische Stellungen, alte Leuchttürme und Befeuerungen, viele Wracks und Ruinen waren zu sehen. Allerdings nicht wie in Schottland aus dem Mittelalter. Nein, Wracks und Ruinen einfach aus dem letzten Jahrhundert. Ein Schrei, eine enge Kurve und es ging auf eine Walfamilie zu. Gar nicht so einfach in ihre Nähe zu kommen, denn nach einem kurzen, halbminütigen Auftauchen waren alle drei wieder für mehrere Minuten gänzlich verschwunden. Bis sie dann einfach mal 200 Meter weiter in irgendeiner nicht vorhersehbaren Richtung wieder auftauchten, meterhohe Fontänen bliesen und verschwanden. Aber dann blieben sie doch mal bei uns - tauchten wirklich direkt seitlich am Schiff auf.

Am Weg zu unserem ersten Ziel unternahmen wir auch die erste Skitour. Mit dem Schlaucher setzten wir acht Freetourer plus unsere beiden russischen Bergführer Victor und Igor an Land über. Wir befanden uns in einem Fjord, das sieben Kilometer ins Landesinnere ragt. Die felsigen Berge an der Küste waren um die 700 Meter hoch, im Fjordinneren knapp 1.400 Meter. Wir starteten eine gemütliche Tour an einer kilometerweiten komplett weißen Stelle, an der ein Kar mit Bach ins Meer mündete. Darüber befand sich - natürlich - eine meterdicke geschlossene Schneedecke. Die Gruppe war dank guter alpiner Vorbereitung fit im Schritt und die Bergführer zufrieden. Ein erstes Gipfelerlebnis mit dem Pazifik in drei Richtungen und auch den Bergen in drei Richtungen. Ja, schon auf 750 Metern Seehöhe hat man alle Klimazonen durchlaufen: Schmelzumgewandelter Schnee am Wasser, windgepresster im Schatten und in der Höhe, angetauter gefrorener und firniger in der Sonne und kompakt pulvriger an dunklen, windgeschützten Stellen. Die ersten adrenalinbefeuerten Gipfelbilder wurden geschossen, unter enthusiastischem "Siskiiiiiiiiii"-Schrei in die Kamera: Funktioniert bestens und sorgt für gelöste Stimmung, alles lacht. Die Russen noch mehr. Wir werden aufgeklärt: "Siski" sind Brüste.

Unser Anlegeplatz tief in der Russkaya-Bucht besteht aus zwei alten, dreiviertel verrosteten Küstenschiffen, die da einfach versenkt wurden, damit man einen Hafen hat. Und es funktioniert. Die havarierten Lastenkähne fungieren als beidseitiger Anleger, als Wellenbrecher, als luxuriöses Plumsklo für Wilderer, als Behördenbau, als Werkstätten und als riesiger Grillplatz. A propos Wilderer: Auf Kamchatka gibt es das Wort "jagen", "angeln", "fischen", "Bauer" oder ähnliches nicht. Alles nennt sich "Wilderer" oder "wildern". Und das in einem positiven Wortsinn. Man darf täglich eine große Menge Fleisch und Fisch für Eigenbedarf und Weiterkauf aus der Natur nehmen. Da die Grenze da natürlich schwammig ist, ist das Wort "wildern" vielleicht sogar gerechtfertigt. Jedenfalls bezeichnet man sich offiziell so. Wer sich den Alltag nicht leisten kann wildert. Und wer ihn sich locker leisten kann auch. Die einen hausen und kommen zu Fuß, die andern kommen mit dem Skidoo.

Die Wracks wurden nicht ohne Grund hier versenkt: Es ist die längste Bucht, in der sich die Pazifikwellen auch bei Sturm schon weitestgehend verlaufen haben und es gibt eine gefasste Trinkwasserstelle zum Auffüllen der Bordbestände. Ein altes verfallenes Fischerdorf liegt 200 Meter weiter und war die einzige (ehemalige) menschliche Lebensstätte, die wir bei unseren Touren je gesehen haben. In den verfallen Hütten hausen eben solche Wilderer. Ein Skidoo, ein Schlauchboot, ein halbes Dutzend Hunde. Die Menschen dort sind entweder sehr scheu uns gegenüber oder wollen uns so vielleicht zu verstehen geben, dass wir besser auch von ihnen Abstand halten sollten.

Die erste der Nächte an Bord. Wir sollten uns schnell daran gewöhnen und werden sie wahrscheinlich unser Leben lang vermissen: Um 4 Uhr in der Frühe steht unsere Köchin Elya auf und fängt an ein "kleines" russisches Frühstücksmenü zu kochen. Plinis, richtigen Espresso aus der Bialetti, geschnittenes Obst und jeden Tag eine andere Eierspeise zum Hineinlegen. Die zweieinhalb Wochen würde Elya - eine einfache Mutter von vier mittlerweile erwachsenen Söhnen - diesen Tagesrhythmus haben: Aufstehen 4 Uhr. Kochen und Abspülen bis 10. Schlafen bis 12. Kochen von 12 bis wir wieder kommen um drei oder vier oder fünf. Brozeit. Saubermachen. Kochen. Schlafen während wir verdauen und trinken und singen bis 22 Uhr. Dann aufräumen und saubermachen und wieder ein paar Stunden schlafen bis 4 Uhr in der Frühe. Ihr Frühstück lässt uns glauben, dass wir erst einmal zwei Tage unterwegs sein würden. Und trotzdem bekommen wir noch belegte Brote und Nüsse - die wir sehr als Brotzeit zu schätzen lernten - mit. Das Highlight, an das wir uns viel zu schnell gewöhnten war der Rotlachskaviar. Frisch und in selbstabgefüllten Kilopackungen wurde er hier wie Marmelade zum Frühstück gereicht. Ich verschlang an diesem Tag nach mitteleuropäischen Maßstäben Kaviar für mindesten 500 Euro in einer Frische wie ich es nie mehr erleben werde. In dieser Form wäre der Kaviar wirklich das Geld wert, das er in Europa kostet.

Unser Kapitän bringt uns an eine flache Stelle im Fjord. Es geht los. Schnell. Denn jeder will bis zum Abend das Frühstück wieder von der Hüfte haben. Wenn wir gewusst hätten, was uns abends erwartet, wären wir nochmal schneller gelaufen. Wir visieren eine steile Flanke an, die im Wind war und müssen weit oben ab-, und die Skier an den Rucksack schnallen. Die Bergführer sind zufrieden, wie sich alle anstellen. Wir stehen auf einem erhabenen Vorsprung über der Russkaya Bucht, es ist sonnig und die Temperatur verführt sogar zum kurzzeitigen Oberkörperlüften. Die Abfahrt in einem firnigen Südosthang führt bis in den nächsten Fjord, der noch vereist ist und über eine dicke Schneedecke überquert werden kann. Ein leichtes Röhren ist zu hören. Es kommt von Felsen im Pazifik in Sichtweite. Seelöwen? Aufstieg auf die nächste Bergkette, erneut mit allen Klimazonen. Am Gipfel dann mehrere atemberaubende Optionen um in das Fjord noch eins weiter südlich abzufahren. Man sieht tief unten die Pazifikbrandung in kleinen Felsbuchten. Wir nehmen einen gerade aufgefirnten Südwesthang.

Hang?! Nicht missverstehen! Hier gibt es einfach nur eine einzige große weiße Schneefläche, die unterschiedliche Formen hat und nur an einigen Flanken bricht das Weiß senkrecht über Felsen ins Meer ab. Wie ein Bergland, das abgesägt wurde. Die Weiten der Hänge und unserer Schwünge vereinigen sich zu einem kleinen Tal. Und plötzlich finden wir die erste Bärenfährte. Fußabdrücke so groß wie eine Pfanne für 6 Personen, Klauen wie ein steinzeitlicher Faustkeil. Und klar erkennbar: Seine Winterschlaf-Höhle, seine Walzstätte, seine ersten Löcher bei der Suche nach Essbarem. Und wohin er sich davon trollte: Ins Land hinein. Seltsame Spuren den Berg knapp hundert Meter hoch und eine Rutschspur hinunter - ähnlich der kindlichen Spuren an einem Schlittenberg?! Victor macht uns auf kleine braune Flecken aufmerksam. "Geh du mal ein halbes Jahr nicht aufs Klo - weißt du was du für Verstopfungen hast?! Die will der Bär auch mit allen Verrenkungen loswerden. Das ist Medweshi Kakashki - Bärenscheiße".

Am Ende des kleinen Tals wartet hinter der Brandung unsere Yacht. Auf einem meterhohen Schneeabhang stehend packen wir zusammen und steigen in kleinen Gruppen auf den Schlaucher, der sich in der Brandung beim Ablegen fast zu überschlagen droht. Aber Gore sei Dank muss man seine Freetour-Kleidung dann nicht mal zum Trocknen aufhängen.
Die Fahrt zum Übernachtungsplatz zurück im Fjord brachte uns an den Felsen der Seelöwen vorbei. Was für ein Königreich! Was für ein lärmendes Grunzen! Was für ein ... Geruch! Wir sehen drei Snowboardspuren in einer steilen Eisflanke: Sie gehören zu Xavier de le Rue, der sich gleichzeitig mit uns mit seiner Yacht in der Gegend aufhält und einen Film dreht.

Auf der großen Pazifikwelle fällt mir dann auf, dass wir nur mit einem Motor fahren. "Tja, einer ist jetzt kaputt. Der hat sich ein Wilderer-Netz eingefangen." Ein flaues Gefühl im Magen stellt sich ein, mir wäre jetzt ehrlich gesagt lieber wir hätten noch den Mast. Allein, 60 Seemeilen weg von der nächsten Menschenseele in der Wildnis, vielleicht in den Pazifik abtreibend... Aber ich sollte den Sinn der Russen für Probleme und ihre Lösungen noch zu schätzen lernen.

Ungeahnt dessen haben Skipper Dima und "Reeder" Xenia das Netz einfach geflickt und wieder selbst zum Fangen ausgeworfen. Und gleich am Abend eine Lachsart gefangen, die Elya zum Abendmenü verarbeitete. Was für ein nahrhaftes, dank der einmalig guten Rohmaterialien wildes und nahrhaftes Essen. Unglaublich. Es folgten die nächsten Tage weitere Touren im Küstenbereich mit immer wieder atemberaubender Kulisse durch Delta- und Meanderlandschaften, an Bärenfährten vorbei, durch das kleine verfallene Fischerdörflein, Abfahrten mit Big Mountain Faces. Am Abend wurde gejagt, gefischt, die Gegend mit dem SUP oder Kajak erkundet. Gegrillt wurde auf dem Wrack und ein Abend mit einer weiteren Ski & Sail Gruppe aus Skandinavien und Russland verbracht. Eines nachts rutschte auch den russischen Seebären und Bergführern das Herz in die Hose, als plötzlich mal ein Licht langsam vom Berg herab kam. Das musste man jetzt schon beobachten. Aber es war wohl nur ein verspätet heimkehrender Wilderer aus dem Fischerdorf. Puh.

Am ersten Tag hatte ich noch ein Schneeprofil gegraben, um mit dem jungen aber absolut international erfahrenen Victor mitdenken zu können. Aber als ich die erste Schicht erst in 45cm Tiefe fand - gut verbunden und drüber und drunter schon umgewandelt - und die zweite Schicht von oben in zweieinhalb Meter Tiefe immer noch nicht aufhörte, war mir klar, dass ich so eine Situation noch nie hatte. Hier liegt einfach ein Schneepanzer. Und das Interessante spielt sich nur mit dem Wetter ganz an der Oberfläche ab.

Der Rückweg nach Petropawlowsk war langwierig und kräftezehrend, einerseits wegen dem einen, jetzt alleinigen Motor. Erst hatte ich Schiß - über den Pazifik - mit nur einem Außenboarder. Keine Redundanz. Was wenn.... Aber bei genauem Hinsehen erkannte ich, dass Dima und Xenia ein eingespieltes Team sind: Dima steht am Steuer und ist hochkonzentriert auf die See vor uns. Xenia steht am Bug - neun Stunden lang. Und immer, wenn er etwas im Wasser sieht gibt er Dima Anweisungen, wie wir sicher und ohne Gefahr für den Motor außen rumkommen. Andererseits sind wir allesamt seekrank geworden in der langen Welle und bei der langsamen Fahrt. Bei jeder Welle stoppte das Boot, drohte zurückzusurfen und wurde gedreht. Grausig. Noch einmal fischen wir in einer der Felsen- und Höhlenbuchten, nahe eines Felsens mit wohl einhunderttausend Vögeln. Zu zweit halten wir einfach Angeln mit Blinkern und kleinen Ködern ins Wasser und imitieren kleine Fische. Spätestens alle drei Minuten zappelt was dran und wir holen es aus dem Wasser. Fast wie auf dem Jahrmarkt. Der Eimer füllt sich schnell...

Bilder & Text: Martin Blum

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Jaa, es ist Ende April. Und jaa, ihr habt vermutlich bereits das Bike poliert und seid startklar für den Sommer. Wir haben zum Abschluss des Winters noch ein Schmankerl: In der freeskiers.net-Community hattet ihr die Möglichkeit, eure Tripreports zum besten zu geben. Nun seid ihr gefragt: Stimmt für den Tripreport ab, der euch am besten gefällt!
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Donnerstag, 03 April 2008 03:00

Trip-Report - Unterwegs am Elbrus im Kaukasus

Auch in diesem Winter brachen Martina, Axel und Chris auf nach Russland, um den Kaukasus unsicher zu machen und sich auf die Suche nach dem richtig tiefen Powder und den endlosen "First Tracks" zu begeben.

Publiziert in Reports