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Mittwoch, 14 Februar 2024 09:28

Auf der Suche nach der Glückseligkeit

Zugegeben: Der Titel dieser Story ist abgekupfert vom Bayerischen Rundfunk und einem seiner bekanntesten Protagonisten. Und trotzdem passt er zu dieser Geschichte einfach wie die Faust aufs Aug – oder der Ski in den Schnee.

Wir schreiben das Frühjahr 2023. Der Winter und die Schneemengen, die er brachte, waren gelinde gesagt bescheiden. Mein Freerider- und Skitourenherz sehnte sich nach nur einer einzigen Sache: Schnee. Viel Schnee. Weiß, glitzernd und in Pulverform. Aber ganz gleich, wohin mich die Wetterkarten zuhause im Wohnzimmer auch führten – nirgendwo in der näheren Umgebung schien er sich blicken lassen zu wollen.

Daher war ich erst einmal skeptisch beim Durchlesen der Einladung zum Backcountry Touring Trip, zu dem Patagonia eingeladen hatte. Erste Frage: Wo liegt Kolm-Saigurn? Was sich anhört wie ein Dorf eines walserisch geprägten Landstrichs in der Schweiz oder in Vorarlberg, liegt in Wahrheit im Raurisertal im Salzburgerland. Nächste Frage: Hats denn dort Schnee? Antwort: Ja, und zwar ordentlich! Somit war eine Zusage nur mehr Formalität, und die Suche nach meiner persönlichen Winter-Glückseligkeit wich gedanklich bereits dem Finden derselben.

Einige Tage und Recherche-Stunden später war ich bestens informiert: Gemeinsam mit den Patagonia Athletinnen Lena Stoffel – ihres Zeichens Vizepräsidentin von POW Austria – und Leah Evans sollten wir 2 Tage auf Skitour das Raurisertal erkunden. Falls das Wetter mitspielte, wäre sogar die Skitour auf den Hohen Sonnblick geplant. Falls nicht, hätten wir die einmalige Chance, mit der Observatoriumsgondel, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, hinaufzufahren, wo uns die Leiterin des Instituts, Dr. Elke Ludewig, ihren Arbeitsplatz zeigen würde.

Überhaupt, das Sonnblickobservatorium – eine Legende. Es ging 1886 in Betrieb und erfasst seitdem 365 Tage im Jahr sämtliche Wetterdaten. In dieser gesamten Zeitspanne war es nur 4 Tage unbetreut! Warum an solch exponierter Stelle überhaupt ein Observatorium gebaut wurde, erklärt die Website des Instituts: Beim Weltkongress der Meteorologen im Jahre 1879 in Rom wurde die Erforschung der höheren Luftschichten als gemeinsames Ziel festgelegt. Der damalige Leiter der ZAMG, Julius Hann, machte sich daraufhin auf die Suche nach einem geeigneten Standort und fand diesen im Raurisertal mit seiner modernen Infrastruktur, die wiederum der jahrhundertelangen Bergwerkstätigkeit geschuldet war.

Fürs Skifahrerherz war also gesorgt, fürs Hirn ebenfalls. Was aber war mit Leib und Seele, wie es so schön heißt? Hier kommt der Ammererhof ins Spiel, der auf 1.630 Metern Seehöhe in einem Talkessel, ganz am Ende der Forststraße liegt. Miri und Heli, die den Ammererhof bereits in 3. Generation betreiben, sind hier die Gastgeber – und gemeinsam mit ihrem Team schreiben sie Gastlichkeit groß. “Heimkommen”, nicht “Ankommen”, soll man, wenn man sich bei ihnen einquartiert. Ein Blick auf die Website, und ich will sofort, nein, SOFORT!!!, dorthin. Denn in den Zimmern ist der Sternenblick dank Dachfenstern inklusive. Achja: Abschalten ist im Ammererhof wörtlich zu nehmen – kein Handyempfang, kein Internet. Also nicht schlechter Empfang – kein Empfang.

Solcherart vorbereitet starten wir nach Kolm-Saigurn. Wir, das ist in diesem Fall eine rein weibliche Fahrgemeinschaft. Maria, Julia, Anita, Bettina und ich füllen unser Fahrzeug nicht nur mit Gesprächen, sondern auch mit einer ganzen Menge an Material. Still denke ich bei mir, dass ich, ehrlich gesagt, recht froh bin, dass wir das nicht alles selber rauftragen müssen, sondern einer der Mitarbeiter des Ammererhofs runter ins Tal kommt und unser Equipment die letzten Kilometer auf der Forststraße rauffährt. Noch dazu, wo wir diese Strecke zu Fuß in Angriff nehmen müssen und nicht mal die Ski verwenden können – Schneelage nicht ausreichend. Meine Vorfreude erhält einen Dämpfer. Was, wenn jetzt auf einmal doch nix ist mit dem Finden meiner Glückseligkeit? Mir fällt auf, dass sich nicht nur meine Gedanken ums Suchen und Finden drehen: Anita und Bettina erzählen beide, dass der Wunsch nach einer kurzen Auszeit sie hierher gebracht hat. Dass sie ein paar Tage Erholung vom stressigen Arbeitsalltag, neuen Input und Inspiration suchen – und hoffen, das alles hier zu finden.

Angekommen an unserer KFZ-technischen Endstation, dem Parkplatz am Alpengasthof Bodenhaus, werden wir bereits von Reini erwartet. Während er unser Equipment auf den Anhänger lädt, erzählt er davon, wie er auf den Ammererhof gekommen ist: „Vor etlichen Jahren hab i auf Skitour am Hocharn zufällig Miri getroffen. Sie hat mich zum Essen in den Ammererhof eingeladen, und wir sind danach in Kontakt geblieben. Immer wieder hat sie gefragt, ob ich nicht mal aushelfen will, und irgendwann hab ich zugesagt.“ Er lacht und erzählt weiter: „I war ganz überrascht, dass sie mi dafür bezahlt hat!“ Seit ein paar Jahren gehört er fix zum Team des Ammererhofs. „Gesucht hab ich ursprünglich nur eine tolle Basis für meine Skitouren. Dann sind bei Miri und Heli die Kinder gekommen, und seitdem bin i der Onkel. Gefunden hab ich also eine Familie, vielleicht sogar für immer.“ Aha, auch einer, der hier was gesucht und gefunden hat. Ich bin gespannt, ob ich hier fündig werden werde. Reini beruhigt mich: „Schnee hama genug oben!“

Nach oben geht’s auch für uns, erstmal allerdings zu Fuß auf der Forststraße. Während wir zu Beginn noch durch grünen Wald stapfen, werden langsam, aber sicher, die Schneewechten am Straßenrand höher. Irgendwann, den Ammererhof sehen wir schon, kommen wir hinaus in den offenen Talkessel, der auf ca. 1.600 Metern liegt, majestätisch überragt vom Hohen Sonnblick. Miri und Heli begrüßen uns, wir genießen die letzten Sonnenstrahlen vor dem Haus bevor wir unsere Zimmer beziehen. Bettina und ich steigen ein paar Treppen hinauf – eng und gemütlich ist es, wie man es aus alten Bauernhöfen kennt, in den Nischen fläzen sich die Hauskatzen auf den Polstermöbeln und schauen nur kurz auf, als wir vorbeistapfen. Wir teilen uns ein Zimmer, das eigentlich aus 2 Schlafzimmern, einem Wohnzimmer und einem Bad besteht. Und ich hab Glück: Bettina schläft lieber unten, ich darf also das Schlafzimmer mit Sternenblick in Beschlag nehmen – Jackpot! Als wir nach dem Abendessen und der Vorstellungsrunde in der – muss ich es sagen? - urgemütlichen – Stube, in der das meiste original erhalten geblieben ist, zurückkommen, sehen wir gegenüber vor dem Naturfreundehaus einen Schwarm Stirnlampen. Eine Gruppe des Bundesheers auf Winterübung. Die Jungs schaufeln, graben und werkeln, was das Zeug hält – ob die wohl finden, was sie suchen? Ich jedenfalls suche Schlaf, und finde ihn unter der kuscheligen Daunendecke mit freiem Blick auf die Sterne.

Am nächsten Morgen zeigt sich das Raurisertal von seiner besten und wildesten Seite: Gefühlt alle Wetterzustände spielen sich vor unserem Fenster beim Frühstück ab: Schneeflinseln, Wind, Sonnenschein wechseln sich innerhalb kürzester Zeit ab. Der Hohe Sonnblick aber versteckt sich in dicken Wolken.

Unsere 3 Bergführer Klaus, Klausi und Alex entscheiden, dass wir uns auf den Weg machen. Großartig bereits der Start: Direkt vor dem Ammererhof Auffellen, in die Bindung steigen und dem Wanderweg rund ums Haus folgen. Es geht gemütlich durch den verschneiten Winterwald bergauf und ich muss mir eingestehen, dass ich jetzt schon glücklich bin, egal, was der Tag noch an Abfahrtsmetern bringen sollte. Denn ich hatte den Schnee gefunden und die Ruhe, die er mir bringt, das Gefühl, im Hier und Jetzt zu sein und den Alltag hinter mir zu lassen. Wir gehen nebeneinanderher und unterhalten uns, irgendwann komme ich mit Lena ins Gespräch. Ich frage sie, was sie antreibt, jeden Tag aufs Neue in die Berge zu gehen. „Die Natur gibt mir Kraft. Nach einem Tag auf Ski hab ich was geschafft. Das Schönste ist für mich aber immer das gemeinschaftliche Erlebnis in der Natur.“ Was wir an diesem Tag schaffen, ist vielleicht keine skifahrerische oder alpinistische Höchstleistung – aber es sind die besten Powderturns meines gesamten Winters. Nein, es war nicht sacksteil, sondern easy Waldgelände. Nein, es war kein bauchtiefer Pulverschnee. Aber dass wir auf unserer gemeinsamen Suche nach – endlich – gutem Schnee fündig wurden, zaubert uns allen ein glückseliges Grinsen ins Gesicht.

Später an diesem Tag sollten wir das Sonnblickobservatorium besichtigen, daher führt uns unser Run zurück zum Ammererhof. Bei Kaffee und hausgemachtem Kuchen machen wir es uns in der Stube gemütlich, bis es so weit ist. Birgit und Lenny, beide arbeiten für Patagonia, schweben auf Wolke 7: Denn die von Patagonia unterstütze Kampagne, aus dem Vjosa in Albanien Europas ersten Wildfluss-Nationalpark zu machen, wurde von Erfolg gekrönt, die finalen Dokumente unterzeichnet. „Irgendwie seid ihr, ist Patagonia, auf der Suche nach dem Heiligen Gral, oder?“, frage ich die beiden. Sie sehen mich fragend an. „Naja, wenn alle Menschen das tun, was Patagonia ihnen sagt – Don’t buy this jacket! – ist das Unternehmen obsolet“, führe ich weiter aus, was ich meine. „Ja, stimmt schon“, nicken sie dann. „Ein gutes Bild – wir sind auf der Suche nach dem Heiligen Gral. Wir versuchen, die Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg und verantwortlichem Handeln zu finden. Wenn aber alle tun, was wir postulieren, dann schaffen wir uns selbst ab.“ Lenny ergänzt: „In letzter Konsequenz ist es genau das, was in unseren Unternehmensgrundsätzen geschrieben steht und was wir durch die Spende unseres Unternehmensgewinn zur Bekämpfung der Umweltzerstörung erreichen wollen. Und hey: Wenn das unser Beitrag ist, um die Erde zu retten – so what! Dann haben wir es echt gut gemacht!“

Die nachmittägliche Fahrt auf den Hohen Sonnblick mit der Seilbahn ist was ganz Besonderes: Betriebsleiter Gerhard erklärt uns, dass sie für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Dass wir sie nutzen dürfen, ist wirklich SEHR außergewöhnlich. Beeindruckt schweben wir über die Felsen 1.500 Höhenmeter nach oben. Dr. Elke Ludewig, die Leiterin des Observatoriums, holt uns in der Zittelhütte ab und führt uns durch ihr Allerheiligstes. Sie erklärt, erläutert und gibt Einblick – nicht nur in das Arbeiten am Hohen Sonnblick, sondern auch in die mehr als 100 Jahre andauernden Datenreihen, die eindeutig zeigen, dass die Klimaerwärmung kein Hirngespinst wirrer Wissenschaftler ist, sondern im Gegenteil nicht reeller sein könnte. So aufgekratzt wir nach unserer Tour waren, so nachdenklich sitzen wir in der Gondel bergab. Wir sind irgendwie allesamt damit beschäftigt, diese glasklaren Aussagen zu verarbeiten. So drehen sich auch unsere abendlichen Gespräche um die Frage, wie wir unsere Leidenschaft fürs Skifahren mit einem umweltverträglichen Leben in Einklang bringen könnten.

Am nächsten Tag wachen wir bei klirrend kalten Minusgraden auf – aber der allgegenwärtige Hohe Sonnblick zeigt sich, endlich, in strahlendem Sonnenschein. Was für ein schöner Berg! Noch einmal ziehen wir los auf unseren Fellen, noch einmal suchen wir die schönsten Hänge, den pulvrigsten Schnee, und noch einmal werden wir fündig: First Lines für alle! Nach dem eindrücklichen Vortag genießen wir jeden Schritt – und vor allem jeden Turn – umso mehr. Noch einmal freuen wir uns über Getränke und Kuchen in der wärmenden Sonne auf der Terrasse des Ammererhofs, wärmen uns mit einer Dusche auf und treffen uns in der Stube zum Abendessen. Heute auf der Speisekarte: Nepalesische Küche. Wir schlagen uns die Mägen voll und fallen müde, aber überglücklich in unsere Betten.

Auf der Heimfahrt lassen wir die vergangenen Tage Revue passieren und erkennen erstaunt, dass jede von uns tatsächlich etwas von dem gefunden hat, was sie erhofft hatte zu finden. Eine Auszeit, Ruhe, wunderschöne und beeindruckende Natur – das ist, was es im Raurisertal zu finden gibt. Wenn es das ist, was du suchst – dann kann ich nur empfehlen, das Zimmer zu reservieren. Sternenblick inklusive.


Anreise

Kolm-Saigurn bildet als letzter Ort den Talschluss des Raurisertals im Nationalpark Hohe Tauern im österreichischen Bundesland Salzburg.

Mit dem Auto:

Von München kommend ca. 3 Stunden: Man nimmt man die A8 nach Salzburg, danach geht’s weiter auf der A1 bzw. der A10 Tauernautobahn Richtung Süden bis Ellmauthal. Auf der B311 fährt man weiter bis nach dem Abzweig ins Gasteiner Tal, bevor es Richtung Berg und Embach geht. Man folgt dem Straßenverlauf bis nach Kolm-Saigurn und weiter zum Alpengasthof Bodenhaus bzw. den Parkplätzen Goldwaschen und Bodenhaus.

Von dort geht es, je nach Schneelage, entweder zu Fuß oder mit den Tourenski weiter die Forststraße bergauf bis zum Ammererhof. Tipp: Im Vorhinein schon den Gepäcktransport vereinbaren – dann kommt Reini mit Schnee- und geländegängigem Gefährt runter zur Schranke.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

Von München mit dem Zug nach Taxenbach dauert es etwa 3 Stunden. Von dort geht es mit dem Postbus weiter nach Rauris, und anschließend nach Kolm-Saigurn und zum Alpengasthof Bodenhaus. Achtung: Check die Busverbindung besser schon zuhause!

Übernachten

Ammererhof

„Heimkommen statt Ankommen“ lautet das Motto des Ammererhofs in Kolm Siagurn am Fuß des Hohen Sonnblicks auf 1.630 Metern Seehöhe. Dass das keine leere Worthülle bleibt, liegt an Miri und Heli Tomasek-Mühltaler, die den Ammererhof bereits in 3. Generation mit viel Liebe und einem Team mit unglaublichem Herzblut betreibt. Die Zimmer, Berghütten und Ferienwohnungen sind urgemütlich eingerichtet (Sternenblick inklusive!) und kosten ab 75,00 EUR pro Nacht.

Nach einem Tag am Berg lechzt das Skitouren- und Freeriderherz nach „was G’scheitem“ zu Essen. Im Ammererhof eine Leichtigkeit! Die Küche bietet wirklich jedem Gusto Geschmacksexplosionen am Gaumen – von hausgemachtem Kuchen bis zu nepalesischen Spezialitäten.

ammererhof.at 

Naturfreundehaus Kolm Saigurn

Gegenüber des Ammererhofs befindet sich das Naturfreundehaus Kolm Saigurn. Ganz persönliche Einschätzung: Idyllischer geht es wirklich nicht mehr! „Die Sonnblickbasis Kolm Saigurn – mit Bergbaumuseum, Kapelle und Kneipp-Anlage – ist ein Naturfreunde-Haus, das einzigartig im Erlebnisparadies Nationalpark Hohe Tauern liegt. Hier kommen Mensch und Natur zusammen, wie es nur selten gelingt.“ Stimmt definitiv. Auch Nicht-Mitglieder können hier nächtigen – ab 48,00 EUR pro Nacht.

www.sonnblickbasis.at

Der Hohe Sonnblick und sein Observatorium

Der Hohe Sonnblick (auch Rauriser Sonnblick) misst 3.106 Meter, und ist einer der prominentesten vergletscherten Berge des Alpenhauptkamms in der Goldberggruppe in Salzburg, knapp an der Grenze zu Kärnten gelegen. Auf seinem Gipfel befinden sich das Observatorium Sonnblick und die alpine Schutzhütte Zittelhaus. Die charakteristische Felspyramide auf dem Gipfelstock, sowie die mächtige Nordwand über Kolm-Saigurn, beeindrucken auch den Beobachter, der vom Tal aus nach oben schaut. Noch höher ist hier nur mehr der Hocharn mit seinen 3.254 Metern.

Noch heute erkennt man rund um den Hohen Sonnblick die Überreste der historischen Goldminen, die der Gebirgsgruppe ihren Namen gaben. Die lange Bergbautradition lässt sich auch im 21. Jahrhundert noch nachempfinden beim Goldwaschen in Kolm-Saigurn.

Aufgrund seiner Abgeschiedenheit und dementsprechend der Möglichkeit, „reine“ Wetterdaten zu sammeln, wurde der Hohe Sonnblick als Standort für das 1886 erbaute Sonnblickobservatorium gewählt. Seitdem war Österreichs höchstgelegene meteorologische Beobachtungsstation nur sage und schreibe 4 (in Worten: vier!!!) Tage nicht betreut.

Ein Besuch des Sonnblickobservatoriums ist ein beeindruckendes Erlebnis! Die Pendelbahn, die für die Öffentlichkeit gesperrt ist, führt über 1.500 Höhenmeter von Norden her auf den Gipfel. Mittlerweile hängt auch eine richtige Kabine dran, und nicht mehr die ursprüngliche Holzkiste - die Passagiere danken es: Windspitzen von 120 km/h sind keine Seltenheit, auf dem Gipfel wurde mit -37,5 Grad die tiefste, je in Österreich gemessene Temperatur, aufgezeichnet. Heute betriebt die GeoSphere Austria das Observatorium am hohen Sonnblick, dessen Direktorin Dr. Elke Ludewig ist.

Man kann eine Führung durch das Sonnblickobservatorium buchen – sehr empfehlenswert! Allerdings muss man – wie gesagt – aus eigener Kraft auf den Gipfel kommen. Und leider ist das Zittelhaus am Gipfel und der gastliche Empfang dort nur „rustikal“ zu nennen.

sonnblick.net

www.zittelhaus.at 

Patagonia

Gegründet 1973 von Yvon Chouinard in Kalifornien, hat sich Patagonia von Beginn an dem „Business Unusual“ verschrieben. Sehr bald nach dem Einstieg ins Bekleidungsgeschäft wurde dem Unternehmen klar, welchen Anteil es am globalen Ressourcenverbrauch hatte. Patagonias entschied, jedes Jahr 1% des Umsatzes an Umweltschutzprojekte zu spenden und nahm in der Folge die Rechtsform einer Benefit Corporation an. Im Jahr 2018 schließlich überarbeitete das Unternehmen seinen Zweck: „Wir sind im Geschäft, um unseren Heimatplaneten zu retten.“ Aktuell wird der gesamte Gewinn Patagonia als Dividende an das Holdfast Collective ausgeschüttet, dessen einzige Aufgabe es ist, zur Bekämpfung der Umweltkrise beizutragen. Firmengründer Yvon Chouinard hat es in seinem Brief so ausgedrückt: „Wenn es uns gelingen würde, das Richtige zu tun und gleichzeitig Geld zu verdienen, um die Rechnungen zu bezahlen und eine positive Wirkung zu haben, dann könnten wir Kunden und andere Unternehmen beeinflussen, und auf diese Weise vielleicht das System verändern.“

Dass dies kein Lippenbekenntnis ist, zeigt Patagonia auf vielfältige Weise, nicht zuletzt mit dem Worn Wear Konzept: Ziel ist es, Reparaturen von Kleidung so einfach wie möglich zu machen, damit diese so lange wie möglich genutzt wird. Oder, um es mit einem der ikonischen Werbesujets des Unternehmens zu sagen: „Don’t buy this jacket!“

eu.patagonia.com  

Publiziert in Reports
Donnerstag, 01 Februar 2024 11:32

SkyPOWder

Bei SkyPOWder hast du die Möglichkeit dich zwischen verschiedenen (Ski) Verleih-Optionen zu entscheiden. Möchtest du die Skier lediglich für ein Wochenende oder gar für eine Saison? Auch ein Kauf mit vorherigen Testen ist möglich. Verliehen werden Ski von der Brand Rocky Mountain Underground (RMU). Diese werden in Schweden mit 100% erneuerbaren Energien produziert und RMU gibt eine Lebenslange Garantie auf Herstellungsfehler. Von der SkyPOWder Crew bekommst du noch Felle und Harscheisen für deine Touren mit dazu, somit sollte auch einer Hochtour nichts im Wege stehen. Wenn du dich für einen Freeride (Touren) Ski entschieden hast, schickst du SkyPOWder die Sohlenlänge deines Skischuhs und das Team kann schon mal alles vorbereiten, bevor du alles in Oberhaching (München) abholen kannst.

Aktuell sucht SkyPOWder einen Ambassador*in (18-30 Jahre) für ihr junges Unternehmen. Bewirb dich unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

oder nutze folgenden Link für weitere Infos:

www.skypowder.de/ambassador

 

Publiziert in News
Donnerstag, 14 Dezember 2023 11:31

„INFINITA PATAGONIA“ by Nadine Wallner

Für ihr neues Film-Projekt „INFINITA PATAGONIA“ begibt sich die Österreicherin Nadine Wallner auf eine atemberaubende Reise auf die Südhalbkugel.

El Chaltén, Fitz Roy und Cerro Torre – wenn Alpinisten diese Begriffe hören, fängt das Kopfkino an. Für viele Kletterer und Freerider sind es wahre Sehnsuchtsorte, die auf ihrer Bucketlist ganz weit oben stehen. Auch Extremsportlerin Nadine Wallner machte sich auf die Reise auf die Südhalbkugel, genauer gesagt nach Patagonien – um am Ende der Welt auf neuen Freeride-Spots zu shredden und die Leute sowie die Kultur im diesem so fernen Land kennenzulernen. Tauche mit „INFINITA PATAGONIA" by Nadine Wallner ein in die fabelhafte Welt von El Chaltén in Patagonien. Erlebe dank spannender behind the scenes hautnah Einblicke, wie sich Nadine Wallner und ihre Crew um Max Odell, Caro North, Niki Salenon sowie Chiro und Sandra Mooser step by step und mit vielen Höhen und Tiefen an die Abenteuer in Patagonien, die unberührten Freeski-Lines und das unberechenbare Wetter herangetastet haben.

Abgelegene Abfahrten, traumhafte Aussichten, einmalige Erlebnisse – der spanische Begriff "INFINITA" ist das perfekte Vokabel für das Projekt, das Nadine Wallner in Patagonien in Angriff nahm. Im Deutschen würde man INFINITA mit unendlich, endlos, grenzenlos oder unermesslich übersetzen ... und diese Begriffe matchen sich zu 100 Prozent mit dem, wie es sich anfühlt, wenn Sport-Multitalent Nadine Wallner über das Erlebte erzählt.

"INFINITA PATAGONIA" mit seinen unvergesslichen Momenten in Patagonien ist ein Masterpiece für alle Outdoor-Enthusiasten und Bergsport-Fans.

Der wankelmütige Wettergott

Homebase war El Chaltén, ein kleiner Ort in Patagonien im Süden von Argentinien. Dieser liegt im Departamento Lago Argentino in der Provinz Santa Cruz, nahe der chilenischen Grenze am nördlichen Rande des Nationalparks Los Glaciares. Für Nadine Wallner war diese Location perfekt, weil El Chaltén den direktesten Zugang zu den Bergmassiven des Cerro Torre und des Fitz Roy bietet – ideal, um mit ihrer Crew die Region auszukundschaften und atemberaubende Lines zu finden.

So unendlich die Weiten in Patagonien rund um die imposanten Berggipfel Fitz Roy und Cerro Torre, so wechselhaft sind auch die Wetterbedingungen. "Wenn man sich auf einen Trip nach El Chaltén macht, kann man damit planen, dass Vieles unplanbar ist", bringt es Nadine Wallner auf Punkt. "Es kann auch passieren, wenn man zwei Wochen in Patagonien verbringt, dass sich kein einziges Wetterfenster auftut für eine größere Tour – oder man hat Glück und findet ein perfektes Timing", beschreibt Nadine Wallner das Wetter-Lotteriespiel. Nicht umsonst heißt der Fitz Roy (3.406m) in der Sprache der Ureinwohner "Chaltén", was "der Rauchende" bedeutet, weil die Gipfel oft von Wolken umgeben sind. Aufgrund seiner Beschaffenheit und extremen, unberechenbaren Wetterverhältnisse gilt dieser Berg als äußerst schwer zu besteigen. Auch der Cerro Torre (3.128m) hat viele Tücken: Unter Bergsteigern gilt er als einer der schwierigsten und zugleich aber auch schönsten Gipfel der Welt – und das Wetter ist eine stets unberechenbare Variable in den Tourplanungen.

"Du kannst alles im Voraus planen und noch so gut vorbereitet sein – wenn das Wetter nicht mitspielt, macht es jede Planung zunichte", weiß Nadine Wallner, dass man kreativ sein und auch mal eine Tour verschieben oder abbrechen muss, wenn das Wetter kurzfristig umschlägt. Genau diese Kreativität und die dafür notwendige Vielseitigkeit ist es aber auch, die Nadine Wallner auszeichnet. Gemeinsam mit Max Odell, Caro North, Niki Salenon sowie Chiro und Sandra Mooser, entdeckte sie teils noch unbekannte Freeride-Linien und erlebte einmalige Momente, die sie für immer im Gedächtnis haben wird. "Eines meiner Highlights war auf jeden Fall das Gebiet um den Milodon-Gletscher", betont Nadine Wallner. "Es ist eine beeindruckende und gleichzeitig herausfordernde Umgebung. Das Wetter war tückisch, es herrschte durch den ständigen Wind Lawinengefahr, aber es war etwas ganz Besonderes. Ich weiß, dass ich sicher nicht das letzte Mal dort war und dass ich nochmal hier herkommen werde."

Sicherheit durch Erfahrung und Talent

Je unberührter die Natur, je weiter weg von der Homebase in Chaltén, desto mehr mussten Nadine Wallner und ihre Crew bei ihren Touren und Abfahrten darauf achten, nicht zu viel Risiko einzugehen. "Wir wussten, dass jeder Sturz gefährlich sein kann. Anders als in Europa und in den Alpen, wo man im Notfall per Helikopter rasch zur Erstversorgung gelangt, können hier Rettungsteams durch das Wetter oft nur zu Fuß zu Hilfe kommen", sagt Nadine Wallner. Sie zählt in der Freeski-Szene zu den Top-Technikerinnen – dieses Talent und ihr kombiniertes Know-how als Freeriderin sowie Alpinistin waren das Fundament für die Abenteuer in der schroffen und ungezähmten Landschaft dieser einzigartigen Region.

Publiziert in Reports
Montag, 11 Dezember 2023 12:28

Freeride/Freetouring Camp mit Roman Rohrmoser

Freeride Camp in Hochfügen

28.01.2024 bis 30.01.2024

Powder pur! Bei diesem Camp geht es vor allem um viele Tiefenmeter im weißen Gold. Verbessere deine Technik mit Roman Rohrmoser. Du erlebst Abfahrten in Seitentälern, anschließend wird wieder raus gequert oder mit den Fellen aufgestiegen. Je nach Schnee- und Lawinensituation sind gute Runs garantiert! Weiters erwarten dich good times, eine Menge Spaß inkl. Après-Ski Bier direkt bei der Ski in/Ski out Lodge.

Anforderungsprofil: Sportliches, kontrolliertes Skifahren auf allen Pisten und bei allen Schneebedingungen. Du solltest schon einmal eine Skitour gegangen sein und dich im Gelände wohlfühlen und auch etwas an Ausdauer mitbringen.

Mitzubringen sind: LVS Gerät, Schaufel, Sonde und einen Airbag

https://www.hochfuegenski.com/planen-buchen/erlebnisse-kurse/freeride-camp/

 

Freetouring Camp by Contour in Hochfügen

29.03.2024 bis 31.03.2024

Verbessere bei diesem Camp deine Abfahrt und Aufstiegstechnik und lerne diverse alpine Gefahren kennen. Abfahren, aufsteigen, raus queren, repeat. Es erwarten dich eine Menge Spaß inklusive einem Bier im Après-Ski.

Anforderungsprofil: Sportliches, kontrolliertes Skifahren auf allen Pisten und bei allen Schneebedingungen. Du solltest schon einmal eine Skitour gegangen sein und dich im Gelände wohlfühlen und auch etwas an Ausdauer mitbringen.

Mitzubringen sind: LVS Gerät, Schaufel, Sonde und einen Airbag

https://www.hochfuegenski.com/planen-buchen/erlebnisse-kurse/freetouring-camp/

Publiziert in Events
Donnerstag, 30 November 2017 15:51

Freetouring-Abenteuer in Kamchatka - Teil II

Kamchatka sagt den meisten Freeride-Interessierten spätestens seit Travis Rice‘ „The Fourth Phase“ was, seitdem können viele Freerider die Halbinsel zumindest grob geografisch einordnen. Dort gewesen sind aber nur die Allerallerwenigsten. Wir nervten unsere Freundin und professionelle Reiseführerin Alla schon lange damit, dass wir ihr Heimatland endlich kennenlernen wollten. Alla Ganster Skitour und Fotoreisen Kamchatka ist auf Skitour- und Fotoreisen im Kamchatkagebiet spezialisiert. Ursprünglich von dort stammend lebt sie mittlerweile verheiratet im Zillertal. Und nachdem wir lange genug genervt hatten, lud sie schließlich einen engen Freundeskreis ein, ihr Heimatland zu entdecken. Was den abenteuerlustigen Freetourer auf der russischen Halbinsel erwartet, lest ihr hier im mehrteiligen Tripreport von Martin Blum.

Alla will uns das wilde russische Hinterland zeigen. Im Sommer kennt sie es wie ihre Westentasche. Doch im Winter liegen über dem weiten flachen Land mit langen Tälern zwischen den einzelnen Vulkanen bis zu 12 Meter Schnee. Einzige mit viel Aufwand zivilisierbar zu machende Stelle ist eine Sommer-Ranger Hütte zwischen den Vulkanen Gorely und Mudnowsky. 70 km entfernt von jeder Stelle, an der man im Winter überleben kann. Ja, es führt eine einzelne Strasse bis auf zehn Kilometer hin. Denn dies ist die Hauptstraße in den Süden, da steht das Kraftwerk von Kamchatka: Ein Geothermiekraftwerk am Nordostfuß des Mudnowsky. Nur knapp fünf Kilometer weg von Petropawlowsk liegt diese Straße bis Juni noch unter einer zwei Meter dicken Schneeschicht. Versorgungsfahrten gibt es ein paar Mal die Woche, da verwandeln LKWs mit Allrandantrieb die erst noch matschige Straße in eine für alles andere unbefahrbare Matschrille und graben sich dann einfach mit ihren Reifen über den kompakten Schnee, auf dem flachen Unterboden schleifend. In Gängen, die bei europäischen Kraftfahrzeugen wohl in etwa einem Zehntel des ersten Ganges entsprechen.

Das Konzept um zu der Ranger-Hütte zu gelangen sieht folgendermaßen aus: Mit den Jeeps soweit es geht in diesen Matschrillen - es ging nicht weit. Und dann auf vier Skidoos - zwei davon mit Anhänger – umsatteln. Wir packten unsere Skidoos und nahmen mit: Flaschenweise Gas für den Herd (Ja, unsere geniale Köchin Elya begleitete uns auch hierher), Holz (denn woher sollten wir in der weißen Wüste Heizmaterial bekommen), einen ganzen Schlitten wunderbare sibirische Rohkost für unseren viertägigen Aufenthalt und unser Skitourenmaterial. Die Bergführer und zwei von uns hängten sich noch mit dem Strick an die Schlitten, der Rest hatte sitzend oder stehend Platz.

Wer sind eigentlich diese Jungs, die uns mit dem Skidoo fahren? Zu allererst sind sie jedenfalls verdammt cool. Schwarz gekleidet von oben bis unten, wie in Motorrad-Kleidung nur ohne Helm und mit fetter Goggle. Jeder hat einen anderen Marken oder Plagiat-Skidoo und kennt sich natürlich aus als wäre er schon 900.000 Kilometer damit gefahren. Und das nicht nur über Schnee. Dass diese Erfahrungen durchaus hilfreich waren, konnten wir schon nach wenigen Kilometern live erleben… Obwohl der matschige und schnell nur noch durch zwei Rinnen im Schnee erkennbare Weg immer nah war, befanden wir uns voll im Hinterland. Lärchen aller Größen, Steinbirken, Bach- und Flußläufe, schräge Abhänge, zu steile Passagen für die schwer beladenen Schlitten. Oder tief eingewehte Rinnen, in denen der Skidoo nur mit Tricks Traktion bekam. An schwierigen Stellen coachte man sich gegenseitig, schob mit an oder leitete den Schlitten über eine Schneebrücke über Bäche oder aber stützte ihn gegen das Kippen in Löcher. Dabei hatte jeder der Skidoo-Ranger seine eigenen Methoden für genau seinen Skidoo.

Eine angenehme russische Eigenschaft übrigens: Pläne gibt es nicht mehr für alles, das war früher. Und es ist schön ohne Plan. Dann passiert halt schon mal was. Aber da fängt der Russe erst an, Spaß zu haben, während der zivilisierte Europäer wildgestikulierend "kaputt" und "Oh Gott" ruft. Jetzt erst wird die Kreativität entwickelt, wie man es lösen könnte. Muss ja nicht für immer sein. Es muss nur das Gefühl da sein, dass es weiter geht. Kracht es nochmal, dann kann man ja wieder kreativ werden. Ich möchte zukünftig in jedem Entwicklungsteam, das große Dinge bewegen soll, einen Russen haben. Der springt an, wenn alle anderen verzweifeln.

So ist uns das zum Beispiel mit einer Anhängerkupplung passiert. Gebrochen. Drei Leute zurück lassen? Mitten im Schneesturm? Proviant, Heizmaterial oder unsere Ausrüstung zurücklassen? Nein, die Anhängerkupplung wird einfach anders herum eingebaut, einseitig belastet gefahren und als sie nochmals bricht kurzerhand durch ein Seil und später durch nochmal ein anderes ersetzt. Dabei gilt die eiserne Regel: Ein Problem ist das Problem des Skidoo-Fahrers, an dessen Kupplung es gebrochen ist. Er - und nur er - darf kreativ werden. Die anderen stehen ohne blöde Sprüche bei ihm, warten und helfen - wenn er es will. Er darf selbst machen und entscheiden wie es weitergeht. Es gab natürlich einen, "das Walroß", der wohl erfahrener war. Aber auch er hatte die Klappe nicht mehr offen als die anderen. Und er kümmerte sich ohnehin um das Wichtigste, um unsere Elya. Die es echt geschafft hatte, bei der achtstündigen Fahrt größtenteils auf dem Rücken vom Walroß ... zu schlafen!

Acht Stunden Fahrt brachten uns sukzessive ins stürmische Hinterland, in dem dann alle Pflanzen verschwanden, keine Spuren mehr zu sehen waren. Über Pässen und Tälern hing ein ständiger Whiteout. Nur Streckenweise konnten wir uns an den Stromleitungen des Kraftwerks orientieren. Sonst Weiß. Totales Weiß. Immer wieder mussten wir an kürzeren oder längeren Steigungen die Schlitten abhängen, die Skidoos zogen die Schlitten dann einzeln und wir schlurften durch den Schnee nach oben - oder fuhren angeschnallt nach unten.

Wir sprachen erst später darüber - aber jeder machte sich zum ersten Mal im Leben Gedanken über seine Risikobereitschaft. Wir waren eine Tagesreise entfernt von jeder Zivilisation. Eine sehr beschwerliche Tagesreise, die man nur mit bester Fitness bestehen könnte. Würde man krank werden oder sich ernsthaft verletzten würde es zwei Tage dauern, jemanden nach Petropawlowsk zu bringen. Und das Krankenhaus dort kann nicht alles, das würde im Ernstfall bedeuten auf das nächste Flugzeug zu warten und in die Sanitätszelle eingeladen zu werden. Danach käme ein Flug von acht Stunden durch zehn Zeitzonen nach Moskau. Dort gäbe es dann endlich Versorgung. Das sollte man nicht riskieren, weil man es wohl kaum überleben würde. Selbst ein kleiner Ast im Bauch oder der Skistock irgendwo könnten tödlich enden. Ja, wir hatten mit Satellitentelefon und Notfall-Diensten vorgesorgt. Aber wären die auf der anderen Seite so gut organisiert, die Expeditionsgruppe ausfindig zu machen? Hört der Sturm irgendwann einmal auf, so dass ein Heli kommen könnte? Wahrscheinlich nicht. Die einzige Lösung bleibt also, dass nichts passiert - wir blieben also letztlich jede Sekunde hochkonzentriert. Auch nach acht Stunden aufreibender Fahrt durch das Whiteout.

Die Hütte war ein recht neuer Bau, aber wohl nie fertig geworden und auch mit schon wieder undichtem Dach. Gut geplant war sie so gebaut, dass sie nicht eingeschneit wurde, dafür halt dem Wind ausgesetzt da stand. Auch im Whiteout. 20 Meter von der Haustüre gab es eine kleine Holzspitze, die etwa einen halben Meter aus dem Schnee empor ragte - das Klo! Zwei von uns machten sich heldenhaft daran, es freizulegen und auch noch zu renovieren, so dass wir die vier Tage das sauberste Hüttenklo hatten, das ich je gesehen habe. Dazu hatten die beiden zwar zwei der frisch erworbenen Wodka-Flaschen benötigt, aber das hat sich nun wirklich rentiert!

Was folgte waren sibirische Tage mit einigen Skitouren auf die umliegenden Vulkane. Elya hatte noch mehr als vorher zu tun – wir waren ja 13 Personen und sie schlief immer dann, wenn wir gerade ein traumhaftes Essen hatten und den Möglichkeiten nachgingen, die einem der Wodka verleiht…

Das Wildlife stand hier beinahe still. Kein einziger Busch oder Stamm, kein Insekt, kein Vogel. Doch auf den Skitouren trafen wir immer wieder auf Schneehasen. Äußerst hübsche Bengel, die den Menschen auch noch nicht als Bedrohung identifizieren. Und - als Konterpart - stand eines Nachts ein Fuchs vor der Türe. Der hatte schon eher Respekt. Doch das vom langen Winter genauso ausgehungerte wie prachtvolle Tier kämpfte aus Angst zu verhungern gegen die Angst, gefangen zu werden, an und schlich immer wieder um uns herum.

Bei gutem Wetter ließen wir es dann auch schon mal krachen mit den Skidoos: Ohne Gepäck mit großem Karacho über die verblasenen Weiten an einem der schönen Vulkane. Hinauftouren (denn den Skidoos wurde es schnell zu steil), Abfahrt auf einer anderen Seite, wo uns am Nachmittag mit freiem Oberkörper die Skidoo-Ranger erwarteten. Elya hatte schon wieder Brotzeit hergerichtet, die mit Lachs, Kaviar und Heilbutt in der zivilisierten Welt eher ein sündhaft teures Buffet gewesen wäre. Und mit Wodka begleitet wurde.
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Donnerstag, 16 November 2017 11:32

Abenteuer Freetouring in Kamchatka

Kamchatka sagt den meisten Freeride-Interessierten spätestens seit Travis Rice‘ „The Fourth Phase“ was, seitdem können viele Freerider die Halbinsel zumindest grob geografisch einordnen. Dort gewesen sind aber nur die Allerallerwenigsten. Wir nervten unsere Freundin und professionelle Reiseführerin Alla schon lange damit, dass wir ihr Heimatland endlich kennenlernen wollten. Alla Ganster Skitour und Fotoreisen Kamchatka ist auf Skitour- und Fotoreisen im Kamchatkagebiet spezialisiert. Ursprünglich von dort stammend lebt sie mittlerweile verheiratet im Zillertal. Und nachdem wir lange genug genervt hatten, lud sie schließlich einen engen Freundeskreis ein, ihr Heimatland zu entdecken. Was den abenteuerlustigen Freetourer auf der russischen Halbinsel erwartet, lest ihr hier im mehrteiligen Tripreport von Martin Blum.

Kamchatka ist eine sibirische Halbinsel zwischen Japan und der Behringstraße und liegt direkt auf dem Vulkanring rund um den Pazifik. Am „Ring of Fire“ ist es das Land mit den meisten aktiven Vulkanen. Entdeckt wurde Kamchatka erst sehr spät, da es auf dem Landweg nicht zu erreichen ist: riesige sibirische Permafrost- und Sumpfgebiete verhindern das. Ursprünglich gab es eine Handvoll Ureinwohner ähnlich den nordamerikanischen First Nations, besiedelt wurde Kamchatka dann von Russischstämmigen, um einen möglichst weit im Osten gelegenen Marinestützpunkt zu errichten. Heute – ungefähr zehn Jahre, nachdem Kamchatka für Nicht-Militärs geöffnet wurde – leben die knapp 180.000 Einwohner fast zur Gänze in Petropawlowsk.

Die Stadt liegt in einer Bucht und wird von nicht weniger als drei Vulkanen umrahmt, von denen der höchste die 3.000 Meter locker knackt. Begibt man sich in die Wildnis, so beeindrucken die großen Sumpfgegenden an den Flüssen gleichermaßen wie die farben-, flora- und artenreichen Hochebenen und Küstengebirge. Jeweils in Tagesmarschdistanz sind die unterschiedlichsten Vulkane zu erreichen. Entsprechend der nördlichen Lage stehen Bäume nur auf den unteren 100 bis 200 Höhenmetern, dann geht es schnell in Latschen über und jenseits von 500 Höhenmetern gibt es nur noch Gräser. Die Gegend ähnelt wegen der Nähe zu Hokkaido schon sehr Japan, und das nicht nur aufgrund der warmen Geysire und Abflüsse von den Vulkanen. Im Winter, der wohl dreiviertel des Jahres ausmacht, liegt eine solide fünf, oft sogar zwölf Meter hohe Schneedecke über dem ganzen höheren Land. Die letzten Schwünge in der fjordähnlichen Landschaft lassen sich in sattem Schnee bis zwei Meter an den Pazifik heran fahren…

Der tägliche Flieger (mit Sanitätszelle, weil sonst keine Verbindung und das Krankenhaus in Kamchatka nicht gerade für alles gewappnet) setzt auf. Der Anflug mit Schleife zwischen den drei Vulkanen Awachynsky, Koryaksky und Viljuchinsky in Flügelhöhe gebührend. Am Rollfeld steht ein kleines Zelt mit einer nagelneuen Gepäckausgabe. Jedoch viel zu klein und die Russen stehen in vier Reihen direkt davor, keiner lässt jemand anderen ran. Und ausgerechnet unsere Skier kommen als Erstes und lange als Einziges. Breite Schultern von Körpern mit weit über 100 Kilogramm Schlagmasse in Tarnanzügen sind zu überwinden um die Ski am Verschwinden zu hindern.

Dann gleich mal Einkauf für den Bootstrip, der unser erstes Abenteuer in Kamchatka werden sollte. Alla meint "Es ist alles da, nur nix zu Trinken". Ich lade Wasser ein. "Nein, was zu triiiiinkeeeeen!!!!!" heisst es militätrisch und sie zeigt auf das Regal mit Wodka. Als wir alle fertig sind und mit unseren Wagen voll Wodka und Bieren im Einkaufswagen heraus fahren werden wir nochmals zum Kaufen geschickt "Wodka ist immer zu wenig". Wir kauften nochmal und sie hatte Recht.

Wir übernachten mit Blick auf den Hafen, die Bucht, die drei Vulkane in einer Freeride Base - ein Loft nach norwegischem Vorbild. Man rüstet sich in Kamchatka langsam für Sporttouristen. Unglaublich riesige Atom-U-Boote laufen aus und ein. Ich mach mal lieber kein Foto. Daneben gibt es nur eine einzige weitere Möglichkeit für Touristen unterzukommen: Ein "internationales" Hotel - wobei die Dame, die dort in Personalunion Zimmerservice, Rezeption, Nachtdienst und Frühstücksdienst verkörpert, den Google-Übersetzer zum Versuch der Überwindung der Sprachbarriere ins Englische bemüht. Kein Prospekt, kein Name, nichts deutet darauf hin, dass "international" auch was extra-russisches meinen kann. Auch die Zimmernummern sind auf Russisch, für uns also mehr Zimmer"namen," was darin mündete, die Schlüssel einfach auszuprobieren. Es gab eh nur eine Etage mit Zimmern. Warum ich das so genau berichten kann? Bei unserer Abreise sollten wir dann einmal hier nächtigen...

Der Snack, der uns am ersten Abend serviert wird, besteht aus fingerdicken Scheiben von Heilbutt und Lachs. Der rohe Fisch wird hingestellt wie bei uns eben Kekse. Das isst man hier nach dem Essen, wenn man satt ist.

Im Industriehafen mit einem Anteil von 80% Rost steigen wir auf eine der vier Yachten, die am Rand liegen. Ein Katamaran. Ohne Mast. Zwei Aussenboarder, zweieinhalb Stockwerke. Zusätzlich gibt es ein Beiboot für maximal vier Personen, wenn es keine Welle gibt. Alles ist eng und knapp aber das brauchen wir. Wir wollen ja zum Skifahren und nicht noch 10 Jahre warten, bis die hier Kreuzfahrtschiffe gekauft haben. Der Skipper Dima ist ein kräftiger Seebär mit sonnigem Gemüt. Der Eigner Xenia ein pragmatischer flinker, gewiefter Kerl mit viel Mut, russisch auch mit Händen und Füßen zu sprechen. Ansonsten wird nämlich ein Begriff, den man nicht versteht einfach ein dutzend Mal wiederholt, jedoch weder gezeigt, noch umschrieben, auch nicht montagsgemalt oder gedeutet.

Bei der Ausfahrt passiert uns ein Überfall eines kleinen Schlauchers, von dem herüber geschrien wird und mit dem uns der Weg abgeschnitten wird. Haben wir die U-Boot-Ausfahrtsperre missachtet? Irgendeinen Hallo-Beamter-Gruß vergessen? Vergessen Wegzoll zu zahlen? Was sich fies angehört hatte, war nichts anderes als der Marktschrei, man könne bei den Zweien ein ganzes Schlauchboot voller Krabben kaufen. Das taten wir dann auch: Krabben, die sich in der Hand richtig effektiv wehrten und einen Kopf so groß wie einen eingefallenen Fußball hatten.

Auf langer, ruhiger Pazifikwelle fuhren wir 60 Seemeilen die Küste nach Süden. Augenringe vom Fernglas: Militärische Stellungen, alte Leuchttürme und Befeuerungen, viele Wracks und Ruinen waren zu sehen. Allerdings nicht wie in Schottland aus dem Mittelalter. Nein, Wracks und Ruinen einfach aus dem letzten Jahrhundert. Ein Schrei, eine enge Kurve und es ging auf eine Walfamilie zu. Gar nicht so einfach in ihre Nähe zu kommen, denn nach einem kurzen, halbminütigen Auftauchen waren alle drei wieder für mehrere Minuten gänzlich verschwunden. Bis sie dann einfach mal 200 Meter weiter in irgendeiner nicht vorhersehbaren Richtung wieder auftauchten, meterhohe Fontänen bliesen und verschwanden. Aber dann blieben sie doch mal bei uns - tauchten wirklich direkt seitlich am Schiff auf.

Am Weg zu unserem ersten Ziel unternahmen wir auch die erste Skitour. Mit dem Schlaucher setzten wir acht Freetourer plus unsere beiden russischen Bergführer Victor und Igor an Land über. Wir befanden uns in einem Fjord, das sieben Kilometer ins Landesinnere ragt. Die felsigen Berge an der Küste waren um die 700 Meter hoch, im Fjordinneren knapp 1.400 Meter. Wir starteten eine gemütliche Tour an einer kilometerweiten komplett weißen Stelle, an der ein Kar mit Bach ins Meer mündete. Darüber befand sich - natürlich - eine meterdicke geschlossene Schneedecke. Die Gruppe war dank guter alpiner Vorbereitung fit im Schritt und die Bergführer zufrieden. Ein erstes Gipfelerlebnis mit dem Pazifik in drei Richtungen und auch den Bergen in drei Richtungen. Ja, schon auf 750 Metern Seehöhe hat man alle Klimazonen durchlaufen: Schmelzumgewandelter Schnee am Wasser, windgepresster im Schatten und in der Höhe, angetauter gefrorener und firniger in der Sonne und kompakt pulvriger an dunklen, windgeschützten Stellen. Die ersten adrenalinbefeuerten Gipfelbilder wurden geschossen, unter enthusiastischem "Siskiiiiiiiiii"-Schrei in die Kamera: Funktioniert bestens und sorgt für gelöste Stimmung, alles lacht. Die Russen noch mehr. Wir werden aufgeklärt: "Siski" sind Brüste.

Unser Anlegeplatz tief in der Russkaya-Bucht besteht aus zwei alten, dreiviertel verrosteten Küstenschiffen, die da einfach versenkt wurden, damit man einen Hafen hat. Und es funktioniert. Die havarierten Lastenkähne fungieren als beidseitiger Anleger, als Wellenbrecher, als luxuriöses Plumsklo für Wilderer, als Behördenbau, als Werkstätten und als riesiger Grillplatz. A propos Wilderer: Auf Kamchatka gibt es das Wort "jagen", "angeln", "fischen", "Bauer" oder ähnliches nicht. Alles nennt sich "Wilderer" oder "wildern". Und das in einem positiven Wortsinn. Man darf täglich eine große Menge Fleisch und Fisch für Eigenbedarf und Weiterkauf aus der Natur nehmen. Da die Grenze da natürlich schwammig ist, ist das Wort "wildern" vielleicht sogar gerechtfertigt. Jedenfalls bezeichnet man sich offiziell so. Wer sich den Alltag nicht leisten kann wildert. Und wer ihn sich locker leisten kann auch. Die einen hausen und kommen zu Fuß, die andern kommen mit dem Skidoo.

Die Wracks wurden nicht ohne Grund hier versenkt: Es ist die längste Bucht, in der sich die Pazifikwellen auch bei Sturm schon weitestgehend verlaufen haben und es gibt eine gefasste Trinkwasserstelle zum Auffüllen der Bordbestände. Ein altes verfallenes Fischerdorf liegt 200 Meter weiter und war die einzige (ehemalige) menschliche Lebensstätte, die wir bei unseren Touren je gesehen haben. In den verfallen Hütten hausen eben solche Wilderer. Ein Skidoo, ein Schlauchboot, ein halbes Dutzend Hunde. Die Menschen dort sind entweder sehr scheu uns gegenüber oder wollen uns so vielleicht zu verstehen geben, dass wir besser auch von ihnen Abstand halten sollten.

Die erste der Nächte an Bord. Wir sollten uns schnell daran gewöhnen und werden sie wahrscheinlich unser Leben lang vermissen: Um 4 Uhr in der Frühe steht unsere Köchin Elya auf und fängt an ein "kleines" russisches Frühstücksmenü zu kochen. Plinis, richtigen Espresso aus der Bialetti, geschnittenes Obst und jeden Tag eine andere Eierspeise zum Hineinlegen. Die zweieinhalb Wochen würde Elya - eine einfache Mutter von vier mittlerweile erwachsenen Söhnen - diesen Tagesrhythmus haben: Aufstehen 4 Uhr. Kochen und Abspülen bis 10. Schlafen bis 12. Kochen von 12 bis wir wieder kommen um drei oder vier oder fünf. Brozeit. Saubermachen. Kochen. Schlafen während wir verdauen und trinken und singen bis 22 Uhr. Dann aufräumen und saubermachen und wieder ein paar Stunden schlafen bis 4 Uhr in der Frühe. Ihr Frühstück lässt uns glauben, dass wir erst einmal zwei Tage unterwegs sein würden. Und trotzdem bekommen wir noch belegte Brote und Nüsse - die wir sehr als Brotzeit zu schätzen lernten - mit. Das Highlight, an das wir uns viel zu schnell gewöhnten war der Rotlachskaviar. Frisch und in selbstabgefüllten Kilopackungen wurde er hier wie Marmelade zum Frühstück gereicht. Ich verschlang an diesem Tag nach mitteleuropäischen Maßstäben Kaviar für mindesten 500 Euro in einer Frische wie ich es nie mehr erleben werde. In dieser Form wäre der Kaviar wirklich das Geld wert, das er in Europa kostet.

Unser Kapitän bringt uns an eine flache Stelle im Fjord. Es geht los. Schnell. Denn jeder will bis zum Abend das Frühstück wieder von der Hüfte haben. Wenn wir gewusst hätten, was uns abends erwartet, wären wir nochmal schneller gelaufen. Wir visieren eine steile Flanke an, die im Wind war und müssen weit oben ab-, und die Skier an den Rucksack schnallen. Die Bergführer sind zufrieden, wie sich alle anstellen. Wir stehen auf einem erhabenen Vorsprung über der Russkaya Bucht, es ist sonnig und die Temperatur verführt sogar zum kurzzeitigen Oberkörperlüften. Die Abfahrt in einem firnigen Südosthang führt bis in den nächsten Fjord, der noch vereist ist und über eine dicke Schneedecke überquert werden kann. Ein leichtes Röhren ist zu hören. Es kommt von Felsen im Pazifik in Sichtweite. Seelöwen? Aufstieg auf die nächste Bergkette, erneut mit allen Klimazonen. Am Gipfel dann mehrere atemberaubende Optionen um in das Fjord noch eins weiter südlich abzufahren. Man sieht tief unten die Pazifikbrandung in kleinen Felsbuchten. Wir nehmen einen gerade aufgefirnten Südwesthang.

Hang?! Nicht missverstehen! Hier gibt es einfach nur eine einzige große weiße Schneefläche, die unterschiedliche Formen hat und nur an einigen Flanken bricht das Weiß senkrecht über Felsen ins Meer ab. Wie ein Bergland, das abgesägt wurde. Die Weiten der Hänge und unserer Schwünge vereinigen sich zu einem kleinen Tal. Und plötzlich finden wir die erste Bärenfährte. Fußabdrücke so groß wie eine Pfanne für 6 Personen, Klauen wie ein steinzeitlicher Faustkeil. Und klar erkennbar: Seine Winterschlaf-Höhle, seine Walzstätte, seine ersten Löcher bei der Suche nach Essbarem. Und wohin er sich davon trollte: Ins Land hinein. Seltsame Spuren den Berg knapp hundert Meter hoch und eine Rutschspur hinunter - ähnlich der kindlichen Spuren an einem Schlittenberg?! Victor macht uns auf kleine braune Flecken aufmerksam. "Geh du mal ein halbes Jahr nicht aufs Klo - weißt du was du für Verstopfungen hast?! Die will der Bär auch mit allen Verrenkungen loswerden. Das ist Medweshi Kakashki - Bärenscheiße".

Am Ende des kleinen Tals wartet hinter der Brandung unsere Yacht. Auf einem meterhohen Schneeabhang stehend packen wir zusammen und steigen in kleinen Gruppen auf den Schlaucher, der sich in der Brandung beim Ablegen fast zu überschlagen droht. Aber Gore sei Dank muss man seine Freetour-Kleidung dann nicht mal zum Trocknen aufhängen.
Die Fahrt zum Übernachtungsplatz zurück im Fjord brachte uns an den Felsen der Seelöwen vorbei. Was für ein Königreich! Was für ein lärmendes Grunzen! Was für ein ... Geruch! Wir sehen drei Snowboardspuren in einer steilen Eisflanke: Sie gehören zu Xavier de le Rue, der sich gleichzeitig mit uns mit seiner Yacht in der Gegend aufhält und einen Film dreht.

Auf der großen Pazifikwelle fällt mir dann auf, dass wir nur mit einem Motor fahren. "Tja, einer ist jetzt kaputt. Der hat sich ein Wilderer-Netz eingefangen." Ein flaues Gefühl im Magen stellt sich ein, mir wäre jetzt ehrlich gesagt lieber wir hätten noch den Mast. Allein, 60 Seemeilen weg von der nächsten Menschenseele in der Wildnis, vielleicht in den Pazifik abtreibend... Aber ich sollte den Sinn der Russen für Probleme und ihre Lösungen noch zu schätzen lernen.

Ungeahnt dessen haben Skipper Dima und "Reeder" Xenia das Netz einfach geflickt und wieder selbst zum Fangen ausgeworfen. Und gleich am Abend eine Lachsart gefangen, die Elya zum Abendmenü verarbeitete. Was für ein nahrhaftes, dank der einmalig guten Rohmaterialien wildes und nahrhaftes Essen. Unglaublich. Es folgten die nächsten Tage weitere Touren im Küstenbereich mit immer wieder atemberaubender Kulisse durch Delta- und Meanderlandschaften, an Bärenfährten vorbei, durch das kleine verfallene Fischerdörflein, Abfahrten mit Big Mountain Faces. Am Abend wurde gejagt, gefischt, die Gegend mit dem SUP oder Kajak erkundet. Gegrillt wurde auf dem Wrack und ein Abend mit einer weiteren Ski & Sail Gruppe aus Skandinavien und Russland verbracht. Eines nachts rutschte auch den russischen Seebären und Bergführern das Herz in die Hose, als plötzlich mal ein Licht langsam vom Berg herab kam. Das musste man jetzt schon beobachten. Aber es war wohl nur ein verspätet heimkehrender Wilderer aus dem Fischerdorf. Puh.

Am ersten Tag hatte ich noch ein Schneeprofil gegraben, um mit dem jungen aber absolut international erfahrenen Victor mitdenken zu können. Aber als ich die erste Schicht erst in 45cm Tiefe fand - gut verbunden und drüber und drunter schon umgewandelt - und die zweite Schicht von oben in zweieinhalb Meter Tiefe immer noch nicht aufhörte, war mir klar, dass ich so eine Situation noch nie hatte. Hier liegt einfach ein Schneepanzer. Und das Interessante spielt sich nur mit dem Wetter ganz an der Oberfläche ab.

Der Rückweg nach Petropawlowsk war langwierig und kräftezehrend, einerseits wegen dem einen, jetzt alleinigen Motor. Erst hatte ich Schiß - über den Pazifik - mit nur einem Außenboarder. Keine Redundanz. Was wenn.... Aber bei genauem Hinsehen erkannte ich, dass Dima und Xenia ein eingespieltes Team sind: Dima steht am Steuer und ist hochkonzentriert auf die See vor uns. Xenia steht am Bug - neun Stunden lang. Und immer, wenn er etwas im Wasser sieht gibt er Dima Anweisungen, wie wir sicher und ohne Gefahr für den Motor außen rumkommen. Andererseits sind wir allesamt seekrank geworden in der langen Welle und bei der langsamen Fahrt. Bei jeder Welle stoppte das Boot, drohte zurückzusurfen und wurde gedreht. Grausig. Noch einmal fischen wir in einer der Felsen- und Höhlenbuchten, nahe eines Felsens mit wohl einhunderttausend Vögeln. Zu zweit halten wir einfach Angeln mit Blinkern und kleinen Ködern ins Wasser und imitieren kleine Fische. Spätestens alle drei Minuten zappelt was dran und wir holen es aus dem Wasser. Fast wie auf dem Jahrmarkt. Der Eimer füllt sich schnell...

Bilder & Text: Martin Blum

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Donnerstag, 28 September 2017 15:28

Dynafit Beast Freetouring-Set

20170929 Beast 98 Ski2Ein Rookie in der Freetouring-Linie des Skitourenexperten Dynafit! Der neue Beast 98 basiert auf dem Shape und der Performance des Meteorite, ist aber ganze 250 g leichter – pro Ski versteht sich.

Mit seinen 98 mm Mittelbreite wurde der Beast 98 entwickelt für abfahrtsorientierte Skitourengeher, die Abfahrtsperformance im Gelände kombiniert mit einem handlichen Ski für den Aufstieg suchen. Ein echter Freetourer eben! Der Esche/Pappel-Holzkern im Beast 98 sorgt nicht nur für Torsionssteifigkeit, er verleiht dem Ski auch seinen reaktiven Charakter und hervorragende Dämpfungseigenschaften. Der Double Ellipse Rocker, der dazu führt, dass die jeweilige Kantenlänge an den Aufkantwinkel des Skis angepasst wird, garantiert optimale Steuerbarkeit und Wendigkeit in jeder Situation im Gelände.

Zusätzlich garantiert der so genannte Ride Tip, ein Carbongelege im Schaufelbereich, optimiertes Schwingungs- und Vibrationsverhalten. Mit Tip- und Tailrocker bekommt der Ski außerdem im Powder richtig Auftrieb. Die stabile ABS Seitenwange absorbiert ein Maximum an Schlägen und Impacts, falls man doch mal einen Stein mitnehmen sollte.

Mit 1.530 g (bei 177 cm) eignet sich der Beast 98 als Tourenski selbst für mittellange und lange Anstiege; sportliche Tourengeher sparen ihre Kräfte für die Abfahrt.

Wir dürfen schon jetzt zu Beginn der Saison ein Freetouring-Set deluxe an eine/n von euch verlosen! Zu gewinnen gibt es einen Beast 98 Ski inklusive Beast Bindung. Selbstverständlich gibt’s den Preis auf Wunsch auch in der Damenausführung.

Die Specs des Beast 98:

  • 170 cm: Sidecut 124 / 96 / 115 - Radius 17 m - Gewicht 1.450 g
  • 177 cm: Sidecut 125 / 97 / 116 - Radius 19 m - Gewicht 1.530 g
  • 184 cm: Sidecut 126 / 98 / 117 - Radius 21 m - Gewicht 1.610 g

 

Beast 98 Damen:

  • 163 cm: Sidecut 123 / 95 / 114 - Radius 16 m - Gewicht 1.320 g
  • 170 cm: Sidecut 124 / 96 / 115 - Radius 17 m - Gewicht 1.400 g
  • 177 cm: Sidecut 125 / 97 / 116 - Radius 18 m - Gewicht 1.480 g

 

Das Dynafit Freetouring-Paket soll dir gehören? Dann beantworte bitte folgende Frage:

Welchen Namen trägt die Dynafit Freetouring-Linie?
- Monster
- Beast
- Fear

Leider kannst du nicht mehr an diesem Gewinnspiel teilnehmen, es ist bereits beendet. Schau aber trotzdem mal bei unseren anderen Verlosungen rein!

Teilnehmen können alle registrierten User von freeskiers.net. Jeder User kann nur einmal teilnehmen, weitere Einsendungen werden automatisch gelöscht. Barauszahlung der Gewinne nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!

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Mittwoch, 20 September 2017 16:45

Zuwachs für die Touring-Linie bei Völkl

Beim bayerischen Skihersteller Völkl konzentrierte man sich in der vergangenen Entwicklungsperiode vor allem auf die bestmögliche Kombination von Leichtbau und Abfahrtsperformance. Herausgekommen sind mit dem VTA98 und dem VTA108 die Nachfolger der bewährten Freetourer Nunataq und Nanuq.

Die beiden Neuen VTA98 und VTA108 fallen ebenfalls wieder ganz ins klassische Freetourer-Segment: ordentlich Mittelbreite bei wenig Gewicht, Tip Rocker mit Camber unter der Bindung. Beide haben einen Kern aus Pappelholz, ergänzt mit Stringern aus Palownia, das ja allerortens für besonders leichte Ski verwendet wird. Direkt unter dem Fuß wurde Buche eingesetzt, um mehr Stabilität zu erreichen. Die Carbon-Tips sorgen zusätzlich für mehr Laufruhe bergab. Beide Freetourer sind mit ICE.OFF Topsheet ausgestattet, das dafür sorgen soll, dass weniger Schnee auf den Ski kleben bleibt. Ebenfalls haben beide Modelle die SkinPin-Vorrichtung zum Einhängen der Felle.

VTA98 (177 cm):   Sidecut: 133/98/116   -   Radius: 20,1 m   -   Gewicht: 1370 g

VTA108 (181 cm):   Sidecut: 141/108/124   -   Radius: 22 m   -   Gewicht: 1620 g

 

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