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Mittwoch, 08 Februar 2023 15:03

Im Portrait: Lena Stoffel

Wo kommst du her und wie kamst du zum Skifahren?
Ich komme aus dem oberschwäbischen Alllgäu, aus einem kleinen Dorf bei Leutkirch im Allgäu. Meine Eltern sind leidenschaftliche Skifahrer:innen und haben mich schon ganz früh auf die Ski gestellt. Dann haben sie mich und meinen Bruder im alpinen Rennlauf für eine Weile engagiert begleitet und den regionalen Bezirk mit allen Kindern trainiert. So bin ich wirklich von klein auf ins Skifahren reingewachsen und es gehörte immer ganz natürlich zum Leben dazu.

Du bist zu Beginn deiner Karriere noch viele Rennen gefahren. Wie kam es zu dem Wechsel in Richtung Freeride und Freestyle?
Ja genau, ich bin dann in meinen Teenager Jahren im Jugend Nationalkader FIS Rennen gefahren. Jedoch wollte ich nach dem Abitur nicht nur durch Stangen fahren und habe mich entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen. Ich bin nach Innsbruck, um zu studieren und bin hier in die Freeride und Freestyle Szene hineingeraten und mit ihr gewachsen. Ich habe während meines Studiums an regionalen Contests teilgenommen und nach und nach wurde es immer internationaler. 2010 war ich dann bei den X-Games in Tignes im Slopestyle am Start und bin damals Fünfte geworden. Ich bin auch den ein oder anderen Freeride Contest gefahren, da mir das Skifahren im freien Gelände schon immer Spaß gemacht hat.

Wann und warum hast du der Contest-Szene dann ganz den Rücken zugewandt?
2011 hatte ich dann leider meine erste Kreuzband- und Meniskus-Verletzung. Ich habe mich zurückgekämpft und war auf dem Weg, mich für Olympia 2014 in Sotschi zu qualifizieren. Da kam dann aber 2013 die zweite Knieverletzung am selben Knie dazwischen. Im folgenden Winter habe ich dann entschieden, Wettkämpfe sein zu lassen und lieber so Ski zu fahren, wie ich es eh am liebsten habe - im freien Gelände und im Tiefschnee. Ich habe im Winter meinen staatlichen Skilehrer abgeschlossen und bin dann im Frühjahr mit Aline Bock zusammen für ein Filmprojekt nach Norwegen. WAY NORTH ist dabei entstanden. Wir haben irgendwie den Zahn der Zeit getroffen und der Film kam gut an. Zwei Frauen, Skifahren, Snowboarden und Surfen zu verbinden, gab es damals noch nicht so viel. Das hat uns beiden den Weg eröffnet, noch einige Filmprojekte in den Jahren danach umzusetzen.

Diese Filmprojekte folgen dir hauptsächlich ins Backcountry. Was ist es, was dich am Skifahren neben der Piste so begeistert?
Das ist recht einfach zu beantworten. Es ist die Natur, die Berge und die Ruhe. Nicht in den Massen Ski zu fahren und versuchen schöne Berge zu sehen und sie ab zu fahren. Optimalerweise natürlich im Tiefschnee.

Eins der Projekte, in denen du involviert warst, Vanishing Lines, erschien letzten Winter und handelt von mehr als nur dem Skifahren. Worum geht es bei dem Film?
Ja, das war ein tolles Filmprojekt und es hat mich gefreut, Teil davon sein zu dürfen. Die Idee kam von Mitch Tölderer, einem Innsbrucker Snowboarder, der die Veränderung, die hier in Tirol stattfindet und stattgefunden hat, aus erster Hand erfährt. Im Film geht es grundsätzlich um den Schutz der letzten wilden Natur hier in Tirol und sinnbildlich natürlich für alle Berge, hauptsächlich in den Alpen. Erzählt wird das an dem Beispiel der Pläne, die es für die Zusammenschließung vom Pitztaler und Ötztaler Gletscher gab. Gott sei dank kann ich “gab” sagen, da diese Pläne durch Bürgerinitiativen und Petitionen und andere Aktionen nun nicht mehr auf dem Tisch liegen.

Wie genau wird das im Film dargestellt?
Man sieht erschreckende Bilder von Großbaustellen in schöner Wilder Natur und im Gegensatz dazu aber wunderschöne Aufnahmen von Mitch, wie er im Karwendel eine Rinne fährt und mich wie ich in den Kalkkögeln tolle Skiabfahrten habe.

Gletscher sind hochsensible und wunderschöne Ökosysteme und große Wasserspeicher. Deswegen ist es wichtig, diese auch zu schützen.

Sollten wir also gar keine Lifte mehr zum Skifahren nutzen?
Nein, das finde ich nicht. Ich finde es wirklich toll, was wir hier in den Skigebieten für Möglichkeiten haben. Die bestehenden Gebiete bringen Menschen in die Berge und machen diese für viele zugänglich. So sehen viele die Schönheit der Natur der hochalpinen Landschaften und ich glaube, dass das eine Chance ist, alle diese Menschen aktiv im Naturschutz wiederzufinden. Ich finde, wir sollten versuchen, die kleinen Skigebiete so gut es geht zu unterstützen und auch mal in solche zum Skifahren zu gehen. Ich bin nur dafür, dass was schon da ist verantwortungsvoll besser zu machen und nicht immer mehr zu bauen. Wir haben ja schließlich genug Pistenkilometer.

Wie siehst du das Reisen und die Auswirkungen auf die Umwelt, wenn du um die Welt reist, um Schnee zu finden- eine endliche Ressource, die durch den Klimawandel bedroht ist?
Ich liebe es, verschiedene Berge zu sehen und etwas über andere Kulturen zu erfahren. Ich habe mich immer privilegiert gefühlt, diese Orte in ihrem wahren Zauber und ihrer Schönheit zeigen zu können, und zwar mit meinen Augen und aus meiner Position als Skifahrerin heraus. Deshalb möchte ich Menschen dazu inspirieren, verantwortungsbewusst zu reisen, lokale Unternehmen zu unterstützen und Orte so zu hinterlassen, wie sie sie vorgefunden haben.

So sehr das Reisen mich und meine Verbindung zur Natur geprägt hat, vor allem in Japan, aber auch in Norwegen, kann ich diese Schönheit auch zu Hause immer wieder finden. Andererseits verstehe ich natürlich den Widerspruch. Schnee als endliche Ressource ist definitiv bedroht, und weite Reisen, vor allem mit dem Flugzeug, nur um ihn zu finden, verschlimmern die ganze Sache noch. Ich versuche also, meine eigenen Auswirkungen zu minimieren und durch meine Arbeit zu zeigen, wie schön und wie wichtig es ist, den Winter zu schützen.

Seit kurzem bist du auch Vize-Präsidentin bei Protect Our Winters (POW) Austria. Warum bist du bei POW dabei und was beinhaltet ihre Arbeit?
Ich bin bei POW schon länger als Botschafterin dabei. Es war mir ein grundlegendes Bedürfnis, mich bei einer NGO zu engagieren, die versucht die natürlichen Interessen aller Berg- bzw. Wintersportler:innen zu bündeln und somit auch unser aller Spielplätze zu schützen.

Die Arbeit ist vor allem durch positive Kommunikation und Sensibilisierung geprägt. Wir wollen alle Outdoorenthusiast:innen mit an Bord holen und dieser Gemeinschaft eine gemeinsame, starke Stimme geben. Wichtige Themen für uns sind unter anderem auch die direkte Lobbyarbeit mit der Politik sowie Bildungsinitiativen und viel zum Thema Mobility. Es gibt Workshops in Schulen, die nun nach den schwierigen Corona Zeiten auch wieder starten. Sie heißen Hot Planet Cool Athletes Workshops und unsere Botschafter:innen sind dort stark involviert. Sie halten die Workshops teilweise und sind so Vorbilder und coole Klimaschützer:innen. Dann versuchen wir im Thema Mobility, vor allem die Anreise zu unseren geliebten Orten, wo wir Skitouren gehen, Klettern, wandern, snowboarden usw., strukturell zu verbessern, und auf der anderen Seite auch als Vorbilder zu agieren und mit Kampagnen zu informieren.

Wie kann man mitmachen oder euch bei POW unterstützen? Seid ihr auch international aktiv?
Auf der POW Website kann man sich informieren, ganz einfach Mitglied werden und herausfinden, wie man sich sonst engagieren kann.
Und ja, POW ist international. Es gibt in vielen Städten eine Community, die sich regelmäßig trifft, wie z.B. in München, Innsbruck oder Graz sowie in anderen Städten in Europa und auf der ganzen Welt.

An welchen Beispielen erkennst du die Klimakrise auf deinen Trips in verschiedenen Regionen?
Man erkennt die Klimakrise vor allem an den abnormalen Wettermustern, die wir erleben. Überall, wohin ich reise, und wenn ich mit Einheimischen spreche, scheint es, dass die Winter in einem Jahr zunehmend extrem trocken sind und im nächsten Jahr starker Schneefall eintritt. Ich bin zwar immer auf der Suche nach Schnee oder Wellen, aber es scheint, dass sich die üblichen Wettermuster ändern oder einfach verschwinden. Am deutlichsten kann ich die Veränderungen vor meiner Haustür, in Innsbruck, sehen, wo der Stubaier Gletscher immer weiter verschwindet.

Welche Projekte stehen bei dir als nächstes an?
Ich habe für ein Foto Essay eine Reise ins Piemont geplant, in ein Tal, das keine Lifte hat und besonders reich an Tradition ist. Und es ist ein Skitouren-Paradies - wenn es Schnee hat. Eventuell müssen wir es jedoch auf später im Jahr verschieben. Ansonsten versuche ich einfach so viel Zeit wie möglich in den Bergen zu verbringen, da kommen die guten Ideen und die Kraft für meine persönlichen und auch die Projekte mit POW letztendlich her.

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Mittwoch, 19 Januar 2022 13:12

Interview: Lena Stoffel & Mitch Tölderer

Die unberührten hochalpinen Naturlandschaften der Alpen sind in Gefahr, da ihre Erschließung durch Skigebietserweiterungen und deren Infrastruktur stetig voranschreitet. Der Film "Vanishing Lines" erzählt die Geschichte der letzten unberührten Naturräume, die von dieser Zerstörung bedroht sind. Er handelt davon, sich für den Schutz der Naturlandschaften, die wir noch retten können, einzusetzen. Wir haben Lena Stoffel und Mitch Tölderer, die beiden Hauptakteure des Dokumentarfilms, zum Interview getroffen.

Hallo Lena und Mitch, wo seid ihr beide im Augenblick und womit beschäftigt ihr euch gerade?
Lena: Seit zwei Jahren lebe ich in Patsch, einem Dorf auf eintausend Metern Höhe vor den Toren Innsbrucks. In den letzten Tagen hat es geschneit und der Winter hält Einzug. Ich bereite also meine Ausrüstung vor und werde heute wahrscheinlich ein bisschen in den Wald gehen und eine Skitour hier im Tal machen.

Mitch: Und ich bin hier bei mir zu Hause in Innsbruck, gerade zurück vom Snowboarden mit meiner Familie in einem kleinen Skigebiet, hier, auf unserem Hausberg.

Wie sieht die alpine Gegend aus, in der ihr lebt?
Mitch: Der nächstgelegene Gebirgszug, der praktisch vor meiner Haustüre liegt, ist rau, steil und wird von drei kleinen Skigebieten eingerahmt. Das Backcountry dort ist nicht so einfach, weshalb es dort auch immer noch ruhig ist, besonders im Winter.

Lena: Die Gegend um Innsbruck ist ziemlich einzigartig. Du hast eine Menge Berge, welche die Stadt in alle Richtungen umgeben. Du hast das Karwendelgebirge im Norden, das mit der Nordkette beginnt und dann in sehr wilde, makellose und steile Berge übergeht. Dann gibt es noch die Südseite von Innsbruck und all die Täler dort, die auch sehr ländlich und schön sind. Natürlich gibt es hier auch viele tolle Skigebiete und Gletscher.

Wie wichtig sind das Backcountry und unberührte Gebiete für euch und eure lokale Community?
Mitch: Das ist sehr wichtig für mich, würde ich sagen! Ich glaube, die Menschen, die hier leben, sind schon immer gerne im Sommer gewandert und im Winter auf Skitour gegangen – aber in den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Neulinge, was diese Aktivitäten betrifft, deutlich gestiegen. Ich glaube, wir sind alle auf der Suche nach dem Gleichen: eine Aktivität in einer ruhigen, natürlichen Umgebung als Ausgleich zu der zunehmend technologiegesteuerten und sich schneller drehenden Welt, in der wir leben.

Lena: Das Backcountry ist für mich auch sehr wichtig, weil ich dort meine Ruhe finde. Ein Ort der Kraft. Ein Ort der Ruhe. Ein Ort der Geschichte und Kultur. Es gibt mir ein Gefühl der Zugehörigkeit. Diese Orte mit Respekt zu entdecken und zu erleben, macht einem klar, dass man sie unberührt lassen muss, wenn man nach Hause geht. Ich denke, für die Menschen in Innsbruck ist es etwas ganz Besonderes, weil sie alles vor der Haustüre haben. Aber ich denke auch, dass man verstehen muss, dass diese Orte geschützt werden müssen und sie nicht durch Massentourismus zerstört werden dürfen. Die lokale Community muss sie schützen und sie so belassen, wie sie sind, denn wir alle profitieren so sehr von ihnen.

Wie seid ihr vom Skifahren und Snowboarden in Skigebieten zum Backcountry gekommen? Und wann war der Moment, in dem euch klar wurde, dass das euer Fokus bzw. eure Leidenschaft ist?
Mitch: Als ich vor mehr als 30 Jahren vom Skifahren zum Snowboarden wechselte, wurde tiefer, frischer Neuschnee richtig interessant. Ich habe dann angefangen abseits der Pisten in Skigebieten zu fahren und bin mit Schneeschuhen weitergewandert, um ein bisschen weiter zu gelangen. Ich habe es schon immer geliebt, im Backcountry zu fahren und als ich dann gesponsert wurde, konnte ich auf Filmtrips gehen, bei denen wir Hubschrauber benutzten, die uns Zugang zu den Lines unserer Träume verschafften. Vor zwölf Jahren etwa, habe ich dann wieder angefangen, mich auf die heimischen Berge zu konzentrieren. Das war auch der Moment in dem mich das Erkunden des Backcountry mit eigener Muskelkraft zu interessieren begann. Der Zugang mit dem Heli war in Österreich keine wirkliche Option, also schnitt ich eines meiner Boards in zwei Hälften und baute mein erstes Splitboard, um ins Backcountry zu gelangen und nach guten Lines zu suchen. Mit ein paar Freunden habe ich angefangen, an einem Freeride-Film mit dem Titel „HIKE: A Freeride Project In The Austrian Alps“ zu arbeiten. Seitdem war ich süchtig und die Dinge haben sich seit jeher weiter in diese Richtung entwickelt.

Lena: Ich bin mit Skifahren, in Skigebieten und Alpinrennen, aufgewachsen. Aber meine Eltern haben uns (meinen Bruder und mich) auch von klein auf zum Fahren im Pulverschnee mitgenommen. Für mich war es immer das Beste, wenn es im Skigebiet Pulverschnee gab. Der Freestyle-Teil des Sports und die damit verbundene Szene hier in Innsbruck haben mir immer mehr gezeigt, was Skifahren für mich bedeutet. Es ging schon immer darum, draußen in den Bergen zu sein, die kalte und frische Luft zu atmen, aber auch darum, sie mit gleichgesinnten Freunden und der Familie zu teilen. Es war für mich ein natürlicher Übergang zuerst von der Wettkampfseite des alpinen Rennsports zu Slopestyle- und Freeride-Wettbewerben und dann ins Backcountry und zu naturverbundenen Foto- und Filmprojekten. Ich konzentriere mich zunehmend auf Touring-Projekte in Ländern wie Norwegen oder Japan. Aber jetzt habe ich auch hier in Patsch weitere tolle Touring-Möglichkeiten in meiner Umgebung entdeckt.

Was ist eurer Meinung nach das Besondere an unberührten Bergregionen?
Mitch: Nur 7% der Fläche Österreichs gelten als naturbelassen oder weitgehend unberührt. Der allergrößte Teil dieser 7% befindet sich in hochalpinen Gebieten. Diese letzten verbliebenen, natürlichen Hochgebirgsregionen werden zunehmend durch Infrastrukturprojekte unter Druck gesetzt. Sie sind die deshalb mitunter die letzten unberührten Gebiete, die wir für uns, unsere Kinder und die Natur erhalten können.

Lena, du sagst in Vanishing Lines, dass man sich von den Bergen „so umrahmt“ fühlt. Kannst du etwas genauer erklären, was du damit meinst?
Lena: Das Gefühl, das unberührte alpine Orte mir geben, ist so besonders. Es ist schwer zu beschreiben, aber es sind kraftvolle und glückliche Orte. Die Berge rahmen den Ort ein, an dem du dich gerade aufhältst. Es kann super rau, beängstigend und groß sein, aber gleichzeitig ist es ruhig und die Berge umgeben und erden dich. Für mich ist es vor allem ein Ort, an dem ich mich gut aufgehoben und beschützt fühle.

Im Film ist von Lobbyarbeit für die Natur die Rede, ist das Teil deiner Arbeit? Wie können wir der Natur eine Stimme geben?
Lena: Ich versuche, der Natur durch meine Leidenschaft für die Fotografie und natürlich durch den Sport und die Orte, an die mich der Sport führt, eine Stimme zu geben. Ich schöpfe so viel Kraft aus der Natur, dass ich versuche, dies in meine Kanäle zu übertragen und einzufangen, was ich erlebe. Im besten Fall hoffe ich, dass es andere motiviert und ermutigt, respektvoll mit der Natur umzugehen.

Die Diskussion in Vanishing Lines über die Erweiterung des Resorts läuft schon eine ganze Weile. Mitch, kannst du uns den Hintergrund dazu erklären?
Mitch: „Das größte zusammenhängende Gletscherskigebiet in Europa“ – das ist der Werbetitel, der zwei Skigebiete in Tirol, Österreich, zum Zusammenschluss ermuntert. Die Skigebiete Pitztaler Gletscher und Ötztaler Gletscher/Sölden planen ein riesiges Bauprojekt, das die beiden Gebiete verbinden soll. Der Bau würde die natürliche Landschaft dramatisch verändern, da er zum Teil direkt auf Gletschergelände in über 2.800 Metern Höhe ausgeführt werden soll. Die geplante Erweiterung würde sich vom 'Mittelberg' im Pitztal über das Griestal bis zum 'Linker Fernerkogel' erstrecken, einem unberührten Berg mit drei Gletschern. Das Projekt Pitztal-Ötztal droht die Fläche, die in ihrem natürlichen Zustand verbleibt, weiter zu reduzieren. Zu den geplanten Bauprojekten gehören: drei neue Seilbahnen, ein dreistöckiges Seilbahnzentrum, ein asphaltierter Speicherteich, zusätzliche Beschneiungsanlagen, mehr als vier Kilometer neue Straßen, die Planierung, Überschüttung und Abtragung von 72 Hektar gewachsenem Gletscher sowie Pläne zur Schleifung eines Berggrats um 40 Höhenmeter. Der Bau des Skigebiets würde eine natürliche Gletscherlandschaft unwiederbringlich zerstören. Durch starke Eingriffe würden viele Lebensräume verloren gehen.

Könnt ihr uns ein wenig darüber erzählen, warum ihr dieses Filmprojekt gestartet habt und wie der Prozess ablief?
Mitch: Meine Reise, die mich zu diesem Filmprojekt geleitet hat, begann vor etwa sieben Jahren. Ein unberührtes Tal in der Arlbergregion, das seit Jahrzehnten von Einheimischen und Besuchern aus dem Ausland für seine Schönheit im Winter und im Sommer geschätzt wird, sollte durch den Plan, eines der größten Skigebiete Österreichs zu erweitern, zerstört werden. Damals war mir klar, dass dieses wunderschöne Tal unwiderruflich verloren sein würde, wenn es erst einmal zerstört ist. Also habe ich darüber nachgedacht, ein Filmprojekt zu diesem Thema zu starten, um die Freeride- und Backcountry-Community zu informieren und zu mobilisieren.

Lena: Ich dachte, dass die Kombination aus Mitch, der Snowboard fährt und eine Familie hat, in Verbindung mit meiner Perspektive vom Skifahren und dem Aufwachsen mit diesem Sport ganz gut war. Ich fand es also sehr spannend, Teil des Projekts zu sein und zu zeigen, wie gut wir es hier in meiner Heimat haben, aber auch hinter die Kulissen zu schauen, wie frustrierend und verheerend die Pläne sind und was sie mit den letzten verbliebenen Naturräumen hier anstellen würden. Ich hatte das Gefühl, dass es eine gute Sache ist, für diese Orte einzustehen und zu veranschaulichen, wie sie mir Kraft geben.

Was habt ihr bei den Dreharbeiten zu diesem Film gelernt?
Lena: Ich glaube, ich habe eine Menge darüber gelernt, welche Auswirkungen es hat, überhaupt Skilifte zu bauen. Welche Straßen gebaut werden müssen und was dabei eigentlich alles zerstört wird. Auch das Skifahren in den leeren Skigebieten in der letzten Saison, als COVID zur Schließung einiger dieser führte, war ziemlich aufschlussreich. Wenn man bedenkt, wie viel Infrastruktur dafür nötig ist und wie deplatziert sie auf den Bergen aussehen, wenn sie nicht genutzt werden, fühlt sich das nicht richtig an. Das Wichtigste, was ich daraus mitnehme, ist, dass wir mit diesen Bergen und den Skigebieten, die wir haben, gesegnet sind - dass sie uns die Möglichkeit geben, Ski zu fahren und die wunderschöne Natur zu genießen. Aber wir brauchen nicht mehr davon. Es ist nicht notwendig, zu expandieren, aber es ist notwendig, die Gebiete, die wir haben, nachhaltiger zu machen und die kleinen Gebiete zu unterstützen.

Das Projekt wurde in Österreich gedreht, aber das Problem ist nicht nur ein örtlich bedingtes Problem. Was erhofft ihr euch von diesem Film, wenn er in weiteren Teilen von Europa gezeigt wird?
Mitch: Ich hoffe, dass dieser Film einen Beitrag zum Nachdenken, zur Diskussion, zur Reaktion und zum Handeln leisten kann, um das zu schützen, was von unserer natürlichen Bergwildnis noch übrig ist.

Lena: Ich erhoffe mir, dass der Film erstens die Schönheit der Naturräume zeigt und hervorhebt, inwiefern diese uns bereichern, und zweitens, dass er die Zerstörung und die drohenden Schäden der Ausbaupläne für die Natur und für uns aufzeigt.

Was erhofft ihr euch vom Publikum, um den Kampf gegen diese Ausbaupläne zu unterstützen? Oder um ihre eigenen lokalen Naturräume zu schützen?
Mitch: Ich hoffe, dass wir das Publikum für die Auswirkungen, die weitere Ausbauten in diesen Naturräumen haben würden, sensibilisieren können. Jeder, dem etwas daran liegt, kann sich online über anstehende Projekte informieren und eine Petition unterschreiben oder eine Diskussion zum Schutz seiner lokalen Naturräume starten.

Lena: Ich hoffe, sie setzen sich für die Orte ein, die sie lieben. Ich hoffe, dass sie hinausgehen und die Natur mit Respekt erleben und ihre Erfahrungen und die Bereicherung durch diese Naturräume mit anderen teilen. Und ich hoffe natürlich auch, dass sie Petitionen unterzeichnen und sich zu Wort melden!

Dann bleibt uns nur, euch viel Erfolg zu wünschen! Vielen Dank, dass ihr euch für uns Zeit genommen habt.

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Donnerstag, 28 Oktober 2021 16:40

Wintercamping Überlebensguide

Wohnmobile, Camper, Wohnwagen und alle weiteren in diese Kategorie – also „bewohnbare Fahrzeuge“ fallenden KFZ verkaufen sich seit Monaten wie die warmen Semmeln: Immer mehr Menschen wollen unterwegs sein, wann und wohin sie wollen, stets unabhängig bleiben und nicht an einem festgelegten Ort ihre Freizeit verbringen müssen. Wenig verwunderlich zieht es auch immer mehr Menschen in der kalten Jahreszeit in ihren Campern in die Berge. Was unter hartgesottenen Freeridern nicht einmal mehr eine Augenbraue nach oben schnalzen lässt, ist für viele dennoch ein großes Abenteuer. Profi Freeriderin und Sunlight Adventure Crew-Mitglied Lena Stoffel gibt hier ihre Profitricks fürs Wintercamping an euch weiter.

„Für jemanden wie mich, die dem Schnee hinterherreist, ist der Camper Van die ideale Lösung. Ich bin maximal flexibel, habe alles an Bord, was ich brauche und kann mich direkt an die besten Spots stellen. Wintercamping wird von vielen falsch eingeschätzt. Es ist ein Traum – aber man muss natürlich auch einige Dinge beachten“, sagt sie.

1. Wärmequelle
Die reibungslose Versorgung mit Gas ist das A und O beim Wintercamping. Die Gasflaschen müssen ausreichend gefüllt sein – schließlich speisen die sowohl Heizung wie Warmwasser und Kochfelder in den Camping-Fahrzeugen. Die Heizung sorgt nicht nur dafür, dass es im Fahrzeug mollig warm bleibt, sondern schützt auch den Frischwassertank vor dem Einfrieren. Fast alle Heizungen laufen mit 2×11 Liter Propangas-Flaschen. Je nach Außentemperatur und Größe des Fahrzeugs reicht eine Flasche im Winter zwei bis fünf Tage lang. Deshalb unbedingt regelmäßig die Gas-Vorräte prüfen!

2. Wintertauglichkeit
Das bedeutet, dass das Fahrzeug mit einer Heizung ausgestattet und gegen Kälte isoliert ist. Die Camper Van-Baureihe von Sunlight ist in der Sonderausstattung mit isoliertem und beheiztem Abwassertank sogar winterfest erhältlich. Winterreifen sind im Winter selbstverständlich bei jedem Fahrzeug Pflicht. Wer nicht sicher ist, ob die Straßen bis zum anvisierten Stellplatz geräumt sind oder über Pässe in den Skiurlaub fährt, sollte unbedingt Schneeketten im Gepäck haben – und wissen, wie man sie anlegt.

3. Wasser-Check
Wasser ist ein wichtiges Thema beim Wintercamping. Bei wintertauglichen Fahrzeugen muss man sich bei Temperaturen um oder unter null Grad vergewissern, dass die Wasserleitungen nicht einfrieren. Der Frischwassertank wird durch die Bord-Heizung vor Frost geschützt. Bei den Wasserleitungen empfiehlt es sich, je nach Modell zu prüfen, ob sie nicht einfrieren können. Wenn der Tank immer zu 2/3 gefüllt ist, braucht das Wasser länger um einzufrieren.

4. Frostschutzwächter
Die Boiler in wintertauglichen Reisemobilen und Camper Vans verfügen über einen so genannten Frostschutzwächter. Das bedeutet: Die Heizung hat ein Frostventil, das sich automatisch öffnet und das Wasser auslaufen lässt, bevor es gefriert. Bei kalten Temperaturen macht es Sinn, eine Stunde vor dem Befüllen die Heizung anzuschalten, damit der Frostschutzwächter nicht aktiv wird.

5. Strom sparen
Im Winter ist der Stromverbrauch höher als im Sommer. Es wird früher dunkel und man verbringt viel mehr Zeit im Fahrzeug. Es ist also ratsam, sich mit dem Landstrom zu verbinden, weil die Bordbatterie weniger Leistung bei Temperaturen unter null bringt. Ich lasse nach Möglichkeit den Kühlschrank mit externem Strom laufen, um Gas fürs Heizen zu sparen – sollte der nicht von Haus aus sowieso mit Solarstrom laufen.

6. Trocken bleiben
Beinahe alle Integrierten, Teilintegrierten, Vans und Alkoven – zumindest bei Sunlight – bieten unterschiedlich große Heckgaragen. Dort hat nicht nur die ganze Ausrüstung Platz, sie ist auch ein super Ort, um feuchte Skibekleidung zu trocknen. Packt man die Sachen in die Heckgarage, gelangt die Feuchtigkeit nicht in den Wohnraum. Und im Winter gilt an Bord generell: regelmäßig Stoßlüften, damit es nicht dampfig und feucht wird. In manchen Modellen gibt es sogar eine Steckdose in der Heckgarage, an die man die Skischuhtrockner anschließen kann. So schlüpft man am kommenden Morgen in trockene, warme Skiboots – unbezahlbar!

7. Winter-Outfit für Reisemobile und Camper Vans
Kältebrücken kann man in Reisemobilen und Camper Vans mit speziellen Isolierungen und Thermohauben entgegenwirken. Wichtig ist die Passform – für die meisten Modelle gibt es maßgeschneiderte Lösungen und cleveres Zubehör wie Thermo-Fenstermatten oder passende Isolierungen für Hecktüren. Ich verpasse meinem Cliff eine Thermo-Isolierung am Heck, wenn es richtig kalt draußen wird. So bleibt es im Schlafbereich im hinteren Teil des Camper Vans die ganze Nacht mollig warm.

8. Stellplatzwahl
Campingplätze, die ganzjährig geöffnet haben, sind meist bestens vorbereitet und bieten Komfort durch beheizte Sanitäranlagen, gemütliche Aufenthaltsräume oder sogar einen Saunabereich. Wer zum ersten Mal im Winter auf dem Campingplatz ist, wird schnell merken, dass es ruhiger und gemächlicher zugeht. Es sind meist weniger Gäste vor Ort und die Camper*innen verbringen viel Zeit in den Fahrzeugen.

Ich behalte im Winter immer die Wettervorhersage im Blick! Extreme Temperaturen oder starker Schneefall spielen beim Wintercamping eine wichtige Rolle – man kann immer auch eingeschneit werden: Eine Schaufel dabei zu haben ist deshalb absolut Pflicht.


Publiziert in Know How
Montag, 11 Dezember 2017 10:38

Kamui Mintara -´der Spielplatz der Götter`

Lena Stoffel hat ihr Solo-Projekt veröffentlicht. Auf der Suche nach dem tollen japanischen Schnee sind fantastische Aufnahmen zustande gekommen. Sie zeigt dir die Freeride-Landschaft in Hokkaido. Finde zusätzlich heraus warum die einheimische Bevölkerung diese Berge ´den Spielplatz der Götter´nennt.
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