Saisonvorbereitung mit Daniel Ziemer und Margot Zeitvogel-Schönthier

Von Hans-Martin Kudlinski am 12.Sep. 2013

Wer kennt es nicht, dieses schlechte Gewissen, das sich im Hinterkopf immer fester verankert, je näher der erste heftige Schneefall der beginnenden Wintersaison rückt? Wohl dem, der den Sommer über nicht untätig auf der Couch saß und sich nicht nur mit den Skimovies des letzten und den Trailern des herannahenden Winters über die Zeit rettete. Für Alle, die sich in den letzten Monaten auf die faule Haut gelegt haben und rechtzeitig zum Saisonstart wieder in Form kommen möchten, präsentieren wir euch hier die Lösung: Das von Margot Zeitvogel-Schönthier entwickelte Trainingsprogramm, das auch dem Freerider Daniel Ziemer wieder die nötige Fitness für den hoffentlich schneereichen Winter verliehen hat.

Wer an (Kraft-)Training denkt, dem kommen sofort schwere Eisengewichte, Langhanteln und dergleichen in den Sinn. Dass neben der reinen Muskelkraft jedoch auch das Zusammenspiel mit dem Bewegungsapparat und die Körperspannung von grundlegender Wichtigkeit ist, wird gerne einmal übersehen. Wer sich statt dem Besuch der "Muckibude" auf die hier in den kommenden Wochen von Margot Zeitvogel-Schönthier und Daniel Ziemer demonstrierten Trainingsmethoden einlässt, wird schnell merken, dass auch dieser Weg zum Erfolg führen wird: Die körperliche Fitness im Hinblick auf den bevorstehenden Winter und darüber hinaus.

Damit ihr euch einen besseren Eindruck davon machen könnt, was Euch in unserem Saisonvorbereitungsartikel erwartet, haben wir uns mit Margot und Daniel über den Ursprung ihrer Zusammenarbeit und die Kernpunkte des Programms unterhalten.

Zum Interview mit den Beiden gelangt ihr HIER.

Die Übersicht der Trainingseinheiten:

Teil 1:

Ein Vorwort von Margot Zeitvogel-Schönthier

Einleitung: Z-Aquatraining

Einleitung: Zeitvogel-Methode

Teil 2:

Teil 3:

Wer sich für sein Training motivieren möchte, sollte einen Blick auf Danis Video-Rückblick der beiden vergangenen Jahre werfen:


fs. net: Stellt Euch doch unseren Lesern zu Beginn bitte kurz vor.

Daniel:
Servus, ich bin der Daniel Ziemer aus Bad Reichenhall, seit einiger Zeit quasi Wahlmünchner. Ich mache das Teammanagement des deutschen Freeski Teams Rossignol und Dynastar. Den Sommer über trainiere ich mit der Margot und im Winter verletzte ich mich ganz gern beim Freeriden (lacht).

Margot: Weil er das Training dann immer ein wenig schleifen lässt. Denn Viele vergessen, dass man das ganze Jahr über ergänzend trainieren sollte (lacht). Aber auch kurz zu mir: Ich höre auf den Namen Margot Zeitvogel-Schönthier und dementsprechend geht's bei mir auch tierisch zur Sache. Seit mittlerweile 33 Jahren arbeite ich als Bewegungstherapeutin und Trainingsexpertin zu Wasser und zu Land, bin darüber hinaus Autorin. Ich habe auch bereits über viele Jahre hinweg mit Athleten des ÖSV, des DSV und zahlreichen anderen professionellen Sportlern der unterschiedlichsten Richtung zusammengearbeitet.

fs.net: Wie kreuzten sich Eure Wege?

Daniel: Ich glaub, das war schon damals im Rennlauf bei den Pumuckl Rennen. Nein, Spaß. Ich war damals 12 Jahre alt, stand im Starthaus und konnte mich vor lauter Anspannung kaum bewegen. Margot hat uns dann mit ihren Entspannungs-Methoden mit diversen Druckpunkten entlang der Wirbelsäule unterstützt. Das war ein Moment, in dem ich merkte, dass dieser Ansatz schon sehr hilfreich sein kann.

Später habe ich mir dann beim Fußball einen recht komplizierten Fußbruch zugezogen, musste das Laufen quasi neu lernen und war während der Reha bei Margots Mann, Holger, im Wassertraining. Nach meinem ersten Kreuzbandriss 2011/2012 kam ich dann wieder zur Margot. Sie hat mich dann in ihr jährliches Sportler-Förderungsprogramm aufgenommen. Die Erfolge mit ihrer Herangehensweise sprachen für sich: Ca. 6 Wochen nach dem Kreuzbandriss konnte ich mich schon wieder vorsichtig auf die Slackline wagen. Seitdem trainiere ich sehr viel mit ihr.

Margot: Ich habe Dani dann auch in mein jährliches Sportler-Förderungsprogramm aufgenommen.

fs.net: Margot, kannst Du uns kurz die Kernpunkte und Benefits des hier vorgestellten Trainingsprogramms umreißen?

Margot: Mir ist ganz wichtig, dass man sich klar darüber wird, dass Protektoren alleine nicht ausreichen, um sicher unterwegs zu sein. Deshalb muss man den Körper vorbereiten. Fitness, Beweglichkeit, das gesamte Nervensystem muss aktiv sein, um Gefahrensituationen in der Aktion zu erkennen und richtig reagieren zu können. Auf diese Weise können Verletzungen verhindert werden, bevor sie entstehen. Diese Eigenschaften werden mit unserem Training geschult.

fs.net: Wenn man sich das Training anschaut, wird man die schweren Eisengewichte, Langhanteln etc. vermissen, die einem in dem Zusammenhang direkt im Kopf herumschwirren. Sind diese denn grundsätzlich überflüssig?


Margot: Lass es mich so erklären: Wir haben lauter Mosaiksteinchen, die zu einem Gesamtbild zusammengesetzt werden. Dieses sollte aus möglichst vielen unterschiedlichen Bestandteilen bestehen. Wenn Du beispielsweise nur Laufen gehst oder nur mit Kurzhanteln deine Arme aufpumpst, ist das zu einseitig.

Das A und O ist die Vielseitigkeit. Daher ist das, was ich mache ebenfalls ein Ergänzungstraining. Wer mein Trainingsprogramm befolgt, wird von den erworbenen Vorteilen auch wieder für das reine Krafttraining profitieren. Auf der anderen Seite treten gerade beim Skifahren auch schon einmal Kräfte auf, die eine starke Muskulatur erfordern, die man sich nicht immer nur mit reiner Gymnastik antrainieren kann. Die unterschiedlichen Mosaiksteinchen beeinflussen sich gegenseitig positiv. Ich sage immer: Leistungsoptimierung durch Ergänzungstraining.

fs.net: Die wichtigsten, von Dir angesprochenen Mosaiksteinchen bestehen demnach aus?

Margot: Zum einen aus dem von mir entwickelten Z-Aquatraining und zum anderen aus der sogenannten Zeitvogel-Methode. Dabei handelt es sich um eigenständige Trainingsformen in der sportartspezifische Bewegungsmuster zusammengeführt werden. Als weitere Ergänzung für den Skifahrer kommt alles in Frage, was Spaß macht: Slacklinen, Riversurfen, Mountainbiken, Berglaufen, Ausdauerlaufen, Klettern, alles mögliche.

Daniel: Mir ist da immer ganz wichtig, dass es sich um Sportarten handelt, die spielerische Elemente beinhalten. Es macht halt einfach mehr Laune, Downhill zu fahren, als relativ eintönig mit dem Rennrad auf der Straße Kilometer zu fressen.

fs.net: Was sind die Vorteile am Z-Aquatraining? Empfiehlt es sich, in erster Linie für Athleten, die wie Dani an einem Comeback arbeiten?

Margot: Es empfiehlt sich grundsätzlich für alle Sportler. Natürlich bietet das Training im Wasser Vorteile für die Reha. Das eigene Körpergewicht reduziert sich um neun Zehntel. Daher kann man dort nach einer Operation mit dem Training beginnen, sobald eine Narbe wasserbelastungsfähig ist. Der Sportler kann also beispielsweise sein Knie im Wasser bereits mit gezielten Übungen trainieren, bevor er an Land überhaupt auftreten dürfte. Auch vom Kopf her ist das Herantasten an die stärkere Belastung durch eine leichte im Wasser ein wertvoller Schritt.

In unserer Praxis kümmere ich mich zu 50 Prozent um Prävention und 50 Prozent Rehabilitation. Zwar ist man im Wasser leichter, aber die Dichte ist 800 Mal höher als die Dichte der Luft. Man arbeitet gegen Auftriebskräfte und Sogwiderstände, die nicht zu unterschätzen sind. Daher ist es auch wichtig, eine gute Anleitung für das Training im Wasser zu bekommen

Daniel: Das kann ich aus der Erfahrung mit meinen beiden Kreuzbandrissen bestätigen. Man läuft schnell Gefahr, sich falsche Bewegungsmuster anzueignen, um beispielsweise in der Reha den Schmerz zu umgehen. Daher ist es wichtig, sauber zu trainieren, um keine Folgeschäden davon zu tragen.

fs.net: Dani, wie hat Dir die Arbeit mit Margot im Vergleich zum klassischen Training weitergeholfen?


Daniel: Insgesamt hat sich mein Körpergefühl verbessert, wenn ich zum Beispiel ein Cliff springe, nehme ich meine Körperhaltung viel besser wahr, erkenne eventuelle Fehler schneller. Zwar hatte ich mit meinem zweiten Kreuzbandriss natürlich Pech, aber selbst dabei habe ich gemerkt, dass mein 2011 gerissenes Kreuzband hält und meine Sturzflexibilität an sich besser geworden ist. Die ganze Geschichte hätte nämlich auch dümmer ausgehen können.

Dann habe ich damals im Rennlauf immer sehr viel ausschließlich auf Kraft trainiert. Als ich mit Margots Methode anfing, habe ich gemerkt, dass mir die ganzen koordinativen Übungen auch sehr beim Krafttraining zugute kamen. Denn durch die verbesserte Beweglichkeit hast Du überhaupt erst die Fähigkeit, deine Kraft noch deutlicher auszubauen.

Margot:
Ein häufiges Problem ist, dass sich die Leute mit Muskeln vollpacken, aber nicht damit umgehen können. Wenn man so will, stehen sie sich mit ihrer Muskelmasse quasi selbst im Weg. Gerade beim Skifahren müssen aber sowohl die Kraft als auch die Fahrtechnik stark ausgeprägt sein.

Nicht zu unterschätzen auch die Flexibilität. Ich bin zum Beispiel ein Fan von Henrik Windstedt, er dehnt sich vor jedem Start, schafft sogar einen Spagat. Ich bin mir sicher, dass sein Horror-Crash vor ein paar Jahren beim Freeride World Tour Stopp in Verbier nicht so glimpflich ausgegangen wäre, wenn er nicht so beweglich gewesen wäre. Ein ganz wichtiges Argument also für die Verletzungsprävention.

fs.net: Wie lautet die Empfehlung für Otto-Normal-Freerider, die ein begrenztes Zeitfenster für's Training übrig haben und nicht das komplette Programm durchspielen können? Wie können sich diese Kandidaten noch kurzfristig fit für die Skisaison machen?


Margot: Hier auf freeskiers.net werden insgesamt neun Übungen meiner Zeitvogel-Methode vorgestellt. Wenn man nur begrenzt Zeit hat, kann man natürlich variieren. Man muss nicht alle neun Übungen hintereinander machen.

Es ist schon ein guter Anfang, etwa Übung Eins und Übung Sieben zu machen, dann folgen am nächsten Tag Übung Vier und Übung Sechs. Wenn man hier einfach einmal anfängt und konsequent dran bleibt, an drei Tagen in der Woche etwas macht, dann wird man schon bald eine Verbesserung feststellen.

fs.net: Vielen Dank für Eure Zeit.

Danis Video-Rückblick auf die vergangenen beiden Jahre:



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