Knowledge: Welcher Ski passt zu mir?

Von Hans-Martin Kudlinski am 30.Nov. 2011

Mit der zunehmenden Verbreitung des Freeskiings und der logischen Reaktion der Industire in Form eines erweiterten Modell-Angebots, wird die Qual der Wahl von Jahr zu Jahr schwerwiegender. Den zahlreichen Möglichkeiten, welche der Sport bietet, steht eine ebenso umfangreiche Vielfalt an unterschiedlichen Ski-Modellen gegenüber.

Wir hoffen, Dir mit diesem Artikel einen guten Überblick über die unterschiedlichen Bereiche zu verschaffen, um die Grundlagen für eine überlegte Wahl des passenden Skis zu schaffen. Schließlich soll der Spaß am Skifahren nicht schon bei der ersten Ausfahrt mit dem neuen Modell, welches sich als Fehlinvestition herausstellt, enden.

Für den Fall, dass du noch keine genauen Vorstellungen hast, was im Schnee auf zwei Brettern alles möglich ist, haben wir die größten, am besten fassbaren Teilbereiche des Sports in sieben Sparten untergliedert. Natürlich gibt es auch noch Mischformen und Randbereiche, die man eigentlich keiner Kategorie ganz eindeutig zuordnen kann. Allerdings kannst du gerade, wenn du dich hier auf absolutes Neuland begiebst, auf den folgenden Seiten zunächst einmal die grundlegenden Formen und Varianten kennenlernen, die dir das Freeskiing bieten kann.

Wer sich bereits für eine ganz bestimmte Richtung entschieden hat und nun nach dem passenden Material ist, kann sich hier einige Hinweise holen, welche die in Frage kommenden Modelle schon wesentlich eingrenzen dürfte. Einer richtigen Kaufentscheidung sollte somit nichts im Wege stehen. Denn die geeignete Materialwahl kann natürlich den Einstieg in den Sport ganz erheblich erleichtern und somit auch den größtmöglichen Lernerfolg gewährleisten.

Nun liegt es also an dir, dich einem der folgenden Fahrer-Typen zuzuordnen und dir einen Eindruck zu verschaffen, welcher Ski sich am besten für dich und dein Vorhaben eigenen sollte.

Die Glaubensfrage: Freeride oder Freestyle?
Freeride: Vollgas-Straightliner
Freeride: Durchschnitts-Freerider
Freeride: Backcountry-Freestyler
Freestyle: Hardcore-Freestyler
Freestyle: Gelegenheits-Parkfahrer
Sonderfall: Allmountain-Fahrer
Sonderfall: Skialpinist / Freeski-Mountaineer


Freeride:
Freeriding ist heutzutage in aller Munde und regelrecht zum Modewort mutiert. Dabei gehen vor allem die subjektiven Definitionen oftmals in ganz unterschiedliche Richtungen. Der Eine bezeichnet sich als Freerider, sobald er zwei Meter seitlich der Piste durch den zerfahrenen Powder wedelt, während der Andere sich dieses Prädikat erst auf die Fahnen schreibt, nachdem das Skigebiet außer Sichtweite und die aus eigener Kraft erklommenen Höhenmeter in den vierstelligen Bereich geraten sind.

Allgemein und objektiv kann man den Begriff im Bezug auf das Freeskiing vermutlich wie folgt umreißen: Haupsächlich geht es darum, sich im Rahmen des gesunden Menschenverstandes keinerlei Beschränkungen abseits der präparierten Pisten aufzuerlegen. So lange die Schnee- und Wetterverhältnisse es zulassen, kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen und den bevorzugten Weg ins Tal antreten. Ob gemütliches Powder-Cruisen oder High-Speed Abfahrten im schwierigen Gelände – erlaubt ist, was das die Bedingungen und das eigene fahrerische Können zulassen.

Freestyle:
Eine Gemeinsamkeit mit dem Freeriding hat der Bereich "Freestyle" im Bezug auf die Auferlegung jedweder Einschränkungen - es sollte schlicht und einfach keine geben. Beim Freestyle steht jedoch ganz klar der „akrobatische“ Aspekt im Vordergrund. Zwar möchte man sich auch im Bezug auf die Umgebung nicht ausschließlich auf die Snowparks beschränken, doch das Thema "Urban Rails" sollte man wirklich erst dann angehen, wenn man die eigenen Tricks auch wirklich "im Schlaf" beherrscht.

Neben den körperlichen Vorraussetzungen kann eine gehörige Portion Mut nicht schaden, um sich über Boxen, Rails und Kicker zu drehen. Auch in diesem Teilbereich des Freeskiing kann man sich nach Lust und Laune austoben, nur dass der Spielplatz in diesem Falle ein anderer ist. Was dem Freerider seine unverspurten Tiefschneehänge sind, sind dem Freestyler daher in erster Linie die sauber geshapten und präparierten Parks der Skigebiete.
Vollgas-Straightliner (Profil):
Im überfüllten Gemenge in den Liftschlangen zu stehen kommt für dich nicht in Frage. Auf den einsameren, schwieriger zu erreichenden Gipfeln und Bergkämmen zu stehen, bevor du ins Tal abfährst, das ist für dich der Inbegriff vom Skifahren/Freeskiing.

Deine Zielsetzung geht ganz klar in die Richtung, eines Tages die größten und anspruchsvollsten Berge und Hänge bezwingen zu können. Ambitionen, dabei auch noch die ein oder andere neumodische Freestyle-Verrenkung in die Line einzubauen, liegen dir jedoch fern.

Vielmehr ist dir daran gelegen, anspruchsvolles, steiles und im Idealfall auch stark verschneites Gelände im Eiltempo zu durchqueren. Der Tatsache, dass damit auch schon einmal eine kleine Skitour oder ein kurzer Hike in Kauf genommen werden muss, stehst du durchaus offen gegenüber. Schließlich erreicht man die etwas entlegeneren Gipfel in der Regel nicht mit einer Gondel oder einem bequemen Sessellift.

Vollgas-Straightliner (Setup):
Ideal für diesen Einsatz ist ein breiter Ski (ab ca. 105mm Taille aufwärts) mit straffem Flex. Was die Skilänge betrifft, so gilt die Faustregel: Je länger der Ski, desto spurtreuer verhält er sich – bei High-Speed-Abfahrten ist ein nervöser Ski Gift. Daher sollte man zu einer Skilänge greifen, die mindestens der eigenen Körpergröße entspricht. Auf die Möglichkeit des Switchfahrens kann man getrost verzichten - ein aufgebogenes Heck ist daher keine zwingende Vorraussetzung.

An der Ski-Spitze ist der mittlerweile ohnehin flächendeckend verbreitete Rocker gerne gesehen, sofern auch hier der Flex auf der härteren Seite anzusiedeln ist. Denn: Je weicher die Schaufel, desto größer die Gefahr, dass diese mit zunehmender Geschwindigkeit ins "Flattern" gerät.

Zur Bindung:
Keine Kompromisse sollte man bei der Bindung eingehen. Eine Plastik-Bindung mit niedrigem Z-Wert ist hier definitiv fehl am Platz. Wie der Fahrer selbst, sollte auch die Bindung hart im Nehmen sein, um selbst bei schnellerer Gangart sicher ihre Arbeit zu verrichten und nicht bereits beim kleinsten Schlag auszulösen. Da hier kein Augenmerk auf konsequenten Leichtbau gelegt werden muss, greifen viele erfahrene Freerider zu Modellen, die ausschließlich oder größtenteils aus Metall gefertigt werden.

Das gute Stück sollte auf jeden Fall hinter der Skimitte montiert werden, um maximales Aufschwimmen und die gewünschte Kontrolle bei Top-Speed zu gewährleisten. Für Leute, die ihren Einsatzradius und nicht zuletzt auch die eigene Kondition erheblich ausbauen wollen, stellen auch Felle und eine Bindung mit Tourenfunktion eine sinnvolle Option dar. In dem Fall bleibt jedoch anzumerken, dass die Robustheit der abfahrtsorientierten Modelle auch mit einem erhöhten Gewicht einher gehen.

Wer sich dann letzendlich für die Kombination aus extra breitem Powder-Ski und Tourenbindung entscheidet, sollte also frühzeitig den ein oder anderern Besuch in der Mucki-Bude einplanen, denn je breiter der Ski, desto mühsamer der Aufstieg.


Durchschnitts-Freerider (Profil):
Extrem schnell gefahrene Lines und spektakuläre Freestyle-Tricks im Backcountry sind zwar durchaus schön anzuschauen. Aufgrund des enormen Schwierigkeitsgrads, wird der Spaß jedoch nur den wenigsten "Normalsterblichen" vorbehalten bleiben. Wer dagegen einen Gang zurückschaltet, der kann das weiße Element wesentlich entspannter zu seinen Gunsten nutzen - dem genüßlichen "Powdern". In diese Gruppe sind vermutlich die meisten Anhänger der Freeride-Gemeinde einzuordnen.

Die oberste Prämisse hierbei ist es, wie hoffentlich in allen anderen Bereichen des Freeskiings auch, Spaß an dem zu haben, was man da gerade macht. Schließlich muss man nicht immer dem neuesten Trend, der radikalsten Form, den Berg zu bezwingen oder dem höchsten Cliff-Drop hinterherjagen, um auf seine Kosten zu kommen.

Mit einer komfortablen Neuschnee-Schicht unter der Brettern und ein paar guten Freunden im Gepäck, kann dem Vergnügen nicht mehr viel im Wege stehen. Es steht dabei weniger das Motto "Höher, schneller, weiter!" im Vordergrund, sonder vielmehr die gemeinsam verbrachte Zeit auf dem Berg.

Nun soll jedoch nicht der Eindruck entstehen, dass es sich bei den Vertretern dieser Gattung nur um Weltfrieden proklamierende Gänseblümchenpflücker handelt. Denn auch hier kommt die Action nicht zu kurz. So individuell die einzelnen Fahrer sind, so unterschiedlich sind auch deren Grenzbereiche gesteckt. Daher bestimmt am Ende jeder selbst, ab wann der Punkt erreicht ist, ab dem das Grinsen auf dem Gesicht nicht mehr breiter werden kann.

Durchschnitts-Freerider (Setup):

Hier geht es neben einer ordentlichen Breite (im Bereich um die 110mm Taille mit Spielraum in beide Richtungen) um möglichst vielseitige Fahreigenschaften. Da die wirklichen Powdertage in unseren Breiten leider nicht an der Tagesordnung sind, hat der ideale Ski von allem etwas, aber in keinem Bereich zu viel des Guten. Mit der Skilänge sollte man sich daher im relativ engen Bereich um die eigene Körpergröße bewegen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Man sollte im Hinterkopf behalten, dass sich sowohl durch einen extrem ausgeprägten Rocker, als auch durch eine 130er Taille zwar die Performance im Powder stark verbessern wird. Im direkten Gegenzug wird dann jedoch auch das Handling auf der Piste problematischer bzw. schwieriger. Wer also nicht noch einen ausgewiesenen "Pistenski" im Keller stehen hat, sollte davon absehen, zu den breitesten Modellen zu greifen.

Zur Bindung:
Von einer Bindungsmontage im True Center (absolute Skimitte) ist hier abzuraten. Zu Gunsten der Allroundeigenschaften sollte man sich an die je nach Modell unterschiedlichen, vom Hersteller vorgeschlagenen, Standard-Montagepunkte halten. Diese bieten in der Regel einen brauchbaren Kompromiss, um sich die meisten Möglichkeiten im Bezug auf den Einsatzbereich offen zu halten.

Den richtigen Mittelweg zu finden, das ist auch die Aufgabe mit Hinsicht auf den Flex des Skis. Die ausgewogene Mischung zwischen hartem und weichem Flex hält hier wiederum die meisten Optionen offen. Grundsätzlich ist es eine Geschmacks- und Ausrichtungssache, ob man eher in die harte, oder doch die weiche Richtung gehen will. Wer z.B. lieber schnell und spurtreu unterwegs sein möchte, wird mit einem härteren Flex glücklich, wem dagegen eine spielerische Wendikeit wichtiger ist, sollte zum Ski mit einer weicheren Abstimmung greifen.


Backcountry-Freestyler (Profil):
Spezielle Contestformate wie etwa der RedBull Linecatcher, diverse Big Mountain Filmsegmente und auch die ein oder andere Line der Athleten in der Freeride World Tour beweisen es: Die Übertragung einiger der Freestyle Tricks aus dem Park ins Backcountry ist möglich und natürlich gerne gesehen.

Um auch abseits der perfekt geshapten Snowparks wieder sicher auf beiden Beinen zu landen, ist nicht nur das fahrerische Können und das akrobatische Geschick eines Riders gefragt. Zusätzlich sollte man auch stets im Hinterkopf behalten, dass man sich dabei überwiegend im ungesicherten und damit auch oftmals lawinengefährdeten, alpinen Bereich bewegt..

Wenn auch du darauf aus bist, die Newschool eines Tages im Backcountry zu vertreten, dann solltest du dich auch dementsprechend um das passende Material für dieses äußerst ehrgeizige Ziel bemühen.

Backcountry-Freestyler (Setup):

Wer heutzutage daran denkt, Freestyle-Tricks in den frisch gefallenen Tiefschnee zu stellen, wird um eine allgegenwärtige Entwicklung der letzten Jahre nicht herum kommen - wozu auch, schließlich macht sie einem das Leben / Fahren in diesem Fall um einiges leichter.

Die Rede ist natürlich vom sogenannten Rocker. Dabei handelt es sich um die negative Vorspannung in Nose und Tail (sprich: an beiden Ski-Enden). Das Ganze bedeutet im Prinzip nichts anderes, als dass ein Eintauchen des in Fahrtrichtung zeigenden Skiendes schon fast mutwillig herbeigeführt werden muss. Die teils extrem ausgeprägte Aufbiegung in Kombination mit der der enormen Breite der Backcountry-Freestyle-Ski macht die guten Stücke nahezu "unsinkbar". Die perfekte Voraussetzung also, sowohl vorwärts als auch rückwärts im Tiefschnee abzuspringen und zu landen.

Wie bei den anderen beiden Tiefschnee-Varianten gilt auch hier wieder die Regel, dass der Ski nicht zu kurz gewählt werden sollte. Ein 1,80m Mann wird auf einem 1,69 Ski sein Potenzial nicht richtig ausschöpfen können. Mit einem 1,92m Flagschiff wird er jedoch durch das zusätzliche Gewicht gerade bei anspruchsvollen Rotationen zu kämpfen haben. Auch hier sollte man sich also im engen Bereich um die Körpergröße bewegen.

Gegenüber dem Ski für den Vollgas-Starightliner ist es beim Backcountry-Freestyle von Vorteil, wenn man mit einem weniger harten Flex unterwegs ist. Denn ein knüppelharter Ski, der auch bei High-Speed noch wie auf Schienen seine Bahnen zieht, ist gerade bei schwierigen Landungen aus einer Rotation heraus wenig fehlerverzeihend und bestraft auch die kleinsten Unzulänglichkeiten.

Zur Bindung:
Bei der Bindung sollte man definitiv Wert auf eine qualitativ besonders hochwertige Konstruktion legen. Einige Hersteller haben hier Bindungen im Programm, welche gänzlich aus Metall hergestellt werden und auf Kunststoffen verzichten. Da bei den Landungen sehr große Kräfte auf Ski und Fahrer einwirken können, ist eine Reserve beim Z-Wert wichtig, um auch in brenzligen Situationen den nötigen Halt zu gewährleisten. Da ein Powder-Ski aufgrund seiner Dimension eher schwer daher kommt, wäre auch hier die Kombination mit einer möglichst leichten Bindung von Vorteil.

Was den Montagepunkt betrifft, so ist diese von den Ambitionen des Fahrers abhängig. Zwar kann man die Bindung dank des Rocker-Shapes durchaus mittig (True Center) anbringen, ohne dabei auf ausreichend Auftrieb bei der Fahrt vorwärts wie rückwärts verzichten zu müssen. Jedoch sollte man hierbei ehrlich zu sich sein und realistisch einschätzen, wie ernst man es tatsächlich mit dem Freestylen im Backcountry meint. Denn wer nur gelegentlich ein paar Tricks in Angriff nimmt, für den dürfte der vom Hersteller empfohlenen Montagepunkt hinter der Skimitte die passendere Variante darstellen.


Hardcore-Freestyler (Profil):
Du hattest noch nie ein Problem mit Geschwindigkeit, Höhenangst ist dir fremd und du bist bereit, ein nicht unerhebliches Verletzungsrisiko einzugehen? Obendrein bist du mit einem ausgeprägten Bewegungstalent und einem hervorragenden Körpergefühl gesegnet? Wenngleich das auch die idealen Voraussetzungen für eine Big Mountain "Laufbahn" wären, interessieren dich eigentlich ausschließlich die Kicker und Rails der unterschiedlichen Snowparks.

Wenn diese Beschreibung auf dich zutrifft und du damit liebäugelst, dich ernsthaft dem Freeskiing zu widmen, dann spricht alles dafür, dass ein ambitionierter Freestlyer aus dir werden sollte. Damit die Lernerfolge nicht aufgrund der falschen Materialwahl ausbleiben, geben wir dir hier ein paar grundlegende Tipps.

Hardcore-Freestyler (Setup):
Als ambitionierter (Hardcore-)Freestyler wird für dich ein sogenannter "real Twintip" in Frage kommen. Natürlich ist es nicht zwingend notwendig, dass es sich bei dem Ski deiner Wahl um einen solchen, "echten" Twintip handelt, dessen Taillierung absolut symmetrisch aufgebaut ist (d.h. Nose und Tail besitzen die gleiche Breite). Denn auch viele sehr gute Park-Ski verfügen über einen asymmetrischen Shape. Doch gerade wenn man sehr viel switch fährt, bringt ein absolut symmetrischer Sidecut leichte Vorteile, was die Kontrolle des Skis betrifft.

Eine weitere Neuerung der letzten beiden Jahre ist auch der Einzug des "Rockers" ins Park-Segment. Hier toben sich die Hersteller mit unterschiedlichen Modellen geradezu aus, was die zahlreichen Kombinationen von Schaufelaufbiegung und Vorspannung unterhalb der Bindung betrifft. Ein Park-Ski mit leichtem Tip- und Tail-Rocker in Verbindung mit einem "flachen Ski" unter der Bindung beispielsweise sorgt für ein spielerisches Verhalten gerade bei Butter- oder Jib-Tricks. Eine klassische Vorspannung bringt dagegen mehr Kontrolle auf großen Kickern oder in der Pipe.

Ein typischer Park-Ski ist besonders im Vergleich zu den Powder-Brettern relativ schmal, was einerseits das Gewicht herabsetzt und andererseits für eine erhöhte Wendigkeit sorgt. Unter der Bindung sollten sich daher um die 75-90mm Taille ausbreiten. Natürlich ist es auch möglich mit einem fetteren Ski den Park unsicher zu machen, allerdings soll hier die kompromisslose Performance auf Rail und Kicker im Vordergrund stehen.

Bezüglich Flex und Länge sollte man bedenken, dass ein harter, langer Ski gerade bei der Landung wesentlich mehr Unterstützung bietet als ein weicher, kurzer. Dieser wiederum ist jedoch gerade auf Obstacles wie Boxen, Rohren oder Rails klar im Vorteil. Grundsätzlich bleibt zu sagen, dass einem der Einstieg mit einem etwas weicheren, fehelerverzeihenderen Ski zunächst leichter fallen dürfte. Nach und nach wird aber mit einem ansteigenden, fahrerischen Level und dem damit verbundenem Springen größerer Kicker ein härteres Modell die passendere Variante sein.

Zur Bindung:
Hier heißt die Devise: Montage im True Center (absolute Skimitte). So ist nicht nur die Kontrolle über den Ski beim Switch- bzw. Geradeausfahren "ausgeglichen". Auch der Stand auf Obstacles wie Boxen und Rails wird aufgrund des ausgeglichenen Gewichts und des damit besser verlagerten Schwerpunkts positiv beeinflusst.

Eine Bindung für den Hardcore-Freestyle-Einsatz sollte im Idealfall leicht und robust sein und ausreichende Z-Wert-Reserven bieten, um auch die harte Landung eines großen Kickers wegstecken zu können. Naturgemäß bringen jedoch die meisten "Z-Wert-Riesen" auch ein höheres Gewicht auf die Waage.

Grundsätzlich bleibt auch hier zu erwähnen, dass man sich bei der Bindungseinstellung - gerade, wenn es um erhöhte Z-Werte geht - unbedingt von einem Fachmann beraten lassen sollte.


Gelegenheits-Parkfahrer (Profil):
Es geht auch eine Nummer kleiner. Es muss ja nicht immer das triple-kinked Downrail oder ein 20m Table sein. Wer sich hauptsächlich auf der Piste bewegt, jedoch vor einem gelegentlichen Abstecher in den Snowpark nicht zurückschreckt, der sollte dies auch bereits bei der Wahl seines Materials berücksichtigen.

Denn wer annimmt, mit einem überdimensionalem Powder-Ski im Park auf Anhieb eine besonders gute Figur machen zu können, sollte umdenken. Nicht immer kommt es auf die Größe an, denn nicht nur als Einsteiger wird man sich mit einem schmaleren Ski im Park um Welten leichter tun. So ist also auch hier beim Materialkauf ein paar Dinge zu achten.

Gelegenheits-Parkfahrer (Setup):
Beim Gelegenheits-Parkfahrer liegt der Fokus eindeutig auf den Allroundeigenschaften. Hauptsächlich bewegt er seinen Ski auf der Piste. Sollte es ihm dort zu langweilig werden, zieht es ihn jedoch eher in den Park, als ins freie Gelände. Daher macht ein übermäßig breiter Ski für den Gelegenheits-Parkfahrer auch wenig Sinn. Stattdessen sollte man im Hinblick auf den Einsatz im Park lieber nach einem für heutige Maßstäbe eher schmaleren Ski mit Taille um die 90mm Ausschau halten.

Grundsätzlich bleibt zu sagen, dass gerade ein etwas härterer Parkski seine Arbeit in aller Regel auch durchaus gut auf der Piste verrichtet. Gerade, wenn man auch der schnelleren Gangart nicht abgeneigt ist, sollte man jedoch darauf achten, kein allzu weiches Modell zu kaufen. Ansonsten könnte gerade bei höheren Geschwindigkeiten die Fahrt schnell in einen Eiertanz ausarten.

Zur Bindung:
Um die Fahreigenschaften auf einem ausgewogenen Level zu halten, sollte für den Gelegenheits-Parkfahrer dringend von einer Bindungsmontage in der Skimitte abgesehen werden. Die Vorteile, die man dadurch beim Switch-Fahren erhalten würde, kommen aufgrund der in erster Linie "geradeaus gerichteten" Fahrtrichtung hier nicht zum tragen.

Was die richtige Skilänge angeht, sollte man sich recht nah an der eigenen Körpergröße orientieren. Je nach eigener Vorliebe kann man hier ein paar Zentimeter abziehen bzw. hinzuaddieren. Ein längerer Ski sorgt auf der Piste für mehr Laufruhe, wohingegen ein kürzerer Ski mit leichtem Rocker die Schwungeinleitung erleichtert und damit auch die Wendigkeit erhöht.

Es bleibt also dem persönlichen Geschmack überlassen, für welche Variante man sich letztlich entscheiden möchte. Mit dem wörtlich genommen kurzen Ende des Spektrums sollte man es jedoch auch nicht übertreiben und sich für einen Ski entscheiden, dessen Länge nicht viel mehr als 10cm unterhalb der eigenen Körpergröße liegt.


Allmountain-Fahrer (Profil):
Eine klare Entscheidung für einen speziellen Bereich des Freeskiings möchtest du nicht treffen. Vielmehr möchtest du dir alle Möglichkeiten offen halten und auf keinen Aspekt voll und ganz verzichten. Egal, ob es mal wieder die ganze Nacht hindurch dicke Flocken geschneit hat und du dich auf knietiefen Powder freust, oder du einfach mal auf den frisch präparierten Pisten heizen und anschließend den Tag im Park ausklingen lassen möchtest - dein Ski soll immer und überall funktionieren.

Sicherlich keine leichte Aufgabe, da sich die Anforderungen der einzelne Bereiche an das Material nicht immer decken. Möchte man also von allem etwas, muss man sich damit zufrieden geben, dass der Ski der Wahl am Ende überall relativ gut, aber nirgendwo wirklich herausragend funktioniert. Ein paar Eingeständnisse sind also unumgänglich. Um jedoch den bestmöglichen Kompromiss zu finden, gilt es einige Dinge zu beachten.

Allmountain-Fahrer (Setup):
Prinzipiell stellt sich hier das gleiche Problem wie beim Durchschnitts-Freerider. Man möchte einen Ski, den es in einer solchen Form eigentlich nicht geben kann, denn:

Die zusätzliche Breite, die sich im Tiefschnee positiv auswirkt, ist es auch, die den Ski auf der Piste wie ein schwerfälliges Schienenfahrzeug erscheinen lässt. Der schmale Park-Ski dagegen ist zwar aufgrund seiner „Leichtfüßigkeit“ ideal auf Rails, Boxen und am Kicker, doch wird man damit im Powder wegen des geringen Auftriebs wenig Freude haben.

Am sinnvollsten bzw. vielseitigsten wäre in diesem Fall ein für heutige Verhältnisse "mittelbreiter" Ski (bis ca. 100mm Taille). Diese Taillenbreite mag zwar vielen klassischen Skifahrern bereits als sehr fett erscheinen, jedoch sollte man sich hier nicht täuschen lassen. Natürlich wird der Kantenwechsel nicht so schnell möglich sein, wie bei einem Slalom-Carver, nach einer kurzen Umgewöhnung lässt sich dann allerdings auch der breitere Allmountain-Ski zügig auf der Piste bewegen. Und auch im Tiefschnee wird man sich über das Mehr an Fläche und damit auch Auftrieb freuen.

Was den Flex betrifft, macht keines der beiden Extreme viel Sinn. Da sich das Haupteinsatzgebiet des Skis aber wie so oft überwiegend auf die Piste erstrecken wird, sollte man sich dementsprechend eher in Richtung der etwas härteren Modelle entscheiden.

Zur Bindung:
Auf einen maximalen Z-Wert kann man sicherlich verzichten, denn anfangs wird man diesen keinesfalls benötigen. Wer es mit fortschreitendem fahrerischen Können eines Tages wirklich wissen will, wird ohnehin auf einen spezialisierteren Ski zurückgreifen müssen. Da die Z-Wert-Einstellungen individuell abhängig vom Gewicht des Fahrers abhängig sind, sollte man sich idealerweise direkt beim Kauf vom Fachmann beraten lassen. Auch die von den Herstellern vorgeschlagenen Standard-Montagepunkte sind anzuraten, da diese in der Regel bei jedem Modell die besten Allroundeigenschaften bieten.


Skialpinist / Freeski-Mountaineer (Profil):
In den vergangenen Jahren hat eine bekannte Bergsportfirma den Begriff des "Freeski-Mountaineering" etabliert. Im Grunde handelt es sich dabei um die bekannte Form des Ski-Tourengehens in alpinem Gelände mit dem Fokus auf eine gelungene Abfahrt. Wichtig ist allerdings die Unterscheidung zum reinen Tourengehen, da weit mehr alpinistische Erfahrung und auch mehr Equipment benötigt wird.

In hochalpinem Gelände ist eine Gletscherausrüstung notwendig und für anspruchsvolle Ziele weiter unten benötigt ein Skialpinist häufig Seil, Gurt und Sicherungsmaterial zum Klettern. Ein kompetenter Umgang mit dem Equipment und nicht zuletzt den sicherheitsrelevanten Fragestellungen ist natürlich Grundvoraussetzung.

Skigebiete werden von den meisten Skialpinisten eher umgangen und allenfalls als Start- und Endpunkt verwendet. Das Ziel ist vielmehr das außergewöhnliche Erlebnis fern des winterlichen Massentourismus. Zudem zählen der alpinistische Stil. Man plant (teils mehrtägige) Touren und Projekte ausführlich und führt diese Projekte durch wenn die Bedingungen es zulassen, wie im Alpinismus üblich.

Die Materialwahl wird dabei klar der Funktionalität untergeordnet. Daher lautet die Frage: Welcher Ski bringt mich sicher durch mein Projekt? Das Pendel schlägt zunächst in Richtung Aufstiegsperformance aus, moderne – leichte Ski bieten aber auch Abfahrtsspaß, doch dazu mehr in den folgenden Absätzen.

Skialpinist / Freeski-Mountaineer (Setup):

Im hochalpinen Gelände sind ideale Schneeverhältnisse selten. Ebenso wie die persönliche Skitechnik ist daher auch das Material gefordert. Ein eher schmaler Pulverschneeski (ca. 75-100mm Taille) bietet auch beim Queren steiler und überfrorener Hänge einen guten Ansatzpunkt um die Kante in den Schnee zu bringen.

Um nicht nur das Gewicht sondern auch die Wendigkeit im Aufstieg (z.B. bei einer Spitzkehre) positiv zu beeinflussen, sollte man wie bei Tourenski üblich eine eher geringe Skilänge wählen. Körpergröße oder weniger ist eine grobe Richtlinie, letztlich ist dies jedoch auch eine individuelle Frage.

Auch beim Flex muss im Hinterkopf behalten werden, dass der Ski unter schwierigsten Verhältnissen funktionieren muss. Daher geht die Empfehlung klar in Richtung eines relativ harten Flex, der zwar Krafteinsatz fordert, aber eben auch ermöglicht. Eine weiche Nudel hat im alpinen Gelände nichts verloren und wer nur damit zurecht kommt ebenfalls nicht.

Zur Bindung:

Was die Anforderungen an die Bindung für den Freeski-Mountaineer betrifft ist auch hier die Aufstiegstauglichkeit oberste Prämisse. Ein möglichst geringes Gewicht und eine verlässliche sowie bewährte Konstruktions- und Funktionsweise hat besonderen Wert. Beliebt sind die unterschiedlichen Lowtech-Modelle (Dynafit, G3, LaSportiva, Plum etc.). Harscheisenkompatibel sollte das gewählte Modell auf jeden Fall sein.
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