Produkttest: Black Diamond Carbon Megawatt

Von Benedikt Nöth am 31.Jan. 2013

Der Black Diamond Carbon Megawatt braucht Zeit; schließlich will er in den unterschiedlichsten Bedingungen getestet werden. Und ich habe mir die Zeit genommen: Von Touren mit bis zu drei Stunden Aufstieg und Abfahrten in 20 Zentimeter Neuschnee, über planierte und vereiste Pisten bis hin zu schwerem Slush – dies war alles dabei in den ersten Wochen des Jahres 2013. Auch wenn wir uns den Winter anders vorstellen: Diese schwierigen Bedingungen kamen unserem Test zugute.

Der Testski. Black Diamond gibt für den Carbon Megawatt in der Länge 188 ein Gewicht von 4,2 kg für das Paar an. Damit ist er ein Leichtgewicht unter den Ski mit einer Mittelbreite von 125mm. Was gleich auffällt, ist der ausgeprägte Tip-Rocker. Die mächtigen Schaufeln haben mich (zuerst) an seiner Spitzkehrentauglichkeit zweifeln lassen. Doch das sollte sich in der Praxis nicht bestätigen. Als Bindung habe ich eine Marker Baron montiert.

Skitour durch 20 cm Pulver
Der erste Testtag. Wir hatten uns eine eher einfache Tour vorgenommen. Zuerst ging es zwei Stunden fast flach in einem Tal dahin. Trotz seiner Breite merkte man schon hier auf dem ausgetretenen Pfad, dass der Megawatt extrem leicht ist. Als wir endlich am Fuße des angesteuerten Berges standen, sah ich die letzten Spitzkehren knapp unterhalb des Gipfels. Sie wirkten steil. Wird da der Ski noch immer Spaß bieten? Die ersten Höhenmeter gingen erstaunlich leicht vom Fuß. Auch als das Gelände steiler wurde, merkte ich, dass der Ski sehr gut ausbalanciert ist. Kurz unterhalb des Gipfels machte sich dann aber die Mittelbreite von 125mm bemerkbar. Im steilen und eisigen Gipfelhang war es schwierig, weiter zu gehen ohne abzurutschen. Die Auflagefläche des Skis und der Winkel der Aufstiegsspur waren nicht mit meiner Anatomie vereinbar. Anders ausgedrückt: erwartungsgemäß stellte die Mittelbreite an dieser Stelle ein Hindernis dar.

Das war aber der einzige Kritikpunkt bei der Tour aufwärts. Und wie verhält sich der Megawatt abwärts? Nach kurzer Gipfelrast zogen wir die Felle ab und fuhren durch 20cm feinsten Pulverschnee ab. Alle Mühen beim Aufstieg im Gipfelhang machten sich nun genau dort bezahlt. Durch seinen Tip-Rocker, einer Schaufelbreite von 153mm und einer Länge von 188cm kam regelrechtes Bigmountain-Feeling auf. Weite schnelle Turns reihten sich aneinander. Kaum losgefahren, befand ich mich schon wieder im Talboden. Ein zufriedenes Lächeln beendete den ersten Testtag.

Weite Turns durch Slush
Wir folgten einer ausgetretenen und pistenähnlichen Aufstiegsspur hinauf auf einen der beliebtesten Skitourenberge des Allgäus. Wir befürchteten, dass die schönen Hänge in das einsame Seitental schon zerhackt sind. Aber auf den klassischen Tourengeher ist Verlass: Schnell den Berg hochrennen, Felle abziehen und nah an der Aufstiegsspur wieder zurück ins Tal! Wir gingen noch knapp 10 Minuten weiter auf einem Grat – und siehe da: vor uns lag ein völlig unberührter weiter Hang.

Also Felle abziehen und nach kurzer Rast rein in die Bindung. Der Schnee, an einigen Stellen schwerer Slush und an anderen von einem harten Harschdeckel überzogen, machte mir etwas Sorgen. Aber mit dem Megawatt gelangen die ersten Schwünge wie von selbst. Wieder zogen wir weite und schnelle Turns in den Slush. Als wir dann an einen kleinen Wald kamen und gezwungenermaßen kurzschwingen mussten, fühlte man sich mit der Skilänge nicht mehr wohl. An dieser Stelle wäre mir eine kürzere Variante lieber gewesen. Seine Länge verlangt bei kurzen Schwüngen enorme Kraft, um ihn sauber um die Kurve zu bekommen. Im Talboden war ich dennoch positiv überrascht, wie präzise sich dieser breite und lange Ski im Ungespurten verhalten hat.

Planierte, eisige Pisten
Meistens muss man auch abschnittsweiße auf Pisten fahren um zu den Powderhängen zu kommen. Deshalb wollte ich auch die Pistentauglichkeit unter die Lupe nehmen. Dort kam ich mir zwar etwas fehl am Platz vor, aber: Die ersten Meter auf der Piste machte der Carbon Megawatt eine erstaunlich gute Figur. Wie schon beim Powdern merkte ich schnell, dass sich weiten Turns super fahren lassen, kürzere eher schwer von der Hüfte gehen. Bei einem angegebenen Radius von 42 Metern ist das auch nicht verwunderlich. Nur bei hoher Geschwindigkeit fängt die Schaufel das Flattern an, aber die Jungs von Black Diamond haben diesen Ski auch nicht für die Piste konstruiert.

Fazit:
Mir persönlich gefällt er sehr gut für Touren bis 1000 Höhenmeter. Er funktioniert sowohl in tiefem Powder als auch bei Frühjahrsbedingungen wie Firn und Slush. Auch wenn er recht weich erscheint, lässt er sich bei hoher Geschwindigkeit gut kontrollieren. Der Carbon Megawatt macht richtig Spaß und profitiert vor allem beim Aufstieg von seinem geringen Gewicht. Natürlich gehen mit der Breite beim Aufstieg auch Probleme einher, aber die sind durch die überzeugende Abfahrtsperformance schnell vergessen. Alles in allem ein super Ski - nicht nur für die richtig fetten Powdertage.

Zum Fahrer:
Seit dem 2. Lebensjahr auf Skiern. 23 Jahre, 1,90m, 75kg. Skiclub, als Student Skilehrer. Halbes Jahr in Kanada als Skilehrer und Guide gearbeitet. Inzwischen fast nur noch abseits unterwegs.

 

Galerie

Hinterlasse eine Antwort
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu posten