Produkttest: Rab Demand Pull-On

Von Bernhard Scholz am 20.Feb. 2013

Minimalistische Ausrüstung die auch im alltäglichen Gebrauch einwandfrei funktioniert.

All-In-One
Der Demand Pull-On von Rab ist ein sehr leichter und dünner Shell-Pullover, der sich in einem wirklich winzigen Packbeutelchen verstauen lässt. Ideal also um ihn immer dabei zu haben. Mit nicht mal knapp 300g auf unserer Küchenwaage ist diese Jacke wirklich nicht auf der schweren Seite. Trotzdem ist das Material echtes 3-Lagen eVent, also auch etwas richtig brauchbares im Bezug auf Haltbar- und Dichtigkeit.

Gewichtsfanatiker
Irgendwo muss das Leichtgewicht aber natürlich abgespeckt haben. Zum einen gibt es keinen durchgängigen Reissverschluss, man schlüpft also wie in einen Pullover hinein. Lüftungsschlitze gibt es ebenfalls nicht, Klettverschlüsse an den Ärmelabschlüssen fehlen ebenso. Die Kapuze dagegen ist komplett regulierbar und sitzt einwandfrei. Der kleine Schirm an der Kapuze mit dem Drahtbügel darin, um das Schirmchen korrekt ausrichten zu können, ist im Vergleich zu anderen Rab Jacken etwas kleiner ausgefallen - um Gewicht zu sparen. Einen Schneefang oder große Taschen gibt es nicht.

Vollwertige Jacke?
Am Material selbst wurde dagegen nicht gespart, solides eVent rundherum. Wir hatten die Jacke seit letztem Sommer dabei. Zunächst nur als Backup wenn man nicht mit schlechtem Wetter rechnete, immer öfter aber auch als einzige Hardshell Jacke. Wir waren damit Klettern, Wandern und auf Skitouren. Besonders gut hat sie sich bewährt, wenn wir möglichst leicht unterwegs sein wollten, im Aufstieg nur einen Fleece oder sogar nur ein T-Shirt und für eine Abfahrt aber eine echte Jacke brauchten. In diesem Zusammenhang ist die Jacke tatsächlich sehr sehr brauchbar.

Kompromisse
Kein Licht ohne Schatten - und der ist hier natürlich ein Kompromiss. Die Jacke hat keine echten Taschen, weder innen noch außen. Die kleine Napoleontasche ist leider kein Ersatz. Mal schnell die Handschuhe verstauen, eine Karte griffbereit einstecken, die Skifelle zum wärmen aufbewahren, eine Kompaktkamera zücken oder fix einen Energieriegel aus der Tasche zaubern, all das geht leider nicht. Es sei denn, man hat alles in den Lagen darunter oder in den Hosentaschen. Die fehlenden Klettverschlüsse könnten bei einem richtig mächtigen Sturm oder bei Pulvern in ultrafeinem Pulver zu einem Problem werden, Handschuhe mit Stulpen sind dann die Alternative zu den, zugegeben schickeren, mit engem Bündchenabschluss.

Sitz und Komfort
Weder locker noch eng - körpernah - so könnte man die Passform wohl am besten beschreiben. Das hängt aber wie immer von dem in die Jacke gepackten Outdoorenthusiasten ab. Bei nicht zu "großen" Zeitgenossen passt ein Fleece und eine dünne Daunenjacke gut drunter, mehr aber nicht. Ohne das alles sitzt sie fast schon locker. Die Ärmel sind klettertypisch eher lang damit man auch weit greifen kann. Am Rücken ist die Demand Pull-On recht weit über den Hintern gezogen, das ist natürlich sehr praktisch wenn es zieht. Vorne, das wird manchem Skifahrer komisch vorkommen, ist der untere Ansatz der Jacke recht weit oben. Der Hintergrund dafür ist der Anseilpunkt zum Klettern oder Abseilen. Uns hat es nicht gestört und einen Nachteil konnten wir auch nicht erkennen - es ist schlicht etwas ungewohnt.

Haltbarkeit & Wasserdichtigkeit
Insgesamt hatten wir das gute Stück bis jetzt nur etwa 40 Tage im Einsatz und sie sieht noch aus wie neu. Obwohl wir sie oft in den Packsack drückten und sie danach für 1-2 Stunden ziemlich zerknittert aussieht, konnten wir nirgends Abnutzungserscheinungen finden. Das Material ist recht "rutschig" - was wohl zur Abriebfestigkeit beiträgt. Schnee oder Regen ist bislang nirgends durch gekommen, selbst beim Einsatz in der Stadt auf dem Rad bei einer ordentlichen Einstündigen Regendusche (selbes auch beim Joggen) war von innen alles trocken. An den Stellen der Rucksackriemen ist wohl die wasserabweisende Schicht abgerieben worden, dort perlt Wasser nicht mehr einwandfrei ab - durchgekommen ist nichts. 

Fazit:
Wer also die Zahnbürste absägt, keine Zahnpasta mitnimmt, die Kompressionsriemen seines Rucksacks annäht und abschneidet, der wird diese Jacke lieben. Sie ist wirklich sehr klein verpackbar und daher auch für Tourengeher sehr gut geeignet. Aufsteigen im Fleece, zum abfahren einfach die Jacke drüber ziehen. Überall, wo man eigentlich mit gutem Wetter rechnet, sich aber doch nicht ganz sicher ist, hat sich diese Jacke einwandfrei bewährt. Wir können sie daher, trotz der Kompromisse, sehr empfehlen.

Nachtrag: Die Nachfolgejacke der Demand Pull-On heißt Pulse Pull-On. Sie ist noch leichter geworden und jetzt aus Pertex Shield. Da wir mehrere Rab Produkte verwenden und noch nie enttäuscht wurden, sind wir uns ziemlich sicher, dass auch die Pulse Pull-On genau für den hier beschriebenen Einsatzzweck einwandfrei funktioniert.

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