Klaus das Klimaschwein

Von Marius Schwager am 1.Dez. 2015

Klaus ist Freerider. Klaus fährt für sein Leben gerne abseits der Pisten Ski, manchmal auch darauf oder geht eine Skitour. Wie viel Schlechtes Klaus der Umwelt und seinem geliebtem Sport antut, ist ihm gar nicht bewusst. Klaus ist du, Klaus ist ich. Klaus, der naturnahe Bergsportler und Umweltfreund und Klaus ist ein Klimaschwein.

 

Klaus ist Freerider mit Herz und Seele. Er geht gerne bei frischem Neuschnee in die Nordalpen powdern. Klaus trifft sich dort mit seinen Freunden und verbringt mit ihnen auch gerne ein Wochenende vor Ort. Manchmal geht er auch gerne eine Skitour, das ist so schön ruhig, und ihm gefällt die intakte Natur so sehr. Er fühlt sich immer wie ein echter Naturbursche danach. Einmal im Jahr geht er auch mit seiner Familie Skifahren, eine Woche, die Region wählt meist er aus. Er mag Italien und bei einer Woche ist die lange Anreise auch kein so großer Faktor, es gibt ja lecker Cafe und Pizza auf dem Weg. Klaus fährt einen Mittelklasseauto, durchschnittlich schnell, macht nichts was niemand anderes nicht machen würde.

Klaus, der Durchschnittsfreerider

Klaus fährt durchschnittlich 25 Tage Ski pro Saison, 5 davon sind Skitouren. Klaus hat etwa 150 Kilometer bis zu seinem Hausskigebiet, 250 km bis in das Skigebiet, in dem seine Freunde meistens fahren und 700 Kilometer fährt er mit seiner Familie nach Italien (4 Personen, 2 Autos, zu viert passen die Ski ja nicht ins Auto). Klaus wählt jeweils, außer bei seinen Skitouren, durchschnittliche Skigebiete, die auch ein bisschen Komfort bieten. Kurz: Klaus ist Durchschnittsfreerider. Was Klaus nicht bewusst ist, ist dass er ein richtiges Klimaschwein ist.

Klaus fährt ein durchschnittliches Mittelklasse-Auto, es verbraucht 8l Benzin je 100km. Klaus Anfahrten stoßen 765 KG CO2 in die Luft. Seine Skitage stoßen noch einmal 146 Kg CO2 dazu aus. Macht insgesamt 0,9 Tonnen Co2 durch sein Hobby Freeriden.

Mit 0,9 Tonnen Co2 kann Klaus nichts anfangen, klingt irgendwie viel, aber auch irgendwie nicht. Aktuell beraten die allermeisten Länder dieser Welt, ob und wie sie diesen Planeten retten wollen. Klar ist, je mehr Co2 in die Atmosphäre gepustet wird, desto wärmer wird das Klima, desto mehr wird auch Klaus Freeridevergnügen leiden. Weniger seiner geliebten Treeskiing Tage und eine kürzere Saison und kein Einschwingen mehr am Gletscher sind die sichere Folge. Die Folgen für andere Teile der Erde blendet Klaus erfolgreich aus seinem Nordalpenhorizont aus.

Klaus, das Durchschnittsschwein

Was Klaus nicht klar ist, ist der Fakt, dass, würde jeder Erdenbürger so umweltschädlich handeln wie er, wäre diese Welt – und wir haben ja bekanntlich nur eine – ziemlich schnell ziemlich kaputt. Aktuell verbraucht Klaus, der Durchschnittsdeutsche, etwa 10 Tonnen Co2 jährlich plus seine 1 Tonne für das Skifahren. Würden alle Erdenbürger gleich viel verbrauchen und wollte man die menschengemachte Klimaerwärmung auf das 2° Ziel beschränken dürfte Klaus jährlich insgesamt nur 2,5 Tonnen verbrauchen. Klaus ist da ziemlich weit darüber, noch ein bisschen mehr als seine Freundin Else, die Einfältige, die alles sonst mit Klaus macht, außer das Skifahren. Else geht nämlich lieber stricken statt Skifahren. Else ist weniger Klimaschwein als Klaus.

Klaus war das alles so nicht bewusst und er fragt sich was er tun kann. Er könnte z.b. ganz generell weniger Skifahren. Er könnte weniger im Auto fahren und insbesondere nicht mehr alleine fahren und dabei mehr Skitouren gehen statt Lifte nutzen. Er könnte auch generell mal anfangen an seiner Klimabilanz zu arbeiten. Und der von Else. Eines ist Klaus aber nun klar, er muss etwas ändern, freiwillig, sonst ändert es sich gezwungenermaßen irgendwann. Denn Klaus möchte ja, dass auch mögliche Kinder von ihm und Else Skifahren gehen können.

Schlaubi, das besonders schlaue Naturschwein

Klaus hat auch einen Freund, Schlaubi, der besonders schlaue Skibumstudent aus Innsbruck. Der fährt 100 Tage im Jahr Ski im Skigebiet und hat „nur“ durchschnittlich 50km oneway Anreise. Schlaubi der naturnahe Student stößt 2,5 Tonnen Co2 je Skisaison extra in die Umwelt und verbraucht alleine damit so viel wie jedem einzelnen Erdenbürger insgesamt zusteht.  

Klaus und Schlaubi gehen die Tage mal ein Bier zusammen trinken und denken scharf nach, ob sie bei der nächsten Wahl vielleicht doch nicht das Kreuzchen bei „mehr für die Umwelt“ machen, statt „mehr für den eigenen Geldbeutel“. Das wäre immerhin ein kleines bisschen weniger Klimaschwein.

Quellen

Datengrundlage für de Verbrauch der Skigebiete wurde der Wert der Weisse Arena Gruppe genommen: 7,84 Kg CO2 je „skier day“, d.h. je Skitag für einen Skifahrer (Quelle). Verlässliche Werte des Verbrauchs zu erhalten ist quasi unmöglich, da die Verursacher keine nachprüfbaren Zahlen veröffentlichen möchten. Die Werte reichen von 0,9 KG Co2 (Seilbahnverband Österreich)  bis 21,4 kg Co2 in Aspen (Quelle: Gossling, S.: Carbon Management in Tourism: Mitigating the Impacts on Climate Change, S.80)  

Umrechnugn KwH, Umrechnung Benzinverbrauch CO2

Anmerkung: Herstellungskosten des Auto, sonstige Materialherstellung, Transport sowie alle sonstige Umweltbelastungen werden hier der Einfachheit und Verständlichkeit zuliebe nicht berücksichtigt. Ebenso werden nicht die Einsparung durch die Aktivitäten berücksichtigt, die Klaus machen würde, wenn er nicht Skifahren gehen würde. Ingesamt entsteht hier ein wesentlich zu positives Bild des Durchschnitts-Klaus. Zb: Bei der Kilometerbasierten Berechnung des CO2 Ausstosses eines Autos müssten die Herstellungs und Reparaturmaterialien etc miteinberechnet werde, der Wert wäre um 100% höher.

Der Wert 2,5 Tonnen CO2 je Kopf stellen den klimaverträglichen Wert da, den jeder Erdbürger 2014 konsumieren dürfte, also den Wert, bei dem wir wirklich nachhaltig leben würden, also nicht den Planeten und Folgegenerationen auf Pump verpesten. Quelle: Umweltbundesamt.

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