Jackie Paaso im Interview

Jackie Paaso im Interview

Von JuliaS am 8.Mär. 2023

Jackie Paaso war 11 Jahre lang integraler Bestandteil des Freeride World Tour Rider-Feldes. Mit ihren kompromisslosen Runs – die auch gerne mal mit einem Crash endeten – war sie stets eine heiße Kandidatin aufs Siegerpodest in der Ski Frauen-Kategorie. Wir haben uns mit ihr über ihren Rückzug aus der FWT unterhalten und darüber, wie die Geburt ihres Sohnes ihr Leben verändert hat.

Hallo Jackie! Wie schön, dass du Zeit hast für uns! Fangen wir direkt an: Wie und wann hast du mit dem Skifahren begonnen? Hast du dich direkt in den Sport verliebt?
Ich habe mit 4 Jahren angefangen Ski zu fahren. Ein Familienfreund hatte den Sport meinem Vater vorgestellt und der wiederum hat die ganze Familie dafür begeistert. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich mich damals sofort in das Skifahren verliebt. Es war alles, was ich als Kind tun wollte.

Haben dich deine Eltern sehr unterstützt oder war das Skifahren eher dein eigenes Ding?
Meine Eltern waren sehr unterstützend. Sie haben viel geopfert, damit ich Moguls fahren konnte und als ich vom Mogulskiing zurücktrat und später mit Freeriden begann, standen sie immer noch hinter mir.

Warum hast du mit dem Buckelpistenfahren aufgehört?
Ich habe aufgehört, als ich 21-22 Jahre alt war, weil ich die Liebe für den Sport nicht mehr spürte. Ich hatte das Talent, so weit zu kommen, wie ich wollte, aber die Leidenschaft, die es braucht, um weiterhin erfolgreich zu sein, war nicht mehr da. Nachdem ich eine ganze Saison auf der Suche nach meiner Leidenschaft gewesen war und sie trotzdem nicht wiedergefunden hatte, beschloss ich, zurückzutreten.

Wie lange hat es dann gedauert, bis du dich auf das Freeride-Skifahren konzentriert hast?
Es dauerte einige Jahre, bis ich zum Freeskiing wechselte. Ich kannte Park Skiing und hatte ein bisschen damit experimentiert, aber es hat mich nie in seinen Bann gezogen. Erst als ich später nach Lake Tahoe zog, entdeckte ich Freeskiing und probierte es. Ein paar meiner Freunde sahen mein Potenzial und ermutigten mich, Freeriding weiter zu verfolgen.

Wie hast du entdeckt, dass eine Karriere im Freeriden für dich möglich sein könnte?
In Tahoe traf ich so viele professionelle Skifahrer und erkannte schnell, dass ich das auch versuchen wollte und dass es zwar vielleicht nicht einfach, aber sicherlich möglich war.

Du hast lange Zeit auf der FWT verbracht. Was hast du am meisten daran geliebt?
Ich war etwa 11 Jahre auf der FWT. Ich denke, was ich am meisten daran geliebt habe, waren die Menschen, die ich getroffen habe. Ich habe so viele langanhaltende Freundschaften geschlossen, insbesondere mit meinem Ehemann und Vater meines Sohnes, Reine Barkered.

Im Film "Evolution of Dreams" sprichst du über die schwere Zeit, die du hattest, als du mit Mogul-Skifahren aufgehört hast. War das ähnlich nach deinem Rückzug aus der World Tour?
Nein, ganz und gar nicht. Obwohl ich Träume hatte, den Gesamtsieg zu erringen und ein paar Mal knapp dran war, wusste ich, dass es beim Skifahren so viel mehr gibt als den Wettkampf, etwas, das ich die meiste Zeit meines Lebens gemacht hatte. Deshalb hatte ich gleich viele Pläne und Projekte, und obwohl ich zugeben muss, dass ich das Starttor und - ehrlich gesagt – auch das Podest vermisse, habe ich seit meinem Rücktritt von der FWT so viel erlebt und war daher ziemlich zufrieden.

Du engagierst dich nicht nur für mentale Gesundheit, sondern hast auch die SAFE AS-Kliniken gegründet. Was ist SAFE AS?
Die SAFE AS-Kliniken sind eintägige Einführungskurse in Lawinenkunde, die ich gemeinsam mit Elyse Saugstad, Ingrid Backstrom und Michelle Parker ins Leben gerufen habe, um Bewusstsein zu schaffen und Frauen Lawinen-Knowhow beizubringen, ohne dass sie sich eingeschüchtert fühlen durch die vermeintliche Expertise anderer. Wir möchten auch die Kosten für diejenigen, die finanzielle Unterstützung benötigen, durch Stipendien, dank der großzügigen Unterstützung unserer vielen Sponsoren, erschwinglicher machen.

Du lebst seit einigen Jahren in Schweden. Wie unterscheidet sich Schweden von den USA (und was ist mit diesem Surströmming-Fisch-Ding???)
Ja, ich lebe jetzt seit etwa neun Jahren in Schweden und bin erst kürzlich sogar Staatsbürgerin geworden! In gewisser Hinsicht ist Schweden sehr ähnlich wie der Nordosten der USA, wo ich aufgewachsen bin, aber politisch und sozial ist Schweden ein Land, das mich heute oft stärker anspricht, besonders jetzt, wo ich Mutter bin. Oh, und der Surströmming ist – meiner Meinung nach, Entschuldigung liebe Schweden - eine widerliche schwedische Delikatesse, die aus fermentiertem Fisch besteht. Ich kann es nicht empfehlen – wirklich nicht.

Du bist im vergangenen Jahr auch Mutter geworden. Wie hat sich das auf dich persönlich und als Athletin ausgewirkt?
Ja, ich bin Mutter geworden! Es ist das herausforderndste und belohnendste Ereignis in meinem Leben. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich jemanden so sehr lieben würde. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es bei Reine genauso ist.

Als Athletin war es eine große Herausforderung und ich arbeite immer noch daran, die Balance zu finden. Ich bin immer noch motiviert, rauszugehen, aber die Zeit ist begrenzt und ich priorisiere das Wohlergehen meines Sohnes, also auch in diesem Sinn eine neue Challenge für mich. Diesen Winter bin ich, ehrlich gesagt, gleichermaßen aufgeregt und nervös, ob alles so klappt, wie ich es mir erhoffe.

Gibt es etwas, das du deinem Sohn für sein Leben beibringen möchtest?
Ich möchte meinem Sohn beibringen, wie man das Leben genießt. Während ich möchte, dass er sich selbst versorgen kann, möchte ich auch, dass er sich Zeit nimmt, um seine Familie, Freunde und Leidenschaften zu genießen.

Wenn du dich zum Schluss mit drei Worten beschreiben müsstest, welche wären es?
Empfindsam, wettbewerbsorientiert und zielstrebig.

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast Jackie! Alles Gute weiterhin Dir und Deiner Familie!
Danke! Hat mich gefreut!

Zur Person:
Jackie Paaso
Alter: 40
Heimatort: Åre
Sponsoren: Picture Organic Clothing, Scott, Thule, Pomoca
Karriere-Highlights: Verbier Xtreme Champion 2016, Vize-Champion FWT 2016, 11 Jahre auf der FWT, Evolution of Dreams, The Arctic 12, SAFE AS Clinics

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