Quo Vadis Winter?

Von Heiko Joos am 23.Dez. 2014

Grüne Wiesen, Sonnenschein und ein stahlblauer Himmel. Angenehme 17 Grad im Schatten und über 20 Grad in der Sonne. Und auf den umliegenden Gipfeln liegt nordseitig ab ca. 1.500 Metern noch eine dünne Schneedecke. Eigentlich ein schöner Tag und man könnte sich auf eine erste Bergtour am Wochenende freuen wenn – ja wenn es jetzt Ende April wäre.

Ist es aber nicht, sondern wir haben den 23. Dezember. Einen Tag vor Heiligabend und beim Blick aus dem Fenster der freeskiers.net Redaktion in Sonthofen im Allgäu will einfach keine Winterstimmung aufkommen. Die Schneelage im Allgäu (und in den meisten Teilen der Nord- und Ostalpen) lässt sich mit einem Wort ganz gut beschreiben: Katastrophal. Dabei könnte es so schön sein, denn die nächsten Tage wäre endlich mal Zeit, ein paar Powderturns zu ziehen. Wie gesagt, wäre!

Böse Erinnerungen an den letzten Winter werden wach, als es am 24. Dezember ebenfalls 18 Grad und Dauerregen hatte. Ich spiele daher auch schon ernsthaft mit dem Gedanken, mein Bike, das ich vor mehr als sechs Wochen bereits eingemottet habe, wieder aus dem Keller zu holen. Dabei hat doch alles so schön angefangen: Bereits Ende Oktober gab es einen fetten Dump und hier im Allgäu lief in Grasgehren sogar schon der erste Schlepplift!

Doch das war leider nur ein kurzes Gastspiel von Frau Holle. Und wenn man so auf die letzten Wochen zurückblickt könnte man meinen, dass irgendwer der guten Frau ganz übel mitgespielt haben muss. Denn bis auf die Gletscherskigebiete und einige wenige Ausnahmen kann im Prinzip kaum ein Resort in den Alpen derzeit mehr als einen Teil- oder Notbetrieb anbieten.

Wenn sich überhaupt die Lifte drehen, dann fast nur auf Kunstschneebändern, die sich recht verloren durch eine graubraune Landschaft ziehen. Und auf denen sich dann auch noch hunderte Skifahrer gleichzeitig um ein paar Quadratmeter Platz für ihre Schwünge duellieren.

Für uns Freeskier bedeutet das leider eine harte Zeit. An einen Abstecher abseits der Pisten ist in den meisten Regionen gar nicht zu denken. Selbst Skitouren sind kaum möglich und wenn doch, machen sie nur bedingt Spaß und nach der Abfahrt führt der Weg ins nächste Sportgeschäft. Und auch die Fraktion der Freestyler muss sich gedulden, denn jedes Gramm Kunstschnee wird derzeit für die Pisten gebraucht und an den Aufbau der Snowparks ist nicht zu denken.

Was also tun? Ich für meinen Teil habe beschlossen, es einfach mit Humor, Gelassenheit und die Hoffnung auf eine Umstellung der Wetterlage zu nehmen. Denn viel mehr Möglichkeiten bleiben nicht. Und ich habe keine Lust, in das kollektive Gejammer der Wintersportbranche mit einzufallen (auch wenn dieses derzeit sicher berechtigter ist als zu anderen Zeiten) über Dinge, die wir alle nicht ändern können.

Irgendwann wird der Schnee schon kommen. Und wenn ich es gar nicht mehr aushalten sollte, fahr ich halt für einen oder zwei Tage ins Pitz- oder Kaunertal :) In diesem Sinne wünschen das freeskiers.net Team euch trotz wenig Schnee schöne Weihnachtstage. Und wehe ihr esst euren Teller nicht auf, denn sonst wissen wir ja wer an der Misere Schuld ist!

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