[TR] Was lange währt wird endlich gut...

**Joachim** · 06.01.2009, 16:08

Nur ein [TR], ich versuche sachlich zu bleiben.
Diese Sache brennt uns schon sein etwa zwei Jahren unter den Nägeln. Bei unserem ersten Besuch 2007 (?) war uns kein Gipfelglück beschieden. Kälte und Schneefall ließen unsere Versuche kläglich scheitern.
Vor Weihnachten 2008 standen wir wieder parad. Die Tickets waren gekauft, das Equipment gepackt. Doch kurz vor unserem Aufbruch kam der ernüchternde Anruf: "Kein Durchkommen zum Tourenstützpunkt. Lawinengefahr...!"
Und so verstrich Weihnachten mit kleineren Touren, komischerweise ohne lawinösen Neuschnee. Und auch das neue Jahr kam ohne, dass wir die Arena betraten.
Am 3. Januar war es dann soweit: Der Schnee war gefallen und für die Ostschweiz eine Gutwetterperiode angekündigt. Also nichts wie los! Mit Zug und Bus gelangten wir (die Spezialeinheit bestand aus meinem Vater und mir) über Landquart und Küblis nach Sankt Anönien (1470m) wo bei herrlichem Bluebird die Fritschis klackten und der Aufstieg zum Alpenrösli (1780m) absolviert wurde - unserer Herberge für die kommenden zwei Nächte.

Angesichts des Wetters deponierten wir einen Teil der Ausrüstung im gemütlichen Zimmer und stiegen direkt weiter zum Schafberg (2450m) auf.
Als letzte Truppe standen wir am frühen Nachmittag am Gipfel und genossen ein völlig wolkenfreies Panorama (flickr) mit Drei Türme, Wiss Platte, Schijenfluh, Rotspitz, Sulzfluh und vielen mehr. Die Abfahrt bei angenehm griffigem altPowder bei schwindendem Tageslicht war ein Genuss.
Weitere Genüsse folgten im Alpenrösli: Eine Dusche (!), Möhl, Wasabichips und vorzügliches Essen. Nach den obligatorischen Abendgesprächen (Wetter, Lawinenbericht, Tourenbeschreibungen, Austausch über Spuren und Verhältnisse am Berg) stand unser Ziel für den morgigen Tag fest. Die Sulzfluh als Hauptgipfel des Gebiets wollten wir uns nicht nochmal entgehen lassen.

Der nächste Tag brachte Wolken. Kurz nach acht Uhr marschierten wir Richtung Partnunsee los. Allein durch die stille, bizarre Felslandschaft. Wir hatten uns für den langen (flacheren) und damit seltener begangenen Weg entschieden. Vom Sonnenaufgang bekamen wir unter den Wolken nichts mit. Am Grün Fürgli betraten wir auf 2220m Österreichischen Boden und richteten unseren Weg wieder Richtung Gipfel. Die verwaiste Tilisunahütte liessen wir rechts liegen und stiegen etwa westwärts weiter. Ausser zwei Skitouristen auf ihrer Abfahrt begegnete uns nur eine Gämse. Das Wetter, die Kälte und die Stille in diesen Stunden liessen die Zeit völlig in den Hintergrund treten. Es war als trieben wir in einem Strom vor uns hin und sähen doch jeden noch so kleinen Strudel in der Ferne und unserer Nähe.
Mehr oder weniger bald erreichten wir den Gipfel wo wir uns zwischen den anderen Gruppen - die den direkten Aufstig gewählt hatten - reihten.
Am Gipfel hoben einzelne Sonnenstrahlen die Details tief unter uns hervor. Und sogar das markante Gipfelmassiv der Drei Türme zeigte sich im Dunst.
Da die direkte Abfahrt (=Aufstieg) arg zerfahren war und ein Ski-Trag-Stück enthielt entschieden wir uns gleich abzufahren wie wir aufgestiegen waren. Wieder genossen wir den perfekten Schnee auf der angenehm langen Abfahrt.

Mit dem Hauptgipfel "in der Tasche" nahmen wir den Wetterbericht für den kommenden (letzten) Tag gelassen: bedeckt, kalt, gegen Abend Schneefall.
Beim mehr als üppigen Abendessen und dem anschliessenden Bad im Freiluft-Jacuzzi beschlossen wir am nächsten Morgen die kleine Rotspitze zu besteigen. Schon beim Bade fiel uns der sternklare Himmel auf. Sollte sich der Wetterbericht etwa...?
Auch die Nacht blieb sternklar. Das Barometer fiel allerdings.
Als die Sterne am Morgen immer noch am Himmel strahlten wussten wir, dass es sich gelohnt hatte die Monsterportion Spaghetti-Bolognese zu bezwingen.
Um acht Uhr waren wir wieder unterwegs. Bald schon war das Knattern der Dieselgeneratoren verstummt und wir folgten den Spuren in Richtung der Gipfel die nach und nach im ersten Morgenlicht erglühten. Etwa gegen zehn Uhr standen wir bei strahlendem Sonnenschein auf der Rotspitze (2500m). Am Gipfel tauchten die ersten Wolken auf. Noch bevor die nächsten Truppen den Gipfel erreichten stürtzten wir uns wieder ins Abfahrtsvergnügen. So langsam finde ich Gefallen an den zwei Brettern under den Füssen. Und ich habe das Gefühl, dass ich bald auf breitere Latten hinabschauen werde...

Da Petrus offenbar einen Deal mit der Wirtin des Alpenrösli hat beschlossen wir nicht gleich den nächsten Bus nach Küblis zu nehmen, sondern es uns noch etwas auf der Terrasse gutgehen zu lassen. Nach einem weiteren Möhl und einer heissen Schokolade war unsere Zeit leider gekommen und wir fuhren nach Sankt Antönien ab. Wenige Stunden später hatte uns das Nebelmeer wieder verschluckt. Aber die Bilder und Eindrücke dieser Tage bleiben in unseren Köpfen. Und schliesslich ist der Winter ja noch lange nicht vorüber...

Mehr Bilder gibt's bei flickr
Ich werde in den kommenden Tagen noch ein, zwei Abfahrtsbilder posten.
Teaser: