How to become a Skibum in Whistler - Part I

Von Janine Quaas am 3.Jan. 2014

Wer möchte nicht den Alltag hinter sich lassen und nur noch Skifahren gehen? Für diese Aussteiger, die sich mit Nebenjobs über Wasser halten, um so viel Zeit wie möglich auf den Brettern zu verbringen, gibt es einen Ausdruck: Den Skibum. Janine Quaas hat diesen Schritt gewagt, ihre Zelte diesseits des großen Teichs abgebrochen und sucht nun den bodenlosen Powder in Whistler, Kanada. Wer ihr nacheifern möchte, bekommt hier Insidertipps aus erster Hand.

Zuerst einmal sollte man sich klar werden ob man das überhaupt will – sich ein Jahr bzw. eine Saison als Skibum in Kanada durchzuschlagen ohne den Streß eines Studiums, einer Ausbildung oder eines wahrscheinlich eher anspruchsvollen gut bezahlten Jobs. Aber mit der Gefahr, Gefallen an einem Leben zu finden, das von der Normalbevölkerung eher mit Skepsis betrachtet wird.

Nun ja, da ich lange genug ein eher normales Leben geführt hatte, entschloss ich mich, aus dem Alltag auszubrechen und mich für ein einjähriges Working Holiday Visum in Kanada zu bewerben. Mittlerweile bin ich seit einigen Monaten in Whistler und möchte meine bisherigen Erfahrungen an Euch weitergeben.

Warum Whistler?
Whistler ist das größte Skiresort in Canada und bietet neben langen Abfahrten auch ein weitläufiges und interessantes Backcountry, in dem sich Freerider wie auch Tourengeher nach Herzenslust austoben können. Desweiteren gibt es mehrere Snowparks und eine Superpipe. Duch die Nähe zum Pazifik bekommt Whistler auch viel feuchte Luft und damit durchschnittlich über 11 Meter Schnee pro Saison. Ein besonderes Wetterphänomen, bekannt als Pinapple Express, bringt von Hawaii kommend feuchtwarme Luftmassen und damit oft den ersehnten Dump nach Whistler. Wer allerdings auf Champagne Powder, also sehr trockenen leichten Schnee, hofft, der sollte sich eher Richtung Rockies (Revelstoke, Fernie) orientieren, da der Schnee in Whistler oft eher etwas kompakter ist.

Der Ort an sich ist ein typisches Resort mit vielen Hotels, Restaurants, Bars und Shops, das - obwohl es etwas künstlich wirkt - durchaus seinen Charme hat. Sportlich gesehen, ist Whistler wie ein riesengroßer Spielplatz mit unzähligen Möglichkeiten sich auszutoben. Auf der anderen Seite ist aber auch kulturell einiges geboten, so daß man sich auch gut beschäftigen kann, wenn der Körper mal  eine Pause braucht.

Das Visum
Man kann zwar auch ohne Visum nach Kanada einreisen, doch wenn man hier legal arbeiten möchte, dann braucht man ein Arbeitsvisum. Für deutsche Staatsangehörige mit Hauptwohnsitz in Deutschland gibt es die Möglichkeit, ab dem 18.  bis zum vollendeten 35. Lebensjahr zwei mal ein Visum über das International Experience Canada, kurz IEC Programm zu beantragen. Dabei muss man sich aber für zwei verschiedene Kategorien von den insgesamt 3 möglichen, Working Holiday, Student oder Young Professionals, bewerben.

Für einen echten Skibum kommt hier allerdings eigentlich nur das  Working Holiday Visum in Frage, da man ja normalerweise Skifahren will und nicht seine Zeit mit Studieren oder einem anspruchsvollen Job, der meist auch eher in der Stadt als im Resort zu finden ist, verbringen möchte.
 
Bei der Bewerbung um ein Visum sollte man schnell sein und ab ca. Oktober des Vorjahres  regelmäßig die Internetseite des IEC Programms checken. Es kann allerdings durchaus bis Februar dauern, bis die Seite dann endlich für Bewerbungen freigeschaltet wird, wie ich selbst erfahren musste. Dann ist allerdings nach wenigen Wochen bereits keines der 4200 Visa (Anzahl für 2013) mehr verfügbar.

Sobald die Bewerbungsphase begonnen hat, muss man noch einige Unterlagen wie z.B. ein polizeiliches Führungszeugnis einreichen und einige Formulare ausfüllen. Die Überprüfung dauert dann auch wieder einige Wochen. Also sollte man nicht zu knapp planen und wenn man unbedingt zum Jahresbeginn nach Kanada einreisen möchte, sollte man sich überlegen, das Visum bereits im "Vorvorjahr" zu beantragen da man nach Ausstellung fast ein Jahr Zeit hat einzureisen. Denn erst mit der Einreise in Kanada beginnt das einjährige Visum abzulaufen.

Budget
Etwas anderes was man unbedingt beachten sollte, ist die Budgetplanung. Bei der Einreise muss man vorweisen, dass man zu diesem Zeitpunkt 2500$ besitzt, was auch durchaus Sinn macht. Eventuell sollte man seine Pläne nochmal um ein Jahr verschieben und sich mit einigen Neben- oder  Sommerjobs das nötige Startkapital zu erarbeiten um einen gewissen finanziellen Puffer zu haben. Dieser wird besonders dann sehr hilfreich sein, falls man nicht auf Anhieb einen Job vor Ort finden sollte, denn Kanada und besonders Whistler ist teuer.

Außerdem gibt es in Whistler zwischen der Sommer- und der Wintersaison sogenannte Slowseasons (Mai bis Juni und Mitte September bis Mitte November) in denen es nicht so einfach ist, Arbeit zu finden.

Was man ebenfalls einkalkulieren sollte ist, dass die Preise für Lebensmittel im Vergleich zu deutschen Verhältnissen ungefähr das Doppelte betragen. Obst, Käse und gesunde Lebensmittel wie z.B. Müsli sind dabei am oberen Ende der Skala angesiedelt und selbst für eine Packung Nudeln und Tomatensauce zahlt man durchaus ca. 4-5 Kanadische Dollar.  Außerdem scheint mir die Qualität der Lebensmittel im allgemeinen schlechter zu sein als von zu Hause gewohnt. Zudem besteht hier für gentechnisch veränderte Lebensmittel keine Kennzeichnungspflicht.

Wohnen in Whistler
Die Miete bzw. eine Wohnung ist die andere große Investition, die als Skibum auf euch zukommen wird. Je früher man vor Saisonbeginn da ist, desto einfacher ist es eine gute Unterkunft zu finden. Allerdings muss man schon für ein geteiltes Zimmer mindestens 300$ einrechnen und wenn man ein Zimmer für sich allein haben möchte, dann bekommt man dieses erst ab ungefähr 600$ aufwärts. Zu beachten ist auch, dass die Preise in der Wintersaison generell höher sind. Also sollte man sich vorher informieren, ob der angegebene Preis auch das ganze Jahr über so bleibt und falls nicht, wie hoch der Aufschlag sein wird.

Da in Whistler auch Betrüger unterwegs sind, die sich als vermeintliche Vermieter ausgeben und dann das Geld einsammeln und verschwinden, ist auch hier Vorsicht geboten. Ebenso wie bei einer von daheim aus arrangierten Wohngelegenheit, die es erfordert eine Anzahlung zu leisten. Ich habe gerade vor einigen Tagen eine Geschichte von vier Australiern gehört, die jeweils 1000 $ für eine Bleibe angezahlt hatten und bei Ankunft hier feststellen mussten, daß das Haus gar nicht existiert. Hierbei ist also ganz besonders auf die Seriosität eures Geschäftspartners zu achten.

Wer zu zweit ist oder es sich leisten kann, ein eigenes Studio oder eine kleine Wohnung zu mieten, kann ab ca. 800$ fündig werden. Für ein schönes Heim in günstiger Lage muss man aber im Normalfall nochmal 300$ mehr einrechnen. Dazu kommen Nebenkosten für Internet und Heizung. Die Häuser sind im Vergleich zu deutschen Standards schlecht isoliert und geheizt wird mit Strom, was ja bekanntlich recht teuer ist und daher sollte man von mindestens 200$ an zusätzlichen Kosten ausgehen.

Zeitplanung
Wer vorhat, seine Wintersaison in Whistler zu verbringen, sollte nicht später als Anfang Oktober hier ankommen. Auch wenn das bedeutet, wegen der Slowseason erst einmal ohne Arbeit durchkommen zu müssen. Je eher man in Whistler ankommt, umso leichter findet man eine gute, bezahlbare Unterkunft und einen Jo. Auch wenn man diesen dann erst im November oder Anfang Dezember wirklich antreten kann. Danach wird es immer schwieriger, da die Konkurrenz um die zu vergebenden Jobs stetig zunimmt. Für so manchen Skibum in Spe wurde diese Tatsache schon zum Verhängnis und führte dazu, dass die Heimreise bereits früher angetreten werden musste, als geplant.

Falls ich Euch bis zu diesem Punkt noch nicht davon abbringen konnte, Skibum in Whistler werden zu wollen, solltet ihr auch meinen nächsten Bericht lesen. In diesem wird es dann um die ersten Schritte gehen, die man nach der Ankunft in Whistler zu absolvieren hat. {gallery}2346{/gallery}
Hinterlasse eine Antwort
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu posten