Der richtige Umgang mit alpinen Gefahren

Von christian fink am 19.Apr. 2011

Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.


Knowledge - Safety Kolumne Einleitung

Review

Mit dem nötigen Wissen sicher auf den Berg und wieder zurück

Autor: Bernhard ScholzDate: 04. November 2010 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.
Willkommen, Servus bei der Saftey Kolumne auf freeskiers.net.

Wöchentlich schreibe ich für Euch einige Zeilen zu wichtigen Sicherheitsthemen beim Freeriden. Es wird um ganz einfache Dinge gehen wie dem korrekten Lesen eines Lawinenlageberichts/bulletins, aber auch in komplexere Fragestellungen wie etwa Teammangement angesichts von Gefahrensituationen oder das Beurteilen und Einrichten von Abseilstellen.

Falls Ihr Fragen, Anmerkungen oder Kommentare habt, könnt Ihr diese gerne im begleitenden Forumsthema posten. Einen Disclaimer, der auf die Gefahren beim Freeriden hinweist, findet Ihr am Ende jeder Kolumne.

Teil Thema veröffentlicht
1 Wissen: Training und Vorbereitung 04.11.2010
2 Materialkunde: Klettergurte, Seile, Karabiner, Gletscherausrüstung 15.11.2010
3 Lawinenlageberichte/bulletins 23.11.2010
4 LLB auf regionales Gelände übertragen, Topokarte 30. 11. 2010
5 Taktik: Schnee/Lawinenzeichen im Einzelhang, Bewertung des Einzelhangs 07.12.2010
6 Team: Organisation einer Gruppe im Gelände 14.12.2010
7 Taktik: Tourenplanung - Ziele, Erwartungen, Möglichkeiten, Realistation 22.12.2010
8 Taktik: Objektive und subjektive Gefahren, Aufmerksamkeit, Selbstreflexion 28.12.2010
9 Wissen: Lesen und verstehen von Topokarten 04.01.2011
10 Team: Analyse der Gruppe, Aufgabenverteilung, wo liegen die Möglichkeiten? 12.01.2011
11 Materialkunde: Ski, Skischuhe, Steigeisen, Zustand der Ausrüstung 19.01.2011
12 Taktik: Lokales Wetter, Entwicklung und Reaktionen 26.01.2011
13 Wissen: Einzelhang, Schneeprofil, was sagt es mir? 01.02.2011
14 Team: Überforderung, Hilfestellung, psychologische Gruppenführung 10.02.2011
15 Materialkunde: Bekleidung, Rucksackinhalt, McGyverismus 15.02.2011
16 Taktik: Vorgehen bei Unfällen. Wer, was, wann, wo, wie 23.02.2011
17 Wissen: Gletscherbegehungen, Spaltenbergung 01.03.2011
18 Taktik: Rettungsorganisation bei Lawinenunfällen 07.03.2011
19 Team: Auswahl der Skipartner, warum gehe ich mit XY Skifahren 15.03.2011
20 Materialkunde: Abseilstellen beurteilen, einrichten 29.03.2011
21 Taktik: Steilabfahrten planen, abwarten und durchführen 05.04.2011
22 Wissen: Skiwachsen und Schleifen im Schnellverfahren 12.04.2011
23 Team: Irrglaube der Unfehlbarkeit, Selbstreflexion als Gruppenaufgabe 19.04.2011
24 Materialkunde: Der Krimskrams, warum die Details entscheidend sind 27.04.2011

Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

 


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Knowledge - Safety Kolumne Teil 1

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Wissen: Training und Vorbereitung

Autor: Bernhard ScholzDate: 04. November 2010 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.

Zunächst beginne ich mit der Vorbereitung auf den kommenden Winter. Denn wer richtig vorbereitet ist, steht auf der sicheren Seite. Der Sommer war schön, aber jetzt ist es wieder an der Zeit im Schnee zu schnuppern. Die ersten Flocken sind gefallen und Abends braucht man im Tal schon dicke Jacken.

Körperlich aktiv sind die meisten Skifahrer auch im Sommer, aber das Fleisch alleine fit zu halten reicht nicht, auch das Hirn muss stetig trainiert werden um die gewünschte Leistung zu bringen. Und Freeriden hat viel mit Kopfarbeit zu tun, speziell wenn es um die eigene und die Sicherheit einer Gruppe geht.

Wer Tipps und Tricks braucht um die körperliche Fitness zu erhalten oder auszubauen, kann diese aus zahllosen Büchern, Ratgebern oder in einer Muckibude bekommen. Von mir dazu nur drei Worte: sehr viele Kniebeugen!

Ebenso wichtig wie ein gesunder Körper ist, gerade in den Bergen, eine gut geölte Denkmaschine. Es kommt hierbei auf folgende Aspekte an:

  • Bewusste Entscheidungen aufgrund systematischen Nachdenkens, beispielsweise bei Entscheidungen bezüglich der Befahrung eines Hangs. Bewusste Entscheidungen also, die äußere und innere bekannte Komponenten in die Bewertung einfließen lassen.

    Äußere Komponenten sind hierbei die Beobachtung und Bewertung des Schnees, des Wetters, der Personen am Berg, der Ausrüstung und vielem mehr. Innere Komponenten beziehen sich auf alles was innerlich geschieht, beispielsweise die eigene Erschöpfung, gute oder ungute Gefühle, schlechte Stimmung usw.. Aus dem Abwägen dieses Mixs versucht man eine möglichst objektive Entscheidung zu fällen.
  • Unbewusste und persönliche Vorgänge. Hierzu zählt alles, was nicht ohne weiteres direkt sondern nur durch Training und Erfahrung beeinflusst werden kann. Oft sind die Übergänge zu anderen Komponenten fließend, das meiste verhält sich abhängig voneinander.

    Manch einer fühlt sich in sehr steilem Gelände unwohl, andere haben Blockaden wenn sie über ausgesetzte Grate gehen und wieder andere vertrauen der eigenen Ausrüstung nicht so ganz oder reagieren schlicht langsam/gar nicht wenn eine brenzlige Situation entsteht. Erst wenn man sich seiner Defizite hierbei bewusst wird, kann man Einfluss auf sie nehmen.

Um nun aber den Kopf auf das vorzubereiten was kommt, muss man ihn trainieren, genau wie man seinen Körper stählt. Die Methoden sind hinlänglich bekannt und ganz ähnlich wie bei Muskeln. Wiederholung ist das Zauberwort. Leider ist es aber nicht jedem möglich so oft wie gewünscht gewisse Situationen zu erfahren um die eigenen Fähigkeiten auszubauen.

Zudem möchte man gewisse Situationen gar nicht erleben. Aber einen Lawinenlagebericht lesen und fiktiv auf Hänge anwenden die man kennt oder sein Wissen durch das Lesen von Fachliteratur zu erweitern ist auch fernab der Berge möglich. Ganz normales theoretisches Lernen also.

Weitere sehr effektive Methoden sind autogenes Training und Rollenspiele. Das Visualisieren spezifischer Situationen bereitet Geist und Körper auf Kommendes vor und funktioniert sehr gut. Schon Anfang der 70er Jahre hat sich der Steilwandpionier Heini Holzer mit autogenem Training auf seine spektakulären Erstbefahrungen vorbereitet. Durch Rollenspiele mit anderen kommt man in Situationen, die man selbst alleine nicht durchdenken kann, wenn es etwa um Entscheidungen in einer Gruppe geht.

Erst die Kombination aus Wissen und Erfahrung bildet eine fundierte Basis um in (fast) allen Situationen objektive Entscheidungen zu treffen und so viele Komponenten wie möglich in diese Entscheidung mit einfließen zu lassen. Allerdings darf man sich auch nicht täuschen und glauben, dass man zum großen Experten wird indem man sämtliche Lawinenlehrbücher auswendig lernt und täglich im Geiste durch die Pallavicini Rinne abfährt. Echte Erfahrung muss weiterhin im salzigen Schweiß des Angesichts hart erworben werden, womit wir wieder bei der körperlichen Fitness wären. Denn nur wer rundum vorbereitet ist, ist auf der sicheren Seite.

Be safe!

Weiter zu Teil 2- Materialkunde: Klettergurte, Seile, Karabiner, Gletscherausrüstung
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

 


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Knowledge - Safety Kolumne Teil 2

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Materialkunde: Klettergurte, Seile, Karabiner, Gletscherausrüstung

Autor: Bernhard ScholzDate: 15. November 2010 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben. Viele Skigebiete haben im November noch nicht offen oder in talnahen Lagen liegt wenig Schnee und viele schöne Lines finden sich auch nur im vergletscherten Hochgebirge. Zum Powdern muss dann auf Gletscher ausgewichen werden. Damit man sich dort aus ungemütlichen Situationen befreien kann, ist beim Tiefschneefahren auf Gletschern zusätzlich besondere Sicherheitsausrüstung notwendig.

Pro Person:
  • ein Klettergurt
  • 3-4 Karabiner
  • eine mittellange Eisschraube
  • ein Tourenpickel
  • Steigeisen
  • eine kurze und eine lange Prussikschlinge
  • optional spezielle Seilklemmen und Seilrollen

Pro Gruppe:

  • ein geeignetes Seil
  • eventuell ein Firnanker

Bei dieser Ausrüstung handelt es sich um PSA, persönliche Sicherheits Ausrüstung, der Kategorie 3, also der höchsten Sicherheitsstufe. Sofern die Ausrüstung in Europa im Fachhandel erworben wird braucht man sich keine Sorgen zu machen, es darf nur zertifizierte Ware verkauft werden. Zu erkennen sind diese Produkte am aufgedruckten oder angenähten CE Zeichen.

Ausrüstung die so markiert ist entspricht den Anforderungen der Europäischen Normen, ist also bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sicher. Beispielsweise Karabiner weisen zudem noch die Bruchlast im geschlossenen, offenen und quer belasteten Zustand auf. Generell sollte man sich die Gebrauchsanleitung aufmerksam durchlesen und Alles wie vom Hersteller vorgesehen verwenden.

Wenn es dann ins Gelände geht ist es immer ratsam die Ausrüstung anzulegen. Moderne Gurte sind auch beim Gehen bequem, die Karabiner sowie Prussikschlingen hängen griffbereit am Gurt und auch Steigeisen und Pickel müssen schnell erreichbar sein.

Zu oft fanden sich Gruppen auf Gletschern wieder und legten erst im Angesicht der Gefahren die Ausrüstung an und verloren so kostbare Zeit. Wer schon vorbereitet ist kann gleich reagieren, zudem ist die Hemmschwelle am Seil zu gehen niedriger, wenn nicht alle erst in ihren Gurt schlüpfen müssen.

Um angeseilt zu Gehen muss man logischerweise zu zweit sein, besser aber zu dritt oder noch mehr. Gruppen mit mehr als fünf Personen sind dagegen schon wieder schwieriger zu organisieren. Geht man zu zweit sollten unbedingt Bremsknoten ins Seil geknüpft werden, der Schmetterlingsknoten bietet sich hierfür an da er schnell gemacht und gelöst werden kann. Die Bremswirkung von Knoten ist hoch und sollte nicht unterschätzt werden.

Diese Ausrüstung, sowie deren richtige Handhabung, ist für das sichere Begehen von Gletschern notwendig. Spalten sind leider, ähnlich wie Lawinen, nicht ohne weiteres einschätzbar. Es muss jedem klar sein, dass man sich mit seinem Material und dem korrekten Gebrauch vertraut machen muss um Risiken so weit wie möglich zu reduzieren. Sonst gibt es im Fall eines Spaltensturzes eine unangenehme Überraschung und ein schöner Freeridetag entwickelt sich zu einem Horrorerlebnis.

Be safe!

Weiter zu Teil 3 - Lawinenlageberichte/bulletins
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

 

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 3

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Lawinenlageberichte/bulletins

Autor: Bernhard ScholzDate: 23. November 2010 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben. Es ist Ende November, so langsam kommen die ersten Lawinenlageberichte/bulletins (LLB) ins Haus geflattert. Online, via Sms, Bandansage oder als Ausdruck an den Liftstationen in den Skigebieten. Das ist nicht verkehrt, denn es schneit und fast alle Pulverjäger sind schon unterwegs. LLBs vermitteln in knapper und geballter Form die aktuellen Informationen bezüglich der Lawinengefahr. Gerade die knappe Form verleitet dabei manchmal dazu, dass man nur flüchtig hinsieht und meint alle relevanten Informationen zu haben.

So knapp die Berichte/Bulletins auch sind, man sollte sie sehr genau und intensiv lesen, sie enthalten sehr viele Informationen wobei einige bereits in quasi codierter Form enthalten sind.

Lawinenlageberichte werden immer regional heraus gegeben. Vom Schweizer SLF Institut gibt’s zudem noch ein nationales Bulletin (in der Schweiz und Frankreich ist es ein Bulletin, Österreich, Deutschland und Südtirol nennen es Bericht). Regional bezieht sich hierbei auf relativ großräumige Gebiete, also beispielsweise Tirol, Vorarlberg, Oberwallis oder Bayern. Gelegentlich wird auf Tendenzen innerhalb dieser Gebiete hingewiesen.

Der LLB wird von den am besten ausgebildeten Experten erstellt, viele Inhalte sind quasi normiert und daher Europaweit gültig. Das ist sehr praktisch, man muss sich nicht ständig mit unterschiedlichen Standards herumschlagen. Das eigene Hirn muss aber immer eingeschaltet bleiben.

Alle LLBs beziehen sich auf die Europäische Gefahrenstufenskala, die von 1-5 geht. Was die einzelnen Stufen zu bedeuten haben kann man in fast allen Publikationen bezüglich Tourengehen, Tiefschneefahren und Lawinenkunde nachlesen. Auch hier auf Freeskiers.net hat Tobias Kurzeder bereits eine sehr ausführliche Beschreibung diesbezüglich herausgegeben.

Beim lesen des tagesaktuellen LLBs achtet man daher zunächst auf die Gefahrenstufe.
Eventuelle lokale Gegebenheiten muss man dann erkennen, am einfachsten indem man nach Wörtern wie „Allgäu“ o.ä. Ausschau hält. Als nächstes fasst man die Höhenangaben ins Auge, sehr oft gibt es eine Höhe ab der die Gefahrenstufe plötzlich ansteigt. Sehr wichtig sind die Angaben bezüglich der Exposition, also der Richtung in welcher gewissen Hanglagen besonders gefährdet sind oder es sonstige Besonderheiten wie etwa abgeblasene Rücken gibt. Entscheidend ist des weiteren die in der Gefahrenstufe enthaltene Steilheit ab der besser auf Hänge verzichtet wird. Gemeinsam bieten Gefahrenstufe, Exposition, die Höhenangabe und die Steilheit bereits sehr genaue Angaben was aktuell gefährlich ist. Diese Angaben müssen unbedingt sehr ernst genommen werden. Mit ihnen ist es zudem möglich mit der Reduktionsmethode das Risiko „seines“ Hangs zu berechnen oder schon im Vorfeld zu entscheiden welche Hänge sicher befahren werden können und welche besser nicht angetastet werden.

Aber damit nicht genug. Im LLB sind zudem Information zu Schneedecke, ein Verhaltensvorschlag und eine Tendenz (Temperaturen, Uhrzeiten, Abstrahlung usw.). Der Aufbau der Schneedecke ist meist dann erwähnt, wenn etwas in der Schneedecke schlummert, beispielsweise ein zugeschneiter Harschdeckel, Oberflächenreif oder Schwimmschnee.

Verhaltensvorschläge sprechen in der Regel von Empfehlungen bezüglich Tageszeiten, Gruppengrößen und der Wahrscheinlichkeit wann und wo es für wen gefährlich ist.
Tendenzen beziehen sich auf die antizipierte Entwicklung in den Folgetagen, manchmal auch nur der folgenden Stunden.

Abschließend muss noch darauf hingewiesen werden, dass sich die einzelnen LLBs durchaus auch etwas unterscheiden. Ein Bericht aus dem Salzburger Land liest sich ganz anders als ein Französisches Bulletin, inhaltlich sagen sie aber alle im wesentlich die angesprochenen Punkte aus.
Ein guter Link um noch tiefer in LLBs einzusteigen ist unter anderem beispielsweise die Lesehilfe des SLF.

Be safe!

Weiter zu Teil 4 - LLB auf regionales Gelände übertragen, Topokarte
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

 

 

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 4

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LLB auf regionales Gelände übertragen, Topokarte

Autor: Bernhard ScholzDate: 30. November 2010 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben. Diese Woche geht’s um die Übertragung der Informationen aus dem Lawinenlagebericht/bulletins (LLB) auf das vor Ort angetroffene Gelände. Hat man den LLB verstanden und sich die wichtigen Details gemerkt ist dieser Schritt nicht sehr schwer.

Einen Unterschied gibt es allerdings in der Vorbereitung. Entweder man kennt das Gebiet in das man fährt, oder nicht. In ersterem Fall weiß man welche Hangausrichtungen die einzelnen Abfahrten haben, man weiß immer auf welcher Höhe man sich in etwa befindet, und man kennt kleine lokale Besonderheiten.

Ist man jedoch neu in einer Gegend hat man diesen Wissensvorsprung nicht.

Trotzdem kann man sich die Kenntnisse erschließen, mittels einer Topographiekarte. Am besten geeignet sind die mit einem Maßstab von 1:25000, darauf kann man alles relevante erkennen. Wie man im Detail eine Topokarte liest ist in zahlreichen Büchern lang und breit erklärt, im Grunde ist wichtig zu wissen, dass Höhenlinien die nahe beieinander liegen steiles Gelände abbilden, solche die weite Zwischenräume zueinander haben flaches Gelände. Oben ist Norden, unten Süden. Jede Karte hat eine Legende auf der die verwendeten Symbole und Zeichen gedeutet werden. Man kann sich eine Topokarte im Prinzip wie einen Apfel vorstellen der in viele viele Scheiben geschnitten ist. Blickt man dann von oben mit nur einem Auge auf den Apfel (2D Bild), sieht man die Schnitte/Linien und kann sich sehr gut vorstellen wie der Apfel tatsächlich aussieht (in 3D).

Entscheidend für die LLB/Hangbeurteilungen sind die Ausrichtung des Geländes sowie die Höhe. Diese Faktoren sind im LLB fast immer erwähnt. Entweder in Textform oder anhand einer Infografik. Sind die gefährdeten Bereiche aus dem LLB mit denen der gewünschten Abfahrt deckungsgleich muss man hellhörig werden. Jetzt kommt es auf die Steilheit an, und die Höhe. Mittels eines Planzeigers lässt sich die Steilheit aus Karten herauslesen, es entscheidet hierbei (wie immer bei der Beurteilung) die steilste Stelle.

Erst wenn man sich sicher ist, dass sowohl die Ausrichtung, Steilheit und die Höhe eines Traumhangs nicht mit den gefährdeten Hängen aus dem LLB übereinstimmen, sollte man sich dort hinein wagen. Hat man viel Erfahrung und Knowhow, kann man sich zwar etwas weiter in die Gefahrenbereiche hineinwagen, aber ohne sichere Beherrschung der 3x3 Methode oder der geschulten Anwendung der diversen Beurteilungsinstrumente, muss man sehr vorsichtig sein und besser verzichten.

Wenn man sich gezielt vorbereitet oder ein Gebiet sehr gut kennt, kann man sich auf diese Weise einen Plan für den ganzen Skitag machen. Im LLB wird oft eine Tendenz erwähnt, morgens können gewisse Hänge beispielsweise noch sicher sein, später werden diese gefährlich. Mit dieser Information und dem Wissen wie ein Gebiet tatsächlich aussieht kann man dann einen „Schlachtplan“ erstellen.

Dieser kann beispielsweise so aussehen: „Heute können wir die Nord-West Hänge nicht fahren da sie für die aktuelle Lage hier zu steil sind. Außerdem müssen wir oberhalb der Höhe 1500 m aufpassen, dass wir nicht in Rinnen und Mulden fahren, da sich dort in den Westhängen Triebschnee gesammelt hat. Wir dürfen keine Nordwest über Nord bis Nordost Hänge fahren die steiler als 35° sind da sie zu steil sind. Also fahren wir erst Hang X der nach Süden ausgerichtet ist, da er früh morgens noch sicher ist, danach bietet sich Linie Y da wir für diese lange Abfahrt schon warm sind, noch früh genug sind und sie gerade noch im grünen Bereich liegt. Gegen Nachmittag müssen wir vorsichtiger werden und fahren dann nur noch die flachen Abfahrten bei Lift Z.“

Be safe ...

Weiter zu Teil 5 - Taktik: Schnee/Lawinenzeichen im Einzelhang, Bewertung des Einzelhangs
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 5

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Taktik: Schnee/Lawinenzeichen im Einzelhang, Bewertung des Einzelhangs

Autor: Bernhard ScholzDate: 07. Dezember 2010 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben. It is a Powderday! Die Infos über das Einsatzgebiet wurden zuhause schon eingeholt, Wetter des bisherigen Winters beobachtet und der aktuelle LLB liegt vor. Rauf geht’s auf den Berg und schon schmeißt man sich in den ersten Hang (den man natürlich vorab ausgewählt hat indem man die Gegebenheiten mit dem LLB verglichen hat).

An dieser Stelle muss leider ein Zeigefinger gehoben werden. Ganz so schnell sollte man sich die einzelnen Hänge nicht hinunter werfen. Erstmal muss man sich den Hang ansehen den man befahren will. Leider ist es oft so, dass man den Hang nur von oben einsieht oder aus größerer Distanz. Erst wer selbst aufsteigt muss vorab eine Einschätzung der Sicherheit machen, wer in einem Skigebiet von oben in die Hänge fährt hat diesen Wissensvorsprung meist nicht.

Um sicher unterwegs zu sein stellt man sich daher ganz lokal, also bevor man eine Line fährt, die Frage ob das Vorhaben im eigenen akzeptierten Risikobereich liegt. So gut es eben geht muss dabei der Einzelhang untersucht werden. Eine Checkliste ist ganz nützlich, aber nicht immer kann man diese Punkt für Punkt durchgehen, da oft auch Erfahrung notwendig ist, um gewisse Zeichen überhaupt zu erkennen und dann richtig zu deuten.

Das wichtigste Zeichen ist der Wind. Wind ist der Baumeister der Lawinen (Munter). Windgangeln, Windrippen, verfrachteter Schnee, Wechten, abgeblasene Rücken, eingeblasene Rinnen und Mulden, mögliche Düseneffekte, wo ist der Schnee weg und wohin ist er dann geweht worden usw.. Wer diese Punkte in einem Hang erkennt hat schon mal einen großen Vorteil und kann die gefährdeten Bereiche umfahren. Leider kann man sie nicht immer sehen, etwa wenn Neuschnee darüber liegt. Daher muss man auch in die Vergangenheit blicken können und sich die vergangenen Wetterlagen bewusst machen und daraus schließen was genau dann „hier“ passiert ist.

Wie schon gesagt ist der Schnee der nächste Punkt. Passt die Aussage des LLBs mit den Tatsachen vor Ort überein? Ist mehr oder weniger Neuschnee gefallen? Sind es mehr als 30 cm? Wie ist der Neuschnee „hier“ verfestigt? Wie sieht es unter dem Neuschnee aus, gibt es eingeschneite Harschschichten, ist ein Harschdeckel vorhanden? Gibt es sonstige Anzeichen von Instabilität wie etwa große Wechten oder Fischmäuler?

Diese beiden Punkte, Wind und Schnee, sind die wichtigsten. Zudem sind sie in sich schon sehr komplex und vielschichtig. Aber auch zu beachten sind weitere Aspekte die den Hang selbst auszeichnen. Wie steil ist er, welche Exposition hat er und welche Besonderheiten lauern sonst noch? Je nach Lawinenstufe gibt es klare Empfehlungen des LLBs welche Steilheit in welcher Exposition nicht mehr befahren werden sollte. Manchmal geht aus Topokarten nicht exakt hervor wie steil ein Hang tatsächlich ist, da Geländekanten und Abbrüche, die kleiner als 10 Meter sind, nicht eingezeichnet sind. 10 Meter können aber schon ganz schön viel sein wenn man mal davor steht. Manche Hänge sind mit Felsen, Bäumen, Latschen oder Büschen durchsetzt was die Stabilität ebenso beeinflusst. Es gibt also vor Ort immer einiges zu beachten was man aus einer Topokarte nicht herauslesen kann.

Um den Unterschied zwischen der Planung vorab mit einer Karte und der Realität vor Ort zu begreifen ist es wichtig zu wissen, auf was man in Topokarten achten muss und wie man sie korrekt liest. Insbesondere muss man mit den Höhenlinien, der Exposition und den eingezeichneten Symbolen zurecht kommen. Und man muss wissen wie man seinen Standpunkt bestimmt. Das ist eigentlich ganz einfach indem man mit einem Kompass auf zwei bekannte und markante Punkte zielt die in der Karte eingezeichnet sind (also zB. Einen Gipfel oder eine Skistation). Man merkt sich die Gradzahl in welcher der Punkt liegt und zieht von dem angepeilten Punkt auf der Karte eine Linie. Macht man das mit zwei Punkten kreuzen sich die Linien, dem eigenen Standpunkt. Wenn man diesen auch noch mit der eigenen Höhe abgleicht kann man seinen Standpunt sehr exakt abgleichen, es geht aber auch ohne Höhenmesser.

Man weiß dann also sicher wo man ist und kann mit der Karte die realen Gegebenheiten eines Hangs vergleichen. Oft sieht man dann auf der Karte wo man hinfahren muss um etwa einen Abbruch zu umgehen oder wieder auf einen Weg zurück ins Skigebiet zu kommen.

Geht man derart systematisch vor, checkt also schon im Vorfeld die Möglichkeiten, hat bei der Ankunft alle Augen und Ohren offen und vergleicht dann, wenn es soweit ist in einen Hang einzufahren die Realität mit dem was man zuvor erarbeitet hat, sollte einer sicheren Befahrung nichts im Wege stehen, außer dem eigenen Urteilsvermögen.

Be safe ...

Weiter zu Teil 6 - Team: Organisation einer Gruppe im Gelände
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 6

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Team: Organisation einer Gruppe im Gelände

Autor: Bernhard ScholzDate: 14. Dezember 2010 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.
  So, die ersten Schwünge sind geschafft ... diese Woche geht’s in der Kolumne um die Organisation in einer Gruppe. Dass man nicht alleine zum Freeriden oder Tourengehen ausläuft hat sich inzwischen herum gesprochen. Es ist nicht nur gut zu wissen seine Buddies dabei zu haben um im Notfall Hilfe zu haben, sondern hat auch viel mehr Spaß. Zu zweit ist man schließlich weniger alleine. Damit aber nicht zu schnell schluss mit Lustig ist, sollte man selbst und die Kumpels wissen was zu tun ist.

Das ist gar nicht so einfach, lässt sich aber durch ein paar Tricks realisieren. Grundsätzlich ist es gut gewisse Gruppendynamiken zu kennen. Wenn man weiß wie der Hase läuft, kann man ihn schließlich auch erwischen.

Gruppen neigen unter anderem dazu vorhandene Informationen nicht zu verwerten. Natürlich sehen vier Augen mehr als zwei, und sechs mehr als vier, aber so lange jeder denkt, die anderen hätten z.B. den Triebschnee auch gesehen und daher nichts sagen, gehen die Informationen relativ schnell verloren. Ein einfaches Mittel ist auf alle Eindrücke die man gewinnt laut hinzuweisen. Dabei kommt man sich nur Anfangs seltsam vor, sobald man merkt, dass man alleine eben doch nicht alles sehen kann, macht man andere auf alles aufmerksam, was einem selbst wichtig genug erscheint.

Ein weiteres Gruppending ist die Übernahme der Führerschaft. Nicht selten ist einer aus der Gruppe vermeintlich besonders stark, kompetent oder dominant und spielt den Anführer. Manchmal sogar unfreiwillig. Alle denken dann, dass dieser Eine ja wisse was gespielt wird, dieser Eine ist dagegen der Ansicht, dass die Gruppe schon einschreiten werde falls etwas schief läuft.

Diese beiden Gruppenaspekte lassen sich ganz einfach lösen: durch Kommunikation. Wenn man miteinander beredet was aktuell passiert, ist es schwer offensichtliches als Gruppe zu ignorieren. Ängstliche neigen dazu hinter jedem Busch das nächste Schneebrett zu vermuten während Draufgängern ein Cliff nicht hoch genug sein kann. Sobald beide Extreme miteinander reden kann der Ängstliche durch logische Argumentation von der Sicherheit überzeugt werden und der Draufgänger wird etwas eingebremst und denkt eher über die Gefahren nach. Man trifft sich in der goldenen Mitte. Friede, Freude, lebendig bleiben.

Gruppen sind aber leider nicht allein durch Kommunikation klug. Ein häufiges Phänomen ist das Hochschaukeln und Anspornen. Wenn alle die weiße Pulverbrille tragen passt niemand mehr auf. „Gerade ist der Hang XY fahrbar gewesen, nichts ist passiert, also können wir bestimmt auch Hang Z fahren. Außerdem sind wir eine starke Truppe, haben die grellsten Hosen und lässigsten Jacken an, wissen über Lawinen alles was man wissen kann, wir sind Einheimische und sowieso unverwundbar!“ Jeder der schon mal in Faceshot City war und am Lift unten nur grinsende Gesichter sieht kennt das Gefühl. Leider wird es genau in dem Moment sehr gefährlich. Erst wenn man dann einen Gang zurück schaltet und auch die Kollegen diesen Schritt tun hat man die Situation wieder unter Kontrolle. Es ist eine bewusste Entscheidung einer ganzen Gruppe notwendig, ist diese Gruppe im Powderhigh kann man oft nur noch schwer bis zu den logischen Hirnen der Einzelnen vordringen. Sind sich jedoch alle des Phänomens bewusst, oder einer der Gruppe weist sie ganz gezielt mit Nachdruck darauf hin, können gezielt die sicheren Hänge ausgewählt werden.

Konkurrenzdruck ist an guten Tagen ebenso ein Hindernis intelligent zu überlegen. Tausend Wikinger warten auf die erste Gondel, die breiten Latten ragen wie eine Lanzenarmee in den wolkenlosen Himmel, das Gondelschach beginnt schon beim Anstehen vor den Drehkreuzen bevor die Bahn geöffnet hat ... Das kennt wohl jeder. Plötzlich stürmen alle los und kein Hang kann zu gefährlich sein. Jetzt heißt es wieder clever sein und nicht einfach der Masse folgen. Selbst eine Meinung bilden, selbst mit den Kollegen reden was zu tun ist. Das geht ganz schnell, es dauert für ein eingespieltes Team nur 2-3 Minuten zu klären was man als erstes angeht und worauf zu achten ist. Es ist kein Zufall, dass immer die gleichen Teams die besten Hänge erwischen und trotzdem sicher unterwegs sind.

Also hier die zusammenfassung dieser sehr sehr kurzen Gruppenpsychologie:

  • Kommunikation, alles vermeintlich wichtige muss in der Gruppe besprochen werden damit die Chance besteht, dass auch wirklich alle auf dem gleichen Kenntnisstand sind und so die beste Entscheidung treffen können.
  • Anführer, denen blind vertraut wird, sind zu vermeiden, es sei denn es handelt sich um absolute Profis (Bergführer etc.). Eine Gruppe mit weitgehend gleichem Kenntnisstand ist gemeinsam immer cleverer als eine Einzelperson, schon allein weil viele mehr wahrnehmen.
  • Sobald sich eigenständige und dynamische Prozesse entwickeln (man merkt es daran, dass man selbst aufhört nachzudenken sondern eher hinterher oder vorneweg läuft) müssen die Alarmglocken schrillen. Kurz inne halten und die Situation kurz überdenken hat noch nie geschadet.
  • Nutzen aus der Intelligenz der Masse zu ziehen ist nur möglich, indem bewusst gemeinsam diskutiert und entschieden wird. Nur wer hierbei offene und ehrliche Entscheidungsfindung zulässt ist dann auf der sicheren Seite.

Es ist nicht einfach gegenüber einem Egomanen seinen Standpunkt des Schissers zu behaupten, aber wer auf lange Sicht viele Winter im Tiefschnee verbringen will sollte besser doch mal seinen Standpunkt behaupten. Eine wirklich gute Tiefschneeclique zeichnet aus, dass alle die Augen und Ohren offen halten, die Erkenntnisse mitteilen und diskutieren und letztlich dabei Spaß hat. Vom Powder abgesehen hat man dann gemeinsam eine viel bessere Zeit als wenn einzelne ständig am Limit unterwegs sind.

Be Safe ...

Weiter zu Teil 7 - Taktik: Tourenplanung - Ziele, Erwartungen, Möglichkeiten, Realistation
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.
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Knowledge - Safety Kolumne Teil 7

Review

Taktik: Tourenplanung von Zuhause aus. Ziele, Erwartungen, Möglichkeiten, Realistation.

Autor: Bernhard ScholzDate: 22. Dezember 2010 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.
  Am Anfang aller Planungen steht immer der Blick in den Lawinenlagebericht (LLB). Steht die Reise erst in Wochen oder Monaten an, ist es natürlich nicht sonderlich hilfreich die tagesaktuellen Tendenzen zu beobachten. Im Voraus hat man aber die Möglichkeit zu recherchieren wie sich die Lawinenlage in Hinsicht auf Wetterlagen meist entwickelt hat. Hat man jetzt das Wetter im Blick kann man zumindest Grundmuster erkennen, die Erkenntnisse tragen dann der Sicherheit bei.

Für einen schönen Trip ist aber natürlich nicht nur das LLB checken notwendig. Jeder fährt mit gewissen Erwartungen los. Der eine möchte sich erholen, nicht vor 11.00h auf die Piste und Abends gerne in einen Club, der andere steht jeden morgen um halb sechs auf um noch bevor die Lifte starten die erste Pulverabfahrt zu verbuchen, Höhenmeter werden natürlich akribisch aufsummiert. Unterschiedliche Erwartungen also, die beiden Extreme werden miteinander eher wenig Spaß haben, sofern sie sich nicht arrangieren können.

Um jedem Beteiligten die Möglichkeit zu geben mit tollen Erinnerungen wieder nach Hause zu fahren, sollte daher vorab über Ziele und Hoffnungen gesprochen werden. Vieles kann man vereinbaren, manches geht nicht. Oft unterscheiden sich auch die Budgets der Einzelnen.

Wenn man weiß, was man will, kann man auch viel konkreter und zielorientiert planen.

Die schnellste Möglichkeit an Touren- und Abfahrtsvorschläge zu gelangen ist das Internet. Mit ein wenig Geduld und dem Eingeben der richtigen Schlagwörter kommt man an Informationen zu quasi jedem Gebiet, falls nicht, hat man womöglich eine versteckte Perle entdeckt und sollte gerade deshalb mal nachsehen gehen (und dem Kolumnisten hier Bescheid geben!).

Alternativ gibt es reichhaltig Führerliteratur und das eigene Kartenstudium. Wer gut Karten lesen kann braucht „fast nichts anderes“ um die guten Abfahrten zu finden.

Sobald man dann den Überblick hat, weiß man in etwa welche Möglichkeiten gegeben sind. Diese gleicht man dann mit dem aktuellen LLB ab. Zudem kann man die Möglichkeiten mit den eigenen Erwartungen an den Trip abgleichen. Manches mag eine tolle Abfahrt sein, aber man steht nicht sicher genug auf dem Ski oder eine Line ist schlicht zu einfach oder überlaufen, so dass sich die Sache gar nicht lohnt.

Ist das alles geschehen und eine Abfahrt, die man machen will, ist ausgesucht, ist der Rest ganz einfach. Genau genommen muss man sich nur noch um die Sicherheit und Orientierung kümmern. Die Sicherheit ist gewährleistet, indem man sich an die Hinweise aus den letzten Safety Kolumnen hält und immer wachsam ist. Zur Orientierung muss eigentlich auch nicht mehr viel gesagt werden, Kompass & Karte und eventuell ein GPS Gerät sollten reichen.

Mit einem GPS Gerät kann man übrigens die Planung perfektionieren. Während meist die Vorhaben auf einem Zettel notiert stehen oder in eine Karte eingetragen sind, können damit bereits vorab ganze Tagesabläufe und Routen eingeplant werden. Feine Sache – so lange man nicht vergisst trotzdem ein wenig nach links und rechts zu schauen. Es ist nämlich nicht alles von Zuhause aus planbar.

Be safe …

Weiter zu Teil 8 - Taktik: Objektive und subjektive Gefahren, Aufmerksamkeitsschulung, Selbstreflexion
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 8

Review

Taktik: Objektive Gefahren, subjektive Gefahren. Aufmerksamkeitsschulung, Selbstreflexion

Autor: Bernhard ScholzDate: 28. Dezember 2010 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.
  So liebe Freunde des vertikalen Gleitsports, diese Woche geht’s um Gefahren. Solche die man sieht, diejenigen, die man nicht direkt erkennen kann und jene auf die man Einfluss nehmen kann sowie die von Außen wirkenden. Objektive sowie subjektive Gefahren also. Vorab gesagt ist es sehr wichtig, dass man stets Aufmerksam bleibt und die eigenen Entscheidungen überdacht werden, also die Selbstreflexion. Das ist leichter gesagt als getan, denn nach ein paar Stunden Pulverrausch kann die eigene Konzentration schon mal in den Keller gehen, auch eine der subjektiven Gefahren!

Zu den objektiven Gefahren zählt man solche, die für das geschulte Auge sowie den erfahrenen Berggänger offensichtlich erkennbar sind und auf die man von außen keinen Einfluss hat. Lawinengefahr, Fels- und Eisschlag, Gletscherspalten, das Wetter, Materialversagen, angriffslustige Yetis und beispielsweise noch Synthetikalkohol.

Objektiven Gefahren ist gemeinsam, dass man sich vor Ihnen schützen kann. Besteht etwa eine hohe Lawinengefahr geht man ihr aus dem Weg, entweder indem man zuhause bleibt oder indem man seine Routenwahl mit Bedacht wählt. Gegen Fels- oder Eisschlag hilft nur, ihr aus dem Weg zu gehen (bereits ein Stein von der Größe einer Murmel, aus 10 Metern Höhe gefallen, durchschlägt im Normtest eine durchschnittliche mitteleuropäische Schädeldecke, ob dies auch auf dickköpfige Oberbayern zutrifft ist noch ungeklärt). Auf diese Art und Weise muss man sich also vor objektiven Gefahren schützen indem man ihnen aus dem Weg geht. Die Mittel hierfür sind Wissen ob der Gefahren und die Erkenntnis, dass sie aktuell vorhanden sind. Augen offen halten also.

Mit subjektiven Gefahren verhält es sich leider ein wenig anders. Da man sie häufig nicht sofort offensichtlich bemerkt, muss man sich ihrer bewusst werden um nicht in eine Falle zu laufen. Zu den subjektiven Gefahren zählen die, auf die man selbst direkt Einfluss hat, die also aus dem menschlichen Verhalten heraus entstehen. Da man sich häufig aber selbst in gewisser Weise verhalten hat und Entscheidungen gefällt hat, ist es manchmal schwer zu erkennen, dass die jeweilige Gefahr besteht. (Im Fachterminus „Pfadabhängigkeit“ genannt – man verlässt den eingeschlagenen Pfad ungern, da man sonst ja die eigenen Entscheidungen umwerfen müsste). Subjektive Gefahren sind beispielsweise mangelnde Skitechnik, lückenhafte Lawinenkenntnisse, Missachten von Anzeichen objektiver Gefahren, Erschöpfung oder schlichte Selbstüberschätzung. Diese Gefahren erkennt man nur, wenn man sich auf sie explizit konzentriert oder/und in der Gruppe bespricht. „Für meinen Kollegen ist eventuell nicht klar, dass ich die letzte Abfahrt mit dem letzten bisschen Strom gemeistert habe und bei der nächsten ein Klotz am Bein sein werde … Vielleicht sollte ich es ihnen sagen?“.

Bezüglich objektiver und subjektiver Gefahren muss man seine Aufmerksamkeit schulen. Ein Prozess der mal kürzer und mal länger dauert. Häufig ist es so, dass der Eine sehr schnell mit objektiven Gefahren umzugehen lernt, während ein anderer besser mit den subjektiven Gefahren klar kommt. Optimal ist aber, wenn man beide unterscheiden kann und rechtzeitig bemerkt. Hinzu kommt, dass häufig das eine in das andere hinein spielt. Wird beispielsweise das Wetter schlechter und man ignoriert die Gefahr, so entwickeln sich womöglich noch weitere objektive Gefahren durch die neue Situation und zugleich reagiert der eigene Körper anders als zuvor, wenn es kälter wird ist man schneller erschöpft und die Konzentration lässt nach. Man muss also in diesem Fall auf eine objektive Gefahr reagieren um subjektiven Gefahren zuvor zu kommen, hierzu müssen aber die Anzeichen der objektiven Gefahr registriert und ihnen begegnet werden.

Es hilft im Großen und Ganzen, wenn man sich seiner Situation bewusst ist und über seine Umwelt und sich selbst nachdenkt. Das nennt sich Selbstreflexion. Man nimmt quasi eine Beobachtersituation ein und beurteilt die Situation, auch den eigenen Zustand. Wer das ein paar Mal gemacht hat tut sich leicht. Die Gefahr, dass man etwas übersieht wird immer geringer, je häufiger man seine Situation überdenkt. Und wie immer ist die Kommunikation mit den Powderkollegen entscheidend, denn womöglich haben die etwas bemerkt was man noch nicht weiß.

Be safe …

Weiter zu Teil 9 - Wissen: Lesen und verstehen von Topokarten
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 9

Review

Wissen: Lesen und verstehen von Topokarten.

Autor: Bernhard ScholzDate: 04. Januar 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.
  Von Topokarten war in dieser Kolumne schön öfters kurz die Rede. Das notwendige Wissen um sie wirklich sinnvoll einzusetzen wurde aber bisher vorenthalten. Es ist leider nicht ganz selbstverständlich, dass jeder damit umzugehen weiß. Tatsächlich fühlen sich viele angesichts der vielen Zeichen, Symbole und generellen Reduzierung der Realität auf ein 2D Papierein wenig überfordert. Zwar kann fast jeder mit Straßenkarten umgehen, aber eine Karte ohne Wege darauf so zu verwenden, dass sie eine echte Hilfe ist, können schon deutlich weniger.

Für Pistenskifahrer und solche, die nur ab und an mal knapp neben der Piste fahren gehen, mögen dann auch die „Straßenkarten“ der Skigebiete reichen um sich zurecht zu finden, wer aber auch mal etwas weiter draußen auf Tiefschneejagd geht, muss sich mit echten Topokarten auskennen, sonst findet man das gute Pülverchen ja womöglich nicht.

Jede Karte ist nach Norden ausgerichtet, das ist auf dem Papier oben. So kann man immer direkt sagen, ob ein Hang ein Nord- oder Südhang ist. Ziemlich wichtig wenn man sich mal überlegt was so im Lawinenlagebericht steht. Wie man einen Hang erkennt steht unter dem Punkt „Höhenlinien“.

Jede Karte hat einen Maßstab, er steht drauf. Er beschreibt das Verhältnis in dem die geographische Realität auf die Größe der Karte verringert wurde. Für Pulverjäger ist 1:25 000 der am besten geeignete Maßstab. 1:25 000 bedeutet, dass 1 cm auf der Karte tatsächlich 25 000 cm sind, also 250 Meter. Bei diesem Maßstab kann man schon einiges erkennen, kleinräumiges unter 10 Metern fällt aber leider raus.

Bei dem Maßstab von 1:25 000 kann man getrost eventuelle Verzerrungen ignorieren (die Nord-Süd und Ost-West Linien sind gerade und parallel, die Linien der Erdkugel sind übertragen auf ein 2D Papier aber nicht parallel sondern laufen aufeinander zu). Ist man aber in Hinterüberuntertadschikiskuschtisesien unterwegs und hat nur 1:1 000 000 Karten, ist dies durchaus von Bedeutung!

Höhenlinien interessieren uns dagegen enorm. Wie ein in viele Scheiben geschnittener Apfel (der natürlich noch am Stück ist) kann man an ihnen erkennen wie die Realität aussehen muss, die Schnittränder des Apfels zeigen an wie er tatsächlich aussieht. Große weite Hänge zeichnen sich häufig durch fast parallele Linien aus. An den Höhenlinien kann man mit einem Planzeiger die Steilheit von Hängen erkennen und außerdem ganz generell sagen wo sich Hänge verstecken. Nahe beieinander liegende Höhenlinien beschreiben steiles Gelände, sind sie weit auseinander handelt es sich um flaches Gelände. Der Höhenunterschied von einer Höhenlinie zur anderen beträgt, auf den 1:25 000 Karten des Alpenvereins, 25 Höhenmeter. Von einer dickeren Höhenlinie zur nächsten dickeren sind es 100 Höhenmeter (meist angeschrieben). Wer also fleißig Höhenlinien zählt kann genau sagen wie viele Höhenmeter man aufsteigen und abfahren kann.

Wichtig sind des Weiteren die eingezeichneten Symbole. Die Legende erklärt die Symbole. Sie ist auf jeder Karte abgedruckt. Für Pulverjäger sind in erster Linie Skilifte, Felsabbrüche, Bewuchs (Sträucher/Bäume usw.), Gletscher, Bäche und Flüsse sowie Straßen und Ortschaften interessant. Sofern man weiß wo man ist, kann man dann immer sagen was auf der geplanten Route noch kommt, das können dann z.B. Anhaltspunkte für die weitere Route sein.

Um den eigenen Standpunkt zu bestimmen geht man wie folgt vor (sofern kein Gps oder Smartphone zur Hand): Man peilt mit einem Kompass einen Punkt an, den man kennt, also einen bekannten Gipfel oder eine Skiliftstation und merkt sich die Gradzahl. Die Punkte müssen auch auf der Karte eingezeichnet sein und man muss wissen wo sie sich auf der Karte befinden. Durch diesen Punkt zeichnet (oder denkt) man dann eine Linie mit der Gradzahl die man vom Kompass abgelesen hat. Hat man beispielsweise einen Gipfel direkt im Osten (90°) angepeilt, kann man eine Linie parallel zu den Ost-West Linien (Breitenkreise) durch den eingezeichneten Gipfel ziehen. Auf dieser Linie befindet man sich irgendwo. Hat man eine Skistation direkt nach Süden (180°) gepeilt, zeichnet man eine Linie durch diese Station parallel zu den Nord-Süd Linien (Längenkreise/Meridiane) ein. Am Schnittpunkt der beiden eingezeichneten/gedachten Linien befindet man sich. Mit ein wenig Übung geht das auch recht flott und man hat die eigene Position souverän und sicher bestimmt. Mit einem Gps Gerät geht es meist schneller, das Gerät zeigt je nach Modell die aktuelle Position auf einer Minikarte an oder gibt die Position in Form von Längen- und Breitengrad an. Aus der Zahlenfolge kann man am Rande der Karte ablesen auf welchem Längen- und welchem Breitengrad man sich befindet (in Grad, Minuten und Sekunden angegeben). Der Schnittpunkt dieses Längen- und Breitengrads ist die eigene Position.

Und nun folgt „Üben, Üben, Üben“ – nur so wird man zum sicheren Kartenleser. Am schnellsten und einfachsten geht das, indem man sich zuhause, in vertrautem Gelände, auf den Weg macht und immer wieder mal seine Position bestimmt. Anhand von markanten Gebäuden etwa (Kirchen sind fast immer eingezeichnet), Straßenkreuzungen oder Wasserläufen. Wer das sicher beherrscht denkt sich dann eine Route aus, zeichnet diese in eine Karte ein und geht sie dann mit der Karte und dem Kompass nach. Natürlich sollte diese Route ein paar Ecken und Kanten haben. Um die Route dann zu bewerkstelligen sucht man sich auf der Karte markante Punkte, die man von seinem Weg aus sehen kann, und notiert sich die Gradzahl auf welcher man den Punkt peilen muss um dann eine Richtungsänderung durchzuführen. Sobald man dann den Punkt tatsächlich so peilt wie man sich das ausgedacht hat, ändert man den eigenen Weg entsprechend der Richtung, in die man weiter gehen möchte. Will man zunächst direkt nach Norden, geht man immer in Richtung 0° bzw. 360°, sobald dann z.B. auf 90° (im Osten) der Kirchturm auftaucht möchte man nach Westen, also wendet man sich nach links und geht in Richtung 270°.

Eigentlich ganz einfach oder? Und kauft einen ordentlichen Kompass!

 

Be safe …

Weiter mit Teil 10 - Team: Analyse der Gruppe
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 10

Review

Team: Analyse der Gruppe, wer kann was, wer macht was, wo liegen die Möglichkeiten?

Autor: Bernhard ScholzDate: 12. Januar 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.
  "No friends on powderdays“ ist ein schlechter Leitspruch. Denn Pulvern geht man nicht alleine. Manche Gruppen fahren seit Jahren zusammen, andere sind zufällig und nur für ein paar Stunden zusammengewürfelt. Das grundsätzliche Kennzeichen von Gruppen, die sich zum Skifahren gefunden haben, ist tatsächlich deren häufig sehr unterschiedliche Zusammenstellung.

Um auf der sicheren Seite zu sein muss aber jedem in einem Team bewusst sein mit wem er unterwegs ist. Der Grund hierfür ist rein praktischer Natur, sollte nämlich etwas Unvorhergesehenes passieren kann man dann schnell und effizient Aufgaben verteilen und alle sind sich schnell einig, da die einzelnen Positionen bereits geklärt sind.

Um Aufgaben zu verteilen muss zunächst analysiert werden wie die Gruppe aufgebaut ist. Bei langjährigen Freunden ist das schnell passiert, man kennt sich und weiß wie der Einzelne reagiert. Trifft man sich zum ersten Mal sollte man kurz miteinander sprechen um sich gegenseitig kennen zu lernen. Das passiert meist sowieso und ohne tiefere Hintergedanken im Bezug auf Gefahren und Situationen in denen schnell reagiert werden muss. Man fragt woher der Gegenüber kommt, wie lange und wo sie Tiefschnee fahren, ob man sich auskennt, ob schon mal Lawinenkurse besucht wurden, wie weit die Erfahrung der Einzelnen geht.

So bildet sich dann ein erstes Bild, dieses wird im Laufe der nächsten Stunden oder Jahre weiterentwickelt. Die Aspekte Fitness, Skitechnik, alpinistische Erfahrung, Lawinenkunde stehen dabei im Vordergrund, es darf aber auch nicht vergessen werden, dass ganz grundsätzlich Sympathie füreinander sehr wichtig ist. Niemand geht mit jemandem Skifahren den er nicht mag, auch wenn der andere der Schnellste mit dem LVS-Gerät ist.

Mit dem Bild das man von seinen Kollegen gewinnt kann man sich dann überlegen wer am besten welche Aufgaben übernehmen kann für den Fall, dass etwas schief geht und schnell reagiert werden kann.

Beispiele hierfür sind etwa: Derjenige mit der besten Fitness sollte loslaufen/fahren um Hilfe zu holen, der mit den besten Nerven nutzt seine Stärken um nüchtern auf eine Situation zu schauen, jemand mit guten Managementfähigkeiten sollte der Organisator sein, usw.

Natürlich ist eine solche Aufteilung nicht immer möglich und sinnvoll, vor allem wenn gleichstarke Partner miteinander unterwegs sind. In dem Fall muss so organisiert werden, wie es die Umstände in dem Moment am sinnvollsten vorgeben.

Wer sich und seine Gruppe realistisch und korrekt einschätzen kann, den einzelnen Fähigkeiten Aufgaben zuordnet, der ist sicherer unterwegs und kann in ernsten Situationen wesentlich besonnener und koordinierter reagieren, was stark zur Reduzierung von Schäden beitragen kann. Man sollte daher die Augen nicht nur auf den Berg richten, sondern auch auf die Personen mit denen man am Berg ist. Ein gutes Team hat dann letztlich auch mehr Spaß zusammen.

 

Be safe …

Weiter mit Teil 11 - Materialkunde: Ski, Skischuhe, Steigeisen, Zustand der Ausrüstung
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 11

Review

Materialkunde: Ski, Skischuhe, Steigeisen, Zustand der Ausrüstung

Autor: Bernhard ScholzDate: 19. Januar 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.
  Die liebe Ausrüstung ist diese Woche das Thema. Egal wie man es dreht oder wendet, stets ist man als Tiefschneefahrer auf sein Equipment angewiesen. Das beginnt bei der Unterwäsche und endet beim neuesten GPS Gerät, von der Billigvariante bis zum teuren Edelprodukt.

Über eines muss man sich bei seiner Ausrüstung im Klaren sein: Sie muss ihren Zweck erfüllen, sonst kann man beim Skifahren nicht erreichen was man möchte. Der eine möchte vielleicht einfach nur ein wenig Spaß und Ablenkung, ein anderer will schwierige Erstbefahrungen durchführen. Klar, dass sich da dann die Ausrüstung in Menge, Art und Qualität unterscheidet. Ein „knapp neben der Piste Variantenfahrer“ braucht kein Seil, ein Steilwandfahrer schon. Beide machen sich deshalb individuell Gedanken welche Ausrüstung für sie am geeignetsten ist.

Die Qualität sollte dabei immer der ausschlaggebende Faktor sein. Der schlaue Spruch: „wer billig kauft, kauft doppelt“ kann dabei nämlich erweitert werden: „wer billig kauft und nicht auf Qualität achtet, kauft bald doppelt wenn er noch dazu kommt“. Ohne funktionierende Stirnlampe nachts verirrt, gebrochene Billigsteigeisen aus dem Kofferraumverkauf eines dubiosen Russen, Eishaken vom Opa, die schon halb zerrissene Jacke, die Skischuhe die nicht ordentlich passen ... das sind alles keine guten Ideen, sie tragen nämlich das Potential in sich dem Nutzer in gefährlichen Situationen nicht zu nutzen, sondern zu behindern.

Daher sollte schon beim Kauf konsequent auf Qualität geachtet werden. In Fachgeschäften kann dazu die entsprechend notwendige Beratung angeboten werden, im Internet geht das so spezifisch leider nicht. Das liegt schon daran, dass für den einen „extrem“ ist, was der andere noch in Hausschuhen und im Morgenmantel mal eben auf einer Arschbacke absolviert. Produkttipps aus dem Internet sind daher immer mit Abstand zu betrachten, auch Tipps wie etwa diese Sicherheitskolumne müssen überdacht werden.

Hat man seine Ausrüstung dann mal qualitativ gut und den eigenen Bedürfnisse entsprechend zusammengestellt, muss man sich bis ins Detail damit vertraut machen. Die Funktionsweise verstehen, mögliche Probleme erkennen und Alternativnutzen erkennen. Im Fall der Fälle kann man dann nämlich schnell reagieren um eine Situation zu entschärfen. Am besten lernt man seine Ausrüstung natürlich beim Gebrauch kennen, daher sollte man damit auch Skifahren gehen. Vielleicht sollte man mit seinen neuen Steigeisen dann nicht gleich die Eiger Nordwand durchsteigen, aber dem eigenen Können entsprechend einfache Touren sollte man schon machen, einfach um sich an das Material zu gewöhnen.

Fällt dabei auf, dass etwas damit nicht stimmt, kann man sich zurückziehen. Merkt man, dass man etwas nicht braucht (außer es wurde angeschafft gerade weil man es eigentlich nicht brauchen will, etwa ein LVS-Gerät oder zusätzliche Handschuhe für den Fall dass es extrem kalt wird), kann man es aussondern.

Hat man das richtige Equipment gefunden kann es los gehen ...

Was benutzt wird geht dabei kaputt. Das ist ganz normal. Ein Auto wird mit der Zeit alt und irgendwann muss man es verschrotten. Genau das gleiche geschieht mit Ski, Kleidung, technischem Gerät aller Art. Um zu merken, ob etwas schon zu alt ist um noch weiter verwendet zu werden, muss man daher immer ein Auge auf seine Ausrüstung werfen. Es wäre zum einen sehr schade wenn etwas kaputt geht während man auf Tour ist, es kann durchaus auch gefährlich werden wenn etwas nicht mehr ordentlich funktioniert. Eine Schneebrille deren optische Eigenschaften durch viele starke Kratzer beeinträchtigt sind ist beispielsweise nicht nur ärgerlich, sondern kann durchaus auch Gefahren beinhalten. Muss man sie häufig beim Aufstieg absetzen weil sie ständig beschlägt, kann man schneeblind werden. Und wie kommt man dann wieder runter?

Jedes Detail ist wichtig. Risse, sich ablösende Beschichtungen, Mikrobrüche, ausgeleierte Schuhe, Bindungen, Ski, durchgewetzte Socken die Blasen erzeugen, undichte Handschuhe, ungeeignete Sonnenbrillen usw., alles muss in einem Zustand sein, den man für das Bevorstehende als ausreichend einschätzt. Natürlich ist es bei einem Tag knapp neben der Piste unerheblich ob die Stirnlampe funktioniert da man ohnehin jederzeit in eine Hütte könnte, geht man aber in einen Winterraum oder übernachtet im Zelt, ist es wichtig, dass sie funktioniert. Neben der Piste braucht man keine Steigeisen (zumindest in 99% der Fälle), hat man aber eine schwere Tour vor auf der man voraussichtlich auf Firn & Eis trifft, müssen funktionierende Steigeisen ins Gepäck.

Nur wenn alles wichtige und unwichtige dabei ist und so funktioniert wie man es erwartet, sollte man auch damit los ziehen. Dabei ist insbesondere wichtig, dass man sich mit der Ausrüstung vertraut gemacht hat und sie benutzten kann. Ausrüstung die man benutzt sollte man zudem nach der Nutzung kontrollieren ob noch alles in Ordnung ist. Bei manchen Dingen ist das einfach, andere benötigen viel Aufmerksamkeit.

Wer sicher am Berg unterwegs sein will muss zumindest ein wenig zum Equipmentfanatiker werden, sonst verlassen einen auf einmal die ganzen schönen neuen Sachen und man steht ohne alles da. Und wer behauptet, dass ja schon unsere Großväter mit Zeug unterwegs waren das man heutzutage nicht mehr verwenden würde hat nicht erkannt, dass unsere Großväter damals mit dem heute veralteten Zeug zu ihrerzeit ziemlich modern waren und ganz genau darauf geachtet haben, ob und wie es funktioniert. Ein Pullover aus Schafswolle mit einem Unterhemd aus Seide war ja schon immer mindestens genauso warm und winddicht wie so manche Hightechfaser es heute ist.

 

Be safe …

Weiter mit Teil 12 - Taktik: Lokales Wetter, Entwicklung und Reaktionen
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 12

Review

Taktik: Lokales Wetter, Entwicklung und Reaktionen

Autor: Bernhard ScholzDate: 26. Januar 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.
  „Am Berg kann sich das Wetter innerhalb von Minuten ändern!“ Diese Warnung hat vermutlich schon jeder gehört der gerne zum Skifahren, Bergsteigen oder sonstigen Aktivitäten in die Berge fährt. Es ist tatsächlich so, wer es noch nicht erlebt hat kann sich die Geschwindigkeit kaum vorstellen mit der sich das lokale Wetter ändert. Das Tückische ist, dass solche gefährlichen Änderungen auch während Schönwetterphasen vorkommen, genau wie umgekehrt, dann hat man mal einen Bluebird day während es 2 Kilometer weiter die dichteste Kohlsuppe seit Stroganow hat.

Typisch ist das natürlich nicht, aber schnelle Änderungen können passieren. Daher sollte man sich vorbereiten, etwa indem man den Wetterbericht liest oder hört, die Tendenz für die Folgetage ist dabei nicht ganz uninteressant. Manchmal kommen Änderungen schneller als gedacht und dann hat man nicht den versprochenen Sonnenschein bei -5°C sondern stark beschleunigten horizontalen Eisschneefall in dichtem Nebel bei gefühlten -20°C. Dass sich so ein Unterschied recht dramatisch auf das persönliche Wohlbefinden auswirkt erschließt sich wohl jedem.

Auf die richtige Vorbereitung kommt es an...

Genug der Warnungen, hier sind die Verhaltenstipps und Anzeichen für einen plötzlichen Wetterumschwung. Wer den Wetterbericht kennt weiss, dass eventuell ein Wetterumschwung bevor steht und hat daher schon mal ein warmes Tuch und dickere Handschuhe eingepackt. Dass man keine zweite Schicht Unterwäsche an eigentlich schönen Tagen mitschleppt ist klar, aber die superkleinen und leichten Daunenjacken der verschiedensten Hersteller sollten eigentlich immer im Rucksack einen Platz finden. Schon um sich beispielsweise an einem gemütlichen Fleckchen mal kurz auszuruhen und dabei nicht gleich in Kältestarre zu verfallen. Es gibt sehr dünne und leichte Fäustlinge ohne Futter aber aus atmungsaktivem Material, sie haben kaum Gewicht und Platz brauchen sie auch nicht, wenn es aber kalt wird zieht man diese einfach über seine eigentlichen Handschuhe an und freut sich dann über warme Finger. Irgendwo sind da aber natürlich Grenzen gesetzt.

Es ist wie immer beim Freeriden, wer vorbereitet ist tut sich leichter wenn etwas unvorhergesehenes passiert. Allerdings muss man immer abwägen was man mitnimmt um gewappnet zu sein, schließlich geht man Skifahren um Spaß zu haben, nicht um 20 Kilogramm Gepäck zu schleppen. Wenig Platz benötigen bei wenig Gewicht: superleichte und dünne Daunenjacke, Sturmhaube und ein Tuch, dünne atmungsaktive Fäustlinge. Damit ist man fast immer schon ziemlich gut gerüstet.

Allerdings hat man häufig das Problem, dass man bei einer Wetterverschlechterung auch mit einer Sichtverschlechterung konfrontiert wird. Der typische Whiteout, wird es ganz schlimm, weiß man nicht einmal mehr wo oben und wo unten ist. In diesen Fällen sollte man besser auf die Piste zurück und in eine Hütte, es macht nämlich überhaupt keinen Spaß wenn man keinen Schimmer hat wo man hinfährt. Alternativ kann man im Wald fahren gehen ...

Manchmal muss man aber, wenn sich das Wetter plötzlich ändert, erst mal zurück auf die Piste finden. Dazu muss man wissen wo man ist und man muss mit einem Kompass sowie einer Karte umgehen können um zurück zu kommen. Wer geübt ist kann mit einem Kompass, einem Höhenmesser und einer Karte im totalen Whiteout sehr genau navigieren. (z.B. 150 Schritte nach West, dann 300 Schritte nach Nord, Höhe checken bei Punkt 1750, dann 250 nach Nordwest und dann nach Westen bis ich auf Punkt 1720 bin, schon habe ich den großen Abbruch umgangen // natürlich weiß ich, dass meine Schrittlänge meist 50cm beträgt). Diese Meisterklasse zu erreichen ist nicht leicht, wer es eilig hat zieht heutzutage das GPS Gerät mit Kartenfunktion aus der Tasche und sucht sich damit seinen Fluchtweg, aber auch damit muss man erstmal umgehen können.

Versuchen, Wetterkapriolen vorherzusehen...

Nun aber zu den Punkten die es vermeiden helfen in eine solche Situation zu kommen. Anzeichen für sich rasch veränderndes Wetter sind natürlich zunächst einmal Wolken, Wolken die über ein Joch ziehen, auf der anderen Seite ins Tal fallen und dieses vielleicht mit dicker Suppe auffüllen oder an der anderen Talseite wieder aufsteigen. Wie ein Krake können sich solche hinterlisten Wolkendecken durch die Berge ziehen. Ganz böse und hinterlistig sind die, so hinterlistig, dass man als Tourengänger manchmal das Gefühl hat die Wolken würden einen verfolgen. Da sollten die Alarmglocken schrillen. Im schlimmsten Fall können das Gewitterwolken sein in denen hohe Windgeschwindigkeiten herrschen, außerdem kann es Blitze geben. Im Winter sind diese zwar selten, aber sag niemals nie, dem Autor ist so etwas mal um die Ohren geflogen, war nicht lustig.

Anders sieht es aus wenn sich allmählich die Luft eintrübt, plötzlich ist die Sonne weg und alles ist grau. Das erkennt man häufig an hohen Wolken (Zirren) die vor die Sonne ziehen, das kann langsam und das kann recht schnell gehen. Diese Veränderung lässt sich vorhersehen, ein genereller Wetterumschwung ist dann vorhergesagt. In dem Fall muss man ohnehin vorbereitet sein.

Andere Wetteränderungen die plötzlich auftreten können sind starke Winde, Temperaturabfall oder das Gegenteil von beidem. Bei weniger Wind freut sich vermutlich jeder. Wenn die Temperatur steigt kann es aber plötzlich wegen höherer Lawinengefahr sehr gefährlich werden, also sollte man auch darauf achten und sein Handeln anpassen. Fällt die Temperatur wird es meist schnell heikel, das weiß jeder der schon mal 10 Minuten im Sessellift fest saß. Es wird recht schnell ziemlich kalt wenn man sich nicht bewegt, sinkeb dann auch noch die Temperaturen hat man bald einen Eiszapfen an der Nase hängen. Wind kann sich in den Bergen schon durch Düseneffekte an Kämmen erhöhen, oder es setzt Fön ein, oder oder oder. Dabei muss man immer im Hinterkopf haben, dass sich die tatsächliche Temperatur mit steigender Windgeschwindigkeit deutlich kälter anfühlt, der sogenannte Windchill (-5°C fühlen sich demnach bei nur 15km/h Wind schon an wie -10°C). Sitzt man hinter irgendeiner Wächte fest und hat seine intensive Scheedeckenuntersuchung schlauerweise genau im Düsenbereich eines Jochs gezaubert und muss einen Ski suchen, kann so etwas äußerst unangenehm werden. Es gilt daher immer die Augen offen zu halten.

So, jetzt aber genug mit dem bösen bösen Wetter, denn wir sind ja alle Sonnenkinder und haben das Gelernte zwar stets im Hinterkopf, brauchen werden wir es aber hoffentlich nie, denn wir gehen alle nur zum Tiefschneefahren wenn es bestes Wetter hat.

Be safe …

Weiter mit Teil 13 - Wissen: Einzelhang, Schneeprofil, was sagt es mir?
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 13

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Wissen: Einzelhang, Schneeprofil, was sagt es mir?

Autor: Bernhard ScholzDate: 01. Februar 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.
  3-2-1-GO! Moment, Moment, langsam! Bevor man die Stöcke in den Schnee rammt, sich abstößt und mit Schwung in einen Hang einfährt sollte man diesen Einzelhang analysieren, also auf seine Sicherheit prüfen. Es ist der letzte Schritt der 3x3 Methode von Werner Munter, und genauso der letzte Schritt vor jeder Hangbefahrung, egal mit welcher Methode man die Sicherheit ermittelt. Immer muss noch der Einzelhang bewertet werden. Was aber genau steckt dahinter? Und wo wir schon dabei sind, was sagt mir ein Schneeprofil eben dieses Hangs?

Hinter der Einzelhanganalyse steht, wie der Name schon sagt, das Ermitteln der Sicherheit eines einzelnen Hangs, bevorzugt des Hangs, den man abfahren möchte. Die Analyse anderer (Einzel-)Hänge kann auch Sinn machen (etwa wenn die sich oberhalb der gewünschten Route befinden oder der Einflussbereich möglicher Lawinen bis in meine Route reicht), wird hier nicht weiter diskutiert, sollte aber natürlich im Hinterkopf behalten werden.

Im Filtersystem: Regional -> Lokal -> Einzelhang beachtet man also im Rückschluss logischerweise zunächst wieder den LLB, überlegt ob und wie sich der Hang mit den als gefährlich eingestuften Bereichen deckt, oder eben nicht. Besonders aussagekräftig geht das mit der professionellen Reduktionsmethode, deren Anwendung muss aber geübt werden, insbesondere das Einschätzen und Bewerten einzelner Komponenten erfordert Übung und Erfahrung. Hat man das aber intus, ist man auf der sicheren Seite, zumindest nach Munters Theorie (und die reduziert das Risiko auf ein als allgemein akzeptabel vertretbares Minimum). Allerdings darf man sich nie in die eigene Tasche lügen und einzelnen Faktoren mehr Gewicht geben als diese haben.

Wer mit der Reduktionsmethode vertraut ist und korrekte Einschätzungen abgibt hat damit schon viel Sicherheit gewonnen. Der zu fahrende Einzelhang ist damit bewertet und je nach dem fährt man ihn oder nicht. Andere Analysesysteme (Stop or Go, usw.) machen im Endeffekt auch nichts anderes, bieten aber meist etwas mehr Sicherheitsmarge.

Was hat es dann mit den in letzter Zeit so häufig angesprochenen Schneeprofilen auf sich? Ganz einfach, ein Schneeprofil zeigt einen sehr lokal begrenzten Schneedeckenaufbau. Experten graben diese häufig, gerade für die Beurteilung der Gefahrenstufe für den LLB. Das Profil zeigt wo sich Schwachschichten verbergen, wo kompakter Schnee ist etc., im Endeffekt ein Zeitrafferprofil des bisher vergangenen Winters. Man muss es lesen lernen wenn man damit umgehen will.

Sollte man nun als Amateur solche Profile erstellen? Ganz pauschal kann das nicht beantwortet werden, ganz eindeutig muss man sich aber darüber bewusst sein, dass Werner Munter statistisch sehr eindrücklich nachweisen konnte, dassein Schneeprofil alleine keine Aussage über den Schneedeckenaufbau innerhalb eines Hangs zulässt. Nur wer über lange Zeit und in regelmäßigen Abständen Beobachtungen durchführt, diese gewissenhaft analysiert und auswertet, ist in der Lage korrekte Aussagen bezüglich des Aufbaus eines Schneeprofils ab zu geben. Das heißt nicht, dass man nie über einen Rutschblocktest eine Aussage treffen kann, aber um einen kompletten Einzelhang bewerten zu können ist ein einzelner Rutschblocktest nicht sonderlich aussagekräftig, kann im Gegenteil unter Umständen sogar eine trügerische Sicherheit vorgaukeln.

Ein intelligent durchgeführter Test und die clevere Analyse eines Schneeprofils kann aber jemandem mit viel Erfahrung durchaus sagen, wie die Verhältnisse vor Ort sind und derjenige kann dann die für die Reduktionsmethode herangezogenen Faktoren verfeinern, exakter auslegen und schlussendlich einen Hang als sicher einstufen oder nicht. Man muss sich seiner Sache dabei aber wirklich sicher sein, denn wer sich aufgrund eines Schneeprofils über den „eigentlichen“ Stoppunkt aus der Reduktionsmethode hinauswagt, geht mehr Risiko ein, denn er muss das Risiko falsch analysiert und entschieden zu haben auch mittragen. Ob sich dieses Mehr an Risiko auch wirklich lohnt, muss dann eben jeder sehr genau selbst entscheiden.

Be safe …

Weiter mit Teil 14 - Team: Überforderung, Hilfestellung, psychologische Gruppenführung

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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 14

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Team: Überforderung, Hilfestellung, psychologische Gruppenführung

Autor: Bernhard ScholzDate: 10. Februar 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.
  Yeah, Yeah, Yeah! Es geht rund am Berg, die ganze Gruppe ist im Pulverrausch ... dann passiert es, es gibt Probleme. Einen aus der Gruppe verlässt der Mutund kann weder vor noch zurück. Was tun? Und wie hätte man dies im Vorfeld vermeiden können?

Die Gründe für solche Probleme können sehr vielfältig sein. Exponiertheit, Steilheit, generelle Unsicherheit,Hangover, Materialversagen, mangelnde Skitechnik, schlechtes Wetter, alles ist denkbar. Was letztlich der Auslöser war ist auch völlig unerheblich. Entscheidend ist nämlich, dass man im entscheidenden Moment dann das richtige tut. Nämlich demjenigen hilft. Nicht überfordert herumstehen sondern aktiv die Situation so verändern, dass es weiter geht.

Dafür muss man zunächst mal erkennen, wer genau Probleme hat. Meist ist das ganz leicht, derjenige meldet sich. Manchmal macht sich aber auch einfach eine unangenehme Unruhe breit. In diesen Fällen muss der Grund für die Nervosität gefunden werden, ist es ein externer Grund wie etwa Lawinengefahr, oder handelt es sich um einen Internen, etwa der Müdigkeit eines Teilnehmers der dann die Gruppe ausbremst.

Man muss also eine Sensibilität entwickeln und in die Umwelt hineinhorchen. Ist das Problem erkannt und es hat sich herausgestellt, dass eines der Gruppenmitglieder schlicht überfordert ist, kann man beginnen gezielt anzusetzen. Das berühmte: durch ein Problem hindurchlabern. Aufbauen: „Du schaffst das! Komm, das ist nicht schwer!“. Klingt blöd, alle kommen sich ein wenig dämlich vor, oft hilft es aber wirklich.

Effektiver ist dagegen die aktuelle Situation objektiv zu beschreiben und zu erklären. Ganz klar zu sagen wo es lang geht und welche die nächsten Schritte sind, beruhigen eigentlich immer (vorausgesetzt man weiß auch wirklich wie die nächsten Schritte aussehen, weiß man es nicht exakt sind kleine Notlügen erlaubt). Das sieht dann etwa so aus: „Brauchst keine Angst haben, es ist ganz normal hier ein wenig Schiss zu haben, da kommt jetzt diese schmale Durchfahrt, links geht es ein wenig runter aber da sind wir weit genug weg, wenn wir da drüber sind haben wir es geschafft und bis dahin führe ich Dich. Kannst Dich auf mich verlassen. Also auf geht’s! Schritt für Schritt.“ In fast allen Fällen kommt man so relativ schnell wieder vom Fleck. Dabei beachtet man, dass man keinen Unsinn erzählt, das merkt nämlich jeder und fühlt sich dann noch mehr verunsichert, er kann sich ja nicht mal auf seine Helfer verlassen. Objektiv, klar und deutlich, ruhig sowie immer mit Blickkontakt. Die Ruhe ist dabei sehr wichtig. Wird man hektisch, dauert im Endeffekt alles noch länger. Besser mal ein paar Minuten ausruhen als wilden Aktionismus vortäuschen und alle 2 Meter wieder anhalten müssen.

Man muss dem Problemkind zeigen, dass es in der aktuellen Situation, die ja zumindest so heikel ist, dass einer die Nerven verloren hat, in der richtigen Gruppe ist, die eine solche Situation souverän meistern kann. Dieses Gefühl muss man vermitteln, am besten eben durch Ruhe, Erklären und dem Aufbauen von Vertrauen.

Weibliche Gruppenteilnehmer haben übrigens eine kleine Eigenheit die oft über die „ich gehe keinen Meter mehr“ Situation hinweg hilft. Einmal ordentliche Heulen hilft unheimlich. Das heißt nicht, dass man die Mädels zum heulen bringen sollte. Aber wenn sie es mal machen, dann ist das nicht der Weltuntergang, es geht bestimmt gleich wieder besser und dann geht’s mit frischem Mut weiter. Die Dauer der Heulerei hängt dann allerdings doch wieder von der persönlichen Psychologenleistung der Gruppe ab.

Wie aber vermeidet man solche Situationen von Vornherein? Eigentlich ist es ganz einfach, man muss wissen was die Gruppe kann, wer wie weit gehen kann. Weiß man das nicht, fängt man am besten immer etwas vorsichtiger an, sucht erstmal den Pulver nahe der Piste, nicht gleich zu Beginn die wildeste Abfahrt. Möchte man diese unter allen Umständen machen hat man eventuell für den aktuellen Tag die falsche Gruppe dabei. Eh klar, mit meiner Oma gehe ich nicht durch den Canale Holzer fahren. Mit ihr kann ich aber die weitern Hänge am Arlberg super durchkreuzen. Wie man die eigene Gruppe bezüglich der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit beurteilt ist allerdings sehr schwer. Am einfachsten geht das, indem man sehr oft und viel gemeinsam fahren geht. Sich gut kennt und aufeinander achtet! Egoisten und Einzelgängersind auch bei dem vermeintlichen Solosport Skifahren, zumindest beim Freeriden, völlig deplaziert.

 

Be safe …

Weiter mit Teil 15 - Materialkunde: Bekleidung, Rucksackinhalt, McGyverismus

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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 15

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Materialkunde: Bekleidung, Rucksackinhalt, McGyverismus

Autor: Bernhard ScholzDate: 15. Februar 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.
  Nackt Skifahren ist interessant … maximaler Airflow und eventueller Schweiß verdunstet quasi sofort. Und flattern kann auch (fast) nix. Wofür die Industrie seit Jahren Forschungsarbeit leistet hat Mutter Natur von Haus aus eingebaut. Nachteile gibt’s allerdings auch, in erster Linie ist das der bei Männlein kaum noch sichtbare Temperaturanzeiger. Daher zieht man sich was Ordentliches an. Und wo wir schon dabei sind, der Inhalt des Rucksacks ist genauso wichtig wie die passende Kleidung. Außerdem kann man an dieser Stelle ein wenig auf die allgemeine Improvisationsfähigkeit eingehen, den berühmten McGyverismus.

Irgendeine atmungsaktive Oberbekleidung ist beim Freeriden Pflicht. Der häufige Wechsel zwischen schweißtreibender Aktivität und dem untätigen Bibbern im Lift ist bei falscher Kleidung ungesund. Ist es noch dazu windig, wird schnell klar warum man bei seiner Kleidung gewisse Erkenntnisse beachten sollte. Es hat sich gezeigt, dass Schweiß auf der Haut kühlt, leider auch dann wenn es schon kalt ist. Daher sollte nasser Schweiß abtransportiert werden. Nass bedeutet beim Skifahren nämlich immer kalt. Das Zwiebelschalenprinzip funktioniert dabei am besten, das wussten schon Mallory und Irvine die mit Seidenunterwäsche, hochwertigen Schurwollpullovern und Tweedjacken darüber gefunden wurden. Was man also heutzutage wählt bleibt ganz dem eigenen Geschmack überlassen, ob nun Merinounterwäsche, Fleece und darüber eine Jacke mit Membran oder Kunststoffunterwäsche, Schurwollpullover und ein Softshell, alles funktioniert irgendwie. Man muss da wohl oder übel seinen eigenen Mix finden. Jeder Mensch ist anders, manche fangen schnell an zu schwitzen, andere frieren, die individuelle Mischung machts.

Ein weiterer Vorteil des Zwiebelschalenprinzips ist noch, dass man sich je nach Aktivität oder Temperatur an- und ausziehen kann, also eine manuelle Klimaanlage dabei hat. Trägt man nur eine dicke Daunenjacke und darunter ein Tshirt ist es schwer zwischen sehr warm und eisig kalt einen Mittelweg zu finden. Ein Aufstieg in einer Daunenjacke wird schnell zum Saunatrip.

Wichtig ist vor allem, dass einem die einzelnen Schichten gut passen, natürlich auch gefallen. Vom Handschuh, Überhandschuh, Halstuch, Jacke, Hose, Unterwäsche, Isolierschicht usw.. Die Auswahl ist inzwischen so groß, dass jeder findet was er haben möchte. Als Tipps sind dabei zu nennen:

- Die Ärmel müssen lang genug sein, sonst fällt Schnee rein

- Eine Kapuze muss groß genug für den Helm sein und sich den Kopfbewegungen anpassen

- Ein Schneefang ist nett, aber nicht grundsätzlich notwendig, vor allem nicht wenn es die Möglichkeit gibt Jacke und Hose zusammen zu knüpfen. Irgendeine Möglichkeit wie man den Schnee von unten draußen hält muss da sein.

- Overalls sind zum Pisteln ganz brauchbar, will man damit aber auch aufsteigen wird man die enorme Wärmeleistung verfluchen. (außerdem hängen beim Toilettenbesuch immer die Ärmel auf dem Boden rum)

- Belüftungsöffnungen die den Schnee draußen halten (Netz o.ä.) sind Gold wert

- Weite Beinabschlüsse sind beim Gehen mit Steigeisen Stolperfallen

- Klettergurttauglichkeit der Hose (und der Hosentaschen)

- Die Schichten müssen gut übereinander gleiten können, sonst wird alles sehr unbequem

- Genug Taschen sind wichtig, aber auch nicht zu viele, sonst verliert man den Überblick

- Protektoren funktionieren hervorragend als Wärmedämmung, auch die fest eingebauten.

- Leicht und klein sollte alles sein

- Sichtbare Farben haben den Vorteil, dass man im Notfall gefunden wird, außerdem sieht man auf Fotos mehr vom Fahrer

- Eine gewisse Robustheit sollte das Zeug schon haben, sonst kauft man ständig Neues, was zwar dem Einzelnen nichts ausmacht solange Alles gut funktioniert hat, aber insgesamt nicht sehr umweltfreundlich ist.


Hinzu kommen noch unzählige Eigenschaften von Kleidung die jedem Einzelnen wichtig sind. Da muss jeder individuell das für sich Richtige finden. Dabei muss man einfach ehrlich zu sich sein um nicht das kaufen was für andere Zwecke bestimmt ist. Erinnert sei an der Stelle an die lächerlichen Pistentouristen die im orangen Mammut Extrem Outfit die blauen Pisten hinuntergestolpert sind.

Diese Fahrer brauchen nämlich keine Sicherheitsausrüstung wie man sie im Tiefschnee zwingend dabei haben muss. Lawinenpieps (mit dem man umgehen kann), solide Schaufel (nicht so ein unsägliches Papierblatt das beim Anblick von Eisbrocken schon den Geist aufgibt) und eine Lawinensonde (wer glaub darauf verzichten zu können musste noch nie im Stress graben, es ist schon beim Üben schwer genug). Das Paket ist im Rucksack so verstaut, dass man schnell darauf zugreifen kann, den Lawinenpieps trägt man immer am Körper, den Rucksack kann eine Lawine leicht wegreißen.

Optional sind Lawinenairbag Systeme, die BD Avalung und sonstige Systeme die mehr Sicherheit versprechen. Diese Systeme ersetzen aber niemals die Grundausstattung Lawinenpieps, Schaufel und Sonde. Zur Sicherheitsausrüstung gehört heutzutage auch ein Handy mit dem die Bergrettung gerufen werden kann. Allerdings ist das in manchen Tälern mangels Empfang nicht möglich. Etwas Improvisation und vor allem eigene Verantwortung gehören also immer dazu. Vor allem muss man auch bedenken, dass man durch das Absetzen eines Notrufs unter Umständen auch die Retter gefährdet oder wichtigere Einsätze blockiert.

Womit wir bei der Improvisation wären. Hat man seine Ausrüstung mit Bedacht gewählt, kann man damit sehr viele Situationen lösen. Solche Situationen sind eigentlich immer Notsituationen irgendeiner Art, sonst müsste man ja nicht improvisieren.

Hat man etwas Panzerband dabei kann man mit der Sonde einen provisorische Schiene basteln. Aus einem Stück Reepschnur, Skiern und den Stöcken lässt sich ein Notfallschlitten bauen. Ein wenig Kreativität ist notwendig, aber dann ist so einiges möglich. Allzu lange warten darf man aber nicht mit dem Hilfe holen, sonst ist sie nämlich nicht mehr notwendig, da hilft dann auch kein Improvisieren mehr. Etwas muss aber zum Improvisieren immer im Rucksack sein. Ein Multitool, Panzerband, Reepschnur und etwas Draht. Damit bekommt man fast alles wieder flott, für eine Atombombe braucht man halt noch eine Büroklammer, aber wer will schon beim Freeriden in McGyver Manier eine Atombombe bauen?

 

 

Be safe …

Weiter mit Teil 16 - Taktik: Vorgehen bei Unfällen. Wer, was, wann, wo, wie
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 16

Review

Taktik: Vorgehen bei Unfällen. Wer, was, wann, wo, wie

Autor: Bernhard ScholzDate: 23. Februar 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben.
  Shit happens … kurz nicht aufgepasst oder ein ungesundes Maß Selbstüberschätzung, ein betrunkener Mitmensch oder ein unverhofft großer Kicker, Skifahren ist gefährlich. Manchmal ist man selbst Schuld wenn etwas passiert, manchmal muss man die Schuld anderen geben. Im Moment des Unfalls ist das aber grundsätzlich zweitrangig, jedenfalls wenn es Verletzte gibt. Als erstes muss nämlich immer geholfen werden.

Dabei gleich etwas Grundsätzliches vorweg: Niemand braucht Angst haben etwas Falsches zu tun wenn man bei Unfällen hilft! Nichts zu tun ist falsch! Moralisch und praktisch! Auch juristisch kann man als Ersthelfer nicht belangt werden! Und wer sich gar nicht traut dem sei gesagt: auch wenn man nur mit dem Verletzten redet, ein paar schöne beruhigende Worte findet, ist schon viel Gutes getan.

Wer auch bei Unfällen gewissenhaft handeln möchte macht am besten einen Erste-Hilfe-Kurs. Um den Führerschein zu bekommen muss man den sowieso machen, aber wenn das schon ein paar Jahre her ist kann eine Auffrischung nicht schaden. Bei Motorradfahrern ist es ganz normal regelmäßig an solchen Kursen teil zu nehmen. Sicher auch für Skifahrer sehr sinnvoll.

Die grundsätzlichen Maßnahmen wie die stabile Seitenlage, die Mund zu Nase Beatmung, die Behandlung bei Schock, Platzwundenversorgung usw. sollten jedem Skifahrer geläufig sein.

Nun aber zu den konkreten Maßnahmen die unternommen werden müssen wenn etwas passiert ist.

Der Verletzte muss so abgeschirmt werden, dass ihm nicht noch weiterer Schaden zugefügt wird (z.B. durch andere Skifahrer). Das macht man am besten indem man mit Ski die Piste oberhalb gut von weitem sichtbar absperrt. Im Funpark muss dafür unter Umständen der beliebteste Kicker gesperrt werden. Regt sich darüber jemand auf, kann man sich sicher sein, dass dieser jemand garantiert eine sehr große Ähnlichkeit mit einer gewissen unappetitlichen Körperöffnung hat. Verständnis darf man dafür keines haben, das Wohl eines Verunfallten steht immer über dem Ego eines Idioten.

Auf einen Verunfallten wirken eventuell noch andere Dinge ein, etwa Kälte, Sonne oder Wind. Es ist sehr sinnvoll jemanden, der nicht mehr weiter kann, in eine Rettungsdecke zu wickeln. Man muss niemanden einwickeln wie eine Roulade, abdecken hilft auch schon enorm, so viel halt möglich ist. Die Decken gibt’s in jeder Apotheke und kosten nicht viel. Oft gibt es sie auch als Werbegeschenk.

Es muss immer der Zustand des Unfallopfers kontrolliert werden. Das heißt, dass IMMER jemand da sein sollte um mit ihm zu sprechen (auch wenn er/sie nicht antwortet) und um ein Auge auf das Befinden zu werfen. Es ist aber nicht notwendig, dass sich 20 aufgeschreckte Herumstehende gleichzeitig auf den oder die Verunfallte stürzen. Einer oder zwei sind völlig ausreichend, mehr behindern. Das gilt auch wenn die Rettung kommt, man sollte dann den Profis Platz machen.

Damit die Profis kommen gibt es glücklicherweise heutzutage Handys und Hilfe kann relativ schnell gerufen werden. Das ist nämlich der erste Schritt wenn klar ist, dass man Hilfe benötigt. Dafür braucht man die Notrufnummern! In ganz Europa erreicht man die Rettung über die 112, aus jedem Netz, auch ohne Guthaben. Hat man die Nummer der örtlichen Einsatzkräfte ist dies natürlich von Vorteil, da man direkt die richtige Stelle am Draht hat. An jeder Liftkasse oder im Internet kann man die Nummern herausfinden.

Der Rettungsdienstleitstelle muss man dann ein paar Angaben machen damit diese die richtigen Leute los schickt. Das sind die „W“ Fragen: Was ist passiert? Wo ist es passiert? Wer meldet? Wie viele Verletzte? Warten auf Rückfragen!

Anhand dieser Fragen wird schnell klar was man wissen muss. Insbesondere ist es wichtig, dass man sagen kann wo man sich befindet, bzw. wo der Verunfallte ist. Inzwischen ist es möglich über Smartphones einen Notruf abzusetzen der gleich die aktuelle Position mitschickt. Das ist natürlich sehr praktisch, sofern man sich auch da befindet wo die Notsituation statt findet. Beobachtet man aber von weiter weg, kann man damit die Retter schon ein wenig in die Irre führen, sollte also genau beschreiben wo tatsächlich Hilfe gebraucht wird. Zudem sollte man sagen können wie schwer der Verunfallte verletzt ist. Anhand dieser Information wird entschieden ob ein Helikopter kommt oder schon ein Akia-Team ausreichend ist. Für einen Armbruch braucht man in der Regel keinen Heli, jemand der aber nicht mehr bei Bewusstsein ist, den Kopf so seltsam schräg hält und Schaum hustet sollte möglichst schnell ins Krankenhaus.

Ja, und während man dann auf die Retter wartet muss man eben warten.

Wer wartet muss aber nicht untätig bleiben. In erster Linie sollte man sich weiter um den Patienten kümmern. Wie geht es ihm/ihr? Braucht er/sie irgendwas? Ist irgendetwas geprellt oder gebrochen, dann kann man mit Schnee sehr gut kühlen, es hilft enorm und erleichtert eventuelle später Operationen da Schwellungen weniger schlimm sind. Mit Lawinensonden oder Stöcken lassen sich provisorische Schienen bauen um einen Bruch zu schonen (Brüche nicht richten! Die Retter werden das Provisorium dann abnehmen und beispielsweise eine professionelle Splint Schiene verwenden oder Unterdruckbetten einsetzen). Ist der Verunfallte auf den Kopf gefallen und bei Bewusstsein kann man mit ihm reden, häufig kann er oder sie sich an nicht viel erinnern und erzählt alles aufs Neue. Das ist in solchen Fällen normal, muss aber behandelt werden da es sich zumindest um eine Gehirnerschütterung handelt. Einen Helm sollte man zunächst nicht abnehmen, da nicht sicher ist ob die Halswirbelsäule geschädigt wurde. In einem Erste Hilfe Kurs lernt man wie ein Helm korrekt abzunehmen ist. Skihelme haben meist keinen Kinnbügel, eine Beatmung ist also ohnehin auch mit aufgesetztem Helm möglich. Herrscht Atemstillstand und der Verunfallte trägt einen Integralhelm muss der Helm abgenommen werden, auch auf die Gefahr hin, dass die Halswirbelsäule geschädigt wird. Die Beatmung geht in diesem Fall vor. Inzwischen gibt es allerdings auch die Meinung, dass selbst bei Atemstillstand ein Integralhelm nicht mehr abgesetzt werden muss, da eine korrekte Herzmassage genug frische Luft durch die Lungen pumpt. Wenn es bei einer solchen Herzmassage, wie man sie in einem Erste Hilfe Kurst lernt, kracht, dann ist das normal. Der „hoffentlich“ Gerettete kann bestimmt eine Weile mit ein paar gebrochenen Rippen leben.

Zwischendurch kann man auch mal nachsehen ob noch alle Zähne im Mund an der richtigen Stelle sind. Fehlt einer, oder auch nur eine Hälfte, kann man diese suchen und den Rettern mitgeben, eventuell kann man ihn wieder einsetzen.

Ist ein Hubschrauber im Anflug ist es wichtig, dass ein Landeplatz gebaut wurde auf dem gelandet werden kann. Man stampft eine etwa 10x10 Meter große Plattform. Auf Skipisten ist das in der Regel nicht notwendig. Meist ist dann ein Bergretter schon vor Ort und koordiniert die Landung sowie den Abtransport. Die Plattform muss so angelegt sein, dass sich die Rotorblätter nie zu nah an Felswänden, Bäumen, Kabeln, Gebäuden oder Skifahrern drehen. Am besten geeignet sind kleine Geländekuppen, so nah wie möglich an der Unfallstelle. Und nein, die meisten Piloten fliegen nicht eine Felsnadel heran so dass man hinüber springen könnte, das machen sie nur im Fernsehen. Das Landen selbst überlässt man dem Piloten, der weiß besser wie er es machen muss.

Ist ein Abtransport mit einem Helikopter nicht notwendig kommt meist ein Akia (das sind die Rettungsschlitten) oder ein Pistenbulli. Diese sind so ausgerüstet, dass ein Verletzter auf dem Landweg mitgenommen werden kann. Man braucht keine besonderen Vorbereitungen treffen, sollte sich aber beispielsweise durch Winken oder Rufen bemerkbar machen damit der Verletzte schnell gefunden wird.

Wenn die Retter da sind sollte man ihnen schildern was passiert ist und wer betroffen ist. Außerdem wird man meist nach seinen Personalien gefragt. Am besten man gibt den Rettern dann noch einen Kontakt des Unfallopfers an, wo ein Bekannter oder Verwandter erreichbar ist.

Letztlich, wenn alles zur Ruhe gekommen ist, sollten alle informiert werden die mit dem Verletzten in Kontakt sind und erzählen was passiert ist. Es gibt für Eltern nichts Schlimmeres als im Ungewissen zu sein. Ein Arbeitgeber hat kein Verständnis für unentschuldigtes Nichterscheinen, wird aber sicher eine gute Besserung wünschen wenn er weiß was passiert ist.

Am besten ist natürlich, wenn jemand beim Verletzten bleibt, den diese/r kennt. Ein Krankenbesuch sollte selbstverständlich sein.

Be safe


Weiter zu Teil 17 - Wissen: Gletscherbegehung, Spaltenbergung

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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 17

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Wissen: Gletscherbegehungen, Spaltenbergung

Autor: Bernhard ScholzDate: 01. März 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben. Als Skifahrer oder Bergsteiger weiß man: „Hoch droben ists am schönsten!“ Hoch droben hat für Skifahrer vor allem auch den Vorteil, dass da tendenziell mehr Schnee liegt. Ein Gesichtspunkt dabei ist aber, dass man weiter oben auf Gletscher trifft. Und angesichts tiefer Spalten wird schnell klar, dass es ziemlich gefährlich sein kann, da herum zu turnen. Wer aber ein paar Regeln beherzigt, kann das Risiko von einer Gletscherspalte verschluckt zu werden erheblich reduzieren.

Falls doch mal was passiert ist noch nicht alles zu spät, mit den richtigen Kameraden steht man auch schnell wieder auf sicherem Boden. Kameraden sind wichtig, alleine sollte man nie auf einen Gletscher gehen. Zudem besteht die absolut notwendige Ausrüstung aus einem Klettergurt (es gibt spezielle für Skifahrer), mindestens einer langen Bandschlinge (1,20m), einer bis zwei Seilklemmen (z.B. Tibloc, Ropeman), zwei bis drei selbstverriegelnde Karabiner, eine Eisschraube, Steigeisen, Pickel und wer möchte kann auch eine Seilrolle mit Blockierfunktion mitnehmen. Statt der Seilklemmen kann man natürlich auch Prusikknoten verwenden.

Es muss immer ein Klettergurt getragen werden, ohne Anseilen bringt der aber auch nur selten Vorteile. Also seilt man sich auf Gletschern an. Wer wenig Erfahrung hat sollte dies wirklich immer machen, aber auch Profis sind schon in Spalten gefallen. Im Aufstieg sollte man daher grundsätzlich anseilen, während der Abfahrt wirkt dagegen weniger Kraft auf die Schneedecke ein und ein Spaltensturz ist weniger wahrscheinlich. Liegt wenig Schnee sollte man sich aber auch dann überlegen eine möglichst gletscherfreie Linie zu wählen.

Hat man einen Gletscher vor sich (am besten im Sommer) sieht man schnell, dass einige Teile sehr zerklüftet sind und andere ohne Spalten und Risse. Das Eis passt sich dem Untergrund an, je nach Geländeform „fließt“ der Gletscher darüber. Leider weiß man als Skifahrer oder Bergsteiger nicht so genau wie der Boden aussieht, kann also nur aus der Erfahrung schöpfen. Flache Stellen sind meist mit weniger Spalten durchzogen, Mulden meist Spaltenfrei, Kurven weisen auf der Außenseite Spalten auf, Hügel und Kuppen sind oft sehr spaltig, Abbrüche sowieso. Auf vielen Karten sind die Spalten eingezeichnet, allerdings verändern sich die Strukturen ständig, man weiß also nicht so genau ob das was man auf der Karte sieht noch mit der Realität übereinstimmt.

Gut, man hat also vorab seine Route im Aufstieg sowie im Abstieg geplant und ist angeseilt. Die Schneelage ist auch ausreichend, Steigeisen sowie die restliche notwendige Ausrüstung ist dabei. Es kann los gehen. Mit viel Erfahrung, Vorsicht und Bedacht ist eine Gletschertour auch nicht schwieriger als eine anspruchsvolle Nordabfahrt. Man muss aber immer hellwach sein und im Voraus planen, sonst sitzt man womöglich schnell in der Falle.

Wer viel Zeit auf Gletschern verbringt erhöht das Risiko auch mal in eine Gletscherspalte zu fallen. Das ist aber, vorausgesetzt man ist angeseilt, (hoffentlich) kein Beinbruch. Hat man Bremsknoten (Schmetterlingsknoten) in das Seil gemacht und ist korrekt mit gespannten Seil gelaufen, ist es auch gar nicht so schwer jemanden zu halten.

Anschließend muss man den Abgestürzten wieder aus dem Loch heraus holen. Die schnellste Methode ist der Mannschaftszug. Das geht aber nur wenn man mit mindestens drei Personen ziehen kann. Außerdem darf man nicht zu stark und schnell ziehen, sonst verletzt man den Gestürzten wenn man ihn über den Rand am Abgrund schleift.

Ist man alleine oder hat nur einen weiteren Kollegen dabei, muss man einen Flaschenzug bauen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Die eleganteste ist sicherlich der „Schweizer Flaschenzug“. Wie das aussieht findet man in zahllosen Büchern die sich mit Hochtouren befassen und auch bei Google. Da solche Rettungsmaßnahmen sehr komplex sind sollte man sie gut einüben. Möbel durch die Wohnung ziehen ist auch eine Möglichkeit, aber zumindest ab und an sollte man auch an einer echten Gletscherspalte üben.

 

Be safe …

Weiter mit Teil 18 - Taktik: Rettungsorganisation bei Lawinenunfällen
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 18

Review

Taktik: Rettungsorganisation bei Lawinenunfällen

Autor: Bernhard ScholzDate: 07. März 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben. Time is life! Statistiken zur Überlebenswahrscheinlichkeit bei Lawinenunfällen zeigen deutlich, dass in den ersten 15 Minuten am meisten Opfer überleben. Dauert die Rettung länger sinkt diese Wahrscheinlichkeit rapide ab.

Wenn also etwas passiert muss die Rettung sehr schnell gehen. Systematisches Vorgehen funktioniert in Stresssituationen am effektivsten. Die in einer vorherigen Folge erläuterten Maßnahmen für die Versorgung von Verletzten muss man natürlich auch bei Lawinenunfällen parat haben, es kommt nur etwas mehr hinzu.

Ist jemand in einem Schneebrett muss man ihn zunächst genau beobachten und sich so gut es geht merken, wo man ihn das letzte Mal gesehen hat. Von diesem Punkt aus abwärts beginnt die Suche. Man überlegt sich, wohin der Verschüttete mit der Lawine abgegangen sein könnte.

Als nächstes wird die Gruppe aufgeteilt. Jemand, der die Bergrettung alarmiert, wird los geschickt um den Helfern die exakte Position zeigen zu können. Ist niemand abkömmlich muss man das so gut es geht übers Handy erledigen. Der Rest der Gruppe beginnt mit der Grobsuche. Suchstreifen werden festgelegt (etwa 20 m auseinander) und ALLE LVS-Geräte auf Suchen gestellt.

Sind genug Personen da, kann einer die Übersicht bewahren und aufpassen. Generell sollte man vorsichtig sein, da sich Nachlawinen lösen können. In solchen Fällen besteht große Gefahr für die Suchenden!

Das Suchen, die Suchstreifenbreite und wenn man ein Signal empfängt der Übergang zur Feinsuche, gelingt nur in kurzer Zeit, wenn man das oft genug geübt hat. Am besten man nimmt sich mit seinen Kumpels öfter mal die Zeit um verschiedene Szenarien durchzuspielen.

Hat man in der Grobsuche den Standort des Verschütteten gefunden geht man zur Feinsuche über (derjenige der das erste Signal hat übernimmt das). Viele LVS-Geräte müssen von Grob- auf Feinsuche umgestellt werden. Die Feinsuche muss unbedingt systematisch durchgeführt werden, das „Einkreuzen“ muss ohne Nachdenken möglich sein. (Üben, Üben, Üben).

Nach dem Einkreuzen wird mit der Sonde sondiert, als am effektivsten hat sich das spiralförmige Sondieren erwiesen. Im Abstand von 20 cm folgt man einer größer werdenden Spirale. Findet man den Verschütteten so nicht, muss wieder auf die Feinsuche mit dem LVS umgeschaltet werden.

Hat man den Verschütteten dann mit der Sonde gefunden lässt man die Sonde stecken und beginnt zu graben. Dabei achtet man auf folgendes: Immer von Unten oder maximal der Seite graben (sonst fällt ständig Schnee nach), man bildet eine Art „Förderband“, also einer gräbt ganz Vorne, die anderen schaufeln den Schnee weg den der Erste in der Reihe schon ausgehoben hat.

Effektiv und später für die Bergung praktisch ist ein dreieckiges Förderband. Erreicht man den Verunfallten, achtet man darauf, dass man möglichst schnell den Kopf frei legt damit frische Luft ankommt. Verwendet derjenige, der in die Lawine gekommen ist, einen Airbag Rucksack (ABS oder Snowpulse), stehen die Chancen, dass man nicht tief graben muss oder auch auf Anhieb sieht wo derjenige liegt, ziemlich gut.

Ist ja logisch, durch die hohe Auftriebskraft ist die Verschüttetentiefe wahrscheinlich relativ gering. Diese Systeme ersetzten aber nie ein LVS Gerät und die restliche Ausrüstung, Schaufel + Sonde.

Unter dem Schnee kühlt man schnell aus, daher muss man aufpassen, dass das Lawinenopfer möglichst wenig bewegt wird. Andernfalls kann es dazu kommen, dass kaltes Blut aus Armen oder Beinen zurück ins Herz läuft was dann zu ernsten Komplikationen (z.B. Tod) führen kann.

Wenn das Opfer dann ausgegraben ist wartet man im Prinzip nur noch auf die Rettung und versorgt den oder die Ärmste so lange und so gut es geht. Warm einpacken ist immer gut. Sonstige Maßnahmen wurden bereits in einer früheren Kolumne erklärt.
Wollen wir hoffen, dass die genannten Punkte nie notwendig sein werden!

 

Be safe …

Weiter mit Teil 19 - Team: Auswahl der Skipartner, warum gehe ich mit XY Skifahren

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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 19

Review

Team: Auswahl der Skipartner, warum gehe ich mit XY Skifahren

Autor: Bernhard ScholzDate: 15. März 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben. Manche Freunde ersetzen die schlimmsten Feinde. Besonders beim Freeriden ist aber wichtig, dass man die besten Jungs und Mädels an seiner Seite weiß, die dafür vorstellbar sind. Es geht immerhin um das eigene Leben, wenn man unter der schweren weißen Decke liegen bleibt.

Zum Glück ist man selten in Notsituationen, in denen man sich auf seine Kumpels völlig verlassen muss. Recht häufig kommt es dagegen vor, dass man zusammen heikle Lines fahren will, sich dafür abstimmen muss, Wege hin und zurück plant, die Lawinensituation diskutiert sowie Safetyspots ausmacht. Da muss man schon sehr genau wissen mit wem man sich einlässt. Je besser man sich kennt, die Stärken und Schwächen einschätzen kann, desto unbefangener und somit souveräner bewegt sich eine Gruppe, und desto weiter kann die Gruppe ans persönliche Limit gehen.

Nicht unerheblich ist also, dass jeder in einer Gruppe weiß wie stark die anderen sind, wie viel dem Einzelnen zuzumuten ist. Daran orientiert sich nämlich das Level auf dem man unterwegs ist. Als Extremfahrer ist man ja meist nicht daran interessiert mit Anfängern auf sanften Hügeln herum zu rutschen.

Was genau macht aber einen guten Skipartner aus? Die Frage kann nur allgemein beantwortet werden, jeder ist anders und legt somit auch die Prioritäten an anderer Stelle. Dem einen ist wichtig, dass die Stimmung gut ist, ein anderes Ziel kann sportliche Herausforderung sein, Pulversucht oder gutes Wetter, Geschmäcker sind verschieden.

Bei der Wahl seiner Skipartner sind daher verschiedenste Aspekte wichtig.

- Alle müssen zuverlässig sein, also in Notsituationen „funktionieren“. Das wird grundsätzlich von Jedem erwartet. Dies ist für echtes Freeriding das Wichtigste.

- Das fahrerische sowie alpinistische Level sollte ungefähr gleich sein, sonst hat man stets Bremsklötze am Bein oder ist selbst so ein Klotz, was auch unangenehm ist.

- Ständige Verfügbarkeit ist eine Illusion, aber ab und an etwas Zeit im Winter und manchmal im Sommer hilft enorm, wenn man gemeinsam Fahren gehen will. Ist keine Zeit darf man aber auch nicht enttäuscht sein, es gibt einfach Dinge die wichtiger sind als Schnee.

- Grundsätzlich ist auch eine "Wellenlänge" die zueinander passt wichtig, man geht halt nur mit jemandem Fahren den man auch irgendwie sympathisch findet. Gemeinsam Lachen können ist sehr hilfreich, das kann auch ernste Situationen schnell auflockern.

- Nicht grundsätzlich notwendig aber unheimlich wichtig ist der Aspekt, dass man mit seinen Skikollegen saufen, feiern und ausgelassen sein kann. Das ist ein essentieller Aspekt des menschlichen Daseins. Ohne wird man schnell trist und traurig in seiner kleinen Box, fröhliche soziale Kontakte helfen dem entgegen. Da Skifahren für die allermeisten eine Freizeitbeschäftigung ist, darf nach Autorenmeinung die allgemeine Fröhlichkeit nicht leiden.

- Verständnis wenn man mal keine Zeit hat, denn nicht nur die Anderen haben mal keine Zeit, sondern auch man selbst muss sich von Zeit zu Zeit um andere Dinge kümmern als Skifahren, Wetter, Berge und Skiwachs. Soll ja vorkommen.

Diese Liste ist bei weitem nicht vollständig, gibt aber, so denke ich, einen gewissen Einblick was dem Autor persönlich wichtig ist. Jemand anderem ist dagegen sicher anderes wichtiger. Möglich ist da das fahrerische Level, dass dieses besonders gewichtet ist, oder die Trinkfestigkeit, oder oder oder …

Schlussendlich muss wohl noch gesagt sein, dass die Auswahl oft gar nicht so einfach ist da gar nicht so viele Personen im engeren Kreis vorhanden sind mit denen man Skifahren gehen kann. Wer aber viel Skifahren geht, der wird auch schnell eine ganze Menge Gleichgesinnter kennen lernen. Da kann man dann auswählen bei wem man sich wieder meldet und wessen Nummer man irgendwann verliert.

Außer natürlich, man kommt aus einem kleinen Bergdorf, dann hat man seine Skikumpels von Geburt an bis Lebensende, es sind immer der Franz von Nebenan und der Seppl vom Huberbauer. Und so verkehrt ist das nun auch nicht …

 


Be safe …

Weiter mit Teil 20 - Materialkunde: Abseilstellen beurteilen, einrichten
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 20

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Materialkunde: Abseilstellen beurteilen, einrichten

Autor: Bernhard ScholzDate: 29. März 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben. Heute muss die Safetykolumne schnell gehen, sie ist je sowieso überfällig. Wenn es um Abseilstellen geht, darf man auf keinen Fall schnell-schnell machen. Das muss sehr überlegt und konsequent nach Plan ablaufen, man hängt nur an einem dünnen Faden, wenn der nicht hält hat das Konsequenzen. Meist fatale.

Zunächst einmal hat man meist mit Abseilstellen zu tun, die bereits eingerichtet sind. Es steckt also irgendwo ein Haken, einige Haken, ein Drahtseil, Ketten, Trittsprossen, Rostgurken, Reepschnur hängt aus dem Fels oder eine Bandschlinge ist irgendwo festgemacht. Es gibt noch viele andere Möglichkeiten. Eine ist selbst einen Abseilstelle einzurichten. Dabei sind die gleichen Regeln zu beachten wie beim Klettern wenn man selbst Absichert. Eine Abseilstelle sollte die gleiche Qualität haben wie ein Standplatz.

Wenn Haken im Fels stecken ist die Beurteilung nicht immer leicht. Alte Schlaghaken sitzen oft locker, sind verrostet oder ziemlich kurze Dinger. Das kann man leider nicht wirklich überprüfen. Also haut man mit dem Hammer (alternativ Eisgerät mit Hammerkopf) auf dem Ding rum und hört sich mal an wie das klingt. Ein Scheppern, oder ein hohler Sound sind schlecht. Klingt es solide kann das gut sein. Manche Haken kann man auch wieder ein wenig fester schlagen. Generell sollten Schlaghaken immer skeptisch beurteilt werden. Unterscheiden muss man noch zwischen Haken die über eine Hebelwirkung halten und solchen, die durch Verformung fest sitzen. Zum Abseilen ist es relativ egal welches Sorte man vor sich hat, auch ob es Hartmetall oder eher weicheres Material ist. Wichtig ist, dass die Kiste fest im Fels sitzt.

Gebohrte Haken, egal ob Klebehaken oder Expansionshaken sind wesentlich sicherer und auch einfacher zu beurteilen. Zum Abseilen sind sie eigentlich fast alle zu gebrauchen. Aber natürlich muss man auch die auf festen Sitz und eventuell Rost untersuchen. Wichtig ist auch immer wo das Ding sitzt. Im Umkreis von etwa 20 cm sollte kein großer Riss, keine Kante oder weitere Haken sein, diese schwächen das Gestein.

Bei allen anderen Dingen, Eisenstangen, Drahtseile, andschlingen, Reepschnüre oder sonstiges muss man immer sehr genau darauf achten, dass es auch fest ist. Im guten alten Schubert findet sich das Beispiel eines abgestürzten Bergsteigers der sich an einem Drahtseil abseilen wollte aber abstürzte. Das Drahtseil war nirgends befestigt, das Seil ist vom Ende geflutscht.

Hat man also seine Abseilstelle erreicht und das "Etwas" so weit als möglich untersucht ob es hält, es muss das eigene Leben halten (!), geht es ans Abseilen. Jeder benutzt das Gerät mit dem er am besten zurecht kommt. Standart sind Tuber oder Achter. Hms funktioniert auch und zahllose Extravarianten. Dülfersitz nutzt man heutzutage nicht mehr, hat sich als fehleranfällig erwiesen.

Man hat die Mitte seines Seils markiert oder verbindet zwei Seile mit einem Knoten. Der ganz simple Sackstich hat sich als der beste Knoten erwiesen. Er hält und flutscht gut über Felskanten. Die Seilenden sollten mindestens 20 cm lang sein damit die Enden nicht so schnell erreicht sind falls der Knoten anfängt zu wandern.

Ein Ende fädelt man durch den Anschlagpunkt der Abseilstelle. Da können Kettenglieder, Abseilringe, und sonstiges sein. Notfalls muss man einen Karabiner opfern, oder man hat schlauerweise ein Schraubglied (z.B. Mallion Rapide) dabei, das man einfach hängen lässt.

Durchgefädelt wird das Seil bis zur Mitte, die einzelnen Seile werden wieder aufgeschossen und dann im hohen Bogen mit Schwung in die richtige Richtung geworfen. Nacheinander! Und während man wirft hält man das Ende fest.

Beide Seile hängen gut (oder auch nicht so gut), dann geht es ans Abseilen. Seil ins Abseilgerät einlegen, Kurzprussik einbinden damit man nicht unkontrolliert abrauscht, Selbstsicherung ist immer noch eingehängt. Alles noch drei mal checken und dann geht's abwärts. Seil einnehmen und langsam belasten, wenn man dann korrekt hängt wird die Selbstsicherung gelöst. Während des Abseilens muss alles schön geordnet und kontrolliert ablaufen, keine wilden Manöver. Das Durchscheuern des Seils auf Kanten muss unbedingt vermieden werden, also ist großes Pendeln nicht angesagt.

Das Seil muss natürlich auch lang genug sein um komplett abseilen zu können, wenn man irgendwo in der Luft oder an einer Fels/Eiswand hängt und nicht weiter kommt ist das nun mal nicht sonderlich lustig.

Unten angekommen löst man das Seil aus dem Abseilgerät und ruft nach oben, dass das Seil frei ist. Dann kann der nächste Abseilen. Wenn alle unten sind muss nur noch das Seil wieder abgezogen werden. Man sollte sich immer merken, welches Ende bzw. welches Seil oben am Anschlagpunkt am Fels anliegt. An diesem Ende sollte alles abgezogen werden da es sonst leicht passieren kann, dass man mit dem Zug am Seil den Karabiner, den Abseilring oder was auch immer verwendet wurde so auf das am Fels anliegende Seil presst, dass man nicht mehr ziehen kann. In dem Fall muss das Seil geopfert werden oder man hat irgendeine Möglichkeit hinauf zu steigen. Das dauert aber lang und gefährlich ist es oft auch. Es lässt sich ganz einfach vermeiden indem am richtigen, dem am Fels anliegenden Ende, abgezogen wird.

Zum Schluss noch ein Wort zu den Gefahren. Abseilen ist gefährlich, die meisten Unfälle beim Bergsteigen passieren beim Abseilen. Aus Unachtsamkeit oder Nachlässigkeit oder höherer Gewalt ist oft nicht bekannt. Also: ganz besonders gut aufpassen!


Be safe …

Weiter mit Teil 21 - Taktik: Steilabfahrten planen, abwarten und durchführen
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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 21

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Taktik: Steilabfahrten planen, abwarten und durchführen

Autor: Bernhard ScholzDate: 05. April 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben. Steil ist geil … aber bei dieser schwierigen Disziplin ist die Fehlertoleranz äußerst gering. Schon kleine Fehler können fatale Folgen haben. Daher müssen Steilwandabfahrten genauestens geplant werden. Im Folgenden sind Kriterien aufgelistet die dabei stets zu bedenken sind. - Alleine oder im Team? Für Steilwandabfahrten gelten andere Regeln als beim normalen Freeriden, das Risiko ist wesentlich höher und nie durch Reduktionsmethodik o.ä. abgedeckt.


- Sind Stärke und Können der Beteiligten ausreichend? Mental und physisch? Eine Sicherheitsmarge sollte immer mit einbedacht werden.

- Liegt genug Schnee? Blöd wenn die Abfahrt zur Klettertour wird.

- Liegt der richtige Schnee, wie verhält es sich mit der Lawinensituation?

- Hat sich der Schnee mit dem Untergrund verbunden? Gibt es (noch) Blankeis- oder Felsstellen die ein Überklettern erfordern?

- Ausrüstung vollständig und funktionsgeprüft? Genau wie man zu einer Schießerei nicht nur mit einem Messer geht, hat man bei einer Abfahrt mit Abseilstelle nicht nur den Klettergurt an sondern auch ein Seil dabei. Auch eine Karte hat man dabei damit man weiß wo man hin muss, genau wie die Verpflegung dafür sorgt, dass man auch hin kommt.

- Uhrzeit, Zeitplanung? Wann muss gestartet werden, wann muss spätestens abgefahren werden, wann muss das Projekt abgeschlossen sein? Wann ist der Zeitpunkt zu dem noch umgekehrt werden kann?

- Wer weiß von dem Vorhaben, ist derjenige eingeweiht, weiß derjenige über die Bedeutung des Projekts, den Schwierigkeitsgrad, das Risiko etc. bescheid und wie könnte ein Notsignal abgegeben werden? Bekannte müssen bescheid wissen was man tut, sonst sitzt man am Ende auf einem Felsabsatz und hält das Handy vergeblich in die Höhe: Ein verstörtes Rentnerehepaar findet dann das Steilwandfahrerskelett im Sommer während einer Wanderung.

- Ist sich jeder ganz genau im Klaren worauf er/sie sich einlässt?


Das sind die Grundfragen, die geklärt und positiv beantwortet sein müssen, bevor es los gehen kann. Um sich auch während einer Unternehmung immer alle Aspekte vor Augen führen zu können, macht es Sinn den Plan der Befahrung zu notieren und beispielsweise die Route in eine Karte einzuzeichnen (Leuchtmarker in unterschiedlichen Farben, gelb für die Abfahrt, grün für den Aufstieg, rot für Notfallexitpunkte). Auch besonders wichtige Punkte können auf einen Zettel notiert werden, etwa ein Umkehrzeitpunkt oder die Länge einer Abseilstrecke.

Sofern die mentalen, physischen und Ausrüstungsfragen geklärt sind, geht es um das Risiko. Auf viele Aspekte hat man bei Steilwandabfahrten nur geringen Einfluss. Hat man alle Faktoren bedacht, die man selbst steuern kann, ist man von den Bedingungen vor Ort abhängig. Daher sollte man diese sehr genau im Auge behalten.

An der Stelle kommt man dann zu einer Tugend der erfolgreichen (lebenden?) Steilwandabfahrern. Warten können. Manche Linien sind nur sehr selten machbar. Wer es zu früh oder zu spät versucht verliert. Glücklich kann sich dann derjenige schätzen, der sich noch aus einer heiklen Situation befreien kann und nicht unglücklich abstürzt.

Der legendäre Heini Holzer hat auf seine Abfahrt der SW Wand des Kleinen Ifinger ganze drei Jahre gewartet. Mal geht eine Abfahrt, mal geht sie nicht. Dieses korrekt einzuschätzen und bei den richtigen Signalen auch los zu ziehen ist dann die Kunst.

Ist der Tag aber gekommen muss alles wie zuvor akribisch geplant durchgeführt werden. Die Aufstiegsroute muss allen klar sein, der Zeitplan muss passen, Notausstiegpunkte sind allen bekannt, die wichtigsten Entscheidungen sind vorher abgesprochen worden. Meist ist Arbeitsteilung irgendwie notwendig, etwa der Transport der Seile wird aufgeteilt. Während ein Teil des Teams noch abfährt bereiten die bereits an einer Absteilstelle Angekommenen schon die Seilaktionen vor. Zudem achtet man gegenseitig aufeinander um zu überprüfen, dass auch alles klar ist und niemand plötzlich in einer steilen Rinne „stecken bleibt“.

Steilwandabfahrten sind während der Abfahrt nicht immer spaßig sondern erfordern ein Höchstmaß an Konzentration und Aufmerksamkeit. Diese Anspannung verschärft sich je nach Bedingungen und somit Schwierigkeit. Ein Bekannter des Autors fuhr beispielsweise einst das Couloir des Comiques in Chamonix bei feinstem Pulver innerhalb weniger Minuten genussvoll ab, ein paar Tage später brauchte selber Bekannter im gleichen Couloir für die Abfahrt über vier Stunden da alles vereist war. Besonders viel Vergnügen hat die zweite Befahrung zudem auch nicht gemacht. Aber in beiden Fällen war er anschließend stolz, erleichtert und glücklich, letztere Abfahrt möchte er aber nicht wieder erleben.

Und darum geht es beim Steilwandfahren. Das Erlebnis etwas sehr Schwieriges gemeistert zu haben im Bewusstsein die richtigen Entscheidungen auf eigene Verantwortung getroffen zu haben, am besten natürlich mit soviel Spaß wie möglich.

Be very very very safe …

Weiter mit Teil 22 - Wissen: Skiwachsen und Schleifen im Schnellverfahren

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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 22

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Wissen: Skiwachsen und Schleifen im Schnellverfahren

Autor: Bernhard ScholzDate: 12. April 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben. „Gewachst und geschliffen hab ich vor Jahren.“ – den Satz hört man gar nicht so selten. Aber ein frisch präparierter Ski funktioniert besser, keine Frage. Leichteres Drehen, Kantengriff, weniger Anschieben im Flachen. Die Vorteile sind nicht unwesentlich und daher auch der Sicherheit zuträglich.

Den meisten fehlt jedoch Zeit und Geduld um alles selbst zu machen. Wer seinen Ski in einen Skiservice gibt muss damit rechnen seine Latten erst nach ein paar Tagen wieder zu bekommen und zudem schrubben die großen Maschinen nicht unerhebliche Mengen Belag und Kante ab. Dabei gibt es ein Schnellverfahren mit dem man die Ski innerhalb weniger Minutenin einen passablen Zustand versetzen kann.

Benötigt werden:

- Karosseriefeile

- Bügeleisen + Heißwachs

Mit der Karosseriefeile plant man im ersten Schritt die Belagseite. Man legt also die Feile flach auf und zieht sie 2-3 Mal über den kompletten Ski. Dabei werden sowohl Kanten als auch der Belag abgehobelt und sind wieder flach. Natürlich ist der Belag nicht so perfekt wie nach einem Steinschliff und stundenlangem Strukturschleifen/bürsten, aber es geht sehr schnell und reicht für Freerider allemal.

Im nächsten Schritt sind die Kanten dran. Man legt die Karosseriefeile so in die Hand, dass sie quer durch die Handfläche läuft und zwischen Daumen und Zeigefinger festgehalten wird. Sie kann jetzt nicht mehr verrutschen. Der Ski liegt auf dem Rücken, wird beispielsweise mit der anderen Hand oder einem Knie am Boden gehalten.

Man legt nun die Feile im 90° Winkel an und legt dabei den Handballen des Daumens mit auf den Skibelag, ebenso wie der Rest des Daumens auch weitgehend auf dem Belag aufliegt. Wenn man die Feile gut fest hält hat man so einen recht stabilen Winkel, mit etwas Übung kann man sogar ein wenig den Winkel variieren.

Entlang der Kante schärft man so die Kante, aber mit Vorsicht, sonst schneidet die Kante oder die Feile Fetzen aus der Haut. Man bekommt mit der Karosseriefeile sicher keine rasiermesserscharfen Kanten zustande, aber es reicht allemal um der gängigen europäischen Eisplatte ein wenig Angst zu machen.

Letzter Schritt ist das Wachsen. Bügeleisen anschmeißen, Temperatur überprüfen (Wachs schmilzt – raucht aber nicht) und los geht’s. Einmal über den gesamten Skibelag Wachs tropfen lassen und anschließend bügeln, überall sollte Wachs auf dem Belag sein. Hat man die Wachsmenge für seine Ski richtig eingeschätzt, muss man überschüssiges Wachs nicht einmal abziehen. Nach 2-3 Fahrten ist der Belag so gut wie blank gebügelt. Spätestens nach dem dritten Skitag dürfte kaum noch überschüssiges Wachs auf dem Belag sein.

Da man aber eigentlich immer zuviel Wachs verwendet muss dieses abgezogen werden. Dafür nimmt man einfach den anderen Ski, legt die beiden Ski im 90° Winkel Belag auf Belag und zieht so das Wachs ab. Funktioniert mit etwas Druck erstaunlich gut und lässt sich vor allem auch noch auf dem Parkplatz der Skistation erledigen.

 

Be safe …

Weiter mit Teil 23 - Team: Irrglaube der Unfehlbarkeit, Selbstreflexion als Gruppenaufgabe

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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 23

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Team: Irrglaube der Unfehlbarkeit, Selbstreflexion als Gruppenaufgabe

Autor: Bernhard ScholzDate: 19. April 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben. Kein Mensch ist unfehlbar, das ist auch gut so. Sonst wäre die menschliche Interaktionswelt sehr langweilig, eben weil perfekt und vorhersehbar. Mal läufts besser als gedacht, mal schlechter. Jeder weiß, dass Fehler passieren, aber keiner hält sich selbst für den Verursacher eines Fehlers, zumindest nicht während eine Entscheidung getroffen wird und Konsequenzen noch nicht eingetreten sind. Das ist zum einen gut, da so Entscheidungen vertreten werden können, andererseits nicht so toll, da man Unsicherheiten und Unwissen überspielt, oft unbewusst.

Damit kommen wir schon an den neuralgischen Punkt, man handelt unbewusst. Etwas das unbewusst passiert, macht sich erst bemerkbar, wenn die Folgen eintreten. Um aus dem Dilemma zu entkommen kann man über seine Entscheidungen nachdenken und sie in Frage stellen. Das dauert leider häufig etwas länger und ist daher nur brauchbar, wenn es sehr oft geübt wurde. Die Selbstreflexion benötigt also in der Regel wesentlich länger als notwendig wenn schnelle Entscheidungen zu treffen sind, zudem haben derartige Entscheidungen häufig die Eigenschaft, dass sie nicht in vollem Umfang objektiv und kritisch beurteilt werden konnten.

Es ist also nicht ohne viel Aufwand möglich eine Selbstreflexion durchzuführen während eine Entscheidung unter Druck gefällt wird. Da bleibt nur ein Ausweg, die anderen Gruppenmitglieder müssen die Entscheidung in Frage stellen und kritisch bewerten. Wie schon in einer vorhergehenden Kolumne beschrieben, ist es dem Einzelnen leider nicht möglich alle Aspekte, die zu einer hundertprozentigen Übersicht führen, in eine Entscheidung mit einzubeziehen. Je mehr Personen an einer Entscheidung beteiligt sind, desto mehr Übersicht gewinnt man jedoch (theoretisch) und desto kritischer können und müssen daher alle Beobachtungen der Anderen hinterfragt werden. So ist es möglich reflexiv während der Entscheidung vorzugehen und letztlich eine Entscheidung zu fällen, die so weit als möglich objektiv ist.

Leider stellt der Pulverrausch eine Falle. "No friends on powderdays." So lautet ein beliebter Ausspruch morgens am Lift wenn es einen halben Meter Neuschnee gibt. Der Pulver entzieht also einer Gruppe die gemeinsame Entscheidungsfähigkeit da man an Pulvertagen ja vermeintlich keine Gruppe mehr hat auf die man zurückgreifen könnte. Glücklicherweise ist es nur selten so.

Aus einem tollen Pulvertag, an dem viel tiefer und leichter Schnee gefahren wurde und an dem bislang alles gut ging, entwickelt sich jedoch häufig in einer Gruppe eine Eigendynamik die reflexive Entscheidungen erschwert. Das Risikobewusstsein sinkt. Vermeintliche Anführer werden akzeptiert, diese sehen sich in der Verantwortung unter Druck schnell Entscheidungen fällen zu müssen oder unterliegen der Annahme, dass ein anderes Gruppenmitglied schon Einspruch erheben würde wenn Fehler gemacht würden. So eine Gruppe ist ein wenig wie ein großer Tanker, sobald eine gewisse Richtung eingeschlagen ist dauert es lange bis korrigiert werden kann. Damit sind keine kurzfristigen Entscheidungen gemeint sondern eben die Gruppendynamik die eine komplette Gruppe mehr Risiko eingehen lässt, meist unbewusst.

In solchen Situationen ist dann eine bewusste Beobachtung der Vorkommnisse und Handlungen aller Gruppenmitglieder und der gesamten Gruppe notwendig, einfach um die objektive Entscheidungsfähigkeit beizubehalten. Es wird zur Gruppenaufgabe über die eigenen Entscheidungen nachzudenken und darauf bezogen dann reflexiv zu handeln. Nur wenn alle in einer Gruppe mitdenken und Meinungen auch äußern kommt eine Vielzahl von Individuen gemeinsam auch wirklich zu den besten Ergebnissen bei der Risikobewertung, der Tagesstrategie und letztlich der Einzelhangentscheidung. Man sollte als Einzelner also immer besonderen Wert auf eine Gruppenzugehörigkeit legen und eben gleichberechtigt das Wort erheben und seine Meinung äußern. Schließlich ist man dann quasi eine "Herde" und für einander verantwortlich. Alleine diese Verantwortlichkeit verpflichtet zur gemeinsamen Handlungsentscheidung und dem gemeinsamen reflektieren.

Für Gruppen, die bewusst durch eine kompetente Person geführt werden, gilt dies natürlich nicht, da ist die Verantwortlichkeit ja schon geklärt.

Be safe …

Weiter mit Teil 24 - Materialkunde: Der Krimskrams, warum die Details entscheidend sind

Zum Inhaltsverzeichnis

Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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Knowledge - Safety Kolumne Teil 24

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Materialkunde: Der Krimskrams, warum die Details entscheidend sind

Autor: Bernhard ScholzDate: 27. April 2011 Das Thema Sicherheit sollte gerade im Bezug auf den Wintersport im ungesicherten, unpräparierten Gelände stets Aktualität besitzen. Um sowohl interessierten Einsteigern, als auch routinierten Freeridern und Tourengehern Denkanstöße zu liefern, wird Bernhard Scholz ab sofort im wöchentlichen Rhythmus in seiner Safety Kolumne über sicherheitsrelevante Themen im Skisport schreiben. Im Prinzip braucht man nur irgendwelche Ski, irgendwelche Skischuhe, irgendwelche Stöcke, irgendwelche Klamotten und eine Hand breit Schnee unter den Latten. Aber um richtig Spaß im Tiefschnee zu haben reicht das natürlich nicht. In der letzten Folge der Safety Kolumne widme ich mich daher Kleinigkeiten die das Freeriding ein wenig sicherer machen. Die gesamte Safety-Kolumne konzentrierte sich stets auf einzelne Aspekte, Details eben. So betrachtet setzt sich das Können und KnowHow eines kompetenten Freeriders aus vielen, vielen kleinen Puzzleteilen zusammen. Je tiefer man schürft, desto mehr erkennt man, dass jedes Puzzleteil wieder in weitere Teile zersplittert ist. Je mehr dieser Teile man kennt, desto sicherer ist man unterwegs. Lernen und Erfahrungen Sammeln hört glücklicherweise nie auf.

Details sind also immer entscheidend, man nimmt keine schmalen Racecarver sondern breite Powderski an Pulvertagen, man trägt atmungsaktive Kleidung, keine Plastiktüten (die ja auch wasserdicht wären) und man informiert sich detailliert über die aktuelle Situation.

Jedem ist klar, dass eben kleine Details den Unterschied zwischen „gut gemeint“ und „gut gemacht“ ausmachen. Insbesondere wenn es um die Sicherheit geht sollte man sich nicht mit „gut gemeint“ zufrieden geben, was vermutlich auch jeder einsieht. Gerade wenn es um vermeintliche Kleinigkeiten geht ist oft ein Aspekt oder eine Verkettung vieler kleiner Dinge entscheidend. Beim Abseilen muss der Haken halten, das Seil gut sein, die Technik und die Ausbildung passen, die Seillänge ausreichen, die Psyche passen usw. usf.. Beim Befahren steiler Flanken ist die Schneequalität entscheidend, beim Powdern im Wald ist dagegen eher der Abstand zwischen den Bäumen ausschlaggebend.

Äußere Umstände zersplittern sich in Teilaspekte und alles was man selbst beeinflussen kann auch. Die eigene Ausbildung und Ausrüstung kann man gut beeinflussen. Da wählt man das beste passende Produkt, ob nun Hose, Ski, Bücher oder Lawinenkurs. Je fitter man im Bezug auf die Ausbildung und den eigenen Körper ist, desto weiter kann man sich bei nicht idealen äußeren Umständen „nach draußen“ wagen. Aber ohne gute Kleidung geht das auch nicht.

Äußere Umstände müssen abgewartet werden, auf diese muss reagiert werden. Hierin Details zu erkennen erfordert eine Ausbildung, die genau diesen Aspekt beinhaltet hat. Wenn ich ausschließlich alles über Abseilstellen weiß kann ich leider noch keinen Wetterumschwung vorhersehen. (klar: auf dem Weg zum Abseilstellenexperten hat man vermutlich schon einige Wetterumschwünge miterlebt, ist also nicht ganz blauäugig). Details bedingen sich gegenseitig, auch diese Verzweigungen sind ebenso Kenntnisse die wieder bewusst wahrgenommen werden müssen.

Beim Freeriden ist also kein Fachidiot gefragt sondern ein vielseitig interessierter und gebildeter aktiver umgänglicher Freigeist, der auch in Teams hervorragend funktioniert. Gäbe es ein Zertifikat für einen qualifizierten Freerider wären Personaler begeistert. Gibt es aber glücklicherweise nicht, denn jeder der mit dem Pulverrausch in Berührung gekommen ist und ihn nicht mehr vermissen will weiß ganz genau, dass er da sein Leben riskiert. Um das Risiko so weit als möglich zu minimieren muss man sehr viel wissen und da das Bestreben möglichst lange am Leben zu bleiben ein recht grundsätzliches Bedürfnisist, ergibt sich der Wunsch nach umfassender Kenntnis aller Details quasi von alleine.

Be safe …

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Wichtiger Hinweis: Das Ausüben jeglicher Aktivitäten, für die Tipps aus dieser Kolumne in Frage kommen, ist gefährlich und kann zu Verletzungen oder Tod führen. Dies ist natürlich selbsterklärend, da eine Sicherheitskolumne nicht notwendig wäre, wenn einem Umstand für den Sicherheitshinweise maßgeblich sind, keine Gefahren inhärent wären. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss sich, die aktuellen Verhältnisse sowie alle begleitenden Umstände selbst einschätzen, insbesondere beim Skifahren abseits gesicherter Pisten und in den Bergen allgemein.

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