Safety: Software-Updates bei LVS-Geräten

Von Hans-Martin Kudlinski, Bernhard Scholz am 8.Apr. 2014

Es gehört zur absoluten Grundausstattung jedes Freeriders: das Lawinenverschüttetensuchgerät - kurz LVS. Wer sich das gemeinhin auch als Piepser bekannte Gerät zulegt und auf das Aufspielen von immer wieder erscheinenden Software-Updates verzichtet, schöpft dessen Potential nicht voll aus. Wir haben mit den Ilari Dammer, dem Product Manager Electronics bei Mammut, über die Hintergründe solcher Updates gesprochen.

fs.net: Wie kommt es, dass man einen Lawinenpiepser updaten muss? Viele werden sich denken, dass ein Firmware Update keine wirklich umfangreiche Leistungssteigerung mit sich bringen kann - die verbaute Hardware bleibt ja schließlich die gleiche. Ist das ein Trugschluss?

Ilari Dammert: Das ist in der Tat ein Trugschluss. Als Firmware bezeichnet man hardwarenahe Software, die für den Betrieb von einem elektronischen Gerät notwendig ist. Die Firmware enthält neben dem Interface, welches für den Benutzer sichtbar ist, auch alle relevanten Funktionen und Daten, welche für die interne Steuerung des Geräts notwendig sind. Diese Software wird vom Hersteller definiert. Eine Manipulation durch den Anwender kann bei unseren Geräten dabei nicht vorgenommen werden.

Mittels der Firmware können immer wieder neue Funktionen, wie zum Beispiel unsere Intelligent Search entwickeltet werden, welche die bestehende Hardware nutzt. Alle heutigen Elektronikgeräte werden zu einem Großteil durch Ihre Firmware weiterentwickelt. Man kennt diesen Vorgang beispielsweise aus dem Bereich der Smartphones.

fs.net: Wie komplex ist ein solches Update? Muss ich das Gerät dafür einschicken und mehrere Tage darauf verzichten, oder kann ichin einen Mammut Shop gehen und das Gerät dann direkt wieder mit nach Hause nehmen?

Ilari Dammert: Das Gute an einer solchen Firmware-Neuerung ist, dass es sich um ein Update beziehungsweise Upgrade handelt, das auf die bestehende Hardware der Geräte aufsetzt. Dieses kann sich jeder Barryvox-Besitzer bei seinem Servicecenter im Sportfachhandel unkompliziert und schnell auf sein Gerät spielen lassen. Beim nächsten Einsatz profitiert der Anwender dann bereits von den neuen Features.

fs.net: Gibt es Statistiken / Umfrageergebnis, wie viele Nutzer tatsächlich von der Möglichkeit, ein Firmware Update durchzuführen, Gebrauch machen?

Ilari Dammert:
Genaue Zahlen dazu fehlen uns. Mammut empfiehlt jedoch jedem Barryvox-Besitzer, die Firmware-Updates durchzuführen, um von den Verbesserungen profitieren zu können. Wir bieten ein umfangreiches, weltweites Servicenetz, um jedem Nutzer eine solche Möglichkeit zu geben. Das Feedback unserer Kunden zeigt, dass sie den Mehrwert schätzen, ein Gerät zu besitzen, das sich über die Zeit weiterentwickelt und nicht bereits nach zwei Jahren ein Neukauf notwendig ist, um Up to Date zu sein.

fs.net: Wie läuft die Softwareentwicklung ab? Was für ein Team arbeitet daran, wer sind die Personen hinter der Entwicklung?

Ilari Dammert: Dieser Prozess geschieht bei uns durch die Zusammenarbeit von Software-Entwicklern und dem Produktmanager. Die Inspiration dafür kommt von Ideen aus dem Feld, Praxisbeobachtung von Schulungen im Winter sowie Erfahrungsberichten von Rettungen. Die involvierte Gruppe lässt sich schwer auf einzelne Personen eingrenzen, sondern umfasst im Prinzip alle Praxisnutzer, mit denen wir uns über die Erfahrungswerte austauschen.

fs.net: Wie und wie lange wird die neue Software getestet und welche Sicherheitsstandards muss sie erfüllen, um dann beim Endkunden auf den Geräten zu landen?

Ilari Dammert: Nach Abschluss der Software-Entwicklung erfolgt eine circa drei- bis fünfmonatige Validierungsphase im Feld, die einem vordefinierten, standardisierten Freigabeprozess von Mammut folgt und damit der Qualitätssicherung der Updates dient.

fs.net: Gerade bei derart sicherheitsrelevanten Geräten ist Vertrauen in die Technik ein wichtiges Thema. Wie baut Ihr beim Konsumenten Vertrauen in die Software auf?

Ilari Dammert: Professionelle Tests wie der jährliche DAV-Test bauen Vertrauen beim Endkunden auf. Hier waren die Mammut-Geräte in den letzten Jahren immer ganz vorne mit dabei. Zudem waren wir bis heute nie in die Situation geraten, ein Update unter Zugzwang bringen zu müssen. Das bedeutet unsere Firmware Updates waren immer Verbesserungen des Gerätes und nie die Behebung eines alten Fehlers, also kein Bug-Fix.

fs.net: In welche Richtung geht die Entwicklung momentan für die Zukunft? Welche neuen Features dürfen wir erwarten, welche Schwerpunkte werden gelegt und warum?

Ilari Dammert: Das Ziel unserer kontinuierlichen Weiterentwicklung ist nicht das Hinzufügen neuer Features, sondern vielmehr die Optimierung einer vereinfachten und effektiven Suche. Denn nach einem Lawinenabgang zählt jede Minute, bekanntermaßen sinken die Überlebenschancen einer verschütteten Person bereits nach 15 Minuten dramatisch. Seit Jahren setzen wir uns mit dem Thema Lawinensicherheit auseinander: Unfälle vermeiden und eine schnelle Rettung ermöglichen, das sind die obersten Ziele. In diese Richtung geht es auch weiter.

fs.net: Wird es von Mammut auch Multipurpose Geräte geben? Also solche, die neben den bekannten Funktionen eines LVS ggf. auch mit Kartenfunktionen, GPS, Geländeneigungsmesser, Emergency Signal o. ä. ausgestattet sein könnten.

Ilari Dammert: Ein solches Multifunktionsgerät ist nicht für die zukünftige Entwicklung vorgesehen.

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