Safety: Worauf Freerider im Frühjahr achten sollten

Von Bernhard Scholz am 24.Mär. 2014

Die letzten Wochen war es warm und Neuschnee gab es nur in geringen Dosen. Da lauern andere Gefahren als im Hochwinter - in Verbindung mit dem jetzigen Dump birgt das Freeriden im Gelände nun eine erhöhte Gefahr. Wir klären Euch auf, worauf zu achten ist, damit auch jetzt zum Ende der Saison nichts anbrennt.

Nassschneerutsche
Ganz klar und logischerweise stehen Nassschneerutsche ganz oben auf der Liste der aktuellen Gefahren. Die Schneebrettgefahr wird geringer, da sich die Schneedecke gesetzt hat. Mit steigenden Temperaturen, vor allem auch im Tagesverlauf (!), ist jedoch gerade auf den schweren Schnee zu achten, der auch in kleinen Mengen mächtig Schaden anrichten kann. Ein kleiner Rutsch, der bei Pulverschnee kaum nennenswert ist, hat durch den nassen und dadurch schweren Schnee deutlich mehr Kraft. Wo sich solche Schneerutsche in Bewegung setzen können, ist leider nicht leicht zu erkennen - klar ist aber, dass insbesondere sonnenbeschienene Hänge im Tagesverlauf besonders gefährdet sind.

Nassschneerutsche Teil 2
Da Rutsche aus nassem Schnee sehr schwer sind, haben Lawinenopfer hier meist schlechte Karten. Der Druck auf den Körper ist deutlich größer als bei "normalen" Schneebrettern. Knochenbrüche und schwerste Quetschungen sind sehr wahrscheinlich und dafür muss man noch nicht einmal über Felsen gespült werden oder an Bäumen anschlagen. Die Devise lautet bei schwerem Frühjahrsschnee daher - genau wie im Hochwinter - keine Lawinen auslösen!

Steinschlag
Ein Aspekt, den es bei höheren Temperaturen auf jeden Fall auch zu beachten gilt, ist das erhöhte Steinschlagrisiko. Während des Winters hat die Erosion am Berg gearbeitet und mit dem Auftauen im Frühjahr fallen mehr Steine ins Tal, wenn Schnee und Eis dem Geröll keinen Halt mehr geben. Gerade in steilen Rinnen und unter Felsvorsprüngen ist daher auf jeden Fall ein Helm anzuraten und sobald es von oben poltert, heißt es sofort: den ganzen Körper an die Felswand drücken und nicht nach oben schauen.

Verstärkte Sonneneinstrahlung
Meist hat man sich im Verlauf des Winters ja eine gewisse Grundbräune im Gesicht geholt (Stichwort Goggleface), die Frühjahrssonne ist aber um einiges stärker und Einschmieren mit Sunblocker sollte selbstverständlich sein. Gerade auf Tour, wenn die Jacke im Rucksack verschwindet und man im T-Shirt unterwegs ist, sind auch Hände und Arme vom Sonnenbrand bedroht. Jeder Sonnenbrand erhöht das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken enorm - damit sollte man also nicht leichtfertig umgehen. Außerdem ist es ebenso wichtig die Augen zu schützen. Schneeblind wird man gerade bei strahlendem Sonnenschein, und eine gefährliche Bindehautentzündung folgt oft sogleich.

Bei Neuschnee erhöhte Vorsicht!
Kritisch wird es, wenn im Frühling Neuschnee fällt. Dann herrschen häufig gemischte Bedingungen - oben hat man eine Pulverschicht die mit all den Schneebrettgefahren lauert, die man auch im Hochwinter hat. Und darunter können Nassschneelawinen mit ihrer großen Masse durch die Zusatzlast ausgelöst werden. Der Neuschnee setzt sich darüber hinaus oft rasch, wird sulzig und damit noch schwerer - was die Gefahren erheblich erhöht.

Nasser Schnee = Gefahr durch Ertrinken
Womit man kaum rechnet ist die Gefahr durch Ertrinken im nassen Frühjahrsschnee. Der weiche nasse Schnee wird in dieser Hinsicht meist unterschätzt. Stürzt man, bleibt man leicht stecken da der Schnee zwar weich genug ist um sich tief einzugraben, er dann aber andererseits zu schwer ist, als dass man sich selbst befreien könnte. Und schon läuft Wasser in Mund und Nase, es dauert gar nicht lange und es wird wirklich gefährlich. Bemerkt man, dass jemand aus seiner Gruppe gestürzt ist und nicht gleich wieder aus seinem Schneeloch auftaucht, sollte man in jedem Fall nachsehen gehen und gegebenenfalls helfen.

Gletscherspalten - die Schneebrücken tauen
Im Winter haben sich Gletscherspalten größtenteils gut mit Schnee gefüllt. Doch sobald Tauwetter einsetzt, schmilzt auch der Schnee in den Spalten. Schmelzwasser, das von oben herab rinnt, beschleunigt diesen Prozess häufig gerade an neuralgischen Stellen. Daher sollte man gerade auch im Frühjahr stets mit Vorsicht auf Gletschern unterwegs sein. Das Frühjahr ist zwar traditionell sicherer als der Sommer, doch leichtfertig darf man auch jetzt nicht alleine und ohne Sicherung unterwegs sein.

Fazit: Die schöne Tourenzeit lauert mit ganz eigenen Gefahren. Kaum hat man sich mit Schneebrettern und Kälte "angefreundet", muss man auch schon umdenken und sich gegen Sonne und eine andere Form der Lawinen wappnen.
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