Reminder: Checkt eure Ausrüstung zum Saisonbeginn

Von Bernhard Scholz am 14.Nov. 2012

Der erste Schnee hat die Gletscherspalten ein wenig gefüllt, auf skifreundlicher Unterlage können bereits die ersten Schwünge gezogen werden und die Luft schmeckt schon so richtig nach Winter. Da wird es Zeit das Sicherheits-Equipment mal wieder genauer unter die Lupe zu nehmen.

Über den Sommer lag alles in einer dunklen Ecke, eingepfercht in einer kleinen Schachtel, oft im Keller und natürlich ohne tägliche Streicheleinheiten. Doch wie jeder technische Apparat ist nichts wartungsfrei. Das Zeug, also LVS-Gerät, Schaufel, Sonde und eventuell Lawinenairbag und sonstiges Equipment das benötigt wird, soll im Ernstfall Leib und Leben retten. Daher ist es wichtig dass alles in Ordnung ist und die Funktionsfähigkeit rechtzeitig vor dem ersten Ausritt überprüft wurde.

Lawinenverschüttetensuchequipment

Am besten man fängt mit dem LVS-Gerät an. Der erste Schritt ist immer, die alten Batterien gegen frische zu tauschen. Auch wenn das Gerät selbst noch ausreichend "Saft" anzeigt, sollte man die Batterien wechseln. So kann man sich sicher sein, dass man im Ernstfall auch wirklich die volle Leistung zu Verfügung hat. Die Sende- und Empfangsleistung der LVS-Geräte lässt leider mit Abnehmen der Batteriekapazität nach. Am besten man schaut vor dem Wechsel noch in die Bedienungsanleitung oder fragt beim Hersteller welche Batterieart empfohlen wird.

Als nächstes geht es an einen Funktionstest. Wenn man mehrere LVS-Geräte besitzt ist das kein Problem, man führt einfach den üblichen Kameradencheck durch - natürlich gegenseitig bei allen Geräten. So ist man sich sicher, dass alle Geräte senden UND empfangen können. Hat man diese Möglichkeit nicht kann ein Fachgeschäft den Test durchführen.

Danach stehen Sonde, Lawinenschaufel und Lawinenairbag, Avalung, Lawinenball auf der Liste. Als normaler Skifahrer hat man nur die Möglichkeit eine Sicht- und Funktionsprüfung durchzuführen. Also alles ganz ganz ganz genau anschauen und auf Risse, Dellen, verbogene Teile, Verfärbungen, tiefe Kratzer, rauhe Stellen usw. achten. Findet man eine solche Stelle muss man entscheiden, ob sich die Beschädigung negativ auf die Funktionsweise auswirkt oder ob alles halb so wild ist.

Nicht vergessen sollte man auch hier die Funktionsprüfung. Also die Sonde und die Schaufel mal zusammenbauen und wenn möglich auch einen kleinen Belastungstest druchführen - wenn kein Schnee liegt vielleicht im Sandkasten der kleinen Schwester graben. Wer sich nach der Überprüfung unsicher ist fragt am besten einen erfahrenen Freund oder geht in ein Fachgeschäft und lässt sich dort beraten. Wer die Möglichkeit hat kann auch jemanden fragen der ein Zertifikat für die Überprüfung von PSA (Persönlicher Sicherheits Ausrüstung) hat.

Lawinenairbags sollten ebenso einer Überprüfung unterzogen werden. Die Hersteller geben hierzu klare Empfehlungen in der Bedienungsanleitung und auf den jeweiligen Internetseiten (hier am Beispiel des Mammut Lawinenrucksacks). Insbesondere Testauslösungen und die Kontrolle (falls möglich) des Luftdrucks in den Kartuschen werden angeraten. Avalungs und Lawinenbälle kann man lediglich einer Sicht- und simplen Funktionsprüfung unterziehen. Da beide Systeme relativ einfach funktionieren kann man dies auch selbst durchführen. Wer sich nicht sicher ist -> Fachgeschäft.

Helm und Protektoren
Ein Helm funktioniert nur gut, wenn er auch intakt ist. Daher sollte er aufs penibelste auf Risse, Verformungen, Dellen, raue Stellen usw. überprüft werden. Schließt der Kinnriemen korrekt? Sitzen die Polster gut? Wenn alles passt probiert man den Sitz mit der eventuell neuen Skibrille zusammen aus. Sichtfeld ausreichend? Keine Druckstellen? Wie alt ist der Helm eigentlich?

Je nach Hersteller sollten Helme auch bei Nichtgebrauch nach einer gewissen Dauer ausgesondert werden. Dies kommt daher, weil der Kunststoff einem natürlichen Alterungsprozess unterliegt und die Eigenschaften, die ihn zu einer Schutzausrüstung gemacht haben, verliert. Manche Kunststoffe werden sogar spröde und sind dann im Falle eines Falles möglicherweise sogar gefährlich!

Für Protektoren gilt das gleiche. Passen sie noch gut? Sind Schaumstoff und Kunststoffteile in Ordnung? Die Nähte sind alle ohne Fransen?

Jacke, Hose, Handschuhe, Schuhe
Jetzt ist also das Sicherheitsequipment überprüft - was fehlt noch? Ganz klar der Rest der Ausrüstung. Denn auch die Klamotten und Schuhe sind wichtig. Nackt (oder mit einer Jacke die ein großes Loch hat) wird es ziemilch schnell ziemlich frostig hoch oben in den Bergen. Also alles anziehen und überprüfen ob nicht doch irgendwo ein Osterhasenschnittmuster eingearbeitet wurde. Mütze und Handschuhe müssen ebenfalls überprüft werden. Die Skischuhe zieht man an und checkt, ob noch alles dran ist und alles passt.

Ski und Bindung

Mal davon abgesehen, dass jeder Skibindungshersteller empfiehlt die Bindungen jährlich in einem Fachgeschäft überprüfen zu lassen, sollte man selbst auch ein, zwei, drei scharfe Augen darauf werfen. Bei Ski ist das einfacher als bei der Bindung. Hat sich an den Kanten Rost gebildet? Ist der Ski vielleicht sogar gestaucht? Ist noch Wachs vorhanden oder muss das gute Stück gewachst werden? Das hat alles nicht nur Komfortgründe sondern wird in gewissen Situationen schnell wichtig. Wer mit seinen Ski aufgrund mangelnden Wachses nicht bergab kommt kann schlecht Hilfe holen.

Die Skibindung sollte mit dem eventuell neuen Schuh zusammenpassen. Ob die Auslösung noch korrekt funktioniert kann nur ein Sportgeschäft überprüfen. Wer Ende der Saison den Z-Wert herunter gedreht hat sollte ihn nun wieder auf die gewohnte Einstellung hoch drehen.

Gletscherausrüstung

Wer sich nicht auf Gletscher begibt, nie abseilt und auch sonst keine alpinistischen Einlagen beim Skifahren durchführt, kann diesen Absatz auch überspringen.

Wer es doch tut, sollte seine komplette Ausrüstung überprüfen. Ob noch alles da ist, ob alles der Sicht- und Funktionsprüfung Stand hält und natürlich auch, ob man noch mit der Funktionsweise vertraut ist. Vieles, beispielsweise Seile und Sicherungsgeräte, verwendet man oft auch im Sommer beim Bergsteigen. Da kann es schon mal vorkommen, dass etwas im Winter notwendiges im Sommer, auf einer Hütte liegen geblieben ist, ohne dass es aufgefallen wäre. Steigeisen, Seile, Rollen, Karabiner, Sicherungsgerät, Klettergurte usw. sollten vorab einer sorgfältigen Sicht- und Funktionsprüfung unterzogen werden.

Das Können

Wie auch das Material kann es natürlich auch dazu kommen, dass gewisse Fertigkeiten über den Sommer etwas in Vergessenheit geraten sind. Insbesondere die Verschüttetensuche und die Bergung aus Gletscherspalten rostet manchmal ein, kann aber mit Übung massiv beschleunigt werden. Also trefft Euch mit Euren Skikumpels, nehmt Euch etwas Zeit um in allem wieder fit zu werden und verbindet das am besten mit einem geselligen Abend. Wenn es darauf ankommt ist es wichtig, denn wir wollen schließlich alle auch nach der Saison wieder miteinander ein Feierabendbier trinken können!

Hinterlasse eine Antwort
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu posten
vorheriger Artikel

Real Life Test Mammut R.A.S.

nächster Artikel

Park Safety Guide