Workshop: Was in einen Freeride-Rucksack gehört

Von Bernhard Scholz am 23.Jan. 2006

Eigentlich ist jedem klar, was man für einen Tag am Berg alles dabei haben sollte. Also packt, stopft und presst man Unmengen an Equipment in den Rucksack. Doch leider wird der Rucksack von Minute zu Minute schwerer, abends packt man dann das ganze durchnässte Zeug wieder aus und denkt sind, dass man die Hälfte hätte daheim lassen können. Deshalb haben wir für euch die ultimative Rucksack-Packhilfe erstellt!

In dieser Liste kommt nicht vor, was man außerhalb des Rucksacks ohnehin schon am Körper trägt (Skibekleidung, Skischuhe, Helm oder Mütze, Schneebrille, Handschuhe, Lawinenpiepser, Handy).

1. Erste-Hilfe-Set:
Das Set besteht mindestens aus einer Mullbinde, einem Dreieckstuch, 1-2 Kompressen, Pflaster unterschiedlicher Größe, Aspirin und einer Rolle Leukoplast, zusätzlich können noch Schmerzmittel, eine Trombosespritze sowie weiteres Verbandsmaterial mitgenommen werden. Dies allerdings nur, wenn man sich weit von bewirtschafteten, bevölkerten Gebieten entfernt, da fast überall innerhalb kürzester Zeit die Bergwacht kommen kann. Das Erste-Hilfe-Set kann ganz unten im Rucksack platziert werden da man so schon mal etwas relativ leichtes mit Volumen unten hat das den Schwerpunkt des Rucksacks hebt, außerdem braucht man das Set normalerweise nicht und leert im Notfall einfach den ganzen Rucksack aus und kommt so auch sehr schnell an die benötigten Teile.

2. Eine zweite Rettungsdecke:
Es ist gar nicht so einfach einen Verletzten in eine Rettungsdecke einzuwickeln da er sich gegen fast jede Bewegung wehrt. Es ist also einfacher den Ärmsten erstmal von oben zu zudecken und dann vorsichtig die zweite Decke unter den Verunglückten zu schieben. Übrigens sollte bei Kälte die silberne Seite der Beschichtung um das Opfer gelegt werden, die silberne Oberfläche reflektiert die Körperwärme und hält natürlich Wind ab. Die goldene Seite bei „normalen“ Temperaturen um 10-15°C um den Patienten legen, die Gefahr der Unterkühlung besteht in diesen Temperaturen kaum noch. Wenn es wärmer ist kann auf die Decke verzichtet werden, außer es herrscht Wind oder es Regnet. Einfach auf das eigene Gefühl verlassen. Immer auf den Verunglückten achten, wenn er schwitzt, ist die Decke eindeutig überflüssig. Bei sehr tiefen Temperaturen oder wenn der Verletzte schon stark unterkühlt ist, kann es helfen wenn sich jemand vorsichtig mit unter die Rettungsdecke kuschelt und Wärme spendet.

3. Schaufel, Sonde:
Die Funktion dieser Ausrüstungsgegenstände sollte jedem klar sein. Beides muss so platziert werden, dass man alles sehr schnell in den Händen hat. Jede Sekunde zählt !!

4. 3x3 Lawinen Merkblatt, oder Snowcard, oder Powderguide Lawinen Risko Checkliste:
Während der Liftfahrten kann man sich immer mal wieder mit den Risikochecks vertraut machen und das eigene Wissen auffrischen. Eines der drei Systeme reicht völlig aus, sofern man zumindest dieses Eine sicher beherrscht.

5. Karte der Region:
Wer weiß wo man ist, kann die besten Runs in einer Karte finden. Außerdem kann man im Falle eines Notfalls der Bergwacht präzise Aussagen über den eigenen Standort machen. Der Umgang mit einer Karte sowie einem Kompass muss geübt werden, es ist komplizierter als es in der Theorie aussieht.
6. Kompass:
Eine Karte auf der man sich orientieren will ist ohne Kompass ziemlich wertlos, der Umgang mit Kompass und Karte muss geübt werden. Nicht verkehrt ist es im Gebirge auch, wenn man zusätzlich noch einen Höhenmesser dabei hat.

7. warmen Schal:
Wenn es kälter wird zieht der Wind um die Hüfte und am Kragen in die Jacke, unten hilft der Schneefang, oben ein Schal.

8. warme Mütze:
Bei viel Wind oder auch einfach während der Mittagspause möchte man vielleicht den Helm gegen eine Mütze tauschen oder zusätzlich anziehen. Außerdem beeindruckt man das andere Geschlecht Abends an der Biertheke nicht sonderlich wenn man noch seinen Helm auf hat.

9. hautenge Unterziehhandschuhe:
Wenn die Finger frieren, sind sie meistens nass, genau wie die Handschuhe. Die Lösung ist entweder ein zweites Paar Handschuhe die aber viel Platz brauchen, oder sehr klein zusammenknüllbare Unterziehhandschuhe. Diese schaffen etwas Platz zwischen den nassen Handschuhen und transportieren die Feuchtigkeit weg vom den Händen, es entsteht eine weitere wärmende Schicht.

10. Sturmhaube:
Entweder zum Überfall auf die nächste Tanke verwenden oder bei Sturm aufziehen um sich nicht die Nase/Ohren/Wange oder Lippen zu erfrieren.

11. Sonnenbrille:
Wer in verschneiten Bergen bei Sonne länger unterwegs ist kann sich schon mal auf Schneeblindheit und eine eventuelle Bindehautentzündung freuen. Also immer auf längeren Märschen, während denen man keine Schneebrille tragen kann, eine Sonnenbrille aufsetzen. Die Brille hat man am besten in einer stabilen Brilletasche damit sie nicht kaputt geht.

weiter geht es mit dem zweiten Teil der Checkliste:

12. Nivea oder Sonnencreme:
Eine dünne Fettschicht auf der Haut hält die Kälte seht gut ab, das kann Niveacreme. Sonnencreme hilft in diesem Fall ebenfalls ein wenig, interessanter ist da allerdings der Schutz vor Sonnenbrand.

13. Kleine Stirnlampe:
Einsetzbar auf der Suche nach verschollenen Ausrüstungsgegenständen im Rucksack, dem Kofferraum oder auf der Suche nach der Toilette in einsamen, unbeleuchteten Berghütten. Dazu kommt, dass man manchmal bei Unfällen auf die Rettungskräfte warten muss. Im Winter wird es relativ früh dunkel und es ist viel leichter gefunden zu werden, wenn man Leuchtsignale geben kann.

14. 1-2 Meter Reepschnur:
Beim Überfall auf die Tankstelle zum fesseln der Angestellten geeignet, außerdem kann man damit manchmal kaputte Ausrüstung reparieren oder Etwas, das lästig herumflattert, fixieren. Zum Sichern an ausgesetzten Stellen sind 1-2 Meter viel zu wenig. Hat man vor sich in solches Gelände zu begeben sollte man über eine komplette Sicherungsausrüstung nachdenken.

15. Tiefschneebänder:
Manchmal ist der Schnee so tief, dass man im Falle eines Sturzes die Skier nicht wieder findet, Tiefschneebänder werden am Ski befestigt und das lose Ende unter den Schneefang der Hose gestopft. Stürzt man, zieht der Ski eine lange, gut sichtbare Fahne hinter sich her. Leider gibt’s so tiefen Schnee recht selten …

16. Panzerband, GaffaTape:
Mit diesen Sorten Tape lassen sich sehr gut eingerissene Kleidungsstücke repariere, man kann die Schneebrille am Helm festtapen, außerdem lassen sich so die gefesselten Angestellten der überfallenen Tanke knebeln.

17. Leukoplast Band:
Ähnlicher Einsatzbereich wie das Panzerband, da es aber schmaler ist kann man damit flächenmäßig kleinere Reparaturen durchführen.

18. Ein paar Blatt Toilettenpapier:
Nun ja, nicht überall gibt es Toiletten …

19. Ein Energieriegel (Powerbar oder ähnliches):
Wenn die Kraft nachlässt ist es nicht verkehrt etwas dabei zu haben das schnell viel Energie gibt. Leider sind diese Arten Riegel oft steinhart wenn es kalt ist, einfach nahe am Körper 10 Minuten lang aufwärmen, dann sind alle wieder essbar.

20. Werkzeugtool:
Reparaturen oder Einstellungen an der Bindung, lockere Schrauben an den Schuhen, mit einem Tool, wie sie in den verschiedensten Ausführungen angeboten werden, ist das kein Thema mehr.

21. Ersatzschneebrille:
Wer sich schon mal Schnee in die Schneebrille gepackt hat weiß, dass es entweder eine halbe Stunde in einem warmen Raum oder den halben Tag im kalten Rucksack braucht, bis die Welt wieder unbeschlagen und tropfenfrei zu sehen ist. Das leichteste, schnellste ist in diesem Fall einfach die Brille zu wechseln. Während man die eine trocknen lässt, bemüht man sich den nächsten Drop zu stehen.

22. Fotoapparat:
Damit alle immer schöne Berichte mit vielen Fotos von ihren Unternehmungen mitbringen, ist ein Fotoapparat unerlässlich. Außerdem kann man irgendwann den Enkelkindern zeigen wie Schnee aussieht und was wir damals damit gemacht haben.

23. Glücksbringer:
Leider kann man sich nicht immer auf sein Wissen verlassen, in den Bergen braucht man einfach oft ein Quäntchen Glück.

24. Mittagessen:
Auf dem Bild nicht zu sehen da so etwas immer individuell ist. Wer sich lieber einen Germknödel auf der Hütte holt, kann dort ja auch gleich eine große Apfelsaftschorle trinken. Andere haben kiloweise Kuchen und Tee dabei. Meiner Erfahrung nach, reichen für einen Tag an dem man bereits Gefrühstückt hat und Abends auch wieder etwas zu Essen bekommt, zwei Semmel (Brötchen) mit Käse oder Schinken sowie dazu eine Kleinigkeit wie etwa eine Tafel Schokolade. Dazu 500ml Flüssigkeit, am besten warm in einer Thermoskanne. Allerdings sollte man vor dem Skifahren, sowie danach, ausreichend trinken um einer Dehydration vorzubeugen. Selber trinke ich dann tagsüber fast nichts mehr da meist keine Zeit ist, andere trinken ständig. Camelbacks und ähnliche Konstruktionen sind aus meiner Sicht nicht geeignet, da sie immer, auch mit Isolation, einfrieren und man dann 1-2 Kilo Wasser im Rucksack mitschleppt.

Mehr ist nicht notwendig. Einige verwenden Plastiktüten oder Zipbags um die einzelnen, vor allem die kleineren Gegenstände, schnell im Rucksack zu finden und ein größeres Chaos zu verhindern. Hat ein Rucksack allerdings mehrere Taschen kann man auf den Tütenkrieg verzichten. Summa Summarum komme ich so, obwohl ich einen recht schweren Rucksack habe, auf etwa 6 Kilo, das trägt jeder Zweitklässler in seinem Schulranzen herum, sollte also für uns durchtrainierte Freerider kein Problem sein. Viel Spaß in den Bergen …

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