Subheadline: Freeridebindungen im Systemvergleich

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Bindungen sind für uns soziale Wesen ja eine sehr wichtige Angelegenheit. Skibindungen, also die Verbindung von Skischuh, und damit Mensch zu Ski, steht dieser Tatsache für manchen Skifahrer in Nichts nach. Zwei (Haupt-)Systemkontrahenten stehen sich gegenüber und werden heiß diskutiert: „Rahmen gegen Pins“. Eine Skibindungsdiskussion ist daher mehr als angebracht: Der Freeridebindung-Systemvergleich und seine vielfältigen Meinungen aus der Internetwelt.

 

Es lässt sich vorzüglich über die beiden Skischuh-Ski Verbindungskonzepte streiten. Auf der einen Seite haben wir das Rahmensystem, das für Alpinschuhe ausgelegt ist und das mit der integrierten Aufstiegsfunktion noch relativ jung ist. Jeder noch so unerfahrene Pistenrandfahrer hat damit die sehr einfache Gelegenheit auch aus eigener Kraft und relativ effizient in der verschneiten Bergwelt aufzusteigen. Felle unter die Ski, Bindung in den Walk-Modus und los geht’s.

Das Pin- (auch Tech- oder Dynafit-)System ist der Gegenspieler aus der Skitourenecke. Zwei einfache Eisenpins halten die Skitourenschuhe jeweils an Skispitze und- ende zusammen. Sieht ziemlich wacklig aus auf den ersten Blick, ist aber nicht minder stabil und ziemlich leicht – der Hauptvorteil des Pinsystems. Man muss hier schlicht nicht den Bindungsrahmen und insbesondere nicht den schweren Hinterbacken bei jedem Schritt mitbewegen.

Skifahrer gegen Skitourengeher?

Das war einmal. Zwar haben sich die beiden Bindungssystem seit ihrer Entwicklung in den 70er Jahren kaum verändert, zumindest aber die Schuhe haben eine recht stattliche Entwicklung durchgemacht. Statt wachsweicher Skitourenschuhe oder unbeweglicher Heckeinsteiger-Pistenschuhe ist das Angebot verschmolzen. Mittlerweile gibt es Tech-Skischuhe, die richtig hart sind, und Pistenschuhe, die einen ziemlich guten Gehmechanismus besitzen. Ein paar Abstriche gibt es bekanntlich bei jedem Kompromiss, auch so bei Freerideskischuhen. Es fehlen noch sehr bewegliche Schuhe mit einem harmonischen Alpinskischuhartigen progressiven Flex. Hart gibt es, flexibel gibt es, beim gleichzeitig progressiven Flex, da haperts dann meist. Das wird hoffentlich noch.

Was die Bindungen betrifft scheint es aktuell eher eine Frage der Philosophie zu sein und weniger die Frage, was objektiv besser ist. Die einen schwören auf die absolute Leichtigkeit, die anderen auf die Auslösungssicherheit. Auch der Autor ist irgendwo in dieser Philosophiefrage gefangen und kann sich nicht entscheiden, dass und ob eines der beiden Systeme „besser“ ist.

Die beiden Freeridebindungskonzepte im Vergleich

Das Techsystem hat seine Schwächen in der Nicht-Einstellbarkeit der Frontalauslösung (Fritschis Vipec kann dies, bislang fehlt aber noch der Nachweis der Haltbarkeit dieses Produkts) und der Tatsache, dass man eben Tech-Inserts in seinen Skischuhen braucht – diese Nachzurüsten ist theoretisch möglich, aber nicht empfehlenswert. Die Pins vereisen manchmal, der Hinterbacken ist oft bis Z-Wert 12 begrenzt (Ausnahmen: Marker Kingpin, Dynafit Beast 14 und 16, ATK Rider 14) und es gibt keine Aussagen zur Haltbarkeit der Tech-Inserts. Die Vorteile sind die absolute Gewicht, die geringere bewegte Masse, eine sehr direkte Kraftübertragung und einen ergonomischeren Drehpunkt.

Alpinbindungfans dichten dem Tech-System gerne an, dass es nicht Haltbar ist und „das ist ja so wenig Material, das kann garnicht funktionieren“. Tut es doch, immer wieder erstaunlich, was so ein bisschen Metall doch aushält. Auch im härteren Freerideeinsatz. Gleichzeitig ist dieser Kritikpunkt der zweite große Nachteil des Rahmensystems, nach dem zu bewegenden Gewicht. Die aufstiegsfähigen Alpinbindungen sind allesamt nicht besonders lange haltbar. Schwachpunkt ist dabei das Plastik-ummantelte vordere Drehgelenk. Teilweise reichen eine Handvoll Touren auf breiten Ski (115mm Mittelbreite und mehr) und eher hartem Schnee und schon wackelts und knarzt das Plastik. Das Handling beider Systeme wird oft auch kritisiert (z.B. Ein/Aussteigen beim Ski/Geh-Wechsel), nimmt sich aber in der Freeride-Praxis nicht viel. Die Vorteile des Rahmensystems sind, dass es mit fast allen erhätlichen Ski- und Skitourenschuhen funktioniert, eine einstellbare Sicherheitsauslösung am Vorder- und Hinterbacken und der günstigere Preis.

Zwischenfazit

Festhalten können wir, dass ein Bindungs- und Systemvergleich auch – für die praktische Anwendung im Schnee – im besten Falle mit Hinblick auf vergangene Erfahrungen des Nutzers mit einbezieht, ebenso wie zukünftige Ziele und vorhandene Ausrüstung an Skischuh(en) und Ski. Hat man sich für ein System entschieden, kann man innerhalb dessen die einzelnen Produkte detaillierter vergleichen.

Sondersysteme

Zwei nennenswerte Sondersysteme sind derzeit erhältlich. Einmal das Cast System, bei dem man durch eine Wechselplatte einen Tech-Vorderbacken auf den Ski zum Aufsteigen wechselt und die noch nicht erhältliche Pindung. Hier soll durch einen relativ schlichten Hebel und diverse Modifikationen beide Systeme in ihren Vorteilen vereint werden. Spannendes Projekt, leider noch nicht in testfähigem Zustand aktuell.

Cast touring: Ein Wechselsystem, bei dem es eine Alpinbindung braucht, einen Tech Vorderbacken. Für Alpinschuhe wird ein Tech-Inserteinbau angeboten.

B.A.M. Pindung: Noch im Entwicklungsstadium

Technisch überholt und daher hier nicht von Relevanz: BCA Trekker, Secura Fix

Eine Übersicht mit allen aktuellen Modellen und Gewichten findet ihr z.B. bei www.skitourenbindung.de