Trends 2014/2015 – Teil 1: Winterbekleidung

Von Hanna Finkel am 1.Okt. 2014

Egal ob Freestyle oder Freeride - Freeskiing hat sich in den letzten Jahren zur absoluten Trendsportart entwickelt. Immer mehr Skigebiete weisen Freeride-Areale aus und auch die Snowparks werden stetig größer und kreativer. Dabei ist diese Art des Skifahrens für viele längst zu einem Lebensstil geworden. Und dieser will dann auch durch das entsprechende Outfit untersützt werden. Wir haben uns für euch umgeschaut und stellen euch die aktuellsten Bekleidungstrends der kommende Wintersaison vor.

Beim Freestyle-Skiing ist es längst nichts neues, dass neben der technischen Schwierigkeit eines Tricks der Style eine wesentliche Rolle spielt. Und auch Freeriden definiert sich nicht mehr nur durch die Wahl der Linie, den höchsten Cliffdrop und eine technisch möglichst korrekte Fahrweise. Auch hier spielt der Style inzwischen eine unheimlich große Rolle. Und was unterstützt den Ausdruck des persönlichen Styles mehr als die entsprechende Bekleidung?

Klar, dass sich die Hersteller da jede Menge Gedanken machen, was sie auf den Markt bringen. Da geht es einerseits um Farbkombinationen, Muster und Schnitte, andererseits um Materialien und viele technische Details. Denn am Ende muss alles passen. Schließlich es gibt kaum etwas ärgerlicheres, als wenn man seinen Skitag aufgrund von nassen Klamotten, drohenden Erfrierungen oder Überhitzung vorzeitig beenden muss.

Den ersten Vorgeschmack konnten unsere Leser bereits im Rahmen unseres ISPO Reviews im Februar erhaschen: In der Saison 2014/2015 wird es nicht mehr ganz so kunterbunt auf- und abseits der Skipisten zugehen, aber dafür extrem lässig! Gleichzeitig werden die Materialien noch leichter, robuster und weicher - bei wachsender Wärmeleistung und Strapazierfähigkeit. Ganz nach dem Motto: Clean, aber oho!

Lässige Styles und legere Schnitte treffen auf dezente Farben
Wir erinnern uns noch genau, als der schwedische Bekleidungshersteller Norrona mit seinen knallbunten Kollektionen in den Skigebieten für Aufsehen sorgte. Und schnell sprangen viele andere Labels auf den Zug auf. Man zog also in seinem Signalfarben-Outfit alle Blicke auf sich und wurde bei seinen Schwüngen gespannt verfolgt.

Von dieser "Kostümparty" verabschieden sich viele Hersteller in diesem Jahr und hängen stattdessen eher unscheinbare und farblich gedecktere Outfits in die Sport- und Skishops. Bei den Mädels dominieren dabei feminine Farben wie Rot-, Pink- und Orangetöne. Eher selten erblickt man auch einmal ein intensives Blau. Die männliche Riege setzt dagegen auf die Farben Gelb und Blau in allen Variationen sowie auf tiefe Erdtöne wie Braun, Grün oder Grau.

Aufgepeppt wird das Auftreten am Berg dann noch mit farblich abgesetzten Details wie Reißverschlüssen, Nähte, Pads oder Logos. Schließlich muss der Fahrer oder die Fahrerin auf den Fotos (und auf der Hütte) trotzdem herausstechen. Ein gelungenes Beispiel für ein solches lässiges Auftreten im Schnee zeigt sowohl die norwegische Outdoor-Marke Sweet Protection mit ihrer neuen "Monkeywrench" Kombi, als auch das schwedische Label Peak Performance mit den extrem robusten Jacken- und Hosenmodellen der "Heli Gravity" Serie.



Aber nicht nur neue Farben sind zu sehen, auch bei den Schnitten ändert sich so einiges. Im Bereich Freeriding werden die Jacken generell voluminöser und legerer. Es ist der Versuch, den Ridern möglichst viel Stauraum zu bieten. Die amerikanische Outdoor Firma The North Face geht dabei sogar so weit, dass sie mit der "Powder Guide Vest" eine Unterziehweste auf den Markt bringt, die anhand ihrer ausladenden Taschenaufteilung fast schon als ein Rucksack fungiert.

Ob sich tatsächlich die gesamte Lawinensicherheitsausrüstung, einschließlich Verpflegung, in einer Weste verstauen lässt, das wird sich zeigen müssen. Aber auch sonst sind die lässigen Schnitte von Vorteil: Dick gepolsterte Protektoren sowie voluminöse Isolationslayer finden ohne weiteres Platz unter der Hardshelljacke. Wenn dann der große Schneefall einsetzt, kann die Kapuze ohne viel Justieren blitzschnell über den Helm gezogen werden.

Im Skitourenbereich hingegen bleiben die Schnitte nach wie vor eher schmal. Schließlich ist eine Skihose, die an den Kniekehlen hängt, beim Aufstieg nicht gerade förderlich. Stattdessen werden technischen Eigenschaften wie vorgeformte Körperpartien, praktische Ventilationsöffnungen und durchdachte Stretcheinsätze für perfekte Bewegungsfreiheit in einen lässigen Style verpackt. Die "Lithic Comp" Bekleidungskombi für Herren von Arc'teryx ist hierfür ein gutes Beispiel.



Hardshellbekleidung – Weiterentwicklung von Bewährtem
Es scheint, dass es in diesem Jahr nicht immer nur darauf ankommt, bahnbrechende Innovationen auf den Markt zu bringen. Stattdessen arbeiteten die Hersteller verstärkt daran, altbekannte und bewährte Materialien noch besser zu machen und laufend weiterzuentwickeln.

Ein Beispiel hierfür sind so genannte Kevlar-Verbundstoffe, die vermehrt in das Außenmaterial eingearbeitet werden. Stark beanspruchte Stellen wie Schulterpartien, Ellbogen, Gesäß oder Unterschenkelinnenseite sind somit gegen mechanische Beanspruchungen optimal geschützt.

Gerade bei der Hardshelljacke, die ja als ultimativer Wetterschutz fungiert, erreichte man durch innovative Herstellungsverfahren und Materialkombination eine weitere Gewichtsreduktion bei steigender Wärmeleistung. Getapte Nähte gehören ebenfalls zur Grundausstattung einer soliden Hardshellbekleidung.

Der Anspruch an eine gute Außenbekleidung liegt im kommenden Winter darin, eine noch größere Bandbreite von Wettersituationen abzudecken. Anhand des Body-Mapping-Prinzips werden beispielsweise Hardshellmembranen mit dehnfähigen Softshellmaterialien an bestimmten Körperpartien kombiniert.

Man darf daher hoffen, dass der nervige Klamottenwechsel auf einer Skitour deutlich reduziert wird. Dank dieser durchdachten Gewebekombinationen wurde das für eine Hardshelljacke charakteristische Rascheln ebenfalls eingedämmt. Diese neuartigen Materialien tragen sich somit noch angenehmer und bieten beste Bewegungsfreiheit bei gleichbleibendem Wetterschutz.

Zu den Vertretern der Body-Mapping-Bekleidungstechnologie zählen beispielsweise Peak Performance, Patagonia, Millet, Vaude, Arc'teryx, Black Diamond, Mammut, Haglöfs, usw.

Clevere technische Ausstattungsmerkmale lernt man dabei ebenfalls schnell zu schätzen. So zum Beispiel dreifach regulierbare Kapuzen mit festen Drahtbügeln, die stets ein uneingeschränktes Sichtfeld gewährleisten. Oder Schneefänge, die man mit der Hose verbinden kann. Oder spezielle Taschen für Smartphones mit Kabeldurchlass für die Kopfhörer.

Die Schweizer Bergsportfirma Mammut bringt mit der "Alyeska GTX Pro Realization Pants" sogar eine Skihose mit integrierter, lasttragender Klettergurtstruktur auf den Markt. Die Hose verfügt über eine versteckte Sicherheitsschlaufe zum Abseilen und Sichern sowie zwei seitlichen Materialschlaufen. In Kombination mit der "Alyeska GTX Pro 3L Jacket" besitzt man eine extrem widerstandsfähige "Ritterausrüstung", wenn es zu wirklich anspruchsvollen Ausflügen ins Backcountry kommt.



Puffy – eines von vielen neuen Isolationskonzepten
Im Bereich der Isolationsbekleidung setzen die Hersteller nicht nur auf innovative Gewebekonstruktionen, sondern auch auf die neue "Alpha Isolation" des amerikanischen Funktionsfaserherstellers Polartec. Diese innovative Technik wird bei sehr dünnen Isolationslayers eingesetzt und lässt im ersten Moment erst einmal schmunzeln, trägt es doch den Namen "Puffy".

Bekleidungsstücke, die aus diesem elastischen Gewebe bestehen, sind atmungsaktiv und verfügen über hervorragende Isolationseigenschaften. Selbst in nassem Zustand soll das Material noch die Fähigkeit zur Wärmeisolation besitzen und schnell trocknen.

Mithilfe einer zusätzlichen DWR-Beschichtung bieten die "Puffys" außerdem einen soliden Wetterschutz. Bekleidung aus Polartec Alpha eignet sich daher bestens für schweißtreibende und bewegungsintensive Alpinsportarten. Das Schweizer Outdoor Unternehmen Mammut mischt mit der "Botnica Thermo Vest" für Damen und der "Aenergy Thermo Vest" für Herren in diesem Winter Puffys unter das skifahrende Volk.

Neu aufgerollt wurde heuer zudem das Prinzip der Hybridprodukte. Bei diesem Bekleidungssystem werden die Füllmaterialien Daune und Kunstfaser miteinander kombiniert. Der Gedanke dahinter: Zwei Konkurrenten in Bezug auf die Isolation vereinen und sich die jeweils besten Eigenschaften zu Nutze machen.

Damit fällt nicht nur die ewige Qual der Wahl beim Kauf der Isolationsbekleidung weg, man hat auch einen der wohl besten Kompromisse unter seiner Hardshelljacke gefunden. Die vormals empfindliche Daune erlangt mehr Strapazierfähigkeit, während die Kunstfaser-Wattierung für das perfekte Feuchtigkeitsmanagement sorgt.

Der kanadische Bergsportausrüster Arc'teryx bietet mit den "Cerium" und "Thorium" Jackenmodellen Isolationsbekleidung dieser Art an. Haglöfs verleiht seinem diesjährigen Daunenjacken-Newcomer "Essens II Down Hood" anhand einer DWR-Außenbeschichtung und dem elastischen "Polaretc Powerstretch" Gewebe im Schulterbereich noch mehr Flexibilität und Strapazierfähigkeit.



Isolationsjacken nach dem Prinzip Rettungsdecke
Einige Hersteller, wie die US-amerikanische Marke Columbia, machen sich in Bezug auf die Isolation das Prinzip der klassischen Rettungsdecke zu Nutze. Bei diesem Bekleidungssystem kommt eine stark reflektierende, dünne Aluminium-Schicht auf der Jackeninnenseite zum Einsatz. Durch die Reflexion der Körperwärmestrahlung soll eine noch höhere Wärmeleistung der Bekleidung erzielt werden.

Um in diesen Isolationslayern auch die nötige Atmungsaktivität zu gewährleisten, sorgen kleine Löcher für eine optimale Dampfdurchlässigkeit. Anhand dieses Isolationsprinzips will man eine effektivere Gewichtseinsparung durch weniger Stoff und Füllmaterial bei gleichbleibender Wärmeleistung erreichen.

In Zusammenhang mit Isolationskonzepten fällt ein weiteres, vorab wohl nie gehörtes Schlagwort: Merinopren. Unter diesem Begriff versteht man ein Mischgewebe, das aus Merinowolle und Neopren besteht. Das Prinzip dahinter setzt sich zusammen aus einer wärmeisolierenden, geruchsneutralen Merinowolle auf der Innenseite und einem atmungsaktiven, elastischen und ebenfalls isolierendem Neoprenmaterial auf der Außenseite.

Merinopren-Kleidungsstücke finden Einsatz in verschiedenen Bekleidungsschichten. Der deutsche Sicherheitsausrüster Ortovox ist dabei einer der stärksten Vertreter von Merinopren.



Unser Fazit: Für der Wintersaison 2014/2015 werden extrem lässige Produkte mit viel technischer Raffinesse in den Startlöchern stehen! "Zieh deine persönlichen Spuren in den Schnee und verleihe deiner Linie deinen individuellen Stil!" lautet daher dass Motto.

Deswegen raten wir euch, sofort nach dem ersten Schneefall nach folgendem Muster zu handeln:  Computer runterfahren und ab in die Berge!

In zweiten Teil unserer Trendserie stellen wir euch dann die Skineuheiten 2014/2015 vor. Ihr dürft gespannt sein...
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