Freeriden im Val di Fassa mit Mattia Felicetti

Freeriden im Val di Fassa mit Mattia Felicetti

Von JuliaS am 17.Mär. 2019

Das Tal im nordöstlichen Trentino grenzt im Osten an Venetien, im Norden und Westen an Südtirol. Hauptattraktion des Fassatals sind – natürlich – die Dolomiten: 2009 zum Unesco Weltkulturerbe erklärt, begeistert die einzigartige Schönheit der bleichen Berge Touristen und Einheimische gleichermaßen. Niemand, der sein erstes Alpenglühen jemals vergessen könnte! Unangefochtene Königin der Dolomiten ist die Marmolada, die mit ihrer 3.343 Meter hohen Punta Penia das Panorama beherrscht – zu ihren Füßen das gefrorene Meer, der größte Gletscher der Dolomiten.

Die Skigebiete südlich des Alpenhauptkammes erfreuen sich bei Wintersportlern ungetrübter Beliebtheit: Wer kann der Kombination aus Sonnenskilauf und italienischem Dolce Vita schon widerstehen? So lockt es besonders im Spätwinter und Frühjahr wieder Skifahrer nach Südtirol und ins Trentino. Was jenseits perfekt präparierter Pisten allerdings nicht unterschätzt werden sollte, sind die Freeride- und Tourenmöglichkeiten im Gebiet. Eigentlich keine Überraschung – Dolomiten, schon vergessen?!

Unzählige spektakuläre Routen führen durch das Val di Fassa: Erfahrene Tourengeher und Freerider nehmen sich Sella und Marmolada vor, Einsteiger bleiben bei sicheren Verhältnissen mit Skiführer näher am Skigebiet. Die unberührten Schneelandschaften in Kombination mit dem weiten Panorama lassen auch Skitouren-Anfänger sofort dem Reiz der Sportart erliegen, schwer vorstellbar ist es, an einem schöneren Ort damit zu beginnen. Die Abfahrten im glitzernden Pulver, ja nach gewählter Route mehr oder weniger abgelegen, sorgen für eine neue Qualität an Dolomiten-Erlebnis.

„Mein perfekter Tag im Fassatal ist es, früh am Morgen aufzuwachen und aus dem Fenster auf meine Berge zu schauen, die mir Kraft geben. In Tagen mit viel Neuschnee genieße ich es, die Skilifte von Beginn bis zur Schließung zu nutzen! Im Herbst und Frühling oder bei nicht sehr schneereichem Winter, besteige ich gerne ein paar Gipfel und suche die besten Lines mit dem besten Schnee oder dem schönsten Panorama - am besten sind die bei Sonnenuntergang!“, erzählt Mattia Felicetti, Local im Fassatal. „Nach einem langen Tag gönne ich mir ein Bier mit Freunden, dann geht es ab nach Hause um meiner Tochter meine Erlebnisse des Tages zu erzählen und dann früh zu schlafen um am nächsten Tag erholt aufzuwachen.“

Für Offpiste-Einsteiger organisieren Bergführer und die Skischulen des Tales Kurse und Ausflüge. „Im Fassatal gibt es viele Bergführer und Skilehrer, die auf Freeriden spezialisiert sind. Um sie zu finden, einfach in den Büros der Skischulen oder Bergführer nach Informationen fragen“, empfiehlt Mattia. Die leichten Touren führen unter Anleitung beispielsweise auf die Forcella del Pief mit einer Abfahrt durch das idyllische Val Monzoni oder vom Rifugio Flora Alpina am San Pellegrino Pass zur Forca Rossa.

Val Lasties, Val Mezdi, Forcella Pordoi und Marmolada schließlich lassen das Freeriderherz höher schlagen: Sie sind die bekanntesten Strecken abseits gesicherter Pisten im Val di Fassa. Die besten Abfahrten im Frühjahr finden sich an den Nordwänden: „Generell gibt es viele schöne Abfahrten im Fassatal, die berühmtesten sind auf dem Pordoi und der Marmolada, die zu den Klassikern gehören und immer wieder große Emotionen hervorrufen“, schwärmt auch Local Mattia Felicetti. Wer nicht auf komplett eigene Faust ins Gelände möchte, der unternimmt seine Ausflüge mit Bergführer. Die Klassiker selbst sind gut beschrieben:

Pordoijoch – Freeride Val Lasties
Vom Pordoijoch (Canazei) erreicht man mit der Seilbahn den Sass Pordoi. In der Nähe der Bergstation fährt man links in das Vallon del Fos ab und gelangt anschließend in das breite Val Lasties, mit abwechselnd steilen und flacheren Strecken. Ankunft in Pian Frataces (Lupo Bianco).

Pordoijoch – Freeride Val Mezdi
Vom Pordoijoch gelangt man mit der Seilbahn auf den Sass Pordoi. Von der Bergstation geht es in Richtung Pordoischarte und weiter zur Schutzhütte Boè, wo die lange Talfahrt durch das Val Mezdi, dem „Canyon“ inmitten der emporragenden Felsstürme des Sella, beginnt. Ankunft in Kolfuschg.

Freeride Pordoischarte
Eine der bekanntesten Tiefschnee-Strecken im Val di Fassa und Rinnen überhaupt. Die Pordoischarte steht, das wagen wir zu behaupten, auf der Bucket List von 99% aller Freerider. Vom Pordoijoch (Canazei) erreicht man mit der Seilbahn den Sass Pordoi. Die Talabfahrt beginnt bei der Pordoischarte (Forcella Pordoi): Nach dem ersten und steilen Abschnitt, wird der Kanal immer breiter, bis zur Ankunft in den verschneiten Wiesen des Pordoijochs.

Marmolada – Freeride am Gletscher
Von Fiacconi (Kabinenbahn ab Fedaiapass) steigt man mit den Tourenskiern bis Punta Penia, der höchsten Spitze der Dolomiten, auf. Die Abfahrt auf dem Nordhang, in Richtung Stausee, erfordert aufgrund von Eisplatten und ausgesetzten Stellen eine besonders gute Vorbereitung, sowie allerhöchste Vorsicht und eine erfahrene Begleitung.

Eine Besonderheit im Val die Fassa stellt der Col Margherita Freeride Park dar: Am San Pellegrino Pass oberhalb von Moena gibt es das erste offiziell zugelassene Freeride-Gebiet in Trentino, das man bequem mit der Col Margherita Seilbahn erreichen kann. Ein Freeride-Skigebiet! Das bedeutet klare Pistenabgrenzung, besondere Beschilderung und regelmäßige Kontrollen. „Der Margherita Freeride Park ist ein echter Spielplatz - eine Piste von 600 Höhenmetern mit sehr steilen Hängen, die sehr leicht zu erreichen ist. Du steigst einfach aus dem Lift aus, ziehst deine Ski an und schon geht es los“, erklärt Mattia. Seine Empfehlung: „Skifahrer mit Erfahrung und guter Kontrolle beim Skifahren abseits der Piste! Das erste Stück kann bei wenig Schnee gefährlich sein.“ Warum der Margherita Freeride Park besonders und wichtig ist: Variantenfahren und Freeriden ohne Bergführer werden in Italien in vielen Skigebieten sehr kritisch gesehen.

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