Trends 2014/2015 - Teil 2: Ski, Bindungen, Schuhe

Von Hanna Finkel am 17.Okt. 2014

In der kommenden Wintersaison ist der Trend zum Leichtsein bei vielen Skimodellen unverkennbar. Verschiedene Skihersteller haben einem Teil ihrer Produktpalette eine strenge Diät zur Gewichtsersparnis verpasst. Neue, innovative Rockervarianten versprechen mehr Fahrkomfort in jedem Gelände. Verschiedene Skimarken machen außerdem mit brandneuen Skimodellen auf sich aufmerksam. Vereinzelt sorgen auch innovative Technologien und Materialien für großes Aufsehen. Und durch den Bereich Backcountry oder Big Mountain Touring wurden für die sogenannten Outdoor-Ski neue Spielplätze in der weißen Berglandschaft erschlossen. Wir haben uns für Euch informiert und stellen Euch die aufkommenden Skitrends genauer vor.

Neue Materialien reduzieren Gewicht
Vorbei die Zeiten, in denen man bereits beim Tragen der Skier bis zum Lift viel Kraft ließ. Wo die weibliche Skifahrer-Riege dieses Problem damals noch mithilfe eines Caddies, des Freundes oder des Skilehrers löste, sind die Ski von heute nur noch ein Drittel so schwer. Auch gemessen an dem geringeren Oberschenkelumfang der Mädels haben verschiedene Hersteller mit der Entwicklung leichter Materialien reagiert.

Speziell im Segment der Lady Skier kommen neuartige Materialien zum Einsatz. Die Rede ist von Graphene: Dieses innovative Kohlenstoffmaterial aus einem zweidimensionalen Wabennetz reduziert das Gewicht der Skier bis zu 25 Prozent! Wer daraufhin denkt, Skier dieser Art seien nicht mehr fahrbar, der irrt gewaltig. Skikonstruktionen mit Graphene sind nach wie vor sehr stabil sowie äußerst flex- und torsionssteif.



Um dem Trend der Leichtigkeit zu frönen, setzen wiederum andere Hersteller auf durchgehende Holzkerne mit einer aufwändigen Fräsung. Hochmoderne Verbundstoffe wie beispielsweise Karbon sind ebenfalls stark im Rennen. Die Supernatural Series der US-amerikanischen Skimarke LINE punktet mit ihrer futuristischen, unheimlich leichten Cloud Core Holzmischkonstruktion. Die edle V-Werks Skikollektion von Völkl setzt auf stabile Vollkarbon-Mäntel in Kombination mit einem gewichtsparenden Multilayer Leichtholzkern.

Mithilfe verschiedener Shockwall und Sidewall Technologien behalten die Skier von heute jedoch die notwendige Stabilität, den perfekt abgestimmten Flex und die optimale Torsionssteiffigkeit bei. Schläge und Vibrationen werden auf diese Weise effektiv absorbiert. Somit hat man eben NICHT das Gefühl, der Ski würde schwimmen oder auf einer harten Schneeunterlage sofort wegbrechen.



Neue Technologien im Vormarsch
Spätestens seit der letzten Wintersaison ist der Begriff "Rocker" in aller Munde. Ein Ski ohne Rocker ist mittlerweile gar nicht mehr denkbar. Dabei halten die kreativsten und ausgefallensten Rocker-Technologien seit einiger Zeit Einzug: Die Rede ist von Tip-Rocker, Tail-Rocker, Tip-and-Tail-Rocker, Full-Rocker, Hybrid Rocker-Camber, usw.

Verschiedene Skihersteller, darunter Elan, Atomic und DPS punkten in dieser Wintersaison mit einer neuen, so noch nie dagewesenen Rocker-Bauweise. Atomic nennt es HRZN, DPS spricht von SPOON Technology und Elan lässt TBT (Triple Base Technology) verlauten. Aber was steckt nun dahinter?!

Ein innovatives Rocker-Design, das nicht nur längs des Skis verläuft, sondern von nun an auch im Skiquerschnitt zu finden ist. Man stellt sich vor, wie die Skikanten gegenüber der Belagsmitte angehoben werden. Voilà, fertig ist eine neue Rocker-Technologie! Die Hersteller schwören auf eine erhöhte Drehbarkeit der Skier, noch mehr Auftrieb und eine noch bessere Stabilität in weichem, tiefem und sogar verfahrenem Schnee. Unsere Erwartungen sind natürlich hoch, ob die Skier auch tatsächlich halten, was sie versprechen.

Allmountain-Ski – Spielzeuge für weniger Schnee
Ist die Rede von Allmountain-Ski, dann spricht man von Skiern mit einer Mittelbreite von 80 bis 95 Millimeter. Im Bereich der Allmountain-Ski sollen die verschiedenen und verbesserten Rockervarianten in diesem Jahr einen noch höheren Fahrkomfort bieten. Man spricht von einer „neuen Generation von Pistenski mit Geländefunktion". Die diesjährigen Allmountain-Ski vermitteln eine fehlerverzeihende Fahrweise, gepaart mit der nötigen Stabilität, Drehfreudigkeit und Performance auf- und abseits der Piste.

Charakteristisch für die Allmountain-Ski soll außerdem eine leichtere Schwungauslösung und -beherrschung sein, um sich die nötigen Kraftreserven für das Gelände und den Tiefschnee aufzubewahren. Gerade in schneearmen Wintern entpuppen sich die Allmountain-Skier als eine sinnvolle Ergänzung zu den breiten Freeride Latten und sorgen für tollen Fahrspaß auch auf der Skipiste.



Outdoor-Ski für Big Mountain Touring
Aus Amerika schwappt in dieser Wintersaison ein neuer Trend zu uns herüber. Die sogenannten Outdoor-Ski mit einer Mittelbreite von 80 bis 120 Milimeter, die im Bereich Allmountain, Skitouring und Freeriding vertreten sind. Der Gedanke hinter diesen neuen Skimodellen ist, die alpinen Off-Piste und Backcountry Spielplätze perfekt zu bedienen. Und gleichzeitig mit Backcountry oder Big Mountain Touring in eine neue Touren-Nische vorzustoßen.

„100% Freeride UND 100% Touring", so nimmt der deutsche Skihersteller Völkl Stellung zu diesem neuartigen Skisegment. Eine Aufstiegsfunktion und Felltauglichkeit sind bei den Outdoor-Ski ein Muss. Daraus lässt sich ableiten, dass die Ski an sich sehr leicht sein müssen, aber trotzdem die nötige Stabilität, Mittelbreite und den hilfreichen Rocker-Shape mitbringen sollten.

Fein abgestimmte Sets aus einer gewichtssparenden Bindung mit komfortabler Aufstiegsfunktion und leichten Skikonstruktionen aus Leichtholz und Karbon machen die neuen Outdoor-Ski aus.



Aber damit wir uns nun richtig verstehen, die Rede hierbei ist NICHT von klassischen Tourenskiern! Auch 110er bis 120er Fatties sind unter den Outdoor-Skiern vertreten und beeindrucken mit geringem Gewicht, besten Steuerqualitäten, weniger Eigenlenkverhalten, hoher Drehfreudigkeit und Agilität, Stabilität sowie optimalem Auftrieb im Gelände sowie verbesserter Pistentauglichkeit.

Innovative Ideen bei Tourenbindungen
Im klassischen Skitourenbereich profitieren die Verbraucher ebenfalls von einer starken Gewichtsreduktion des Materials bei steigender Abfahrtsperformance. Rahmenlose Bindungssysteme, sogenannte Pin- oder PinTech-Bindungen, haben die Nase weit vorne. Dabei punkten diese Bindungssysteme mit extrem geringem Gewicht bei jedem Schritt und einem sehr nahen Standpunkt am Ski für optimale Skiführung.

Nachdem das PinTech-Patent von Dynafit vor einigen Jahren ausgelaufen ist, bringen nun auch renommierte Bindungshersteller wie Fritschi, Marker oder kleine Bindungsschmieden wie ATK und Plum Performance starke und solide Pin-Bindungen heraus.

Durch kontinuierliche Weiterentwicklung ist es mittlerweile gelungen, diesen Bindungssystemen die nötige Pistentauglichkeit zu verleihen. Z-Werte von 12 und mehr gehören fast schon zum Standard. Der Bindungshersteller Marker revolutioniert in dieser Saison den Bindungsmarkt mit der innovativen und vielseitig einsetzbaren Freetouring Bindung KINGPIN.

Aber die Konkurrenz steht nicht still: Die kanadische Marke G3 hat ihre etwas schwerfällige Onyx Pin-Bindung überarbeitet und bietet mit der neuen G3 Ion eine viel benutzerfreundlichere und leichtere Tourenbindung an. Dynafit hat die letztjährige Beast in Bezug auf das Auslöseverhalten erfolgreich weiterentwickelt. Auch Diamir, Plum, ATK und Ski Trab sind auf das Pin-System aufgesprungen und montieren beispielsweise mit der Diamir Vipec 12 und der Ski Trab TR2 solide, rahmenlose Tourenbindungen mit definierter Sicherheitsauslösung auf die Bretter.

Skistiefel – Tragekomfort und Abfahrtsperformance gehen Hand in Hand
Der Skischuhkauf ist ja für bekanntlich ein heikles Thema! Schließlich ist es die Aufgabe des Skistiefels, eine kompromisslose und präzise Kraftübertragung auf den Ski zu realisieren. Dabei soll auch der Tragekomfort nicht zu kurz kommen. Da die Füße von Haus aus individuelle Problemzonen darstellen, versuchen die Hersteller die Passformproblematik in diesem Winter vermehrt mit thermoformbaren Innenschuhen und verschiedenen Leistenbreiten in den Griff zu bekommen.

Auch setzen in der kommenden Saison immer mehr Hersteller auf eine integrierte Gehfunktion. So steigt in diesem Winter das Angebot an leichtgewichtigen Allmountain- und Freeride-Stiefeln mit einer flexiblen Gehfunktion und einer rutschfesten Sohlenplatte aus Gummi. Das mit PinTech-Bindungen kompatible Pin-System ist ebenfalls vermehrt bei den Skistiefeln vertreten.

Klassische Tourenstiefel beispielsweise von Scarpa, Dynafit, La Sportiva oder Garmont punkten mit einer erhöhten Abfahrtsperformance. Bei den Freeride Schuhen steht das Thema Gewicht und Gehkomfort im Focus. Daher beeindrucken abfahrtsorientierte Freeride Stiefel nun mit verschiedenen Härtegraden, enormer Gewichtsreduktion und einer erhöhter Schaftrotation beim Gehen.

Mehr Hersteller. Mehr Ski. Mehr Auswahl!
Für großes Interesse sorgen zu Beginn der Wintersaison natürlich neue Skimodelle, die die Kreativität und den Entwicklergeist der Skihersteller widerspiegeln. Der deutsche Skibauer Völkl erweitert seine Produktpalette mit dem Freeride-Modell THREE und der Big Mountain Touring Serie BMT.

Der THREE entpuppt sich mit seinen 135 Millimetern unter dem Fuß und seinem Full Rocker Design mit ausgeprägtem Early Taper als reinrassige Backcountry Waffe. Gleichzeitig besitzt der Three hohes Potential zum Freestylen im Gelände. Die ultraleichten BMTs erstrecken sich von 94 bis 122 Millimeter in der Skimitte und bedienen den Bereich Freeriding und Skitouring gleichermaßen.

Der US-amerikanische Skikonstrukteur Eric Pollard von LINE Skis schickt mit seinem persönlichen Meisterwerk Magnum Opus einen unheimlich leichten und harmonischen Powder Ski ins Rennen. Mit dem 6. Bent Chetler Skimodell bedient nun auch der österreichische Skihersteller Atomic den Bereich Backcountry Touring. Er überzeugt laut Freeski Athlet Chris Benchetler durch eine „geballte Ladung Selbstvertrauen beim Powdern".



Ganz exklusiv zeigt sich der harmonische Karbon Freerider SPUR 125 von Blizzard, der nur in limitierter Auflage erhältlich sein wird. Auch klassische Freestyle und Freeride Skimarken wie etwa Armada und 4FRNT schicken mit dem 4FRNT Raven (102 mm) und dem Armada Invictus (106 mm) und dem Delicity (96 mm) in diesem Winter leichtgewichtige Touren- und aufstiegsorientierte Outdoor-Ski in die Berge.

Zusammenfassend kann man sagen, dass so gut wie alle namhaften Skihersteller in diesem Winter auf den Backcountry und Freetouring Zug aufspringen. Getreu dem Motto „Playful Freeride" bieten beispielsweise Salomon mit dem Quest BC Lab (114 mm), K2 mit der Shreditor-Serie, Movement mit dem neuen Fly Swatter (125 mm), Rossignol, Head, Dynastar, Kästle und Fischer harmonische und dennoch spritzige Freeski Bretter an. Selbstverständlich wurden die freeridenden Mädels NICHT vernachlässigt und dürfen sich auf noch leichtere und ökonomische Outdoor und Big Mountain Touring Ski speziell für Damen freuen!


Nun aber genug gefachsimpelt! Leichtgewichtsski hin oder her. Das Wichtigste, das im kommenden Winter zählt ist, dass Frau Holle kräftig ihre Kissen ausschütteln wird. Wenn die Berge schließlich in dem weißen Gold erstrahlen, verbleiben wir in diesem Sinne: Go out, and play!

In unserem letzten Teil unserer dreiteiligen Artikelserie „Wintertrends 2014/15" dreht sich alles um das Thema Sicherheitsausrüstung und -zubehör. Ihr dürft daher gespannt sein, was sich im Bereich ABS-Rucksäcke, Protektoren, Helme und Brillen alles tut...
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