Tagebuch aus dem Kaukasus - Jetzt vollständig!!!

Tagebuch aus dem Kaukasus - Jetzt vollständig!!!

Von X-SKIER Freeride Team am 15.Mär. 2007

Mitte März sind vier Freerider in den russischen Teil des Kaukasus aufgebrochen. Durch ein regelmässiges Tagebuch mit Fotos, haben sie hier auf freeskiers.net über Land, Leute, Kultur, Berge, Schnee, Party, Essen, Trinken und vor allem Freeriden berichtet.

Von Mitte März bis Anfang April waren die vier Freerider Patrick Gstrein, Axel Hörmann, Martina Stadlhuber und Christian Rudig im russischen Teil des Kaukasus, im Skigebiet Cheget, nahe des höchsten Berges Europas, dem 5642m hohen Elbrus, zum Freeriden unterwegs. In Form eines Tagebuchs haben sie hier auf freeskiers.net regelmässig berichtet. Der gesamte Bericht ist nun vollständig online!

Am 16.03. werden Patrick Gstrein und Axel Hörmann sich auf den Weg in den russischen Teil des Kaukasus machen. Martina Stadlhuber und Christian Rudig kompletieren am 22.03. das Team.

Das genaue Ziel dieses Trips ist die Republik Karbadino-Balkaria, wo sich an dem kleinen Ort Terskol zwei Skigebiete befinden.

Durch einen regelmässigen Bericht mit Fotos, hier auf freeskiers.net, wollen sie über Land, Leute, Kultur, Berge, Schnee, Party, Essen, Trinken und Freeride berichten.

Russland ist immer gut für Verrücktes und Unvorhergesehenes und hat bis jetzt immer die Erwartungen übertroffen. Axel und Chris waren bereits im März 2006 in der Elbrus Region und sprechen daher aus Erfahrung.


Freitag und Samstag - Reise
Der Aeroflot Flug von Muenchen nach Moskau kann man nur empfehlen. Bei Übergepaeck ist die Gesellschaft großzügig und der Flieger ist fast leer.

Ankunft in Moskau um 4.20 Uhr - aechz!

Mit halboffenen Augen kämpfen wir uns durch den Zollabschnitt und werden relative professionell zum Bus geleitet. Dieser Bus bringt uns weiter zum Domestic Airport. Da die Informationspolitik der Russen mehr aus Schweigen besteht, fragen wir eine hübsche Russin in der Hoffnung, dass sie Englisch kann. Jedoch spricht sie auch fließend Deutsch!
Bei einer Tasse Tee verkürzen wir uns die Wartezeit mit Sonja (das ist russischer Name und kommt von Sophie) und reden über Russland. Nach weiteren 2.5 Stunden Flug landen wir in Mineralnye Vody - und werden ohne Probleme von unserem organisierten Fahrer Sascha abgeholt.
Die beeindruckenden Fahrt durch die Landschaft der russichen Republik Kabardina Balkaria stimmt uns nachdenklich. Die Strassen, Dörfer und Menschen sind so wie man es aus manchen Dokumentationfilmen kennt. Obwohl wir müde sind ist es zu interessant um zu schlafen. Nach etlichen schnell passierten Polizeikontrollen kommen wir schon um 16 Uhr an unserem Zielort Cheget an.

Im Hotel werden wir überschwänglich empfangen, da der Manager Axel bereits von seinem letztjährigen Besuch kennt. Aufgrund des Schlafmangels packen wir im Schneckentempo unsere Taschen aus und bereiten das Equipment fuer den nächsten Tag vor. Das wird nämlich unser erster, heissersehnter Skitag!

Nach einem Abendessen mit deftigen Eintopf, Salat und gegrilltem Lamm zieht es uns bereits um 19 Uhr magisch ins Bett. Von 19 Uhr bis 7 Uhr schlafen wir durch - REKORD!

Sonntag - Erster Skitag im Kaukasus:
Wir finden keine Kirche und entschliessen uns zum Notprogramm "Freeride".
Etwas zu spät kommen wir zum Lift (bisserl verschlafen), wo uns eine 20 Minuten Menschenschlange empfängt. Zurückzuführen ist dies auch auf den uralten Lift. Manche Russen denken, sie sind besonders schlau und passieren diese Schlange um sich vorne hinein zu schwindeln.
Uns ist dieses Verhalten zu doof und wir "schwindeln" auch nach vorne. Da der Doppelsessellift keine Fussstuetze hat wird die Liftfahrt zur Qual. Wären wir doch zum Sonntagsgebet gegangen. Jedoch beten wir jetzt im Lift, da dieser wenig vertrauenserweckend ist.

Mount Cheget bietet jegliche Freeridemöglichkeiten. Die Schneebeschaffenheit wechselt ständig - windgepresst, Powder, eisig, etwas Bruchharsch. Dementsprechend lässt unser Style noch etwas zu wünschen übrig. Durch die Bewölkung und den leichten Schneefall sind wir aber durch die eingeschränkte Sicht entschuldigt.
Insgesamt macht es Spass, da die Gebirgszüge beeindruckend sind. Wir finden 2 steile, endloslange Couloirs wo griffiger Schnee und teilweise Powder zu finden sind. Durch den staerker werdenden Schneefall am Ende des Skitages hoffen wir für die nächsten Tage auf "endless powder". Unsere Chancen darauf stehen wirklich gut, denn es schneit immer noch (aktuelle Uhrzeit: 22 Uhr).

Drückt uns die Daumen.....


Leider hat das Internetcafe in Cheget seit Tagen geschlossen, daher gibts es diesmal leider keine Fotos, sondern nur einen kurzen Bericht den uns Axel per SMS geschickt hat:

Montag, zweiter Skitag:
Im Tal 10cm und am Berg 30cm Neuschnee. Zeitig in der Früh fahren wir mit dem ersten Doppelsessellift hoch. Der zweite Sessellift läuft noch nicht, da dieser zuerst vom Schnee ausgegraben werden muss. Um die Sache zu beschleunigen legen wir tatkräftig Hand an. Dabei ist das Ausschaufeln des Lifts für uns ein Aufwärmen der anderen Art. Oben am Berg herrscht noch leichter Schneefall und es bläst ein kalter Wind. Die Sicht reicht aber aus um in den weiten Hängen des Mt. Cheget (auch logischerweise der Name des Skigebietes) die ersten Lines zu ziehen. Das Gefühl ist einfach nur geil!
Ab Mittag vertreibt die Sonne die letzten Wolken und somit kommt Mt. Elbrus klar zum Vorschein. Der letzte Run des Tages wird sehr schmerzhaft für Axel. Er setzt seinen Schwung ab einem Baumstamm, der unter dem Neuschnee versteckt ist, rutscht aus und verpasst sich an einem unsichtbaren Felsen, der auch unter dem Schnee versteckt ist ein schmerzhaftes Andenken am hinteren Oberschenkel. Mittlerweile scheint dieses Andenken in allen Regenbogenfarben. Am Abend gibt es noch ein kleines Nationenturnier im Tischtennis. Bayern gewinnt knapp vor Österreich und Russland.

Dienstag - Langes Hiken:
Blauer Himmel, keine Wolke. Wir nehmen zwei lange Hikes in Kauf, um an unberührten Hängen unsere Lines zu ziehen. Für Axel ist der 2te Run eine Tragödie, da er einen Teil des Hikes wieder runterlaufen muss, um eine gute Position zum fotografieren zu bekommen. Das war der Tiefpunkt seiner Skikarriere.
Am Abend stellen wir erneut fest, dass der Internetheinz schon wieder zu faul ist und sein Internetcafe geschlossen ist. Deswegen müssen Fotos am Wochenende nachgeliefert werden.

Mittwoch - Schon wieder blauer Himmer :-)
So Langsam gewöhnen wir uns an die langen Hikes. Also heute gleich nochmals. Das Gelände, welches wir abfahren bietet alles!! Nervenkitzel, steilste Hänge, wahnsinns Powder und eine brutal wilde Natur. Die Runs von 3500m auf 2000m sind unbeschreiblich. Und wenn wir es beschreiben könnten, würde es uns keiner glauben. Internet wieder geschlossen. Dem Typen werden wir noch was erzählen. Diese SMSerei geht nämlich auf den Keks.

Am Wochenende gibt es mal einen grösseren Update mit Fotos. Am Freitag kommen auch Chris und Martina nach...


 

Donnerstag, Skitag Nr. 5: Big Lines!

BringBring der Wecker klingelt! Etwas schwerfällig (wir spüren doch die letzten Tage in unseren Beinen) wagen wir einen Blick aus dem Fenster und siehe da! Welch Überraschung, blauer Himmel mit strahlendem Sonnenschein!
Jetzt aber schnell! Rein in die Klamotten, das typisch russische Fuehstück geniessen und rauf auf den Berg! Nach unserem gewohnten 40 Minuten Hike betrachtet Axel am Fusse des Mount Cheget einen ziemlich steilen Hang, der mit einer furchteinfloessenden Wechte beginnt. Nach gründlichen einstudieren seiner Line kann es Axel kaum mehr erwarten bis er endlich loslegen kann. Schnell sucht sich Patrick noch eine geeignete Fotoposition, bevor Axel in seine Line dropt! Wahnsinn wie flüssig und sicher er dabei seine Schwünge in den Hang setzt. Nachdem Axel seine Line beendet hat, spricht eine leise Stimme zu Patrick: "Pati du willst das auch"! Und wenige Minuten danach steht er auch auf der Wechte. Zu seiner Rechten haben sich bereits 5 russische Freerider eingefunden, die sich das wohl auch nicht entgehenlassen wollen. Diese Tatsache lässt ihn zu Beginn ein wenig unsicher werden, doch kurz bevor er in seine Line dropt, sind alle Bedenken verflogen. Nach diesem gelungenen Fotoaufnahem gönnen wir uns erstmal eine Soljanka (typisch russische Suppe) und cruisen den restlichen Tag gemütlich durch die Rinnen des Mount Cheget....

Freitag: Ruhetag!
Internetcafe, Betrachtung der bereits geschossenen Fotos und ursprünglich wollten wir uns in bekannten heissen Quellen entspannen. Doch Axel trifft um 12 Uhr einige sehr trinkfreudige Russen die ihm ihren neuen Kognak gerne kosten lassen wollen! Soviel zu Ruhetag! Und heute kommen auch noch Chris und Martina an!

Samstag: Ruhetag vom Ruhetag!
Wir sind jetzt zu Viert. Und alle 4 haben "Migräne". Das Gute ist, es schneit...
Ab Mittag unternehmen wir im Schneetreiben eine Wanderung zu den heissen Quellen. Die heissen Quellen entsprechen nicht so wirklich unseren Vorstellungen, dh wir können darin nicht baden.
Deswegen machen wir daraus eine kulinarische Wanderung. Somit ein guter Ruhetag vom Ruhetag.


Neuschnee!!! Und ab die Post!

Sonntag und Montag - Schneefall
Das Wetter spielt uns an diesen beiden Tagen öfters einen Streich. Oben im Lift frieren wir wegen Wind und Schneetreiben, im Tal schwitzen wir wegen der Sonne.
Während der letzten Tage gab es 20 cm Neuschnee, so dass wir einige gute Runs hatten.

Am Abend gehen wir nach Terskol in ein kleines, gemütliches Restaurant und essen Schaffleisch in Weinsauce. Dies ist der Höhepunkt des Tages. Man muss nicht immer in ein vornehmes Restaurant zum Essen gehen. Die einheimische Küche ist hervorragend. Außerdem gibt es frisch geschlachtetes Fleisch - hauptsächlich Schaf und Lamm - und kein Gammelfleisch wie in Westeuropa!!

Montag ist das Wetter genauso wie am Sonntag - Sonne, Wolken, leichter Schneefall. Unseren Wunsch nach viel Powder nimmt sich das Wetter zu Herzen und während der Mittagspause setzt kräftiger Schneefall ein. Diese verbringen wir in einer kleinen Hütte von Cheget. Diesen Hütten sind gemütlich und urig eingerichtet. Wir wärmen und stärken uns mit Soljanka (kräftige Suppe) und Tee. Außerdem trocknen wir unsere Klamotten an der Feuerstelle.
Als wir die Hütte verlassen, sind bereits 5 cm Neuschnee gefallen. Im Schneegestöber sitzen wir verfroren im Lift, sind jedoch glücklich darüber (das erste Mal in diesem verfluchten Winter !!!). Oben sind die Spuren schon eingeschneit und verweht. Der Schnee spritzt während der Fahrt ins Gesicht. Und somit gibt es an diesen Tag ein Happy End.

Dienstag - Sonnenschein am Mt. Cheget
Das Wetter wird besser und schon in der Früh wecken uns die ersten Sonnenstrahlen.
Also aufstehen, frühstücken und ab zum Lift. Die Liftleute haben aber die Ruhe weg und nehmen diesen ohne ersichtlichen Grund erst eine halbe Stunde später in Betrieb. Das ist aber normal und man sollte sich davon nicht stressen lassen.

Der Rest ist schnell zusammengefasst - hiken, fotoshooting, filming, cruising powder and get air.

Jetzt ist es 19 Uhr. Es ist bewoelkt und wir sind neugierig wie sich das Wetter entwickeln wird.
Keiner weiss das hier genau. Lassen wir uns überraschen........


Going Crazy

Mittwoch - Hiken zum Couloir Grande
Am Mittwoch hat sich das Wetter zum Guten stabilisiert. Dies bedeutet für uns Hiken bis zum Powder. Nach einer Stunde haben wir unser Ziel auf ca. 3500 Meter erreicht: das mächtige Nordcouloir "Grande". Dort gibt es unzählige verschiedene Lines von steil bis extrem. Jeder von uns hat sich beim fixieren seiner Einstiegsline in diesem "interessanten" Gelände ins Höschen gemacht. Beim Start zitterten noch die Beine, eine Sekunde später hatten wir andere Probleme als Angst: Über unsere adrenalingeladenen Runs lassen wir Fotos sprechen.

Nach "Grande" erweitert sich das Gelände zu breiten Hängen, welche in verschiedenen Couloirs enden. Müde, erleichtert und verschwitzt braucht man im Tal noch 10 Minuten Langlauf zum Lift. Da wir die Mittagspause ausfallen liessen, haben wir unseren Soljanka am Nachmittag mehr als verdient. Patrick hat uns zu guten Sportlern erzogen und deswegen trinkt jeder noch einen Liter Eistee - NO ALCOHOL! Don't drink and ride! Abends gibt es natuerlich Abendessen mit warmen Tee.

Donnerstag - Grande again
Donnerstag ist wieder blauer Himmel. Das Aufstehen ist trotzdem schwer. Vor allem Pati kommt nicht mehr aus dem Bett. Trotzswm sitzen wir pünktlich im Lift. Am Ausstieg des ersten Sessellifts ist eine faschingsähnliche Veranstaltung. Jeder muss ein Glas Wodka trinken. Dieses Mal steht das Couloir hinter "Grande" auf dem Programm. Wieder erwarten uns geniale Powderruns. Circa 50 cm trockener , konservierter Tiefschnee. Wahnsinn !!!

Langsam neigt sich der Trip dem Ende zu. Der morgige Tag wird nochmals ein "Hike & Powder" Tag. Abgeschlossen wird unsere Reise in Moskau, wo wir das Wochenende verbringen.

Nach unserer Rückkehr gibt es selbstverständlich einen ausführlichen Bericht über unseren Trip.

Den Thread im Forum zu unseren Ridern im Kaukasus findest Du hier.


Abschluss

Freitag - Letzter Skitag im Kaukasus

Ds Wetter ist nochmals sehr gut. "Oh nein!! Das bedeutet wieder frueh aufstehen und zum powder hiken" denkt sich Patrick. So ist es auch. Wir muessen uns doch vom "Grande" verabschieden. Ausserdem sind wir mittlerweile schon so k.o., dass es sowieso schon egal ist. Wir verabschieden uns vom "Grande". Allein der Anblick ist toll. Es zu befahren ist grossartig.

Ab Mittag sind die Nordosthänge und obersten Lifte des Mt. Chegets gesperrt. Grund ist eine seit 3 Tagen vermisste Skifahrerin, welche man in einer Lawine vermutet. Deswegen fahren wir ausnahmsweise auf der Piste ab. Diese Piste ist jedoch pechschwarz. Buckel, teilweise vereist oder sulzig. Steile, manchmal enge Pisten.
Ausserdem sind diese Pisten nicht wirklich markiert. Es wäre mal lustig, die Kitzbühler Touris auf diesen Pisten zu sehen

Den Abend verbringen wir gemuetlich, indem wir Kurzfilme und Dias von 2 russischen Freeridern in einer Bar anschauen.

Wochenende - Moskau:
Unser Taxifahrer bringt uns mit grossen Geschick nach MinVody. Als uns die russische Polizei vor dem Airport zur Brust nehmen will (Chris und Axel waren vor einem Jahr schon in der Polizeistation gesessen und aus Ihnen etwas rauszuerpressen - ohne Erfolg für diese korrupten Heinis jedoch), lässt er gekonnt, schnell und versteckt einen "100 Rubel Geldschein" in die Hand eines Polizisten wandern. Wir dürfen also ohne Probleme passieren. Eigentlich schade, da wir auf diese Prozedur uns schon vorbereitet hatten.
Der Flug ist o.k. In Moskau verlangen aber die Taxifahrer 120,- EUR für den Transport ins Hotel. Da sie nur auf 100,- EUR runtergehen wollen, beschliessen wir Ihnen die Quittung zu geben. Sie machen keinen einzigen Rubel mit uns, da wir mit unserem gesamten Gepäck in einen Public Bus einsteigen. Das hätten sie nicht gedacht. Also "Sieg über die Taxifahrer"!!!
Den müssen wir uns aber teuer erkaufen. Bei der ersten Metrostation steigen wir aus. Jeder mit 35 kg Gepäck auf Händen, Schultern, Kopf etc. in die Metrostation. Unheimlicher Andrang. Ticket kaufen. Durch die Schalter mit all den Gepäck. Richtige Metro? Richtige Richtung? Wo sind wir überhaupt? Wie auch beim Hiken bestimmt mal wieder Chris das Tempo und vor allem Axel und Patrick krabbeln schon fast hinterher! Umsteigen - Treppe rauf - rechts - links - wo ist Chris?? Beim Hiken muss man wenigstens nur den Berg hinaufschauen und man sieht ihn schon - leider ist in Moskau etwas mehr Menschenandrang als am Berg - oder zum Glück - wir finden Chris - rechts - Treppe runter - rein in die nächste Metro - rein mit dem Gepäck - Stress !!!! Wir hätten gedacht , es ist Ruhetag. Wie am Berg kennt sich Chris auch in Moskau gut aus und führt uns nach 2 Stunden ins Hotel.

Am späten Abend besuchen wir noch den roten Platz. Und danach den Pizza Hut. Endlich mal wieder ungesundes Essen. Patrick und Axel gehen danach noch in eine Disco. Tja, und bei den Russinnen hat sich der liebe Gott wirklich viel Mühe gegeben. Es sind einfach wunderhübsche Frauen. Axel & Patrick schweben immer noch auf der Wolke.

Sonntag ist diesmal wirklich einem Ruhetag vorbehalten: Langes Ausschlafen steht am Programm. Gerade noch rechtzeitig zum Check-Out zu Mittag schaffen wir es unser Gepäck zu verstauen. Nach einer gemütlichen Sightseeing-Tour durch die Innenstadt, Roter Platz und anderen Sehenswürdigkeiten starten wir am späten Nachmittag zum Flughafen. Der Aeroflot-Abendflug nach München ist wieder
angenehm leer, so dass wir es uns im Flieger gemütlich machen können. Kurz nach zehn abends landen wir zufrieden, aber auch ein wenig traurig am Münchner Flughafen, wo uns Monaco mit dem Freeskier-Bus schon erwartet.


Highlights und Epilog

Schon seit einer Woche sind wir zurück von unserer "fantastischen Reise". In Gedanken sind wir aber immer noch in Russland. Man muss einfach über dieses Land und seine Leute nachdenken. Nicht nur das Skifahren, auch das gesamte Drumherum war ein Abenteuer.

Der erste Anblick von Cheget mit seinen Hütten und den rauchenden Grills, welche vor dem Eingang platziert sind, weckte in uns sofort Neugierde. Auch die verschiedenartige russische und kaukasische Musik passt in das Ambiente dieser Hütten.
Mit dem russisch-kaukasische Essen kommt dann der Höhepunkt - Es ist einfach ein Genuss. Die vielen Variationen aus Schaffleisch: z.B. Schaschlik (Fleischspiess), Tschepurey (gefülltes Fladenbrot mit Schaffleisch), Pelmeni (Teigtaschen mit Hackfleischfüllung) oder die Suppeneintöpfe: Soljanka (Fleischsuppe), Lagman (Nudelsuppe auf kaukasisch) und Borschtsch (Gemüsesuppe mit Kohl und einem Fleischstück).
Natürlich darf man sich in Russland auch Kognak und Wodka einfach nicht entgehen lassen. Für Kostproben sollten zumindest ein Nachmittag und Abend eingeplant werden. Für die nicht so Hartgesottenen eventuell ein darauf folgender Ruhetag!

Essen wie Pati in Russland – Pati’s Empfehlung für ganz fleißige Freerider:

Vorspeise: Borscht, dazu leckeren Salat mit Tomaten, Gurken und Majosauce
Hautgang: "???????" (knusprige Fleischroulade), dazu Tschepurey und Kartoschka (Kartoffeln in verschiedener Ausführung)
Dessert: Fruchtsalat (ganz ganz lecker: mit frischen Früchten, viel Schlagobers und Erdbeersauce)
Preis: rd 400 Rubel (natürlich eine Runde Wodka zu jedem Gang, für alle Gourmets, mitgerechnet)

Vom Skifahren haben wir schon viel erzählt. Zusammenfassend wollen wir folgendes sagen. Das Abenteuer beginnt schon mit dem Liften, die etwas älterer Bauart sind. Die Talstation des rustikalen Doppelsessellifts liegt auf 2.100 Meter im Dorf Cheget. Mit einem weiteren Einsersessel- und einem äußerst rustikalen Schlepplift gelangt man bis auf 3.040 Meter. Doch etwas nachteilig ist das Warten an den Liften. Meist wird nicht wie angegeben um 9 Uhr, sondern einfach etwas später begonnen, dann werden zuerst noch Waren und das Liftpersonal transportiert. Das erste Mal mit dem Sessellift zu fahren ist sowieso ein Erlebnis für sich. Es gibt einfach nichts für die Füße. Nur eine Kette soll einen Sturz verhindern. Man hat auch nicht den Eindruck, dass das Liftpersonal beim Ausstieg immer darauf achtet, dass man vielleicht mal bei einem Sessel oder an der Kette oder mit dem Rucksack hängen bleiben könnte. Da ist schon vielmehr Eigenverantwortung angesagt. Der Vorteil daran ist jedoch, dass der Lift so gut wie nie stehen bleibt.

Im Skigebiet selbst gibt es sehr gute Freeridemöglichkeiten, die bei gutem Wetter durch die vielen russischen Freerider leider sehr schnell zerfahren sind. Durch ein wenig Hiken ergeben sich aber sehr viele interessante Lines für die kommende Abfahrt.
Unser Einsatzgebiet war oft der lange Grat des Mount Cheget, welchen man bis ca. 3600 Meter "behiken" kann: große weite Hänge und zum Teil sehr enge und steile Couloirs. Abfahrten mit guten 1.000 Höhenmetern. Man bewegt sich großteils oberhalb der Baumgrenze. Das Gelände bietet aber trotzdem unzählige Möglichkeiten für große Cliffdrops, kurze Turns in engen Rinnen oder weite große Speedturns auf großen offenen unverspurten Hängen.
Eine unserer Lieblings-Location war das Couloir Grande, welches uns durch seine Ostausrichtung einen perfekten Powder geboten hat. Jeder von uns ist dort seine individuell, ausgesuchte Line abgefahren. Fast genauso schön wie das Fahren, war das Zuschauen. Wir haben uns über das Glück des jeweiligen Fahrers gefreut. Das war Freeride in seiner ganzen Schönheit.
Bezeichnet war auch Axel’s Funkruf zu Pati nachdem dieser einen Wahnsinnsrun hatte: "Du musst jetzt leider noch 40 Minuten warten bis wir kommen, aber Du kannst in dieser Zeit von deiner gerade gefahrenen Line träumen". Genauso war es dann aber auch. Als wir nach 40 Minuten auf den wartenden Pati trafen, war er immer noch auf der Wolke. Und wenn wir ihn nicht abgeholt hätten, würde er dort immer noch von seiner Line träumen... :-)

Träumen wird auch noch Chris von seinen zwei Backflips. Bei dem ersten Backflip war das Cliff sehr ungünstig und der Absprung ging daneben, es reichte nur für eine halbe Drehung und er ist genau mit dem Kopf gelandet. Glücklicherweise hat ihm der halbe Meter Powder eine sanfte Landung geschenkt.
Dieses Missgeschick hielt Chris nicht davon ab, einen neuen "Backflip-Felsen" zu suchen. Zwei Tage später, am Ende eines anstrengenden Skitages, wollte Chris unbedingt den Flip nochmal springen. Mit der Filmkamera im Anschlag warteten Axel und Pati und waren dabei sehr "schweigsam". Nicht nur aufgrund des benötigten langen Anlaufs waren sie nervös. Auf die Frage von Martina, ob Chris dies des Öfteren machen würde, stammelte Axel etwas unbeholfen und blickte flehend zu Pati. Pati sagte darauf laut: "Ich weiß jetzt auch nicht, was ich sagen soll". Eine wirklich beruhigende, gut durchdachte, einfühlsame Antwort!!! Für diese Antwort hätte Axel ihn liebend gerne für einen Sommer als "Mount Elbrus-Sherpa" verkauft!!! Nun wurde Martina total nervös.
Durch einen Megasatz mit guter Landung beendete Chris jedoch die Spannung. Alle vier haben wir gejubelt – richtig gejubelt!!! War das geil!!!
Verrückt ist auch, dass man den Landeeinschlag keinem Absprungfelsen zuordnen konnte. Um Zeit für die gesamte Rotation zu haben, ist Chris ca. 17 Meter weit gesprungen. Wir hätten gerne die ungläubigen Blicke der anderen Freerider über dieses Schneeloch während der nächsten Tage gesehen.

Neben dem Skifahren hat Axel auch richtig Spass daran, sich mit dem Land und seinen Problemen auseinander zu setzen. Zum Beispiel sind Militär- bzw. Polizeikontrollen und korrupte Beamte eine nicht angenehme Begleiterscheinung von Reisen in Russland. Besonders gerne werden diese Kontrollen bei Touristen aus dem Ausland durchgeführt. Da ist ja meistens auch was zu holen. Im Normalfall empfiehlt es sich einfach, cool zu bleiben, Zeit zu haben und sich nicht einschüchtern zu lassen. Und wenn sich eine "inoffizielle Strafe" doch gar nicht mehr vermeiden lässt, lässt sich immer noch über deren Höhe "verhandeln".

Die Natur im Kaukasus ist einzigartig. Dies erleichtert auch das Hiken am Mt. Cheget. Zu der Rechten ist der Doppelgipfel des Mount Elbrus (5642 m) sehr nah. Zu der Linken sind die beeindruckenden Gipfel des Mount Dongusorun (4454 m) und Nakratau (4269 m). Teilweise ist die Natur auch beängstigend, wenn man auf den uneinsehbaren Süd-Westseiten der umliegenden Berge die abgehenden Eis- und Schneelawinen hört.
Leider ist es im Kaukasus kaum möglich eine Wettervorhersage zu bekommen. Auch die einheimischen Russen wissen nie, wie die nächsten Tage werden. Aber, wenn Englein reisen…. Das Wetter während unseres Trips war einfach perfekt. An den ersten Tagen Neuschnee und danach angenehme Temperaturen bei Sonnenschein. Obwohl wir viel in einer Höhe von rund 3.500 Metern gehikt sind, waren die Bedingungen sehr erträglich, weder zu kalt noch zu warm. Außerdem kaum Wind, daher absolut perfekter Powder!

Leider kommen wir nicht drum herum, noch eine Schattenseite von Russland zu erwähnen: der Müll! Neben den Straßen, hinter den Häusern und wo man ihn einfach nicht vermuten würde. Aus den Augen aus dem Sinn - dieses Sprichwort wird von den Russen in Sachen Mülltrennung konsequent umgesetzt: der Müll wird hinter das Haus bzw. aus dem Autofenster geschmissen. Wenn man nicht mehr hinschaut, muss man auch nicht mehr dran denken.
Zum Beispiel werden die Müllsäcke am Ende des Skitages mit dem Sessellift runtertransportiert. Das Liftpersonal ist zu faul diese Säcke mit einem simplen Strick zu verschließen. Deswegen fällt beim Transport so einiges runter und bleibt da liegen. Es schmerzt sehr, so was zu sehen.

Zusammenfassend können wir unseren Trip so formulieren: wilde Natur, dicker fetter Powder, steile Rinnen, geile Cliffs. Vier Rider, die der Kaukasus in den Bann gezogen hat. Wir haben uns super verstanden und hatten immer die gleiche Wellenlänge. Wir hatten viel zu lachen. Eine Reise, die man nicht mehr vergessen wird. Und ein Haufen Fotos wird uns auch in Zeiten von Alzheimer daran erinnern, wie supercool wir mal waren… ;-)

 

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