Georgien mit Ski
© Luis Bauer

Georgien mit Ski

Von Christina Mack am 9.Apr. 2025

Skifahren in Georgien klingt für viele erstmal ziemlich exotisch. Doch spätestens seitdem die Freeride World Tour regelmäßig im Kaukasus Halt macht, spricht sich herum: Dieses Land zwischen Schwarzem Meer und schneebedeckten Fünftausendern ist ein echter Geheimtipp für Powderfans. Und genau deshalb haben auch wir, vier Freunde aus Innsbruck, unsere Skier und Snowboards eingepackt und uns für zehn Tage auf den Weg in den wilden Osten gemacht.

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Die Anreise mit Hindernissen 

Von Memmingen aus flogen wir günstig nach Kutaissi, der drittgrößten Stadt im Westen Georgiens. Nach einer Übernachtung ging es weiter Richtung Mestia, mitten im Herzen der Region Swanetien. Fünf Stunden Autofahrt lagen vor uns auf holprigen und kaputten Straßen. Überrascht wurden wir von einem massiven Steinschlag, der die komplette Straße verschüttete. Zwei Tage lang dauerte es, bis die Straße geräumt und der größte Felsbrocken gesprengt wurde. Statt nervigem Warten: ChaCha mit den Locals und der erste Eindruck davon, dass in Georgien alles ein bisschen anders – und oft viel herzlicher – läuft.

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Angekommen in Mestia 

Als wir endlich in Mestia ankamen, erwartete uns ein kleines Holzhaus, das wir über Airbnb gebucht hatten. In dem Bergdorf auf knapp 1.500 Metern Höhe mischen sich alte Steintürme mit neuen Skihütten, die Stimmung ist ruhig und dennoch lebendig. Da es günstiger war, essen zu gehen, anstatt selbst zu kochen, machten wir uns jeden Abend auf die Suche nach neuen kulinarischen Entdeckungen.

Besonders hängen geblieben sind uns Chatchapuri, der käsig-warme Teigfladen, den man überall bekommt, sowie Lobiani, eine leichtere Variante mit Bohnenfüllung. Khinkali, große, saftige Teigtaschen mit Fleisch oder Käse, gehörten schnell zu unseren Favoriten. Und wer Auberginen liebt, wird Badrijani mögen – gefüllt mit würziger Walnusscreme und serviert mit einem frischen Tomaten-Gurken-Salat.

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Skifahren in Hatsvali und Tetnuldi 

Direkt oberhalb von Mestia liegt das kleine Skigebiet Hatsvali. Perfekt für Tage mit schlechter Sicht, denn zwischen den Bäumen lässt es sich großartig freeriden. Das größere Gebiet Tetnuldi liegt rund 15 Kilometer entfernt. Dort öffnet sich eine Freeride-Welt mit spaßigen Abfahrten und abenteuerlichen Faces. Aber Achtung: Die Straße dorthin ist eine Herausforderung. Wer keinen Allradwagen mit Schneeketten hat, sollte sich lieber von einem der einheimischen Fahrer shutteln lassen.

Skitour zum Chalaadi-Gletscher 

Ein absolutes Highlight unserer Reise war die Skitour zum Chalaadi-Gletscher. Der Aufstieg führt von Mestia über eine Forststraße zur Cloudbase-Hütte auf 2.300 Metern, wo viele Tourengeher eine Nacht verbringen. Wir starteten bereits um sechs Uhr morgens und machten die gesamte Tour an einem Tag mit knapp 2.000 Höhenmeter im Aufstieg. Oben angekommen steht man direkt vor dem Uschba, einem beeindruckenden Doppelgipfel und einer atemberaubenden Gletscherkulisse. Die Abfahrt vorbei an den riesigen Gletschern zurück ins Tal war beeindruckend.

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Ein Abstecher nach Ushguli 

Wir sind für 2 Tage nach Ushguli gefahren, einem kleinen Dorf auf 2.100 Metern, das als das höchstgelegene Dorf Europas bezeichnet wird. Dort angekommen, wurden wir von einer Familie herzlich in ihrem Guesthouse aufgenommen. Für rund 25 Euro bekamen wir ein einfaches Zimmer, eine heiße Dusche, ein leckeres Abendessen und Frühstück.

Am nächsten Morgen stand die Skitour auf den Gvibari auf dem Plan. Die Route führte uns vorbei an einem Fluss, über einen langen Rücken auf den Grat. Von oben aus reichten die Blicke über die umliegenden 5.000er und die Abfahrtsmöglichkeiten schienen endlos. Powder und Sonnenschein – besser hätte ein Tourentag nicht sein können.

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Sicherheit geht vor 

Was man in Georgien unbedingt wissen muss: Es gibt keine offiziellen Lawinenlageberichte wie in den Alpen, und auch die Rettung ist nicht flächendeckend organisiert. Viele Tourengeher sind daher mit lokalen Guides unterwegs, die das Gelände und die Schneebedingungen kennen.

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Unser Fazit 

Wer bereit ist, sich auf ein wenig Abenteuer einzulassen, wird mit einem ganz besonderen Skierlebnis belohnt. Die Landschaft ist wild und unberührt, das Essen grandios, die Menschen unglaublich herzlich. Und der Powder? Der ist manchmal besser als in den Alpen – nur dass man ihn hier fast für sich alleine hat.

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