Report: Peak Performance Ski Camp Engelberg

Von Hans-Martin Kudlinski am 20.Feb. 2014

Die Eckdaten: Vier Tage Freeriden in Engelberg. In einer kleinen Gruppe, die vom langjährigen Pro Rider Sebastian Garhammer durch das Backcountry des Schweizer Hotspots geführt wird. Mit dabei: Die Schwedin Matilda Rapaport, die sich durch ihren letztjährigen Durchmarsch in der FWQ Serie und den anschließenden Sieg beim Verbier Xtreme ihren festen Platz in der Freeride Weltspitze sicherte. Das Peak Performance Ski Camp in Engelberg klang vielversprechend und sollte uns nicht enttäuschen.

Engelberg calling...
Mittwochabend, dem 12. Februar biege ich auf den Parkplatz der Engelberg Ski Lodge ein. Sympathische Größe, weit entfernt von ungeliebten Bettenburgen. Nach dem freundlichen "Hej!" an der Rezeption ist mir klar: "Hier werde ich mich wohlfühlen." Denn: Die Betreiber sind Schweden und ich ein großer Freund der schwedischen Mentalität, die sich für meine Begriffe in erster Linie durch Offenheit, selbstverständlicher Freundlichkeit und Höflichkeit auszeichnet. Kurz darauf lerne ich Sebastian Garhammer, den Leiter des Camps kennen. Der Eindruck setzt sich fort, auch der in München geborene Schwede lebt die unaufgeregte Mentalität und passt daher perfekt ins Bild.

Die bunt durchmischte Gruppe scheint beim ersten Kennenlernen gut zu harmonisieren. Jan-Erik, Zahnarzt aus Holland, hat durch den Sieg bei einem Photo-Contest von Peak Performance einen Platz im Camp ergattert. Der in der Schweiz lebende Kanadier Jim möchte als sehr erfahrener Skifahrer das Backcountry Engelbergs genauer kennenlernen. Kathrin, eine Maschinenbauingenieurin aus Aying, hat das Ziel, ihre Fahrtechnik nach ihrem ersten Garhammer-Kurs noch weiter zu verbessern. Komplettiert wird die Gruppe von Hubertus, einem Informatiker aus Bad Homburg sowie zwei weiteren Bayern, Karl und Tom. Ihreszeichens Google-Vertriebler und Friseur-Meister.

Nach einem erstklassigen Abendessen beschließen wir den Abend bei einem Bier an der Bar der Engelberg Ski Lodge. Erst auf den dritten oder vierten Blick fällt mir auf, dass ganz oben über dem Spirituosenregal eine Throphäe thront. Nein, kein kapitaler 12-Ender, es handelt sich um den "Siegespokal" vom letztjährigen Verbier Xtreme, dem wohl prestigeträchtigsten Freeride Contest, den es zu bestreiten gibt. Dass die Trophäe Matilda Rapaport zuzuordnen ist, weiß ich - dass sie die Ski Lodge drei Jahre lang managte, erfahre ich am nächsten Tag. Die Spotlights sind auf die umstehenden Whiskey- und Gin-Flaschen gerichtet, nicht auf die Auszeichnung, die unaufdringlich im Dämmerlicht steht. Sympathisch. 

Skiing Engelberg
Beim Frühstück in der Lodge lernen wir Matilda dann schließlich kennen. Ihre zierliche Erscheinung dürfte schon oft dazu verleitet haben, sie zu unterschätzen - eine Eigenschaft, die ihr nicht ungelegen kommt, wie sie mir später verraten sollte.

Im Skigebiet angekommen, stehen zunächst zwei Aufwärmruns auf der Piste an, danach geht es ab ins Gelände. Seb überprüft zuvor gewissenhaft, ob auch niemand versäumt hat, sein LVS in den Sendemodus zu schalten. Vom Lift aus konnten wir sehen, dass die starken Winde in der Nacht ganze Arbeit geleistet und den ein oder anderen Stein freigelegt hatten. Zielsicher steuert Seb über eine Querung hinweg auf eine breite, windgeschützte Rinne zu und weist uns an, den Hang einzeln bis zum Sammelpunkt zu befahren, Matilda bildet das Schlusslicht. Kurz darauf ziehen wir die ersten Turns durch den überraschend weichen und reichlich vorhandenen Schnee.


Ziel des Peak Performance Ski Camps ist es, die Fahrtechnik der Teilnehmer zu verbessern. Dementsprechend erhalten wir über den Tag verteilt immer wieder gezielte Feedbacks von Matilda und Seb. Dem erfahrenen Blick der Beiden entgeht keine noch so kleine Unzulänglichkeit. So bekommen wir direkt an Ort und Stelle unsere Hausaufgaben aufgetragen, die wir im nächsten Hang bereits erledigen sollten. Die Position über dem Ski etwas zentraler wählen, die Arme nach Vorne bringen, die Hüfte lockern. Die ganze Gruppe hat bereits Freeride-Erfahrung und ist definitiv als fortgeschritten einzustufen. Doch mit den Tipps von Matilda und Seb hat jeder Teilnehmer noch einmal die Möglichkeit, individuelle Schwächen aufzudecken und daran zu arbeiten.

Ein ebenso simpler wie logischer Tipp, den Seb uns bereits zu Beginn gegeben hatte, setzte sich in meinem Hinterkopf ganz besonders fest: "Look for the patches of snow in between the tracks and do your turn there." Klingt logisch, schließlich möchten wir in erster Linie im Powder und nicht am Powder vorbei fahren. Seb geht hier selbst mit dem besten Beispiel voran. Er ist ein Meister darin, diese "patches of snow" für uns zu finden. Während der gesamten Dauer des Camps spürte er immer wieder und überall Hänge auf, die das gewünschte Tiefschnee-Erlebnis zuließen. Angesichts eines Winters, dem nicht gerade das Label "Jahrhundertwinter" angeheftet werden kann und des teils starken Föhns kein leichtes Unterfangen.


Abendgestaltung
Während die Tage am Berg stets voll ausgenutzt werden und mit brennenden Oberschenkeln enden, sollten die Abende ein Gegengewicht liefern. Das tun sie in der Ski Lodge Engelberg allemal. Über den schwedisch inspirierten Gerichten sinnieren wir über die Ereignisse des Tages. Da wird der über Geländekanten springende Kanadier Jim zum "Flying Canadian", die Stürze des Tages noch einmal durchlebt und die Freude geteilt, dass man gemeinsam solch namhafte Runs wie "Laub" gemeinsam mit einer Freeride World Tour Fahrerin absolviert hat.

Im Anschluss an das Abendessen, setzen wir uns in der Bibliothek der Lodge zusammen, um am Beamer unsere eigenen skifahrerischen Meisterleistungen vor Augen geführt zu bekommen. Seb hatte uns zuvor über den Tag verteilt immer wieder einzeln bei der Befahrung eines Hangs gefilmt. Spätestens auf drei Metern Bilddiagonale und im Zeitlupentempo abgespielt, offenbaren sich die fahrtechnischen Unsicherheiten auch dem eigenen Auge. Matilda und Seb nehmen sich die Zeit, jedem maßgeschneiderte Verbesserungsvorschläge mit auf den Weg zu geben. Bei der gestenreichen Demonstration und Erklärung der Fahrtechnik sieht man beiden die Leidenschaft an, die sie mit dem Sport verbindet.

Neben dem Videocoaching erwarten uns auch Screenings von Filmprojekten der Peak Performance Rider, wie "Let's Go Get Small" mit Henrik Windstedt und Dave Treadway und eine Präsentation des in Engelberg stationierten Freeride Fotografen Oskar Enander. Ein langjähriger Freund von Seb Garhammer. Zusammen sind sie auch heute immer wieder unterwegs, um die perfekten Shots mit nach Hause zu bringen. Viele davon hängen auch in den Gängen der Ski Lodge Engelberg - so schließt sich einmal mehr der Kreis.

Skifahren soll die Leute zusammen bringen
Gegen Ende des Camps spürt man, dass die letzten Tage ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Einerseits haben sich die Teilnehmer unteinander gut kennengelernt - man merkt, wie der andere tickt. Andererseits merkt man jedem Einzelnen auch an, dass sich das Fahrkönnen und die Selbstverständlichkeit, mit der jeder auf dem Ski steht einen Schritt nach vorne gemacht hat. Im anschließenden Gespräch mit Seb erklärt sich, worin das Erfolgsgeheimnis seiner Vorgehensweise begründet liegt:

"Ich denke, das wichtigste ist es, das Gefühl, den Spaß am Skifahren rüber zu bringen. Dass sie diesen mitnehmen und im Endeffekt auch an ihre Freunde weitergeben. Dafür steht auch Peak. Wir sind im Prinzip Freunde, die miteinander skifahren gehen. Bei den Camps ist es im Idealfall so, dass die Skifahrer durch das gemeinsame Erlebnis zu Freunden werden. Skifahren soll die Leute zusammen bringen und das wollen wir mit unseren Veranstaltungen vermitteln"


Die Teilnehmer ziehen vor der Abreise aus Engelberg eine positive Bilanz:
Eines von Kathrin's Highlights war das gemeinsame Fahren mit Matilda Rapaport: "Es war sehr schön, mit so vielen erfahrenen, guten Skifahrern unterwegs zu sein. Besonders von Matilda konnte ich einiges lernen. Es hilft mir immer sehr, wenn ich mir direkt am Berg etwas von den Leuten abschauen kann."

Jim, der auf den größten Erfahrungsschatz aller Teilnehmer zurückblicken kann, blickt auf die vergangenen Tage zurück: "Das Camp hat mir gut gefallen, wir haben trotz des schwierigen Winters guten Schnee gefunden und es war interessant, sich wieder einmal selbst in der Videoanalyse zu sehen und Tipps zu bekommen."

"Ich bin vor ein paar Jahren auf die Garhammer Kurse aufmerksam geworden und bin seitdem öfter mit den Jungs unterwegs. Teils Skitouren, teils Freeriding. Belege Fahrtechnikkurse, um besser zu werden und es macht jedes Mal einen riesen Spaß." So das Fazit des Wiederholungstäters Hubertus.

Durch seinen Sieg beim Peak Performance Photo Contest auf die Camps aufmerksam geworden, möchte auch Jan-Erik die Erlebnisse in Engelberg nicht missen: "Sebastian hat uns gezeigt, dass man auch noch sehr schöne Runs finden kann, auch wenn der Winter sich nicht von seiner besten Seite zeigt. Ich habe hier viel in Sachen Fahrtechnik dazu gelernt und werde weiterhin dran bleiben und üben, üben, üben."

Tom, ebenfalls zum zweiten Mal bei einem Kurs mit Sebastian Garhammer dabei, ist auch dieses Mal sehr zufrieden: "Schon am ersten Tag habe ich drei unheimlich wertvolle Tipps bekommen, an denen ich die restlichen drei Tage gearbeitet habe. Damit werde ich mich auch nach dem Camp noch auseinander setzen. Zudem gefällt mir die Art, wie das Wissen vermittelt wird und daher kann ich für mich sehr viel Gutes aus dem Camp ziehen.!

Weitere Veranstaltungen
Das Peak Performance Ski Camp in Engelberg ist das erste von insgesamt drei Camps, welche diesen Winter stattfinden. Ein weiteres wird aktuell im Montafon abgehalten, das dritte Camp wird 26.02. bis 03.03. in Disentis veranstaltet. Diese Orte wählte Seb nicht ohne Grund aus: In jedem dieser Gebiete kennt er sich bestens aus und hat dort im Zuge seiner Skikarriere auch zahlreiche Kontakte zu lokalen Bergführern und Ridern, sodass auch hier ein sehr stimmiges Gesamtpaket geschnürt werden konnte.

Die Camps sollen quasi als Schnittstelle zwischen Peak Preformance und der Zielgruppe dienen. Man bekommt die Möglichkeit, die Marke, deren Werte und Produkte in der Praxis kennenzulernen. In Form von langjährigen Teamridern, oder "Friends", wie Peak Performance es ausdrückt, oder Guides und Fotografen, die eng mit der Firma verstrickt sind. Ich für meinen Teil muss sagen, dass dieses Konzept in Engelberg voll aufgegangen ist. Man bekommt regelrecht das Gefühl, in einer schwedischen Exklave unterwegs zu sein, so stimmig gibt jeder einzelne Bestandteil des Ganzen die schwedische Mentalität, die auch hinter der Marke steht, wieder.

Galerie

Report: Peak Performance Ski Camp Engelberg - Foto: Hans-Martin Kudlinski
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