Mit dem Sitski in den Wilden Westen

Mit dem Sitski in den Wilden Westen

Von Felix Brunner am 21.Mär. 2019

Sitski-Fahrer Felix Brunner hat für unsere Tripreports diese Story über seine USA-Reise nach Colorado und Utah beigesteuert. Wie den meisten Lesern auffallen wird, gibt es nicht allzu viele Powderbilder zu sehen - ganz im Gegensatz zu unseren sonstigen Beiträgenn. Ein paar sind aber auch für uns Tiefschnee-Enthusiasten dabei - eine Erinnerung, dass man Powder auch anders genießen kann. Enjoy!

Nach meinem Trip mit dem Handbike durch Colorado im Sommer 2014 wollte ich unbedingt wieder zurück in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Schon damals, als ich durch Colorado geradelt bin durfte ich die Erfahrung machen, wie offen das Land mit dem Thema Behinderung und Barrierefreiheit umgeht.

Gerade als Outdoor-Sportler mit Handicap bin ich immer auf der Suche nach neuen Optionen für meine Leidenschaft. Ich bin schon immer sportlich gewesen. Das liegt sicher daran, dass ich direkt am Alpenrand im schönen Ostallgäu geboren und aufgewachsen bin. Meine Eltern nahmen mich von klein auf mit in die Natur. Wandern, Mountainbiken und Klettern gehörten also immer zu unserer Freizeitgestaltung. Auch später in meiner Jugend war der Berg- und Outdoorsport essentiell für mich. So fuhr ich im Teenageralter Skirennen und später machte ich eine Ausbildung zum Bergretter.

Im Jahr 2009 veränderte sich mein Leben jedoch schlagartig. Bei einer Wintertour stürzte ich 30 Meter tief in eine Schlucht. Das aktive Leben war auf einmal Geschichte. Nach acht Monaten im künstlichen Koma und über 60 Operationen war es führ mich ein langer und harter Weg dies zu akzeptieren und mich auf mein neues Leben im Rollstuhl einzustellen.

Meine Leidenschaft für die Berge hat mich dazu gebracht mir Ziele zusetzten und dafür zu trainieren. So kämpfte ich mich Stück um Stück in ein selbstbestimmtes und aktives Leben zurück. Ich begann mit dem Handbiken, mit Monoskifahren, fuhr später sogar wieder Rennen im Europacup und plante meine ersten Projekte.

Im Jahr 2013 konnte ich als erster Handbiker die Alpen auf klassischen Mountainbike Routen überqueren. Heute bin ich selbständiger Motivationstrainer, Buchautor und Leistungssportler. Zudem reise ich wahnsinnig gerne mit meiner Frau Christina oder berichte über die Möglichkeiten, Chancen und Hürden für Menschen mit Handicap in anderen Ländern. Ich bin in einem Leben angekommen, das ich für nichts mehr auf der Welt eintauschen möchte.

Der Plan für Colorado stand, die Ideen waren konkret, die Tickets gebucht und nach tagelangem Koffer- und Skisack-Packen war der Tag endlich gekommen. Die Vorfreude über den Atlantik nach Amerika zufliegen war riesig.

Nach den Vorbereitungen ging es am 25. Februar 2018 gemeinsam mit meinem Freund und Fotografen Simon Toplak an den Münchener Flughafen. Im Gepäck zwei riesen Reisetaschen, jeder hatte zwei Skisäcke mit je 2 paar Skiern, je einen Rucksack und Simon hatte zusätzlich noch seine Fotoausrüstung mit dabei.

Ich bin immer überrascht wie gut und komplikationslos das Fliegen mit renommierten Airlines, wie der Lufthansa als Rollstuhlfahrer möglich ist. Es liegt vielleicht daran, dass eine Airline im Ausland genauso gut aufgestellt sein muss in Bezug auf Barrierefreiheit und Mobilitätsdienste wie es dort eben Standard ist. Wir sitzen im Flieger, haben unsere Sitzgurte angelegt und warten auf den Abflug.

Es ist natürlich ein anstrengender Flug gewesen. Zehn Stunden in der Luft zu sein, den Atlantik zu überqueren und einfach nur zu Warten. Gott sei Dank gibt es Filme im Flieger, die einen ein bisschen die Zeit vertreiben lassen.

Denver, die Hauptstadt des Bundesstaats Colorado war unser Ziel. Lufthansa fliegt mehrmals in der Woche die Wüstenstadt an, die auf knapp 2.000 Metern Seehöhe liegt. Im Hintergrund sieht man schon wie sich das Bergmassiv der Rocky Mountains erhebt. Für mich hat es etwas Mystisches. Ich assoziiere diesen Ort immer mit dem Tor zum Wilden Westen. Die letzte Großstadt vor den wilden Rocky Mountains, in denen schon in der Besiedlungszeit Goldgräber, Siedler und Banditen hofften ihr Glück zu finden. Und genau hier soll auch unser Abenteuer beginnen. Die Suche nach dem besten geeigneten Ski/ Wintersportgebiet in Colorado und Utah für Menschen wie mich. Menschen die auf Adaption aufgrund ihres Handicaps angewiesen sind.

Ich wohne und lebe am Allgäuer Alpenrand sicher nicht am schlechtesten Platz für Skifahren, Winter- und Bergsport. Wir haben jedoch alle schon von dem berühmten Champagner-Schnee der Rockys gehört. Wie dieser aber in Wirklichkeit zum Skifahren ist und was an diesem US-Schnee so besonders sein soll, konnte ich mir bis zu meiner Reise nie so wirklich vorstellen. Schnee ist doch Schnee, und wieso sollte dieser in den Saaten anders sein als in den heimischen Alpen??? Man warte nur mal ab.

Nachdem wir hundemüde unser Auto beim Rentalpoint entgegen genommen haben und ich nur mit meinem Skisack und meinem kleinen Handgepäck den Flughafen verlassen hatte, war die Vorfreude auf einmal nicht mehr so groß. Mein Hauptgepäck ist nämlich nicht in Denver angekommen. Ich bin beruflicher Vielflieger, doch das hatte ich noch nie erlebt. Da ich aber nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen bin, dachte ich mir schon „What else“, wird schon noch kommen. Tatsächlich, in der Nacht wurde mein Gepäck in unsere erste Unterkunft in Denver City nachgeliefert.

Am nächsten Morgen fuhren wir dann auf dem Highway aus der Stadt hinaus, direkt in die Rocky Mountains. Unser erstes Ziel war Winterpark, ein Skigebiet circa zwei Stunden Fahrzeit entfernt auf 2.700 Metern über dem Meer. Die weißen Hänge stachen uns sofort ins Auge als wir mit unserem Ford SUV in Winterpark einrollten ( In Amerika rollt und cruist man, da gibt es kein Hetzen und Rasen).

Winterpark hat eines der größten Adaptive Sports Programs, das sind die Behindertensport-Programme, der gesamten USA. Von Einsteiger Skikursen bis hin zu professionellem Renntraining ist in Winterpark alles möglich. Man muss sich vorstellen in Winterpark beschäftigt das National Sport Center for the Disabled NSCD über 60 Volunteers, die als Skilehrer, Betreuer und Trainer tätig sind.

Wir durften die ersten Schwünge im Schnee der Rocky Mountains in den Schnee zeichnen. Sessellifte sind neben ein paar vereinzelten Gondeln das Beförderungsmittel um bequem auf den Berg zu kommen. Interessanterweise sind an diesen Liften lauter junge Leute beschäftigt, teilweise bis zu drei Liftangestellte, die einem helfen in den Lift zu kommen oder ihn bei Ungeübten etwas langsamer stellen, wenn man in den Sessel einsteigen möchte.

Die Pisten in Winterpark waren genial, sie waren kompakt, hart, aber niemals eisig, und das über den ganzen Tag. Der Schnee hat sich trotz Sonneneinstrahlung am Nachmittag fast nicht verändert. Es gab keine Hügel, die schwer und angeschmolzen waren, obwohl es schon März war. Allerdings hat die dünne Luft auch Simon und mir zu schaffen gemacht: Man fährt bis auf 3.600 Mater rauf, und das haben auch wir, obwohl wir beide Wintersportler und in den Bergen zuhause sind, gemerkt.

Am zweiten Tag durften wir im Rahmen unserer Reportage an dem professionellen Renntraining teilnehmen. Auch dabei waren wir wieder total von den Socken. Der Kurs stand als wir an die eigens abgesperrte Rennstrecke kamen. Es war je ein Trainer plus ein weiterer Betreuer an Start und Ziel des Trainingskurses. In der Mitte war ein weiterer Volunteer gestanden um die Athleten bei ihren Fahrten zu filmen. Diese Aufnahmen wurden nach dem Training gemeinsam mit dem Coach analysiert und es wurden Tipps erteilt für das nächste Training. In Winterpark können Athleten aus der ganzen Welt an sechs Tagen in der Woche am Race Programm teilnehmen und trainieren.

Ich als Ex- Rennfahrer habe mich sofort zuhause gefühlt und war in meinem Element. Ich genoss es ganz ohne Druck ein paar Fahrten Riesenslalom mit zu trainieren und zu erleben wie unter diesen tollen Schnee- und Trainingsbedingungen ein einzelner Trainingstag sichtbare Forstschritte hervorbringen kann. Nach drei Tagen in Winterpark ging es weiter nach Aspen, dem Weltberühmten Skiort von Colorado.

Aspen ist in drei Skigebiete aufgegliedert. Aspen Highlands, Snowmass und Buttermilk. Wir haben die meiste Zeit in Snowmass verbracht, weil wir dort unser Hotel direkt an der Piste hatten. An dieser Stelle muss ich sagen, dass jede Unterkunft in der wir waren, egal ob in einem Appartement oder in einem Hotel, immer komplett barrierefrei war. In Amerika scheint mir, dass es einfach Standard ist, Rollstuhlgerecht zu bauen und zu vermieten.

Ähnlich wie Winterpark war Aspen typisch Amerikanisch, weitläufig und die Siedlungen ragten bis an die Piste. Doch Aspen war für mich das absolute Highlight, nicht zuletzt, weil es unendlich viele verschiedene Pisten gab. Es war nie wirklich steil, aber dennoch kupiert abwechslungsreich und kurvig. Die Pisten verliefen allesamt durch ein kleines Waldstück und sie waren wahnsinnig breit. Wir machten am ersten Tag in Aspen so viele Fahrten, waren direkt in einem Skirausch, sodass wir ganz vergasen Bild- und Filmmaterial für unsere Reportage zu produzieren, was unser eigentlicher Auftrag war. Wir sagten oft zum Spaß, „hier Ski zu fahren ist wie Teil eines Computerspiels zu sein“.

Neben dem Skifahren machten wir auch dort Bekanntschaft mit den Leuten des dortigen Behindertensport Center. Wie in Winterpark waren wir auch in Aspen begeistert, wie gut die Betreuung für Menschen mit Handicap organisiert ist. Biski, Monoski, Prothesen-Skifahren oder Blinden Skifahren, alles mit Begleitung und Coach ist dort möglich. Im Allgemeinen haben wir sehr viele Menschen mit schweren Behinderungen und starken Einschränkungen gesehen. Es gehen in den dortigen Skigebieten viele Menschen die selbst nicht aktiv Skifahren können, im Biski mit Betreuern, die vom Behindertensport Zentrum gestellt werden, raus auf die Piste.

Wir gingen jeden Abend hundemüde von den tollen Erlebnissen, dem Kontakt zu so vielen netten hilfsbereiten Menschen und nicht zuletzt wegen der Höhe und der trockenen Luft, ins Bett. Übrigens: Die Höhe, die trockene Luft und die Wettereinflüsse vom Pazifik, aus Westen kommend, sind verantwortlich für das meist schöne Wetter und den überaus trockenen Schnee. Den Champagne Powder eben.

Weiter in unserem typischen Amischlitten nach Crested Butte über die Highways, durch Wüsten, Berge und Canyons. Gestern standen wir noch am höchsten Punkt vom Skigebiet in Aspen/ Snowmass. Unser Guide zeigte mit seinem Skistock in Richtung Süden: „Up there guys, round about 20 miles, there is your next destination, Crested Butte“. „Da drunten, knapp 30 Kilometer entfernt liegt eurer nächstes Ziel, Crested Butte“

Die Autofahrt an unseren dritten Standort dauerte jedoch über sechs Stunden. Auch das ist Amerika. Das Land der ewigen Weiten. Wir mussten eine ganze Bergkette umfahren um an unseren nächsten Ort zu gelangen, obgleich er nur ca. 30 Kilometer Luftlinie von Aspen entfernt lag. Die Wüste, die wir durchquerten war karg und ohne Schnee, es war warm bis zu 27 Grad Celsius und die Black Angus Rinder weideten ohne eingrenzenden Zaun auf endlosen, weiten Feldern. Wir kamen durch eine bergige Region, dann wieder durch die Steppe, ein Canyon brach auf einmal bis zu 1.000 Meter ab und fuhren vorbei an Seen die gefroren in der trockenen schneelosen Bergwüste lagen. Eine Autofahrt die uns abermals staunen ließ: Der Wilde Westen!

Crested Butte kannte ich schon von meinem Sommertrip, den ich im Jahr 2014 mit dem Handbike gemacht hatte. Crested Butte ist ein sehr unscheinbarer Skiort, in einer alten Goldgräberregion, wunderschön gelegen am Fuße des Mount Crested Butte. Das Skigebiet ist zwar etwas kleiner als die anderen, die wir vorher getestet hatten, dennoch ist es groß und abwechslungsreich genug um den ganzen Tag Ski zu fahren, ohne dass einem langweilig wird. Steile Pisten, moderat geneigte Hänge und genügend Möglichkeiten für Skineulinge und Anfänger, um an einem Skikurs teilzunehmen.

Es gibt auch dort ein Behindertensport–Programm, das Adaptive Sport Center, mit dem wir 2014 einmalige Erfahrungen machten durften. 2014 waren wir dort Offroad- Handbiken und Raften am Fraser River. Das Adaptive Sport Center bietet auch Klettern, Wassersport, Skifahren im Biski oder Monoski, Bergtouren mit Camping und Fliegenfischen an. Sozusagen alles was das Sportlerherz für Menschen mit und ohne Handicap begehrt.

Wir waren mehrere Tage mit unserer Fotoausrüstung auf den ganztags perfekten Pisten unterwegs und genossen bei bestem Wetter die absolut barrierefreien Bedingungen von Liften und in den Lodges. Auch dort lag unser Hotel direkt an der Piste.

Direkt an der Piste liegen auch die großzügigen Räume des ASC mit beheizten Räumen mit Sofas zum umziehen, für Besprechungen mit den Skilehrern oder Coaches. Dort kann man auch kostenlos sein Ski Material lagern. Die Wege zu den Pisten sind alle asphaltiert, sodass auch das alltägliche Fortbewegen für Rollstuhlfahrer super einfach ist.
Im Adaptive Sport Center haben wir sogar einen Monoskitransport-Wagen kostenlos ausleihen können, was das unangenehme Schleppen von Monoskigerät und Equipment erleichterte. So etwas habe ich bei uns in Europa noch nie gesehen.

Zu guter Letzt stand der dreimalige Olympiaort Park City im Bundesstaat Utah noch am Programm. Wir überquerten die Bundesstaatsgrenze von Colorado nach Utah und fuhren weiter in Richtung Hauptstadt von Utah, nach Salt Lake City. Salt Lake City war Austragungsort der olympischen sowie paraolympischen Spiele im Jahr 2002. Park City ist der Außen-Austragungsort für die Freiluftsportarten, wie für Skialpin- Rennen, Snowboard- Wettkämpfe und den Nordischen Disziplinen gewesen. Dort steht auch die olympische Bobbahn, in der heute noch Weltcup Rennen gefahren werden.

In Park City waren wir an eine internationale Pressegruppe angegliedert. Am ersten Abend durften wir beim Dinner unsere Kollegen alle kennenlernen. Wir waren eine Gruppe von acht Outdoor-Journalisten aus der ganzen Welt. Mit dieser Gruppe waren wir insgesamt vier Tage unterwegs und haben sämtliche Attraktionen von Park City auf Herz und Nieren getestet: Am ersten Tag hat uns ein Langlauf- Guide des olympischen „Nordic Centers“ die Langlaufanlagen gezeigt. Ich bekam leihweise einen Skilanglauf-Schlitten, in dem ich meine ersten Erfahrung in dieser Sportart machen durfte. Es war gar nicht so einfach, denn man schiebt nur mit den Armen an, dennoch machte es auf den flachen Anfängerstrecken riesigen Spaß. Ich war sofort fasziniert von dieser Sportart.

Mich überraschte es nicht mehr, dass es auch in Park City ein breit aufgestelltes Behinderten- Freizeit und Sport- Programm gibt. Dort nennt sich dieses interessanter weise Ability Sports Center. Ins Deutsche Übersetzt: „Sportzentrum der Möglichkeiten“

Am Nachmittag des ersten Tages in Park City sind wir gemeinsam mit der internationalen Pressegruppe zur Olympischen Bobbahn gefahren. Wir sollten alle eine Fahrt mit dem Viererbob ausprobieren. Ich liebe Adrenalin und die Geschwindigkeit. Ich gebe aber zu, ich hatte richtig Muffensausen vor der Fahrt im Eiskanal. An zweiter Position im Viererbob, chauffiert von einem Profi stürzten wir uns ungebremst den Eiskanal, mit über 120 Km/h hinunter. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Die G-Kräfte waren annähernd so stark wie bei einem Raketenstart, erzählte man uns im Nachhinein. Es war sprichwörtlich atemberaubend. Als wir ausgestiegen sind zitterten meine gelähmten Beine.... Es wurde mir an allen Stellen und in jeder Situation beim Ein und Aussteigen in den Bob geholfen. Es ist auch dort Standard, dass solche Attraktionen genauso für Mobilitätseingeschränkte möglich gemacht werden, wie für Otto Normalverbraucher.

Am zweiten Tag stand auf unserem Plan eine Mountainbike Tour in der Wüste. Geht das denn überhaupt im Winter fragte ich mich? Wir fanden uns am Ability Sports Center ein und wurden sofort von mehreren Mitarbeitern freundlichst empfangen. Unser Coach nahm uns gleich mit zur Garage, in der die Leih-Handbikes und noch viele andere Behindertensportgeräte lagerten. Ich bekam ein Handbike mit Elektromotor und wir fuhren mit unseren Bikes durch die Wüste. Die Wüste war eine Hügellandschaft, im Hintergrund die Bergkette von Park City mit den weißen Skipisten. Interessanterweise war die Steppe total karg, schneefrei und trocken.

Es war zwar kalt - wir mussten uns dick einpacken mit Mütze unter dem Helm und Handschuhen - es war jedoch tatsächlich möglich zu radeln, ohne dass es zur Kälte-Tortur für mich wurde. Der Elektromotor in meinem Leihbike war so stark, dass ich auf schmalen und holprigen Trails recht zügig bergauf fahren konnte. Der Ausblick war einfach faszinierend und ich war wieder einmal geflashed was die USA für eine ewig weite und facettenreiche Spielwiese für Outdoorsportler wie mich ist.

An unseren letzten beiden Tagen ging es nochmal auf die Pisten von Park City. Es begleitete uns der amputierte Local Ravi Drugan mit seinem Monoski. Er zeigte uns das ganze Skigebiet. Auffallend dort war wieder die Kombination aus sehr vielen einfachen Anfängerpisten und den steilen Hängen für die ambitionierten Sportler. Der Ort lag wieder mitten im Skigebiet, sodass Ein- sowie Austeigen aus meinem Monoski super easy war. Die Anlagen, wie Restaurants, Hotels und Toiletten waren alle wieder komplett barrierefrei.

An unserem Letzten Abend sind wir mit der gesamten Pressegruppe, die sich wie eine kleine Kurzzeitfamilie eingeschworen hatte, nach Deer Valley in die Deer Valley Mountain Lodges zum weltberühmten See Food Buffet gegangen. Es war ein krönender Abschluss, sich mit den liebgewonnen Kollegen auszutauschen, zu feiern und sich leider auch zu verabschieden, denn unsere einmalige Reportage-Reise war zu Ende.

Am nächsten Morgen fuhren wir an den Flughafen von Salt Lake City. Es ging wieder nach Hause. Wir waren geflashed, fasziniert, begeistert, demütig und etwas traurig, dass dieser Trip zu Ende war.

In drei Wochen Reisezeit durch Colorado und Utah trafen wir unzählige, nette und aufgeschlossene Menschen. Alle sind wahnsinnig interessiert daran, dass es einem gut geht und dass man überall klar kommt. Besonders als Rollstuhlfahrer ist mir aufgefallen wie zu jedem Zeitpunkt wirklich alles funktionierte. Auf dem Heimflug, kam mir ein Gedanke: „In all der Zeit hat mich niemand gefragt, was mit mir passiert ist, warum ich im Rollstuhl sitze, es hat sie schlicht nicht interessiert. Es war ihnen egal!" Ist es Oberflächlichkeit, was den Amis oft nachgesagt wird, oder ist es bedingungslose Inklusion, weil es egal ist, wenn man anders ist????

Infos für SkifahrerInnen mit Handicap:
NSCD (National Sports Center for the Disabled Winter Park
nscd.org

Challange Aspen
challengeaspen.org

Adaptive Sport Center, Crested Butte
www.adaptivesports.org

National Ability Center, Park City (Utah)
www.discovernac.org

Die verschiedenen Behindertensport Zentren finanzieren sich zum größten Teil aus Spendengeldern. Skikurse, Betreuung, Hosting, und alle Preise können auf den Websites der jeweiligen Programme/ Zentren eingesehen werden. Es gibt auch Shuttletransporte von und zu den Flughäfen wie Denver oder Salt Lake City.


Felix Brunner:
Der gefragte Vortragsredner und Diplom-Fachwirt gibt seine Erfahrungen als Referent auf Tagungen, Kongressen oder in Ausbildungseinheiten weiter. Seine Themenschwerpunkte sind neben Krisenmanagement Teambuilding, Umsetzungsprozesse und vor allem Motivation. Nach einem Unfall auf dem Rückweg vom Eisklettern änderte sich sein Leben radikal: Diagnose Querschnittslähmung. Der Weg zurück in ein aktives, normales Leben war lang und hart, aber: „Aufgeben war niemals eine Option.“

Seine Biographie „Aufwachen“ ist 2017 im 5 Sterne Verlag erschienen.

www.felixbrunner.de

Hinterlasse eine Antwort
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu posten
vorheriger Artikel

Powderparadies Paznauntal

nächster Artikel

5 Tiroler Gletscher-Powdertrip