Freeride Tipp: Kitzsteinhorn

Von Benedikt Nöth am 27.Feb. 2014

Es gibt sie doch noch! Skigebiete in den Alpen, die eine sehr große Powderwahrscheinlichkeit versprechen - und das nördlich des Brenners! Wir waren am Kitzsteinhorn - einem dieser sagenumwobenen Orte - und wurden nicht enttäuscht.

Der Winter in den Nordalpen ist für alle Powderfans eine Katastrophe. Das ist uns bewusst. Aber irgendwo liegt immer Schnee, nicht nur in den Südalpen. Man muss nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Bei frühlingshaften 14 Grad packen wir also die breiten Powderlatten in unser Auto und fahren von den bayrischen Alpen in Richtung Kitzsteinhorn. Je näher wir dem Ziel kommen, desto häufiger dreht sich mein Beifahrer mit sorgenvollen Blick um und betrachtet unsere Ski. Seine Bedenken sind einfach zu durchschauen: "Wieso haben wir nur Powderlatten mit 120mm+ unter der Bindung eingepackt?", denn in den Skigebieten an denen wir vorbeifahren ist nicht einmal mehr die Talabfahrt möglich.

Powderenklave in den Hohen Tauern
In Kaprun angekommen sind alle Zweifel wie weggeblasen. Über Nacht hatte es am Gletscher circa 20cm geschneit und für den Tag waren weitere Schneefälle angesagt. Zum einen waren wir begeistert, dass es weiter schneit, zum anderen hatten wir aber auch ein mulmiges Gefühl, da wir als Ortsfremde an einem Gletscher einen White-Out befürchteten. Die Sorge war aber vollkommen unbegründet: Dank des sehr ausführlichen FreerideXXL-Informationssystems fanden wir uns trotz vorübergehenden Schlechtwetters sehr gut zurecht.

Freeride XXL
Als Freeride XXL bezeichnen die Betreiber der Gletscherbahnen am Kitzsteinhorn ein Informationssystem, das Freeridern alle wichtigen Informationen zur Verfügung stellt. So findet man an der Freeride Info Base neben einer Übersichtskarte mit allen ausgeschriebenen Freeride-Routen eine Anzeige mit der aktuellen Lawinengefahr, einen LVS-Gerät Checkpoint und nützliche Tipps zu Ausrüstung. Zusätzlich sind an allen Einstiegen der Freeriderouten sogenannte Freeride Info Points, mit topographischen Karten und allem Wissenswerten zu Gefahrenstellen. Ebenfalls gibt es ein Lawinensuchfeld, auf dem man den Umgang mit dem LVS-Gerät trainieren kann. Das Besondere an diesem Feld ist, dass man mithilfe neuester Technik die Verschüttetensuche komplett in Eigenregie trainieren kann.

Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen und haben die fünf Freeride Routen auf Herz und Nieren getestet.



X1 - Ice Age
Die erste und zugleich höchstgelegene Freeride Route am Kitzsteinhorn beginnt auf 3029m Höhe. Vor allem nach Neuschnee sollte man hier aber schnell sein, da die Abfahrt sehr leicht zu erreichen ist. Aber auch danach macht es noch sehr viel Spaß die heile Welt der Powder-Eights mit Big Mountain-Turns zu durchbrechen.

Der etwas schwierigere DropIn, der nur bei sicheren Bedingungen gewählt und einzeln befahren werden sollte, befindet sich direkt an der Bergstation der Gipfelbahn. Sollten es die Bedingungen oder das eigene Können nicht zulassen, so nimmt man den Gletscher-Shuttle und fährt bis auf 2900m Höhe ab. Von hier aus ist der DropIn um einiges einfacher und auch sicherer. Vor einem liegt nun ein weites Feld. Hier sind dem Freerider keine Grenzen gesetzt. Zuerst geht es etwas steiler über weitläufige Hänge, die regelrecht zu Big Mountain-Turns einladen, und schließlich in gemäßigtere Hänge übergehen.

Kurz vor dem Zielpunkt wird es dann nochmal steiler. Skiers Right gibt es nach einer kurzen Traversierpassage mehrere Möglichkeiten kleine und mittlere Felsen zu droppen, bevor man nach einem letzten Steilstück auf die Piste Nr. 2 gelangt. Hier ist nun Speed gefragt, um bis zur Talstation der Sonnenkarbahn zu gelangen.
Hier gelangt ihr zu den GPS-Daten zur Freerideabfahrt "X1 Ice Age"

X2 - Westside Story (Extented Version)
Die Westside Story mit Start an der Bergstation der Kristallbahn ist sicherlich eine der schönsten und längsten Freeride Routen am Kitzsteinhorn. Aber wie es sich für Powdersüchtige wie uns gehört, haben wir eine 'Extented Version' gefunden, die den nötigen Nervenkitzel und einen zusätzlichen Powderhang mitbringt. Anstatt schon an der Bergstation der Kristallbahn in die Route einzusteigen, nehmen wir den Maurerlift bis auf 2870m Höhe. Nun quert man zuerst in nordwestlicher Richtung gen Lawinenverbauungen, bis man an einem etwas ausgesetzten Grat gelangt. Hier ist Vorsicht geboten! Sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite fallen die Bergflanken jäh ab. Die Querung ist also eine absolute No-Fall-Zone!

Nach ca 250 Metern am Grat gelangt man auf ein weites Feld, das bis knapp über der Bergstation der Kristallbahn immer steiler wird. Aufgrund der etwas schwierigeren Querung direkt auf dem Grat ist die Wahrscheinlichkeit Powder zu finden auch nach längeren Trockenperioden groß.

Nun steht man direkt am 'normalen' Einstieg zur Westside Story. Nach einer kurzen Querung in nordwestlicher Richtung erstrecken sich mehrere Rinnen und Schneefelder vor einem, die bis zur Talstation der Langwiedbahn führen. Lediglich im unteren Viertel gilt es aufzupassen, dass man nicht an einem Felsabbruch steht. Diese lassen sich aber von der Langwiedbahn bestens einsehen.
Hier gelangt ihr zu den GPS-Daten zur Freerideabfahrt "X2 - Westside Story"



X3 - Left Wing + X5 - Pipe Line
Eher einfachere Freeride Routen sind Left Wing und die Pipe Line. Die Left Wing startet Skiers Right der Langwiedbahn. Sie beginnt mit einem kurzen Steilhang, der auf die Piste leitet. Die Piste kreuzen und wieder in das Langwiedgelände einfahren. Da diese Route sehr einfach vom Lift einzusehen und zu erreichen ist, ist sie leider sehr schnell verspurt. Dennoch bietet das Gelände einige spannende Features. Die interessantere Variante durch das Langwiedgelände ist aber definitiv die Pipe Line: mehrere Rinnen machen dem Namen alle Ehre. Gepaart mit kleinen und mittleren Cliffs und dem kuppierten Gelände kommt hier definitiv Fahrspaß auf.
Hier gelangt ihr zu den GPS-Daten zur Freerideabfahrt "X3 Left Wing + X5 Pipe Line"

X4 - Jump Run
Der Jump Run ist die beliebteste Route unter den Locals. Das merkt man leider auch an Bluebird-Tagen. Zwischen der Piste 12/14 und der X2 gelegen, bietet der Run Naturpipes und natürliche Kicker en masse. Kein Run ist wie der andere. Die Route quert von der 12er Piste raus in das offene Gelände und wartet dort mit kuppiertem Gelände, Rinnen, Cliffs und weiten Powderhängen auf. Hier findet man alles, was das Powderherz begehrt. Einigen Freeridern ist die Strecke nur allzu gut bekannt, da sie Teil des X Over Rides ist.
Hier gelangt ihr zu den GPS-Daten zur Freerideabfahrt "X4 Jump Run"
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