Ende März in Osttirol
© Julia Dobler

Ende März in Osttirol

Von Julia Dobler am 14.Apr. 2025

„Lass uns doch übers Wochenende nach Osttirol fahren! Da gilt die Snowcard ja auch...“ „Gute Idee! Die haben jetzt auch a bissl Schnee bekommen. Vielleicht können wir uns sogar das FreerideTestival-Wohnmobil ausleihen?“ So unsere Reiseplanung in Kurzform. Einen Anruf später war’s auch schon fix: Wir fahren ins ein bisschen kleinere, ein bisschen unbekanntere, ein bisschen unaufgeregtere Tirol, nämlich gleich hinter Kitzbühel durch den Felbertauerntunnel nach Osttirol.

Tauernblick 1

Die etwas längere Version unserer Idee: Den gesamten Winter über hatten wir schon die Schnee- und Lawinenlageberichte für Osttirol auf die Favoriten diverser Apps gelegt. Leider hatten die Schneegötter den „abgeknipsten“ Teil Tirols allerdings nicht wirklich auf der Karte. Auch dort keine fluffigen Flocken in Sicht. So wurde es März, bis wir uns aufmachten. Am Abend gepackt, in der Früh alles in den Hymer geladen, das Material ordentlich verstaut und Ladung gesichert (schließlich wollten wir keine herumfliegenden Skischuhe oder nervig in jeder Kurve auf- und zuknallende Schubladen) und bei allerwunderbarstem Frühlingswetter los in unseren Erkundungsausflug. So der Plan.

Denn so wie die allermeisten Snowcard-Besitzer wussten wir zwar von den inkludierten Osttiroler Skigebieten, waren allerdings kaum je in einem gewesen. Die Reiseroute ergab sich aus einer Kombination aus „Oh, die haben schon geschlossen!“ und „Oh, da wollte ich immer schon mal hin!“: Aus dem Chiemgau über Kitzbühel nach Kals am Großglockner, von dort weiter nach Lienz und zum Drüberstreuen nach Sankt Jakob im Defereggental.

Soweit, so gut. Wie heißt es so schön: Life is what happens while you're busy making other plans. Am frühen Morgen, bereits in Goretex gewandet, wurden wir von einer Reihe ungeplanter Ereignisse an der Abreise gehindert, bis wir dann endlich am sehr späten Vormittag den Schlüssel im Zündschloss des Hymers drehten und vom Hof rollten. Aber so geht’s halt manchmal, und ohne unsere Verspätung wären wir auch sicher nicht spontan auf der Resterhöhe für 2 Stunden Nachmittagsskifahren stehen geblieben. Was wäre uns entgangen!

Firn auf der Resterhöhe Querformat

Während an der Talstation schon das Braungrün der Frühlingsfelder überwiegt, dauert es nicht einmal eine ganze Liftfahrt, um die Landschaft in strahlendes Weiß gehüllt zu sehen. Und tatsächlich bekommen wir einen Firn- und Slushnachmittag deluxe geschenkt: Nix los, Schnee (Naturschnee!) sogar neben den Pisten, und mit der Sonne alles richtig schön smooth zu fahren. Dass wir aus dem Grinsen kaum rauskommen, muss ich wohl nicht dazusagen.

Zurück am Womo Ski und Skiboots in der Sonne abtropfen lassen, den kleinen Hunger gestillt und den größeren Durst gelöscht, und zack! sind wir wieder on the road. Berg rauf, durch den Tunnel, Maut bezahlt, Berg runter, an Matrei vorbei und schon geht’s links wieder den Berg rauf nach Kals, wo wir übernachten wollen. Dass wir mit jedem Kilometer ein klitzekleines Bisschen unentspannter werden, liegt keinesfalls an der Fahrerei mit unserem Leih-Wohnmobil, sondern eher daran, dass sich einfach kein Schnee zeigen will. Sogar in Kals auf über 1.300 Metern Seehöhe kein Fitzelchen – außer auf den Kunstschneebändern, die sich zur Talstation ziehen. Hmpf, das hatten wir uns anders gewünscht, auch wenn wir es eigentlich ja gewusst hatten. Aber wo wir schon mal hier sind...

Es gibt in Kals zwar einen Winter-Campingplatz, wir beschließen aber trotzdem, zuerst mal beim Lift zu fragen, ob wir über Nacht stehenbleiben dürfen. Und der superfreundliche Liftmitarbeiter weist uns direkt den Logenplatz zu. Wir nächtigen also erste Reihe fußfrei und können praktisch vom Wohnmobil in die Gondel fallen.

Hymer erste Reihe Fußfrei Querformat

Zuerst fallen wir aber ins Heckbett des Hymers. Nicht, ohne vorher allerdings unsere knurrenden Mägen gefüllt zu haben und in unsere fetten Daunenjacken gekuschelt wie die Proficamper in die Klappsessel gefläzt der Sonne beim Unter- und den Sternen beim Aufgehen zugesehen zu haben. Gute Entscheidung, hier rauf zu fahren – was für einen Traumkulisse, der funkelnde Sternenhimmel über uns und die unzähligen Gipfel der Hohen Tauern rund um uns herum. Die letzten Pistenbully-Geräusche dienen als Einschlafhilfe, wir hauen uns in die Falle – der first chair wartet auf uns.

First Chair 2

Der nächste Morgen beginnt für uns mit einem Cafe aus der Bialetti, der Tote aufwecken könnte und 2 schnellen Käsebroten, und dann stehen wir auch schon fix und fertig an der Gondel. Schnell noch die Schokolade bei unserem freundlichen Liftmitarbeiter abgeliefert und ab geht’s – also rauf geht’s. Genau genommen geht’s knapp 1.300 Höhenmeter rauf, denn die Gondel endet erst auf über 2.600 Metern.

In der Zeit, die es braucht, um die Höhendifferenz bis zur Adlerlounge zu überwinden, werden wir vor lauter Schauen ziemlich still. Bis er dann doch wieder fällt, der Satz des Winters 2024/25: „Mei, wenn’s doch nur an gscheidn Schnee hätt!“ Es ist, wie es eben ist: Eine Location-Check-Saison. Und halleluja, im Großglockner Resort Kals-Matrei ließe sich so einiges anstellen – wenn es halt an gscheidn Schnee hätt.

Glocknerblick Grossflockner Resort Kals Matrei

Während die aufziehenden Wolken über den Himmel fetzen, lassen wir’s auf den weitläufigen und menschenleeren Pisten krachen. Zugegeben, das macht auch mal Spaß, besonders, wenn man nicht auf Massen anderer Skifahrer trifft bzw. diejenigen, mit denen man sich das Skigebiet teilt, offensichtlich ebenfalls ihren Spaß daran haben, es mal so richtig fliegen zu lassen. Ganz widerstehen können wir dann doch nicht und unternehmen ein paar Abstecher ins Gelände. Allerdings macht der Schnee nicht so schön auf wie am Vortag und so mag sich der echte Firnspaß nur mit einiger Anstrengung einstellen. Was soll’s, wir sind hingerissen von einem Skigebiet mit nur wenigen Liftanlagen, die jedoch ein riesiges Gelände erschließen – und schier unendliche Varianten.

Wir kommen aus dem Schauen kaum mehr raus. Und ja, natürlich haben wir auch versucht, einen Blick auf den großen Namensgeber zu erhaschen, den Großglockner. Aber der wollte sich partout nicht zeigen, der Hundling! Was sich jedoch zu unserem Leidwesen zeigt, ist, dass die GeoSphere Austria Recht damit hatte, dass sich ein Mords Sauwetter zusammenbraut für den nächsten Tag.

Da hinten versteckt sich der Glockner

Wir überlegen hin und her, checken sämtliche Wetter-Apps jeweils mindestens 3 Mal und entscheiden uns dann schweren Herzens, unseren „Kleino(s)d/tirol“-Roadtrip abzukürzen und zu einem „Wir-übernachten-in-Kals-am-Großglockner-Roadtrip“ zu machen. Es soll nämlich kein Schnee kommen, sondern bis auf knapp 2.000 Meter schütten. Ein Wehrmutstropfen, aber das Gute daran ist, dass wir noch mal kommen müssen – und a bissl was geht ja noch diesen Winter.

Links

Großglockner Resort Kals-Matrei

Großdorf 70, 9981 Kals am Großglockner

+43 4876 8233

Noch geöffnet bis 21.04.2025

www.gg-resort.at

Osttirol

www.osttirol.com

Snowcard Tirol

www.snowcard.tirol.at

HYMER Grand Canyon S CrossOver

www.hymer.com

 

Bilder: Julia Dobler & Phil Dobler

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