Ein Norwegentrip in 3 Teilen

Von Julia Schwarzmayr am 3.Nov. 2016

Von Røldal aus machen wir uns auf den Weg Richtung Sogndal um noch einige tolle Skitouren zu gehen. Als wir in Sogndal ankommen ist das Wetter wieder einmal schlecht und es regnet. Nach kurzer Rücksprache mit einigen Locals machen wir uns direkt auf den Weg nach Turtagro.

Ankunft in Turtagro, Hurrungane Gebirge: super Gelände und keine Menschenseele, Danke Joi für diesen Tipp! Das Gebiet erstreckt sich östlich der innersten Ausläufer des Sognefjordes, des Lustrafjordes und des Årdalsfjordes. Dank dem späten Sonnenuntergang in Norwegen brechen wir sogar nach unserer Ankunft am Abend noch zu einer kleinen Skitour auf und erspähen schon einige tolle Linien in steilem, technischen Gelände.

Auch am nächsten Tag haben wir wieder super Wetter und machen uns gleich auf Richtung Lauvnostinden, eine Skitour mit etwa 900 Höhenmetern die nicht nur eine wunderschöne Kulisse bietet, sondern auch beeindruckende Abfahrten. Nach den ersten Schneechecks müssen wir unsere Pläne aber leider ändern und einsehen, dass die geplanten, steilen und technischen Linien nicht möglich sind. Die Schneedecke ist einfach zu instabil. Wir versuchen trotzdem in anderen Expositionen guten Schnee zu finden, aber alles über 35°- 40° ist einfach zu gefährlich. So begnügen wir uns mit dem wunderbaren Panorama und versuchen, das Beste daraus zu machen. Immerhin müssen wir uns mit niemanden um die Lines streiten.

Wir verbringen die nächsten Tage ebenfalls mit einigen tollen Skitouren und malen uns aus wie genial dieses Gebiet bei sicheren Schneeverhältnissen wäre wodurch wir einen viel wichtigeren Fakt fast vergessen: Die nordischen Wettergötter sind mit uns! Während unserer vierten Skitour im Hurrungane Gebirge wird uns erst langsam bewusst, dass wir mittlerweile schon den vierten Tag in Folge im strahlenden Sonnenschein gehen dürfen. Was für Norwegen sehr ungewöhnlich ist, da durch die Nähe zur Küste das Wetter einerseits sehr spontan und schnell wechseln kann und andererseits auch oftmals lange Schlechtwetterperioden vorherrschen. Da wie schon erwähnt die nordischen Wettergötter offensichtlich auf unserer Seite stehen, können wir nicht nur beindruckende Gipfel wie den Store Ringstind erklimmen, sondern On-Top auch noch eine wunderschöne Aussicht genießen. Die Tour zum Store Ringstind zum Beispiel führt vorerst einmal durch ein langes Tal, dass nach ca. einer Stunde durchquert ist. Danach geht es über einen Gletscher auf ein Plateau, von dort aus sind es etwa noch 2 Stunden bis zum Gipfel. Mit seinen 2124 Metern ist der Store Ringstind zwar nicht der höchste Berg im Hurrungane Gebiet, jedoch einer der charakteristischsten in ganz Norwegen. Durch seine Geometrie gleicht er fast einer Pyramide oder einem Keil. Lediglich eine Seite ist aufgrund ihrer Neigung (35 bis 40 Grad) begehbar.

Nachdem wir einige der schönsten Gipfel nahezu alleine und bei fast durchgehendem Sonnenschein begehen konnten, freuten wir uns nun auf die Teilnahme am Highcamp, dass dieses Wochenende hier stattfinden sollte. Wir siedeln also von unserem Campingplatz am Fjord auf ca. 1000 Meter Passhöhe um. An diesem Platz wird auch das Highcamp stattfinden. Aber was ist eigentlich dieses Highcamp genau? Das Friflyt Highcamp ist im Grunde genommen die Bezeichnung für ein Festival im Schnee. Hunderte von hartgesottenen Norwegern treffen sich, um 4 Tage lang im Schnee zu campen, gemeinsam auf Skitour zu gehen und abends das Festivalprogramm mit Livebands und Spieleabenden zu genießen. Leider haben die Organisatoren und auch Teilnehmer des Highcamps nicht so viel Wetterglück wie wir, denn prompt zum Start gibt es einen Wetterumschwung und eine Schlechtwetterfront zieht über das Hurrungane Gebirge. Dies scheint jedoch keineswegs ein Hindernis für die Norweger zu sein. Und so ziehen auch wir los um einen weiteren Gipfel, den Store Dyrhaugstind zu begehen. Denn ehrlich gesagt, lieber schwitzen wir auf einer Skitour, anstatt den ganzen Tag im kalten Zelt zu verbringen. Die Teilnahme am Highcamp Turtagrø war also ein gelungener und sehr interessanter Abschluss unserer Reise in Norwegen.

Nachdem wir Verena, die wegen einer Prüfung an der Uni schon wieder nach Innsbruck musste, am Flughafen abgesetzt haben, stehen Manu und mir nur noch zirka 2400 Kilometer Heimweg bevor. Da wir jedoch nur noch zu zweit sind und es auch egal ist, ob wir etwas früher oder später heimkommen, beschließen wir den Rückweg in Etappen zu fahren und noch einige unserer Freunde zu besuchen, somit machten wir noch Zwischenstopps in Oslo, Göteborg, Kopenhagen und Hamburg. Jede dieser Städte hat ein ganz eigenes Flair und mit unseren Skifreunden als persönliche Reiseführer lernen wir die Städte auch abseits der üblichen Touristenpfade kennen und verbringen so noch ein paar schöne Tage abseits der Berge, bevor wir wieder zuhause ankommen.
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