Bescheidenheit

Von Marius Schwager am 3.Jan. 2016

Neues, Jahr neues Glück. Neue Chancen, neue Perspektiven, neue Ziele. Was lehrt uns das vergangene Jahr, was können wir besser machen, was streichen wir, was beginnen wir neu? Was machen wir in der aktuellen Skisaison weiter, welche Richtung soll es den kommenden Winter gehen?

 

Der Jahreswechsel ist für viele die Zeit zur Kontemplation und des Nachdenkens, die Weichen neu stellen. Seit über einem Monat war ich nicht mehr Skifahren, Mitten in der Vorbereitung in den Freeridewinter. Es war unglaublich warm dieses Jahr. In Deutschland, Europa und auf der ganzen Welt. 2015 war das wärmste Jahr der Geschichte, Hitzekorde wurden auch in Deutschland und Österreich geknackt. Die Naturzerstörung schreitet immer schneller voran, fruchtbare Böden verschwinden, Wälder werden gefällt, Kriege um Wasser entstehen. Die Gletscher schmelzen rekordverdächtig schnell, die alpine Wintersaison scheint immer kürzer zu werden, der Schnee immer weniger, die Lifte und Anfahrtsmittel dagegen immer bequemer.

Gestern hab es ich es dann nicht mehr ausgehalten. Ich musste das Elend mit eigenen Augen sehen. Ein weißes Äderchen, oft keine 20m breit mit richtig miesem Schnee durchzieht die grün-bräunliche Landschaft. Das ganze Setting „Beschissen“ zu nennen, wäre geprahlt. Eine der beiden geöffneten Pisten ist menschenleer. Mitten in der Hauptsaison im Herzen des Alpintourismus. Ein Dutzend Skipistentourengeher kommen mir entgegen. Schneekanonen als Allheilmittel? Wer bitte hat denn schon Lust auf Skifahren zwischen grünen Wiesen auf dieser Eiskristallbrühe? Wer kam eigentlich auf die blöde Idee, dass Schneekanonen das Wintersportfeeling bringen?!

Vielleicht alles ein wenig bescheidener?

Die menschengemachte Klimaerwärmung scheint für uns Skifahrer langsam sichtbar. Zwar schaffen es die wenigsten Menschen wissenschaftlich korrekte Aussagen zu treffen und viele lassen sich gerne in ihren Erinnerungen trüben. Spricht man aber mit Menschen, die schon seit Jahrzehnten ihre Umgebung und Natur beobachten, fällt auf, dass sich vieles durch den Menschen ändert. Nur sehr wenig Gutes findet sich dabei. Können wir Menschen diese Negativentwicklungen stoppen? Rückgängig machen, zumindest abmildern?

Warum verhalten sich gerade die Outdoorsportler wie die größten Naturzerstörer? Wir erwarten immer mehr Luxus bei unseren fragwürdigen Abenteuererlebnissen, fahren die dicksten Autos, kaufen nicht nachhaltig produzierte Waren. Alles im Überfluss, das Beste ist gerade gut genug. Wo ist unser Drang zur Natur geblieben? Macht uns diese hyperschnelle Konsum glücklich? Brauche ich mein Auto wirklich oder reichen mir die Öffis und ein Fahrrad? Muss ich im Sommer schon wieder 15.000 Km mit dem Flieger ans andere Ende der Welt fliegen? Wäre weniger nicht manchmal mehr? Muss ich mir wirklich das nächste Statussymbol aneignen? Wie wäre es eigentlich mal wieder alles zurückzusetzen und neu zu überdenken?

Vielleicht alles ein wenig bescheidener?

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