Skitouren-paradies im Klostertal
© Anton Bernecher

Skitouren-paradies im Klostertal

Von Christina Mack am 6.Mär. 2025

14 skitourenmotivierte Leute aus Innsbruck und eine Idee, die zur Tradition werden soll. Letztes Jahr im Februar waren wir das erste Mal sieben Tage auf einer Selbstversorgerhütte im Klostertal. Dieses Jahr hatten wir Traumbedingungen, wunderschöne Abfahrten und abenteuerliche Kraxeleien. Kommt mit auf eine Woche Skitourenparadies im Klostertal.

Zwischen Bergen von Brot & Haferflocken

Eine Woche abgeschieden in den Bergen erfordert Planung – zumindest in der Theorie. Ein paar Wochen vorher setzen wir uns zusammen, rechnen Kalorien aus, überlegen den Transport und erstellen eine Einkaufsliste. Am Abend vor der Abreise sitzen wir dann trotzdem im Chaos zwischen Bergen von Haferflocken, Brot und einer Excel-Tabelle zur Orientierung. Alles wird gewogen und aufgeteilt – am Ende sind es 5,4 Kilo Essen pro Person, insgesamt 75 Kilo. Klingt viel, fühlt sich später am Rücken noch viel schwerer an. Leichte Sachen wie Schlafsäcke kommen in die zwei Materialschlitten, der Rest wird in den Rucksäcken verstaut. Noch ein paar Stunden Schlaf und dann geht’s auch schon los.

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Aufstieg mit Materialschlitten

Mit zwei vollgepackten Autos geht es am Montagmorgen um 6 Uhr von Innsbruck über den Arlberg ins Montafon. Die Vermuntbahn spart uns einige Höhenmeter und das anschließende Tunneltaxi bringt uns zum Silvretta-Stausee. Oben angekommen, schultern wir unsere Rucksäcke, hängen die Materialschlitten an die Klettergurte und schnallen die Ski an. Am Stausee vorbei geht es bei schönstem Wetter 340 Höhenmeter und 5,5 Kilometer Richtung Klostertaler Umwelthütte.

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Zuhause für die Woche

Die Selbstversorgerhütte ist mit einem AV-Schlüssel zugänglich, den wir zuvor beim Alpenvereinsbüro in Innsbruck abgeholt haben. Die Hütte ist genauso, wie wir sie in Erinnerung haben – gemütlich, schlicht, mit viel Holz und einem Matratzenlager für 15 Leute. In der kleinen Küchennische gibt es an Geschirr alles, was man benötigt. Wasser holen heißt hier aber: raus in den Schnee, Eimer füllen und in großen Töpfen auf dem Holzofen schmelzen. Davon ist reichlich im Keller vorhanden, doch bevor wir es verheizen können, muss es noch zurechtgesägt werden.

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Morgenritual

Jeden Morgen dasselbe Bild: Anton ist als Erster wach und macht Feuer. Dann dauert es mal mehr, mal weniger lange, bis sich auch der Rest aus den Schlafsäcken schält. Das Frühstück ist funktional, aber gar nicht so schlecht – Haferflocken mit Milchpulver, Trockenfrüchte und Schokomüsli. Währenddessen werden Käsebrote für unterwegs geschmiert, wobei erstaunlich viele Brote den Weg wieder zurück zur Hütte finden, um nach der Tour in Knoblauchöl angebraten zu werden. Dann folgt das übliche Chaos: Ausrüstung zusammensuchen, LVS-Check und los geht’s in verschiedene Richtungen.

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Tourenplanung

Am Abend vorher wird diskutiert, welche Touren in Frage kommen. Die Gruppen werden aufgeteilt, die Lawinenlage gecheckt – diese Woche hatten wir größtenteils die Lawinenwarnstufe 1, besser geht’s kaum. Offline-Karten wurden im Voraus heruntergeladen und die Walkie-Talkies aufgeladen. Damit bleiben wir auch unterwegs in Kontakt und können oft sogar hören, wenn die anderen Gruppen auf der gegenüberliegenden Talseite ihre Schwünge ziehen.

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Highlights der Woche

Das Klostertal bietet eine Menge an Skitourenoptionen für verschiedene Könnensstufen. Zu den Klassikern gehören die Sonntagsspitze, der Winterberg oder die Schneeglocke. Aber auch für Fortgeschrittene gibt es einige Herausforderungen mit Gratkraxeleien, Kletterpassagen und anspruchsvollen Abfahrten.


Hier ein Überblick über ein paar Touren, die uns besonders als Highlights in Erinnerung geblieben sind:
Verhupfspitze: Vom Lizner Sattel über den Grat auf die Verhupfspitze. Man kann entweder Richtung Klostertal oder nordseitig über die Saarbrücker Hütte abfahren. Der Aufstieg erfolgt dann wieder über den Lizner Sattel.
Silvrettahorn: Erst zur Schneeglocke, dann weiter über einen Grat zum Silvrettahorn. Danach eine lange Gletscherabfahrt, bevor es über die Rote Furka wieder aufwärts geht.
Klostertalerspitze: Eine wunderschöne Skitour, die wir alle gemeinsam gemacht haben. Oben gab es mehrere Möglichkeiten zum Drop-in – mit oder ohne Kraxelei. Diese Tour lässt sich gut mit dem Tällispitz kombinieren.
Kleine Egghörner: Die Überraschung der Woche – bester Schnee, perfekte Bedingungen und eine wunderschöne Abfahrt.

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Trockenraum und Stress-UNO

Zurück in der Hütte verwandelt sich der Wohnraum in einen Trockenraum. Felle hängen quer durch den Raum, Jacken dampfen vor sich hin, und irgendwer hat mal wieder seine Innenschuhe zu nah ans Feuer gelegt. Die Folge: unfreiwillige Schuhverformung. Während sich ein paar Mutige draußen noch eine eiskalte Schneebad-Dusche gönnen, läuft drinnen meistens eine epische Stress-UNO-Partie.

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Kaspressknödel und Pizza

Dann kommt der Moment, auf den alle hinfiebern – das Abendessen. Gekocht wird abwechselnd und trotz minimalistischer Küche gibt es alles, was das Herz begehrt: Spaghetti, Risotto, Pizza und 50 vorproduzierte Kaspressknödel. Da es hier nur schlechten Handyempfang gibt, gibt es auch keine Ablenkung – nur gute Gespräche, Gelächter und das Wissen, dass genau das hier der Grund ist, warum wir zurückgekommen sind.

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Letzter Tag

Am letzten Morgen packen wir unsere Sachen, erledigen die Hütten-To-Dos und schnallen die Materialschlitten wieder an. Über eine Querung des Klostertaler Bachs geht es zurück zum Stausee. Ein letzter Stopp auf der Bielerhöhe bietet den perfekten Abschluss für die Woche – ein kühles Weizen, Sonne im Gesicht und ein traumhafter Ausblick.

Eins steht fest: Wir kommen nächstes Jahr wieder!

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