Produkttest: Kari Traa Rose LS

Produkttest: Kari Traa Rose LS

Von JuliaS am 12.Feb. 2018

Beinahe jedes Outdoor-Brand verwendet Merinowolle mittlerweile in der ein oder anderen Form. Auch auf Merino spezialisierte Marken gibt es viele, die Naturfaser lässt sich dank ihrer Eigenschaften sehr vielseitig einsetzen. Merino-Labels, die auf rein weibliche Kundschaft setzen, sind allerdings die absolute Ausnahme. Eines der am schnellsten wachsenden Brands in diesem Bereich ist der norwegische Hersteller Kari Traa. Den meisten Outdoor- und Freerideaffinen (Frauen) sind die farbenfrohen Teile sicher schon mal bei der „Produktrecherche“ im Internet oder beim Fachhändler aufgefallen. Wir haben von www.funktionsunterwaeschewelt.com ein Rose Langarmshirt zum Testen zur Verfügung gestellt bekommen.

Material
Das Shirt besteht aus 100% Merinowolle, wie bei vielen Spezialmarken aus vollkommen mulesing-freier Schafzucht. Um das zu gewährleisten, folgt das von der ehemaligen Freestyle-Skiing Olympiamediallengewinnerin Kari Traa gegründete Label dem IWTO (International Wool Textile Organisation) Gütesiegel und setzt auf Ursprungs- und Verarbeitungszertifikate. Verarbeitet wurde 240 g starke und 19,5 Mikron feine Merinowolle. Dabei beträgt ein Mikron ein tausendstel Millimeter – je niedriger der Wert, desto feiner die Wolle. Merino liegt in einem Bereich zwischen 16,5 und 24 Mikron, „normale“ Wolle bei ungefähr der doppelten Faserstärke. Da sich die menschliche Wahrnehmungsschwelle bei ca. 25 Mikron befindet, kratzt Merinowolle übrigens nicht. Unter den Armen wurde ein dünnerer 180 g Strick verwendet, um eine noch bessere Atmungsaktivität des Longsleeve zu gewährleisten.

Schon beim Auspacken fällt das Material angenehm auf: sehr weich und dehnbar. Auch wenn wir es kaum glauben können ist der Stretch nicht etwa Elasthan geschuldet, sondern der Stricktechnik. Ebenfalls ins Auge fallen die sehr sauber verarbeiteten kontrastfarbigen Flachnähte – hier stört keine Naht, kein kleinstes Fädchen steht ab. Das traditionelle Norwegermuster in „ebony“ sieht hübsch aus, in Verbindung mit den neonpinken Details ergibt das ein ziemlich mädchenhaftes Baselayer, das aber durchaus nicht nur bei „girly girlies“ für Begeisterung sorgt: „Das ist so gemein, dass die nichts für Männer machen!“

Schnitt
Getragen erweist sich der längere Schnitt als äußerst angenehm: Frau bekommt keine kalten Nieren! Die flachen Bündchen liegen schön an und sorgen dafür, dass die Ärmel nicht hochrutschen. Das Stretchmaterial fühlt sich auf der Haut sehr angenehm und warm an. Insgesamt fällt das Shirt auch durch den körpernahen Schnitt eher klein aus – eine Größe größer als gewohnt kann frau schon einplanen bzw. sollte man definitiv zur größeren Größe greifen, wenn man zwischen zweien schwankt.

Praxistest
Ausgeführt wurde das Shirt für den Praxistest dann nicht nur on- und offpiste. Auch bei aktivitätsarmen Beschäftigungen wie In-der-Kälte-Herumstehen durfte das Teil seine Wärmeeigenschaften unter Beweis stellen. Durch seine bis zu 40 Kräuselungen pro Zentimeter Faser liegen die Merinofasern sehr locker aufeinander und es entstehen Luftkammern, in denen Körperwärme eingeschlossen und zurückgehalten werden kann - das Material isoliert also. Die 240 g starke Merinowolle im Rose Lonsleeve wärmt ausgezeichnet, auch wenn man das Shirt nur bewegungsarm zum Glühweinstand, zum Hundespaziergang oder zum Resortpowdern mit Liftunterstützung trägt. Dabei fühlt sich der Baselayer immer richtig schön kuschelig an. „Mir ist so kalt!“ liegt meilenweit entfernt, selbst bei ordentlich Minusgraden.

Aufgrund seiner hygroskopischen Fähigkeit eignet sich Unterwäsche aus Merino aber besonders für Aktivitäten, bei denen sich schweißtreibende Phasen mit Ruhephasen abwechseln. Die Fasern leiten Feuchtigkeit von der Haut weg, lagern diese ein und geben sie anschließend in Form von Wasserdampf wieder ab. Da die Feuchtigkeit allerdings in und zwischen den Fasern eingelagert wird und die Faseroberfläche dabei trocken bleibt, fühlt sich das Material nicht klamm an. Zusätzlich erzeugen Merinofasern während sie Feuchtigkeit aufnehmen in einem exothermen Prozess Absorptionswärme, bis die Fasern mit Wassermolekülen gesättigt sind.

Tatsächlich hatten wir auch auf Skitour bzw. nach einem Aufstieg mit Fellen nicht das Bedürfnis, das Baselayer zu wechseln. Genaugenommen kam der Gedanke erst gar nicht auf, weil sich selbst mit Rucksack kein Gefühl von Feuchtigkeitsstau einstellen wollte. Auch nach mehreren Abfahrten und Anstiegen waren Haut und Shirt trocken. Die Wechselbekleidung aus dem Rucksack benötigten wir nicht einmal zur Heimfahrt – auch, weil Merinowolle geruchshemmend wirkt und so die Nasen der Mitfahrer selbst nach einem langen Freeridetag schont.

Fazit
Mit dem Baselayer von Kari Traa bekommt frau – zum zugegebenermaßen nicht gerade Schnäppchenpreis (aber Merino kostet doch immer?!) – erstklassig verarbeitete Merinounterwäsche, die zusätzlich hübsch aussieht. Klar, wer es lieber clean und reduziert mag, dem werden die Norwegermuster und knallbunten Farbkombis zu viel sein. Über die Funktionalität lässt sich allerdings kaum streiten: angenehmes Wärmevermögen, dabei auch bei anstrengenden Tätigkeiten ein stets trockenes Hautgefühl. Kaufen können die Teile natürlich nicht nur Frauen für sich selbst, sondern auch Männer, die das „Mir ist soooo kalt!“ an klaren Freeride-Powdertagen nicht mehr hören können. Eure Mädels (und eure Kumpels) werden es euch danken!

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