Produkttest: Haglöfs Chute Outfit

Von Hans-Martin Kudlinski am 8.Apr. 2014

Ebenso wie das Freeriden an sich, erfreut sich auch die zugehörige Outerwear wachsender Beliebtheit. Kein Wunder, schließlich gelten die Freeride Outfits bei den meisten Herstellern als DIE Aushängeschilder der jeweiligen Winterkollektion und vereinen stylische Optik, Komfort und Funktion miteinander. Wir hatten die Möglichkeit, einen Vertreter dieser Gattung, das Haglöfs Chute Outfit, einem Praxistest zu unterziehen und schildern hier unsere Erfahrungen.

Erster Eindruck
Beim Auspacken der Jacke und der Pant fällt eines sofort auf: das sehr geringe Gewicht der beiden Kleidungsstücke. Erstaunlich, da es sich hierbei nicht um eine innen "nackte" Hardshell Kombination handelt, sondern zusätzlich eine leichte Meshfütterung verarbeitet wurde. Etwas irritiert war der Autor zunächst von der Haptik des 2 Lagen Gore-Tex Materials. Es fühlt sich sehr weich und dünn an und wirkt daher eingangs nicht sonderlich robust. Doch dazu später mehr.

Die erste Anprobe überzeugt. Der Schnitt erfüllt die Erwartungen, die Haglöfs mit der Einordnung als Freeride-Outfit weckt. Locker, wenngleich nicht übertrieben weit geschnitten, fühlt man sich auf Anhieb wohl. Die Bewegungsfreiheit ist in keinster Weise eingeschränkt. Bei Bewegungen, wie etwa dem Eindrehen des Oberkörpers, wobei der Stoff an den Schultern schon einmal spannen kann, stretcht das verarbeitete Material leicht mit und engt dabei den Träger nicht ein. Gerade Großgewachsene werden sich über den langen Schnitt der Jacke und die großzügige Ärmellänge freuen.

Besonders postitiv fiel dem Autor der hochschließende Kragen auf, der im Kinnbereich mit einem sehr weichen Fließ versehen wurde - heutzutage sicher keine Innovation bei technischen Freeridejacken. Jedoch muss man im Gegensatz zu diversen anderen Modellen keine Gewalt anweden, um den Reißverschluss bis über's Kinn zu schließen und fühlt sich dabei nicht eingezwängt.

Klare Linie
Möchte man das Design und das Layout der Taschen möglichst kurz zusammenfassen, kann man von cleaner Aufgeräumtheit sprechen. Das Testoutfit wirkte mit seinen beiden Blautönen sehr stimmig. Es wird Farbe ins Spiel gebracht, ohne dabei Effekthascherei zu betreiben. Auch die Taschen fügen sich eher unauffällig - im positiven Sinne - in das Gesamtbild ein. Der Stauraum sollte dabei für alle Fahrer durchaus ausreichend sein. Zwei geräumige Balgtasche an der Vorderseite, zwei "versteckte" Brusttaschen, welche problemlos die Aufstiegsfelle beherbergen können, eine innenliegende Tasche für Handy bzw. MP3 Player und eine obligatorische Ärmeltasche für das Liftticket stehen auf der Habenseite der Chute Jacket.

Bei der Chute Pant beschränkte sich Haglögs auf zwei sehr große Taschen an der Oberschenkelvorderseite sowie eine Gesäßtasche. Erstere bieten zwar durch die relativ weit nach unten reichenden Balgeinsätze viel Stauraum, allzu schwere bzw. feste Gegenstände sollte man hier jedoch besser nicht transportieren. Im Testverlauf zeigte sich, dass beispielsweise ein in dieser Tasche mitgeführtes Handy immer wieder unangenehm gegen den oberen Teil der Kniescheibe prallen kann. Daher empfiehlt es sich, alternativ auf eine der Jackentaschen auszuweichen.


Funktion
Im Laufe des Testzeitraums wurde ein Großteil aller Wetter-Szenarien durchlebt, die einem im Praxiseinsatz wiederfahren können. Von eisig-windigen Tagen auf dem Gletscher über Touren bei frühlingshaften Temperaturen bis hin zu zwei Powdertagen im ansonsten eher schneearmen Nordalpen-Winter. Kalt wurde es dem Autor selbst ohne dickere Lagen unterhalb der Hardschell Kombi nicht. Für das subjektive Kälteempfinden reichte in aller Regel ein Longsleeve + T-Shirt vollkommen aus. Nicht nur bei der Jacke, gerade auch bei der Chute Pant wirkt sich hier das eingearbeitete Meshfutter positiv aus.

An warmen Skitagen, von denen es in dieser Saison leider viel zu viele gab, lassen sich Jacke sowie Hose über die in dieser Produktkategorie üblichen Belüftungsreißverschlüße zwangsbeatmen. Die Positionierung dieser Reißverschlüsse erwies sich als sehr praktikabel. Auch mit aufgesetztem Rucksack war ein Öffnen der Lufteinlässe an der Jacke problemlos möglich.

Haltbarkeit
Wie oben angesprochen macht das Obermaterial der Hardshell-Kombo durch seine weiche, dünne und daher sehr leichte Anmutung nicht den widerstandsfähigsten Eindruck. Wie sich im Laufe der Wochen und Monate im Einsatz jedoch herausstellte, sind diese Bedenken unbegründet. Entgegen der anfänglichen Befürchtungen ist das Material tatsächlich durchaus hart im Nehmen.

Selbst ein Sturz im plötzlich überraschend schneearmen Powderwald, der auf dem wurzel- und astdurchsetzten Waldboden endete, hinterließ außer ein paar Erdflecken keine Spuren. Lediglich die Skikanten schafften es, im Bereich oberhalb der sehr robusten und umlaufenden Verstärkungen am Bein, ein paar kleine, unvermeidliche Cuts zu verursachen.

Fazit
Wer auf der Suche nach einem funktionalen Outfit ist, das sowohl für kalte Powdertage als auch für die Frühjahrstour geeignet ist, wird bei der Chute Kombi von Haglöfs definitiv fündig. Wer desöfteren einen Klettergurt zu seiner Grundausrüstung zählt, sollte tendenziell zu einer Modellreihe greifen, die weniger locker und gerade hinsichtlich der Jackenvorderseite kürzer geschnitten ist. Gravierende Schwächen offenbarten sich im Laufe des Tests nicht, was angesichts des Kostenpunkts von UVP 950€ für beide Teile zu erwarten war.

Neben den wichtigsten Kriterien wie Wärmehaushalt, Wasser- sowie Winddichtigkeit und Tragekomfort, überzeugt die sinnvolle Positionierung und Umsetzung der Standardfeatures wie etwas der Taschen und der Belüftungs-Zipper. Wenn sich die bislang anstandslose Haltbarkeit auch auf lange Sicht und sehr viele weitere Skitage hin bewährt, kann man bedenkenlos zu der stylischen Freeride-Kombi der Schweden greifen.


Facts zur Haglöfs Chute Jacket (UVP 549,99€):

- wind- und wasserdicht
- Meshfutter für Atmungsaktivität und Wärme
- knielanger, weiter Schnitt
- einhändig dreifach verstellbare, helmkompatible Kapuze
- Zwei-Wege-Belüftungsreißverschlüsse vorne
- zwei Brusttaschen mit Flaps und wasserresistenten Reißverschlüssen
- Ärmeltasche links
- zwei Balgtaschen
- zwei Mesh-Innentaschen, eine mit Zip und Kabelöse
- abnehmbarer, elastischer Schneefang
- einhändig verstellbarer Kordelzug im nach hinten abfallenden Saum

Facts zur Haglöfs Chute Pant (UVP 400€):
- Dank des leichten und strapazierfähigen Gore-Tex® ist die Hose wasserabweisend und das Polyestertaft / Meshfutter sorgt für Atmungsaktivität und Komfort
- DWR-behandelte Oberfläche für eine stärker wasserabweisende Wirkung
- Wasserabweisender Hosenreißverschluss mit beschichteter Patte
- Verstellbarer Taillenbund mit Klettverschluss mit ausreichend Platz für einen Rückenschutz
- Sturmtasche mit Magnetverschluss und Aufhängschlaufe auf der Rückseite
- Abgeschrägte, seitliche Lüftungsschlitze mit wasserfesten Reißverschlüssen
- Zwei großzügige Taschen mit Balgeinsatz auf der Oberschenkelvorderseite
- Integrierte Gamaschen mit elastischem Silikongripper
- Schoeller® Verstärkung an den Beinabschlüssen und unteren Säumen
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