Produkttest: Fritschi Diamir Vipec 12

Von Benedikt Nöth am 26.Mär. 2014

Auch Fritschi begibt sich auf den stark wachsenden Pin-Bindungsmarkt und sorgt mit der Vipec 12 für Aufsehen. Wir hatten die Möglichkeit, die Tourenbindung mit Auslösefunktion der Schweizer Firma zu testen.

Erster Eindruck
Die Vipec 12 macht auf den ersten Blick einen recht komplizierten Eindruck - dieser sollte sich aber nach kürzester Zeit verflüchtigen. Dazu aber mehr bei der Funktionsweise der Vorder- und Hinterbacken. Ebenso hat es sich mit dem verwendeten Material verhalten: da überwiegend Kunstoff das Aussehen der Vipec prägt, könnte man darauf schließen das Schweizer Produkt würde im Bezug auf Verarbeitung das Nachsehen zu den Artgenossen von Dynafit, Plum, etc. haben. Aber auch das sollte sich als falsch erweisen.

Die Funktionsweise ist im Gegensatz zu bekannten Pin-Bindungen, wie denen von Dynafit oder auch der Plum Yak, etwas anders. Vor allem der Hinterbacken unterschiedet sich massiv von anderen Pin-Systemen.


Vorderbacken
Die Vorderbacken lassen sich in gewohnter Pin-Bindungs-Manier in drei verschiedene Modi einstellen: StepIn-, Ski- und Walk-Modus. Im StepIn-Modus werden die beiden Pins ähnlich einer Mausefalle aufgespannt. Um einzusteigen muss man wie bei anderen Low Tech Bindungen den Skischuh mittig platzieren. Sind die Inserts richtig ausgerichtet - das Zielen erfordert etwas Übung, geht aber nach dem fünften Mal sehr einfach vom Schuh - schnappen die Pins in die Inserts. Dadurch ist man automatisch im Ski-Modus.

Möchte man nun abfahren, steigt man - wie bei einer Alpinbindung - mit der Ferse und etwas Druck in den Hinterbacken. Sobald dieser schließt, ist man abfahrtsbereit. Hat man den Aufstieg aber noch vor sich, so klappt man den Arm vor dem Vorderbacken nach oben und drückt mit dem Skistock den "schwarzen Teil" des Hinterbackens nach unten, um in den Walk-Modus zu gelangen.

Je nach Einstellung löst die Bindung bei einem DIN-Wert zwischen 5 und 12 aus. Wir hatten die Bindung auf 9 eingestellt und konnten damit 4-Meter-Cliffs, Pillowlines und auch unerwartete Buckel ohne Fehlauslösung fahren. Werden die Belastungen zu heftig, löst die Bindung aber zuverlässig aus und vermittelt damit ein großes Sicherheitsgefühl.

Dies geschieht erstdann wenn der dynamische Weg von 13mm und die eingestellte Rückstellkraft überwunden sind. Somit geschieht eine Auslösung auch nur dann, wenn es wirklich nötig ist. So geschehen bei einer Frühjahrsskitour im Allgäu: beim Abfahren fädelte der Tester den Ski in einer aus der Schneedecke ragenden Wurzel ein. Die Bidnung löste ohne Probleme aus und bewahrte den Autor vor einem Bänderriss.


Hinterbacken
Hier verbirgt sich einiges an Technik auf geringem Raum. Wie oben schon beschrieben muss man mit der Ferse und etwas Druck einsteigen, um abfahren zu können. Zum Aufsteigen drückt man den "schwarzen Teil" des Hinterbackens nach unten. Dadurch fährt der komplette Hinterbau circa 15mm nach hinten und lässt einen Gehmodus mit 2° Steigung zu. Wird es etwas steiler legt man die Steighilfe um. Diese bietet zwei weitere Einstellungen an: 9° und 13°. Am einfachsten ist das Einstellen der Steighilfe mit dem Griff des Skistocks.

Fahrgefühl
Für Rahmenbindungsumsteiger ist das Fahrgefühl definitiv ungewohnt. Das liegt aber in der Natur der Sache und ist auch bei anderen Pinbindungen ähnlich. Dennoch vermittelt die Vipec beim Abfahren - egal ob im unverspurten Powder, vereisten Rinnen oder zerfahrenem Gelände - stets ein stabiles und auch sicheres Gefühl. Beim Aufstieg überzeugte die Bindung ebenfalls.

Mögliche Probleme
Man sollte darauf achten, dass die verwendeten Ski-/Tourenschuhe mit der Bindung kompatibel sind: Bei manchen Herstellern kann es vorkommen, dass beim Aufstieg - insbesondere bei Spitzkehren - die Vorderbacken auslösen und der Ski somit den mühsam erklommenen Hang hinunterrutscht. Bei unserem verwendeten Movement Antidote trat dieses Problem aber nicht auf, da wir die für unsere Schuhe passenden "Color Clips" montiert hatten.

Der "Color Clip" ist zum einen ein nettes Accessoire mit dem man seiner Bindung einen individuellen Look verpassen kann. Zum anderen wird durch den Clip der Abstand zwischen Skischuhspitze und Auslöseeinheit des Frontautomaten festgelegt. Ist hier der falsche "Color Clip" montiert kann es dazu kommen, dass die Bindung beim Aufstieg auslöst. 

Eine weitere Kinderkrankheit, das Verlieren der Pins, konnten wir nicht feststellen. Auch nach mehr als zehn Testtagen sind diese fest. Darüber lässt sich aber erst nach einem Langzeittest ein aussagekräftiges Urteil fällen.

Fazit
Für uns ist die Vipec 12 eine sehr gute Tourenbindung, die auch in der Abfahrtsperformance überzeugt. Vor allem die Stabilität und das damit vermittelte Sicherheitsgefühl gefielen im Test. Einzig die Haptik ist etwas gewöhnungsbedürftig: weißer Kunststoff scheint doch nicht so hochwertig wie Metall. Von uns gibt es eine Kaufempfehlung, da die Bindung nach kurzer Eingewöhnungsphase sowohl beim Freeriden als auch beim Tourengehen Sicherheit und vor allem auch Fahrspaß bringt.

Technische Details:
Gewicht: ca. 470g/Einheit ohne Stopper
Steighilfe: 3 Stufig (2°/9°/13°)
Z-Wert: 5-12
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