Produkttest: Downskis CD4

Von Bernhard Scholz am 4.Mär. 2013

Letzte Saison sind wir den Countdown 4 gefahren, haben ihn auf den Rücken geschnallt und sind gehiket, haben eine Tourenbindung montiert und lange Touren geschafft. Hier unser Eindruck zu dem Ski von der kleinen aber feinen westschweizer Skimarke.

Eine eigene Kategorie
Der Countdown 4 ist ein ganz eigener Ski. Mit nur 102 mm unter der Bindung, relativ geringen dafür aber progessivem Radius, ist er kein reinrassiger Freerider, aber auch kein schmaler Tourer oder "Allmountain" Ski. Dazu kommt, dass er im Vergleich zu den meisten aktuell auf dem Markt erhältlichen Ski relativ steif ist. Die deutlichen Tip & Tail Rocker fallen ebenfalls sofort ins Auge. Vorspannung hat der Ski so gut wie keine. Er wiegt, laut Website, 1800 Gramm pro Ski. Unsere sind sogar noch einen Tick leichter. Beworben wird der Ski ganz deutlich als "Tourenfreerider". Das alles sieht einersteits gut aus, macht aber auch erst mal skeptisch - denn solche Ski sind oft nichts Halbes und nichts Ganzes.

Erster Fahreindruck

Ein klein wenig Gewöhnung braucht der Ski. Vor allem ist mir aufgefallen, dass er "nur" 180 cm lang ist. Durch den Rocker fährt er sich wirklich sehr kurz, er dreht auf dem sprichwörtlichen Teller. Im Wald oder in kompliziertem Gelände ist das natürlich nicht verkehrt, in offenem Gelände oder wenn es stark verspurt ist merkt man jedoch, dass man nicht auf einem 2 Meter Schlachtschiff steht. Ich persönlich fühlte mich zunächst ein klein wenig unsicher mit dem CD4. Woran genau das lag kann ich nicht sagen, es war wohl ein subjektives Gefühl das aus der für mich ungewohnten Länge kam. Nach einem halben Tag legte sich die Unsicherheit deutlich, vor allem als ich merkte, dass man das Gas auch richtig stehen lassen kann. So lange man nicht auf total verklumptem Lawinenaltschnee fährt ist der Ski sehr laufruhig.

Zentrale Position

Mit nachlassender Kraft hat der Ski einen kleinen Nachteil gezeigt. Steht man auf der Ferse, wie man es nun mal nach einem langen Skitag gelegentlich macht, fühlt sich der Ski noch kürzer an. Das hängt wohl mit dem Tailrocker zusammen und damit, dass der Ski im Heckbereich etwas weicher ist. Für das jetzt aktuelle Modell 12/13 wurde der Ski nach Aussagen von Gregor Gieras (dem Firmeninhaber) etwas härter und das "Problem" dürfte beseitigt sein. Außerdem steht man im Pulver am besten zentral auf dem Ski, darauf zielt das Konzept des CD4. Beim Droppen von Cliffs wurde auch klar, dass die zentrale Position wichtig ist. Zwar hält er Drops besser Stand als ein weiche Nudel ala Hellbent, aber einen Stahlträger hat man auch nicht an den Schuhen.

Aufstiegsperformance

Kein kleiner Ski, verglichen mit reinrassigen Tourenski,  aber leicht ist er, und unheimlich gut ausbalanciert. Nach einigen Touren mit dem Ski wünscht man sich, dass alle Ski so leicht nach oben fliegen und Spitzkehren wie von alleine klappen. Man schleppt keine massiven Latten mit nach oben, hat aber für die Fahrt hinuter einen richtig guten Ski. In Kombination mit einer Dynafit Bindung und leichten Schuhen sind selbst lange Aufstiege kein Problem und wer bis dato mit schweren Freeridern auf Tour war hat das Gefühl den geheimen Cheatcode zu verwenden. Bei unserem Modell gab es noch keine umlaufende Kante und daher hat der Fellspanner ein paar kleinere Macken ins Tail gekratzt, ist jedoch nur oberflächlich und nicht weiter tragisch. Das aktuelle Modell hat eine umlaufende Kante.

Abfahrt in schwierigem Terrain

In steilen Rinnen war die Performance 0k, sobald es aber den bekannten harten Schnee hat, den Skigebiete gerne als "griffig" bezeichnen und weniger geübte Skifahrer mit "total vereist" kommentieren, merkt man das Fehlen der Vorspannung. So richtig beißen will der Ski nicht. Das ist in den aller meisten Fällen kein Problem, da man es erst merkt wenn es richtig steil wird (>45°), außerdem ist es selten so hart wie in der einen Situation in der wir es bemerkten (steile Rinne, gefrohrener Firn, keine Zeit zu warten bis dieser angetaut war). Auf der Skipiste dagegen, wenn es hart aber nicht so fürchterlich steil ist, fährt sich der CD4 wie ein Snowblade, das man nach Gusto auf eine lange Kante setzen kann und mit viel Speed durch die Holländer zirkelt. Das macht dann sogar richtig Spaß.

Fazit:

Mir persönlich gefällt der Ski sehr gut als Tourenski. Er funktioniert hervorragend in tieferem Pulver und auch wenn es mal etwas zerpflügt ist. Tipdives hatte ich keine.  Auf hartem Untergrund geht er auch in Ordnung, nur wenn es so richtig steil wird fehlt ihm etwas das vertrauenserweckende Gefühl das man z.B. bei einem alten Dynastar Arno Adam hatte. Vor allem ist der Ski sehr leicht für die Härte. Dadurch kann man mit ihm auch ordentlich Gas geben, da zuckelt fast nichts. Er wirkt sehr spielerisch und bei schnellen kurzen Schwüngen, beispielsweise im Wald, hat er Heimspiel. Durch das aktuell etwas härtere Tail dürfte der Ski noch einen Tick besser geworden sein. An der Verarbeitungsqualität ist ebenfalls nichts auzusetzen. Wenn es ihn etwas länger gäbe, dann wäre ich wohl restlos begeistert.

Zum Fahrer:

Seit dem 3. Lebensjahr auf Skiern. 34 Jahre, 1,77m, 70kg. Skiclub, Renntraining, als Student Skilehrer. Inzwischen nur noch abseits unterwegs. Mag verlässliche Ski wie Praxis Powderboards oder Völkl Explosive.
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