Grayl GeoPress Ti Black Edition

Grayl GeoPress Ti Black Edition

Von Christina Mack am 24.Apr. 2025

Was für ein Versprechen: Sauberes Trinkwasser, egal wo. Einfach Becher füllen, Einsatz reindrücken und fertig. Klingt wie im Märchen? Ja, aber ein Märchen, das den Realitätstest aushält: Wir durften die Grayl GeoPress Ti Black Edition testen, den professionellen Wasserfilter im Hosentaschen- bzw. Rucksackformat.

Im Lieferumfang der aufwändig gestalteten Verpackung enthalten ist neben dem aus extrem widerstandsfähigen CP4 Grade 1 Titan bestehenden Außenbecher und dem Einsatz mit dem Filter auch ein Kochdeckel enthalten. Dazu später mehr. Zudem der Quickstart Guide – auch dazu noch mehr.

Die technischen Details

Herzstück der GeoPress ist die Filterkartusche. Diese wird unten an den Einsatz geschraubt und sorgt mittels Aktivkohle und speziellen Keramikfasern dafür, dass Verunreinigungen aus dem geschöpften Wasser nicht in den Trinkbehälter gelangen.

Aktivkohle? Ahja, das war irgendwas gegen Vergiftungen oder so... Exakt. Die chemischen Gleichungen ersparen wir euch, nur soviel: Aktivkohle, und somit auch die in den Grayl Filterkartuschen verwendete pulverisierte Aktivkohle, besitzt eine sehr große innere Oberfläche, die gelöste Partikel adsorbiert bzw. mit Verunreinigungen reagiert, sodass diese im Filter verbleiben. Ergebnis ist, dass Chemikalien und Schwermetalle wie Blei im Filtermaterial „kleben“ und nicht ins Trinkwasser geraten.

Die Grayl Filter enthalten außerdem positiv geladene Keramikfasern, die Mikroorganismen und Partikel im Submikronbereich (Stichwort Mikroplastik!) dank Elektroadsorption zurückhalten. Keine Chance für Protozoen, Bakterien, Viren – die Salmonellenvergiftung kommt also sicher nicht mehr vom Trinkwasser.

Positiver Zusatzeffekt dieses ausgeklügelten Systems ist, dass das gereinigte Wasser nicht seltsam schmeckt, wie man es z.B. von Wasseraufbereitungstabletten kennt. Apropos: In der Mitte der Patrone befindet sich ein Silikonventil, das den Filter von oben abdichtet. Wer gerne Getränkepulver verwendet, der sollte schauen, dass er diesen Einsatz sachgemäß reingedrückt hat – ansonsten könnte das Isopulver als Geisterfahrer zurück in die Kartusche rieseln. An sich kein Problem, aber der Filter wird dann auch dieses Pulver adsorbieren und so wesentlich schneller das Zeitliche segnen.

Beim Filtern selbst wird einerseits der Kohlenstoff verbraucht, andererseits „verstopfen“ eingelagerte Verunreinigungen die Poren, sodass die Patrone in regelmäßigen Abständen getauscht werden muss. Grayl gibt die Lebensspanne einer Kartusche mit 350 Pressvorgängen oder 250 Liter frischem Wasser an.

Da innere Werte bekanntlich nicht alles sind, noch ein paar Worte zur schönen Hülle. Die Titan-Trinkflasche, die mit PVD Hochleistungsbeschichtung überzogen ist, macht mit ihrer goldenen Gravur optisch echt was her: „Die Rolex unter den Trinkflaschen!“ Praktisch sind die beiden Flügelgriffe an der Außenhülle, die zwar fragil aussehen, aber überraschend stabil sind für das Füllen der Flasche bzw. beim Vom-Kocher-Nehmen derselben.

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Wie funktioniert’s?

Im Prinzip supereinfach: Außenbecher mit Wasser füllen. Stabile und möglichst ebene Stelle finden. Innengefäß mit fest verschraubter Kartusche und korrekt eingesetztem Silikoneinsatz aufsetzen. Trinkventil ½ Drehung öffnen, damit die Luft beim Pressvorgang entweichen kann. Beide Hände auf den Deckel und mithilfe des Körpergewichts den Innenbecher in den Außenbecher drücken. Fertig.

In der Praxis ist es auch genauso easy, wenn man sich den Quickstart Guide zu Gemüte geführt hat. Wenn nicht, dann können bei der ersten Anwendung ein paar lustige Dinge passieren: Man hat beispielsweise dann den inneren Einsatz ohne Filter in der Hand, weil man gedreht anstatt gezogen hat, um ihn aus der Titanhülle zu befreien. „Aha, ein bisserl Ruckeln hilft.“ Denn aufgrund der Dichtungen – und dicht muss das ganze System ja sein, um die Filterleistung zu bringen – saugt sich der Innenbehälter regelrecht fest an seiner Außenhaut. Wenn sich die Kartusche nicht in die wassergefüllte Trinkflasche drücken lässt, dann hat man wahrscheinlich vergessen, das Ventil zu öffnen. Und wenn man sich an den Haltegriffen die Griffel verbrennt, dann hat man ziemlich sicher vergessen, dass Titan ein Metall und somit ein sehr guter Wärmeleiter ist.

Die schon erwähnte Spezialbeschichtung macht die Grayl GeoPress Ti so hitzebeständig, dass man sie – selbstverständlich bitte, nachdem man den Innenpart und die Patrone entfernt hat – sogar auf offenes Feuer stellen kann, um das gereinigte Wasser zu kochen und Suppe, Tee o.Ä. zu fabrizieren. Am Campingkocher funktioniert das ohnehin problemlos. Und wieder kommt die kleine Hausphysik ins Spiel: Bekanntermaßen kocht Wasser schneller im Topf, wenn ein Deckel drauf ist. Der Grayl Deckel besitzt zudem praktische Ausgusslöcher, sodass nichts von dem wertvollen Gut verschüttet wird.

Zurück im trauten Heim gehört die GeoPress in ihre Einzelteile zerlegt und gut ausgetrocknet. Das Wichtigste: Die Patrone braucht dazu zwischen 2 und 4 Tagen. Geduld ist hier King, denn wirklich: Willst du dein frisches Trinkwasser durch ein schimmeliges Ventil drücken? Eben.

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Fazit

Der Grayl-Filter funktioniert wirklich hervorragend und das gereinigte Wasser schmeckt wie frisches Trinkwasser, nicht nach chemischen Rückständen. Die Sicherheit, dass es außerdem keine unangenehmen Zeitgenossen wie Noro- oder Hepatitis A-Viren enthält, und zudem Bakterien wie E.Coli oder Cholera die rote Karte zeigt, macht die Grayl-Flaschen zum Allround-Reisebegleiter. Alleine der Luxus, an jedem Flughafen, Bahnhof oder Rastplatz dieser Erde einfach Wasser aus der Leitung trinken zu können und auf den Kauf sündhaft überteuerter Plastik-Wasserflaschen verzichten zu können! Auch im Alltag findet sich immer ein passendes Einsatzgebiet: In Städten muss Leitungswasser oft dermaßen gechlort werden, dass man den Eindruck hat, das städtische Freischwimmbad auszutrinken. Und am Land... ich sag nur „Abkochverordnung“.

Die GeoPress Ti Black Edition hat uns vollends überzeugt. Trotz des relativ hohen Gewichts von 570 Gramm ist sie wegen ihrer technischen Fähigkeiten und vielseitigen Einsetzbarkeit zur Stammspielerin in unserer Equipment-Equipe geworden. Als Kontra steht der vergleichsweise hohe Preis von 269,95€ für die getestete Black Edition. Wer nur die Filtertechnik nutzen möchte und die Outdoorküchen-Eignung nicht braucht, der ist allerdings schon ab 109,95€ mit einer 710ml fassenden GeoPress bzw. ab 89,95€ für eine 500ml UltraPress dabei. Die Ersatzkartuschen kosten sowohl für beide 34,95€.

Sicher, wir hier in Mitteleuropa leben (noch) auf einer Insel der Seligen in Punkto Trinkwasserqualität. Das sieht aber nur ums Eck schon ein wenig anders aus. Es muss sicher nicht für jede und jeden die Luxusversion sein, wer aber ein bisschen unterwegs ist, und sei es nur mit dem Zug zur Arbeit, wer auf Reisen auch mal in 0-Sterne-Unterkünften nächtigt und/oder unterm Himmelszelt, wer in den Bergen auch mal Wasser aus dem nächsten Bach oder See trinkt, der kann eine Grayl ohne Zögern auf seine Packliste schreiben.

www.thegrayl.eu

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