FWT-Gründer Nicolas Hale-Woods im Interview

Von hans-martin kudlinski am 7.Dez. 2009

Eine Eventserie wie die Freeride World Tour zu organisieren ist keine leichte Aufgabe. Wir haben uns in Chamonix mit dem Veranstalter der Tour, Nicolas Hale-Woods, getroffen. Dabei stellten wir fest, dass zur Erfüllung seiner Aufgaben neben einem ausgeprägten Improvisationstalent auch eine gute Kenntnis über die Urlaubsplanung der russischen Staatsoberhäupter von großem Vorteil sein könnte.


FWT-Gründer Nicolas Hale-Woods im Interview

Review

Der Kopf hinter der Freeride World Tour

Autor: Hans-Martin Kudlinski Date: 07. Dezember 2009 Eine Eventserie wie die Freeride World Tour zu organisieren ist keine leichte Aufgabe. Wir haben uns in Chamonix mit dem Veranstalter der Tour, Nicolas Hale-Woods, getroffen. Dabei stellten wir fest, dass zur Erfüllung seiner Aufgaben neben einem ausgeprägten Improvisationstalent auch eine gute Kenntnis über die Urlaubsplanung der russischen Staatsoberhäupter von großem Vorteil sein könnte. freeskiers.net: Hallo, Nicolas! Lass uns zu Beginn über die Basics reden: Erzähle unseren Lesern bitte, wer Du bist und was Du beruflich machst.

Nicolas: Mein Name ist Nicolas Hale-Woods, ich bin 41 Jahre alt, halb Schweizer, halb Engländer. Ich habe zwei Kinder, sieben und neun Jahre alt. Um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, führe ich die FWT-Management-Company, welche in Lausanne stationiert ist und für die Ausrichtung der Freeride World Tour und der Outdoor Games verantwortlich ist. Dahinter verbirgt sich kurz gesagt eine Agentur, bestehend aus sieben Leuten, die auf das ganze Jahr gesehen, in einer Auslastung zwischen 60 und 100% arbeiten. Dieses Team wird allerdings aufgestockt, sobald die Events näherrücken. Dabei handelt es sich um meinen Vollzeit-Job, zusätzlich habe ich noch eine Nebentätigkeit als Besitzer eines Sportgeschäfts in Zermatt.

freeskiers.net: Kannst Du uns als Begründer der Freeride World Tour einen kleinen Einblick geben, wie die ganze Sache ursprünglich entstanden ist?

Nicolas: Nun, die Idee kam eigentlich bereits 1997 auf. Direkt nach der zweiten Ausgabe des Verbier Extreme, welcher zu dieser Zeit ausschließlich den Snowboardern vorbehalten blieb. Wir dachten uns, dass es eine tolle Sache wäre, diese Jungs nicht nur einmal im Jahr in Verbier, sondern auch noch in Russland, oder etwa Alaska zu sehen. Deshalb stellte ich ein Konzept zusammen, um es möglichen Partnern vorzustellen, doch leider ließ sich eine solche Tour zur damaligen Zeit noch nicht finanzieren. Deshalb wurde das Vorhaben auch für die folgenden Jahre auf Eis gelegt.

Wiederbelebt wurde die Idee dann schließlich zu Beginn dieses Jahrzehnts. Indem wir begonnen hatten, Qualifiying Events für den Verbier Extreme zu organisieren, konnten wir Erfahrungen für die Veranstaltung von Events außerhalb unserer Heimat sammeln. Während dieser Zeit konnten wir und zugleich auch unsere Sponsoren beobachten, dass das Potential einer World Tour wieder aufkam. Auf diesem Wege konnten wir dann letztlich die erste Freeride World Tour im Jahr 2007 auf die Beine stellen.

freeskiers.net: Es handelte sich dabei also um eine stetige Entwicklung, die über die Jahre einen Wachstum erfuhr?

Nicolas: Ganz genau. Ich denke, neben der Tatsache, dass wir uns von kleineren zu größeren Events voranarbeiteten, spielten die Fahrer selbst eine Schlüsselrolle für das Gelingen der Tour. Besonders, was das Event-Format, den -Kalender und das Bewertungssytem betrifft.

Also wie gesagt: Wir hielten die Idee an sich bereits 1997 für sehr gut, nur war die Zeit dafür erst mit dem massiven Zuwachs im Freeskiing gekommen, der sich in den letzten Jahren eingestellt hatte. Dieser ist schließlich auch das Argument für die Sponsoren, den Sport und damit die Tour als ein Marketing-Werkzeug zu nutzen.

Denn um die FWT durchzuführen, brauchen wir das nötige Budget von den Firmen. Diese sind aber natürlich nur dann bereit, zu investieren, wenn sie daraus einen Mehrwert ziehen können.

freeskiers.net: Da wir gerade vom Thema reden: Sponsoren aufzutreiben kann sich ja mitunter als schwieriges Unterfangen gestalten. Wie schaffst Du es, die Geldgeber von Deinem Vorhaben zu überzeugen?

Nicolas: Mittlerweile handelt es sich dabei eigentlich in erster Linie um längerfristige Kooperationen mit Partnern, die bereits in der Vergangenheit äußert zufrieden mit unserer Arbeit waren. Seit ein paar Jahren sind wir zudem in der Lage, potentiellen Sponsoren einen Bericht anzubieten, der genauen Aufschluss über unsere Medienpräsenz und unseren daraus resultierenden “Wert” als Marketing-Möglichkeit liefert.

Anhand dessen kann dann jeder Interessent kalkulieren, ob wir eine lohnende Investition für ihn darstellen, oder nicht. Deshalb ist es für uns besonders wichtig, in diesem Bereich herauszustechen. Denn nur wenn wir uns gegen die Konkurenz durchsetzen können, besteht die Möglichkeit, dass wir trotz der schlechten Wirtschaftslage überleben.

Doch manchmal ist es auch einfach eine Glückssache und man ist zur rechten Zeit am rechten Ort.

freeskiers.net: Wie seid Ihr bei der Suche nach den passenden Veranstaltungsorten vorgegangen? Habt Ihr Euch einfach Eure Lieblingsberge ausgesucht, oder hing das überwiegend von der Kooperationsbereitschaft der einzelnen Skigebiete ab?

Nicolas: Natürlich spielt dieser Punkt auch eine Rolle, das Hauptkriterium ist und bleibt aber der Berg selbst. Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft auch Events organisieren werden, die in kleineren Gebieten stattfinden, die kein riesiges Budget zur Verfügung haben – natürlich nur, solange es einen sportlich bedingten Grund dafür gibt. So spielt also der Berg an sich die Hauptrolle, doch auf der anderen Seite ist da noch das Skigebiet selbst. Die ganze Stadt muss sich für mindestens drei Tage im partybedingten Ausnahmezustand befinden. Denn ein Tour-Stop besteht nicht nur aus dem Wettkampf, sondern auch aus dem gesamten “Drumherum” abseits des Sports.

Und genau an dieser Stelle kommt die Unterstützung durch den Austragungsort zum Tragen. Zum Beispiel in Squaw Valley: Da uns hierfür ein wesentlich geringereres Budget zur Verfügung steht, als in Verbier oder Chamonix, sind wir auf die Unterstützung durch die Region angewiesen und haben deshalb mit den größeren Hotels vor Ort gesprochen. Jedes einzelne davon war sofort bereit, für die Dauer des Events mindestens eines ihrer Zimmer kostenfrei zur Verfügung zur stellen. Diese Einstellung, dieser Support ist es, den wir von den Locations brauchen und den wir sehr zu schätzen wissen.

freeskiers.net: Es geht also nicht nur ganz allein um die finanziellen Angelegenheiten, sondern auch um eine Art “Spirit”?

Nicolas: Absolut! Genau das war es auch, was ich erfahren durfte, als ich vor kurzem in Sotchi war. Die Leute dort haben sich darüber gefreut, zu sehen, dass wir zurückkommen und zu sehen, dass wir noch “am Leben” sind. Denn viele Events verschwinden mit der Zeit von der Bildfläche. Man konnte einfach spüren, dass sie sich wirklich dafür einsetzen, die Veranstaltung zu einem Erfolg zu machen. Und wenn diese Unterstützung und diese Einsatzbereitschaft vor Ort anzutreffen ist, dann verändert sich dadurch die gesamte Zusammenarbeit.

FWT-Gründer Nicolas Hale-Woods im Interview - Teil 1
FWT-Gründer Nicolas Hale-Woods im Interview - Teil 2

Am nächsten Montag im freeskiers.net-Interview: Ane Enderud, die letztjährige Gewinnerin der FWT Ski Female.

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FWT-Gründer Nicolas Hale-Woods im Interview

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Der Kopf hinter der Freeride World Tour

Autor: Hans-Martin Kudlinski Date: 07. Dezember 2009 freeskiers.net: Auf der Homepage der FWT erhalten die Fahrer einen Hinweis für die Reise nach Sotchi: Es wird davon abgeraten, an der Grenze anzugeben, dass der Grund für die Einreise die Teilnahme an einem Freeskiing-Contest ist. Kannst Du uns erklären, welche Geschichte dahinter steckt?

Nicolas: Nunja, auf behördlichem Wege ein Visum für die Einreise nach Russland zu bekommen, gestaltet sich nach wie vor ein wenig kompliziert. Zudem sollte man eine Einladung eines Hotels oder einer Agentur vorweisen können. Die Agentur, mit der wir letztes Jahr zusammengearbeitet hatten, gab den Hinweis vermutlich aus dem Grund, dass man ohne diese Erwähnung wohl leichter an ein Visum käme. Tatsächlich war es dann aber so, dass bis auf einen einzigen Fahrer, alle Teilnehmer absolut problemlos einreisen konnten. Insgesamt gab es diesbezüglich also keine großartigen Komplikationen.

freeskiers.net: Gibt es irgendeine Geschichte, die Dir im Zusammenhang mit dem Tour-Stop in Russland spontan in den Sinn kommt, bei der nicht alles so verlief, wie ursprünglich geplant?

Nicolas (lacht): Oh ja, es gibt da diese Alptraum-Szenarien, die sich in Russland jederzeit in letzter Sekunde abspielen können. Das wäre beispielsweise die Tatsache, dass Putin oder Medwedew sich plötzlich dazu entschließen, einen kleinen Kurzurlaub in der Region einzulegen, in der du dich gerade befindest. Wenn das passiert, ändert sich schlagartig die ganze Situation. Man darf z.B. nicht mehr ohne Weiteres mit dem Hubschrauber fliegen und man muss sich jederzeit an den Kontrollposten registrieren lassen, die plötzlich an den Ortsein- und -ausgängen errichtet werden.

Solche Dinge kann man nie vorhersagen, geschweige denn kommen sehen. Deshalb sollte man aus organisatorischer Sicht äußerst anpassungsfähig sein.

Im ersten Jahr etwa wurde uns aus Sicherheitsgründen untersagt, den Helikopter zu benutzen. Im zweiten Jahr hieß es ebenfalls “Keine Hubschauber-Flüge!”. Allerdings nicht, wegen Putin oder Medwedew, sondern aufgrund eines Absturzes, der sich ein paar Monate zuvor zugetragen hatte. Deshalb sollte man in Russland jederzeit die ein oder andere Alternative parat haben.

freeskiers.net: Man kann also durchaus sagen, dass es sich bei dem Event in Sotchi um einen ganz besonderen handelt?

Nicolas: Ja, auf jeden Fall. Vor allem aufgrund der Tatsache, dass man stets mit einer Überraschung rechnen muss, die dann alles auf den Kopf stellen kann. Dazu kommt dann noch der Party-Aspekt, welcher wirklich einzigartig ist. Es gibt dort eine ganze Menge kleiner Bars, in denen man mit einem gemütlichen Bier beginnt und dann acht Stunden später inmitten tanzender Russen sein letztes Glas Vodka zu sich nimmt.

Schon alleine der immense kulturelle Unterschied und die eben genannten Punkte machen die Reise nach Russland zu einer ebenso freudigen und interessanten, wie auch herausfordernden. Aus diesem Grund denke ich, dass der Event-Titel “Russian Adventure” recht passend ausgewählt wurde


freeskiers.net: Da heute der Tag des Kick-Off-Events ist, mit dem die diesjährige Freeride World Tour eingeläutet wird: Wie sieht Dein Terminkalender ab dem morgigen Tag aus?

Nicolas: Ich werde versuchen, bis zum 15. Januar so viel Zeit wie möglich daheim mit meiner Frau und den Kindern zu verbringen, denn danach werde ich zweieinhalb Monate unterwegs sein. Außerdem werden wir uns darum kümmern, alle notwendigen Vorbereitungen für die einzelnen Stops zu treffen, um deren Ablauf so reibungslos wie möglich zu gestalten. Da wir mittlerweile einige Erfahrung bei der Organisation der Tour sammeln konnten, versuchen wir, einige Probleme bereits von Vornherein zu unterbinden. Manche allerdings werden üblicherweise erst “last minute” auftreten und gelöst werden können. Außerdem werden wir unser gesamtes Team dahingehend briefen, so dass jeder weiss, was er zu tun hat und mit Spaß an die Arbeit gehen kann.

Denn das ist der knifflige Teil: Bei dem Wachstum und dem steigenden Marktwert der Eventserie darauf zu achten, den geschäftlichen Aspekt nicht zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Für uns ist es wichtig, auch in Zukunft einen direkten und menschlichen Kontakt mit den Fahrern, den Medien und natürlich auch den Sponsoren zu pflegen.

freeskiers.net: Was können wir im kommenden Jahr von der Freeride World Tour erwarten? Wird es Neuerungen oder Veränderungen geben, auf die man gespannt sein kann?

Nicolas: In diesem Jahr freue ich mich am meisten darauf, den Fortschritt der Sportart mit anzusehen – mehr und mehr Sprünge, mehr und mehr Freestyle-Moves, die ins Freeriding intergriert werden. Zudem erwarte ich, dass ganz besonders die jungen Fahrer nachziehen werden, um zu zeigen, was sie drauf haben. Zum Beispiel Tim Dutton, Sebastian Hannemann or Richard Permin. Von ihnen hoffe ich, dass gerade sie die alten Hasen pushen und herausfordern werden. Diese Entwicklung zu beobachten wird in der bevorstehenden Saison definitiv mein persönliches Highlight sein. Ich hoffe nur, dass uns die dafür notwendigen Wetterbedingungen bescheert werden.

freeskiers.net: Gibt es Skifahrer, die momentan noch kein Teil der Tour sind, die Du dort aber gerne begrüßen würdest?

Nicolas: Ja, auf jeden Fall! Seitens der Snowboarder gibt es eine geringe Möglichkeit, dass Terje Håkonsen und Nicolas Müller an einem der Tour-Stopps teilnehmen werden. Seth Wescott dagegen hat bereits seine Zusage für Squaw und Verbier abgegeben.

Bei den Skifahrern wäre es natürlich großartig, Candide Thovex mit dabei zu haben. Es gab bereits einige Gespräche mit ihm und unser Angebot wird natürlich weiterhin bestehen bleiben.

freeskiers.net: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, bald Fahrer wie z.B. Seht Morrison oder Hugo Harrison im Rahmen der FWT zu sehen?

Nicolas: Das Problem im Bezug auf diese “Legenden” ist die Tatsache, dass sie eine Art “Geschäftsmodell” haben, welches ohne Contests auskommt. Zudem würden diese Fahrer unter Umständen auch ihren Ruf auf's Spiel setzen. Denn was passiert, wenn sie teilnehmen und nicht gewinnen?

Um also ehrlich zu sein, geht die Wahrscheinlichkeit, Leute wie Seth Morrison oder Hugo Harrison als Teil der FWT zu sehen gegen Null.

Welche Chance sich dagegen bietet ist die, den Seth Morrison von Morgen im Verlauf der Tour zu entdecken. Denn das Potential und die Anzahl der teilnehmenden “Young Guns” ist im kommenden Jahr äußerst reich bemessen.

freeskiers.net: Gibt es zukünftige Projekte, über die Du uns bereits etwas verraten möchtest?

Nicolas.: Nun, da gibt es eine sehr wichtige und positive Entwicklung, von der ich berichten kann: Aufgrund des Contest-Bildmaterials von Fahrern aus der Freeride World Tour, welches in aktuellen Videoproduktionen zu sehen ist, findet eine zunehmende Verbindung der beiden Bereiche statt.
Es gab äußerst wohlwollende Reaktionen auf die dort gezeigte Action von Fahrern wie etwa Cody Townsend und dem Snowboarder Xavier de la Rue.

Deshalb haben wir uns unter anderem mit den Jungs von TGR an einen Tisch gesetzt und können nun verkünden, dass während der Freeride World Tour 2010 vermehrt Videomaterial gesammelt werden wird. TGR wird dabei nicht nur Cody ins rechte Licht rücken, sondern auch Tim Dutton auf die Leinwand bringen, welcher ebenfalls Shots für den neuen Warren Miller Film sammeln wird. Sogar Matchstick Productions wird JT Holmes mit ins Rennen um das beste Footage schicken.

Die Vorraussetzung für unser Vorhaben, die beiden Welten “Contests” und “Videoproduktionen” im Rahmen der Freeride World Tour 2010 miteinander zu verbinden, sehen also äußerst vielversprechend aus.

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