Report - Freeriden mit Dracula

Von reXX am 16.Mär. 2009

Die meisten werden die rumänischen Karpaten vor allem aus Legenden und Horrorfilmen kennen. Denn in Transilvanien hausen der Legende nach die Vampire. Doch wo Berge sind gibt es im Normalfall auch Schnee, und wo Schnee liegt kann man Skifahren. Ob mit oder ohne Vampir.


Report - Freeriden mit Dracula

Report

Powdersuche im rumänischen Balea Lake in den Karpaten

Autor: Andreas Neuhauser Date: 16. März 2009 Die meisten werden die rumänischen Karpaten vor allem aus Legenden und Horrorfilmen kennen. Denn in Transilvanien hausen der Legende nach die Vampire. Doch wo Berge sind gibt es im Normalfall auch Schnee, und wo Schnee liegt kann man Skifahren. Ob mit oder ohne Vampir.
Nachdem die mountain-action Crew mit Andi Neuhauser, Jojo Heel und anderen besessenen Abenteurern aus München, den Powder in Kaschmir genossen hatten (wo kommen eigentlich die ganzen freeskiers.net Sticker her, die dort im hintersten Winkel von Indien überall rumkleben...?) war unsere Abenteuerlust richtig erwacht. So flogen wir am nächsten Tag gleich weiter nach Sibiu in Rumänien.

Wir hatten einen Tipp bekommen: Von einer heruntergekommenen Gondel die zu einer Hütte führte über dessen Zustand niemand so richtig bescheid wusste. Auch vom Skigebiet gab es im Internet nur einen mysteriösen und schlecht gefilmten Videoclip unter dem man sich nicht wirklich was vorstellen konnte. Am Flughafen von Sibiu gab es am Gepäckband dann bereits die erste Überraschung: "Ja griest euch was machts denn ihr da?" krächzte es uns im breiten österreichisch entgegen. Der Bergführer Andi Millinger, den wir schon vor 2 Jahren in Kaschmir kennen gelernt hatten, stand vor uns. Er hatte dasselbe Ziel wie wir, den Balea Lake in den Karpaten und er erzählte uns von einer skandinavischen Filmcrew, die für Free Radicals drehte und mit ihm unterwegs sei - aber erstmal müsste er ein bisschen in Sibiu chillen.

Der Besitzer der Hütte "Cabana Balea Lake" holte uns persönlich am Flughafen ab. Der Siebenbürger erzählte in bestem Deutsch von seinen Projekten am Berg und von einer alten Skizze des ehemaligen rumänischen Diktators Ceausescu, die ihm in die Hände gefallen war und der dort ein Luxushotel geplant hatte. Jetzt will er es selbst verwirklichen!

Am Ende eines verlassenen Tales erreichten wir die Talstation einer 40 Jahre alten Bergbahn. Niemand außer 2 Angestellte war dort. Während wir auf die Auffahrt warteten, erschien plötzlich aus dem dichten Schneetreiben die Gondel, ganz in rot mit Coca Cola Schriftzug - wie aus einem perfekten, kitschigem Coke advertisement zu Weihnachten. Da das Wetter eher schlecht war und wir so die Gegend nicht auf eigene Faust erkunden konnten, nahmen wir uns einen rumänischen Guide.

Adrian war von der Sorte "Tourengeher mit Spagettiski" und deswegen mussten wir erstmal die Felle anlegen und 45 Minuten aufsteigen. Bei der Abfahrt legte Adi 10 sportliche Kurzschwünge vor, blieb strahlend stehen und schaute erwartungsvoll zu uns nach oben. Mehr als eine Straightline gaben der Hang und die kurze Distanz jedoche nicht wirklich her. Adrian schien daher etwas enttäuscht. Auf Englisch machten wir ihm dann klar, dass wir wohl etwas anders Skifahren als die Menschen hier in Rumänien.

Wir schickten ihn wieder los und jedes Mal wenn er anhielt und sich verunsichert nach uns umblickte, winkten wir ihn weiter. So konnten wir wenigstens ein paar unserer geliebten langen Schwünge ziehen. Die Abfahrt endete in einem dichten Wald mit zu wenig Schnee zum Fahren. "1,5 Stunden tragen bis zur Gondel" sagte Adi und das wir zusammen bleiben sollten, denn hier gibt es Wölfe und Bären, und die rumänischen Bären schlafen bekanntlich im Winter nicht.

Zwischendrin mussten wir noch über umgestürzte Bäume und durch Gebüsch krabbeln, was einem militärischen TrimmDichPfad glich. "Diese Strecke heißt bei uns Vietnam" meinte Adi aufmunternd. Als wir dann total verschwitzt an der Talstation ankamen, war ich eher angepisst denn für die paar Powderturns war der Rückmarsch etwas zu lang. Die Stimmung hellte sich aber sofort auf als wir wieder bei der Hütte ankamen und dort ein hübscher Heli mit einem Basket für den Skitransport parkte.

Andi Millinger war da und hatte eine Filmcrew und die Pro Rider Maria Person und Johann Johansen dabei. Eine noch größere Freude bereitete er uns, als er gleich verkündete, dass wir mitfliegen könnten. Wir konnten unser Glück kaum fassen! Am Abend lernten wir dann Romeo, den Piloten kennen. Er soll der fünft reichste Mann in Rumänien sein, hat 500 LKWs und besitzt drei von zwölf zivilen Hubschraubern im Land. Ein unternehmerischer Haudegen der richtig anpacken kann und noch echte Visionen hat. Sein nächster Plan - das größte Skigebiet Rumäniens zu bauen.

Am nächsten Morgen weckte uns dann strahlend blauer Himmel. Wir saßen wie beim Kindergeburtstag am Frühstückstisch und freuten uns auf den Tag. Romeo wies uns noch in den Heli ein, was beim Starten und Landen zu beachten war, bevor er sich ins Cockpit setzte um zu starten. Der Motor sprang nicht an! Batterie zu schwach, da der Heli die Nacht draußen in der Kälte stand. Nach 30 Minuten kam Romeos "Ersatzhubschrauer" angeknattert und brachte die Ersatzbatterie.

Dann die Enttäuschung: Das Wetter schlug um und mittlerweile waberten wieder fette Schneewolken um die Gipfel und der Wind hatte kräftig aufgefrischt. Unser Traum vom Heliskiing mit Dracula zerplatzte wie eine Seifenblase. Da auch die nächsten 3 Tage das Wetter schlecht blieb mussten wir unverrichteter Dinge wieder abreisen. Doch wir haben genug gesehen um zu wissen, dass wir hier nächstes Jahr wieder auftauchen werden. Und dann fliegt der Heli sicher!
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