Report - Bergwacht und Bergrettung

Von Dennis Forte am 10.Feb. 2009

Jeder Wintersportler kennt sie: Die Bergwacht, im Schnee unterwegs in ihren leuchtend roten Skiuniformen! Wer im Winter viel auf der Piste oder im Backcountry unterwegs ist, kommt irgendwann fast zwangsläufig mit ihnen in Kontakt, sei es als Helfer oder als Verletzter.


Report - Bergwacht und Bergrettung

Report

Leben retten am Limit. Einsätze und Aufgaben der Bergwacht

Autor: Dennis Forte Date: 10. Februar 2009

Jeder Wintersportler kennt sie: Die Bergwacht, im Schnee unterwegs in ihren leuchtend roten Skiuniformen! Wer im Winter viel auf der Piste oder im Backcountry unterwegs ist, kommt irgendwann fast zwangsläufig mit ihnen in Kontakt, sei es als Helfer oder als Verletzter.

Eingegliedert ist die Bergwacht ins Deutsche Rote Kreuz und deckt dabei die Hilfeleistungen in etwa 90% der Unfälle in unwegsamen Gelände ab. Um euch zu zeigen, dass hinter dieser karitativen Organisation noch viel mehr steckt, haben wir uns intensiv mit der Bergwacht Oberstdorf und weiteren Einrichtungen wie z.B. der Hundestaffel und dem Kriseninterventionsdienst befasst.

In der vergangenen Wintersaison 2007/2008 wurden bei der Bergwacht Oberstdorf insgesamt 821 Einsätz gezählt. Diese Statistik zeigt, dass es den Helfern im Winter absolut nicht langweilig wird. Zwar ist in den letzten Jahren die Summe der Unfälle etwas gesunken, jedoch die Menge an schweren Verletzungen stark angestiegen!

In unserer Reportage beschäftigen wir uns mit der Geschichte und den Aufgabenbereiche der Bergwacht. Interview mit einem Hundeführer, einem Mitarbeiter des Krisenintervensionsdienstes (KID) und eines Mitglieds der alpinen Einsatzgruppe der Polizei runden den Report ab.

Geschichte der Bergwacht
Vor knapp 100 Jahren - genauer gesagt 1920 - gründeten einige Männer aus München die erste deutsche Bergwacht. Ihr Ziel war es, nach den katastrophalen Zuständen in den Bergen nach dem ersten Weltkrieg wieder "Ziel, Ordnung, Sitte und Anstand" in die Bergwelt einkehren zu lassen. Hauptursache war damals Wilderei, Hütteneinbrüche  sowie Vieh-und Holzdiebstähle.

Nur wenige Monate später gründete das Rote Kreuz den Gebirgsunfalldienst. Dies war ein Verbund von Sanitätern. Mitte der 30er Jahre umfasste die Bergwacht mit den Niederlassungen München, Allgäu und Chiemgau schon drei Abteilungen.

Mit Beginn des zweiten Weltkrieges wurden die Bergwachtmänner als Hilfspolizisten vereidigt und ihnen der Naturschutz übertragen. Nach dem Ende des Krieges wurden die Bergwachten in den US-Besatzungszonen aufgelöst und schlossen sich dem Deutschen Roten Kreuz an.

Mitte der 60er Jahre schlossen sich die Landesverbände der Bergwacht auf Bundesebene zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. Aus dieser Gemeinschaft entstand der Bundesausschuss der Bergwacht des deutschen Roten Kreuzes. Dies hält bis zum heutigen Tag an.

Wir können alle helfen!
Die Bergwacht verrichtet ihre Arbeit ehrenamtlich. Um diese Arbeit zu unterstützen kann man Fördermitglied der Bergwacht Bayern werden. Die Förderer und ihre Angehörigen können den kostenlosen Rückholdienst im In-und Ausland in Anspruch nehmen. Wer helfen will kann dies hier tun.
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www.bergwacht-bayern.de
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Report - Bergwacht und Bergrettung

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In welchen Gebieten rettet die Berwacht?

Autor: Dennis Forte Date: 10. Februar 2009
Klar, die Bergwacht rettet bei Bergunfällen, aber nicht nur dafür sind die Leute ausgebildet. Alles was mit extremen Bedingungen zu tun hat und wo besondere Fähigkeiten im Umgang mit diversen Sicherungstechniken gefragt sind, da ist die Bergwacht gefragt.

Rettung aus unwegsamen Gelände
Diese Form der Rettung bzw. Bergung ist das Haupteinsatzgebiet. In den Bergen, sei es im Sommer oder Winter, sind die Bedingungen nicht wie auf einer Autobahn. Schmale Wege, Tobel und Felsen machen die Bergung nicht immer ganz einfach. Oftmals muss der Hubschrauber zum Einsatz kommen, was für die Bergwacht eine erhebliche Erleichterung darstellt. Des öfteren muss der Patient aber auch herkömmlich mit Gebirgstrage oder - im Winter - mit dem Akja geborgen werden.

Felsrettung
Mehrfach im Jahr wird die Bergwacht zu Unfällen an Klettersteigen oder alpinen Klettertouren gerufen. Dies stellt die Einsatzkräfte teilweise vor besondere Herausforderungen. Oft wird von oben an die Unfallstelle abgeseilt. Wenn dies aber auf Grund der örtlichen Gegebenheiten nicht funktioniert, bleibt nichts anderes übrig, als den gleichen Aufstieg zu wählen wie der Verunglückte.

Pistenrettung
Der Schwerpunkt der Bergwacht liegt im Winter ganz klar auf der Bergung von Verletzten auf Pisten und Loipen. Hinzu kommen Einsätze im Backcountry, wie z.b. bei Lawinenunfällen oder verletzte Skitourengänger.

Höhenrettung
Diese eher selten Form der Rettung von hohen Gebäuden oder ähnlichem passiert eher selten, gehört aber mit zum Aufgabengebiet der Bergwacht, da sie sich sehr gut in allen Belangen der Sicherungstechnik auskennen.

Seilbahnrettung
Seilbahnunglücke passieren zum Glück eher selten. Sollte es trotzdem zu diesem Fall kommen (z.B. 2005 in Sölden), muss jemand die verbliebenen Insassen retten. Meist stellt die Bergwacht in enger Zusammenarbeit mit den Bahnbetreibern speziell geschulte Einsatzkräfte, die sowohl psychisch als auch physisch in der Lage sind, solche Extremsituationen zu meistern.

Luftrettung
Die Luftrettung spielt eine elementare Rolle bei der Rettung jeglicher Art. Entweder wird der Hubschrauben als Zubringer für einen Notarzt verwendet, oder er ist Einsatzgerät für die Bergwacht. Viele Hubschrauber im Alpenraum verfügen über eine Seilwinde oder ein Bergetau. Letzteres wird unten an den Hubschrauber eingehängt.

Canyoning-Rettung
Die Bergwacht muss natürlich mit der Zeit gehen und sich somit auf immer neue Trendsportarten einstellen. So auch Canyoning. Hier spielen neben der alpinen Sicherungstechnik auch Wildwasserkenntnisse eine tragende Rolle. Diese Fähigkeiten werden in Zusatzausbildungen geschult.

Höhlen-und Grubenrettung
Die Bergwacht verfügt über sehr viel Know-How und Erfahrung in der Rettung aus unwegsamen Gelände in verschiedenen Gebieten. Deswegen werden sie oft zu Höhlen-oder Grubenunfällen gerufen, um bei der Rettung mitzuwirken.

Rettungshunde
Ein besonderes Thema, bei der Bergwacht und in dieser Reportage, stellt die Rettungshundestaffel dar. Sie sind unverzichtbar, um Verschüttete Personen schnellstmöglich aufzuspüren. Nicht nur bei Lawinenunglücken werden sie gebraucht, sondern auch bei Flächensuchen und anderen Katastrophen, in denen Menschen gefunden werden müssen.

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Report - Bergwacht und Bergrettung

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Der Hund - ein treuer und hilfreicher Begleiter

Autor: Dennis Forte Date: 10. Februar 2009
Trotz des laufenden technischen Fortschritts in der Lawinen-Verschütteten-Suche ist die Hilfe eines Lawinenhundes noch immer nicht wegzudenken. Er kann sich besser als jeder Mensch auf einer Lawine fortbewegen und findet verschüttete in der Regel nach sehr kurzer Zeit. Xaver Hartmann ist ein waschechter Allgäuer und leitet die Lawinen-und Rettungshundestaffel der Bergwacht Bayern im Bereich Allgäu. Zusätzlich hat er sich auch voll und ganz der Bergwacht Oberstdorf verschrieben, in der er als Bereitschaftsleiter tätig ist. Wie haben ihn und seinen Hund Gina besucht.
freeskiers.net: Hallo Xaver. Wie lange bist du schon bei der Bergwacht Oberstdorf und was machst du da genau?

Xaver Hartmann: Ich bin seit 1974 Mitglied der Bergwacht Oberstdorf und seit 5 Jahren Bereitschaftsleiter. Davor war ich aber auch schon von 1989 bis1997 und von 2001 bis2004 stellvertretender Bereitschaftsleiter. Seit 1979 bin ich Hundeführer in der Bergwacht.

freeskiers.net: Die Bergwacht hat ja in erste Linie die Aufgabe, Verletzte Personen in den Bergen zu versorgen und sie abzutransportieren. Gibt es noch weitere, spezielle Aufgaben der Bergwacht?

Xaver Hartmann: In erster Linie geht es darum, Verletzte medizinisch zu versorgen und zu berge,  aber auch allen anderen in Not geratenen in unwegsamen Gelände zu helfen. Weiter Aufgaben sind auch die gesamte Pistenrettungen, Unterstützend tätig ist die Bergwacht natürlich auch bei der Suche nach vermissten Personen, dazu gehören auch alle Lawinenunfälle sowie Bergungen von Toten. Es gibt auch noch Spezialausbildungen in der Bergwacht, dazu gehören die Lawinenhundestaffel, die Höhlenrettung, Canyoningrettung, Krisenintervention ( KID Berg ).

freeskiers.net: Die Skiwacht ist ja ein Teil der Bergwacht. Wie sieht denn ein normaler Tag bei der Skiwacht aus?

Xaver Hartmann: Alle Skiwachtmänner/Frauen sind ausgebildete Bergwachtler. Die Skiwacht arbeitet nach einem eigenen Aufgabenkatalog (Stiftung Sicherheit im Skisport, SIS), so ist es z.B. Aufgabe der Skiwacht, im Skigebiet präsent zu sein um allen Wintersportlern und auch Bergbahnbetreibern zu allen erdenklichen Problemen helfen zu können (z.b. auch Probleme mit Bindungseinstellungen, Skiern oder sonstigem Material). Desweiteren gehört auch die tägliche Kontrolle der Pisten (Abfahrten und Markierung), die Meldung bzw. Mithilfe bei der Beseitigung von eventuellen Gefahrenstellen zur Aufgabe der Skiwachtler. Die tägliche Beurteilung der Lawinengefahr gehört ebenfalls dazu. Rettungsdienst ist auch Aufgabe der Bergwacht, dafür werden die Skiwachtler dann freigestellt.

freeskiers.net: Wie sieht es denn bei der Bergwacht Oberstdorf mit Nachwuchs aus? Habt ihr da Schwierigkeiten und kann jeder der Bergwacht beitreten und aktives Mitglied werden?

Xaver Hartmann: Nachwuchsprobleme haben wir nicht, zur Zeit werden wieder 10 junge Leute als Anwärter in unserer Bereitschaft ausgebildet. Wenn aus gesundheitlichen Gründen nichts dagegen steht kann jeder der Bergwacht beitreten. Hierfür werden aber einige Eignungstests verlangt.

Dazu gehört z.B. der Skitest, bei dem den Leuten ein bestimmtes, sicheres Skifahrerisches Können abverlangt wird, sowie ein Klettertest. Bei diesem muss der Anwärter einige begangene Routen nachweisen und muss zeigen, dass er fähig ist bestimmte Schwierigkeiten sicher im Felsgelände klettern zu können. Und er muss zeigen dass er auch eine Tour führen oder nachsichern kann. Danach folgen eine Woche Sommerrettungslehrgang mit Prüfungen und eine Woche Winterrettungslehrgang mit Prüfungen in sämtlichen Ausbildungsfächern. Wer es hurtig durchzieht, der kann es in drei Jahren schaffen.

freeskiers.net: Das Thema Lawinenbergung wird ja bei der Bergwacht recht groß geschrieben. Wie läuft denn ein Lawinenunglück mit Verschütteten für die Bergwacht ab? Vielleicht kannst du es an Hand des Lawinenunglücks vom 22.12.2008 an der Kanzelwand schildern.

Xaver Hartmann: Bei Lawinenunglücken mit Verschütteten muss man wissen, dass uns meistens die Zeit davon läuft. Die Überlebenschance für Ganzverschüttete in der Lawine sind einfach schon nach einer Zeit von 15 Minuten rapide ab. Meist wird eine Meldung über einen Lawinenunfall an die Polizei oder unsere Rettungsleitstelle über Telefon bzw, Mobiltelefon gemeldet.

Die Rettungsleitstelle alarmiert je nach Meldebild umgehend die zuständige örtliche Bergrettungswache, den Einsatzleiter, die Lawinenhundestaffel sowie die nächstverfügbaren Rettungshubschrauber. Zunächst werden die Lawinen schnellstmöglich oberflächig optisch abgesucht und gleichzeitig wird die Suche mit elektronischen Verschüttetensuchgeräten (VS-Geräte) und dem "Recco" Gerät stattfinden. Sofort werden die Lawinenhunde eingesetzt. Je nach Größe der Lawinenablagerungen einzeln oder auch mehrere gleichzeitig. Sind mehrere Einsatzkräfte verfügbar werden Sondiermannschaften gebildet die das Lawinenfeld systematisch nach einem bestimmten Raster ( 60cm x 60cm ) mit Sondierstangen (Sonden) durchsondieren.

freeskiers.net: Xaver, du bist bei der Lawinenhundestaffel und hast auch einen eigenen Hund der Gina heißt. Wie kommt man dazu, zur Lawinenhundestaffel zu gehen?

Xaver Hartmann: Ich bin auch seit acht Jahren Leiter der Lawinenhundestaffel. Richtig heißt es aber Lawinen-und Rettungshundestaffel Bergwacht Bayern Region Allgäu. Es gibt drei Staffeln in der Bergwacht Bayern: Allgäu, Hochland und Chiemgau). Ich führe zur Zeit eine Hündin die Gina heißt und ein Deutscher Schäferhund ist. Die Gina ist schon mein vierte Hund den ich in der Hundestaffel ausgebildet habe. Da ich gerne mit Hunden arbeite ist es ideal, mit den Fähigkeiten unserer Hunde auch eventuell Menschenleben retten zu können.

freeskiers.net: Kann prinzipiell jeder Hund ein Lawinenhund werden?

Xaver Hartmann: Grundsätzlich ja, wenn sich die Hunderasse vom Haarkleid eignet. Der Hund muss bei sehr niedrigen wie sehr hohen Temperaturen, bei Nässe und Schnee nach draussen können. Die Rasse darf dabei nicht zu klein, aber auch nicht zu schwer oder zu groß sein. Sie müssen sich in hohem Schnee aber auch in steilem Gelände selbständig und schnell bewegen können.

freeskiers.net: Wie sieht die Ausbildung eines Lawinenhundeführers, samt Hund aus?

Xaver Hartmann: Der Hundeführer muss die gesamte Ausbildung der Bergwacht abgeschlossen haben, erst dann kann er die Spezialausbildung als Hundeführer beginnen. Dazu gehört die Ausbildung des Hundes in Gehorsam, Unterordnung und gutes Sozialverhalten und die Suche nach vermissten Menschen in Lawinen, im freien Gelände oder in Trümmerfeldern wie z.B. nach Erdbeben. Der Führer wird geschult in Einsatztaktik und Einsatzleitung.

freeskiers.net: Musst du noch oft mit der Gina trainieren oder hat sie das mittlerweile in "Fleisch und Blut"?

Xaver Hartmann: Jedes Hundeteam, also der Führer mit Hund, muss am jährlich stattfindenden einwöchigen Lawinenhundelehrgang teilnehmen. Nicht nur wegen der Grundausbildung, vielmehr wegen der Fortbildungen und der Überprüfung des Leistungsstandes der Hundeteams. Dazu führen wir Übungen durch, mindest jeden Monat einmal, als Lawinenübungen, Trümmerfeldübungen oder Gebirgsflächensuchen.

freeskiers.net: Danke Xaver für das Interview

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Bergwacht Oberstdorf
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Welche Kosten kommen im Fall einer Bergung auf mich zu?


Autor: Dennis Forte Date: 10. Februar 2009
Im Bayerischen Rettungsdienstgesetz wird beschrieben, dass die Bergwacht für ihre Leistungen Benutzungsentgelte erheben muss. Diese Benutzungsentgelte werden immer wieder mit den Krankenkassen festgelegt. Die Krankenkasse des Verunglückten kommt jedoch im Regelfall für die Kosten auf.

Allerdings: Wer mit dem Hubschrauber geborgen werden muss, der sollte sich eventuell auf hohe Kosten gefasst machen. Die gesetzlichen deutschen Krankenkassen übernehmen nämlich die Kosten für eine Hubschrauberbergung nur im Inland. Wer also als Deutscher im Ausland auf eine Hubschrauberbergung angewiesen ist, muss für die anfallenden Kosten selber aufkommen.

Da Hubschraubereinsätze sehr teuer sind kommen recht schnell bis zu 3.500 € zusammen. Wer also viel in den Bergen im Ausland unterwegs ist, sollte sich zusätzlich versichern. Das geht dabei über fast jede deutsche Versicherung, die das meist als Zusatz in die bestehende Krankenversicherung integrieren. Es geht allerdings noch einfacher und deutlich günstiger: Wer gemeinnützigen Vereinen wie Johanniter oder Deutscher Alpenverein beitritt, wird automatisch für solche Fälle mitversichert.

Abrechnungspauschalen der Bergwacht mit den Krankenversicherungen:
  • Notfalleinsatz Berg 1: 740 € - Hubschrauber, Notarzteinsatz, erhöhter Zeit- und Materialaufwand bei der Bergrettung
  • Notfalleinsatz Berg 2: 370 € - Hubschrauber, Bergrettung
  • Notfalleinsatz Berg 3: 185 € - Bergrettung mit geringem Aufwand
  • Krankentransport: 185 €
  • Sondereinsatz Berg 1: 740 € - Lawineneinsatz, Vermisstensuche mit erhöhtem Aufwand
  • Sondereinsatz Berg 2: 370 € - Sachbergung, Tierbergung, Pilotenbergung unverletzt, Vermisstensuche geringer Aufwand
  • Sondereinsatz Berg 3: 185 €

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www.christoph17.de
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KID - seelische Betreuung vor Ort und Stelle


Autor: Dennis Forte Date: 10. Februar 2009
Der Kriseninterventionsdienst - kurz genannt KID - gehört ebenfalls mit zum Deutschen Roten Kreuz. Die Männer und Frauen übernehmen dabei die Betreuung von körperlich unversehrten Menschen, die nach einem Notfallereignis unter starken seelischen Belastungen leiden oder unter akutem psychischen Schock stehen. Da die Bergwacht immer wieder mit Extremsituationen zu tun hat, arbeiten sie oft Hand in Hand mit dem KID. Wir haben mit Bernd Urlaub gesprochen. Er ist bei der Bergwacht Oberstdorf als Einsatzleiter tätig und betreut Hinterbliebene im KID.

freeskiers.net: Hallo Bernd. Du bist bei der Bergwacht Oberstdorf und zusätzlich noch beim Kriseninterventionsdienst (KID). Muss man bei der Bergwacht sein, um im KID arbeiten zu können?

Bernd Urlaub: Kriseninterventionsteams bzw. Dienste werden in der Zwischenzeit von den meisten Hilfsorganisationen unterhalten. Die Aufnahmekriterien sind dabei von Organisation zu Organisation unterschiedlich. Um bei dem Kriseninterventionsdienst der Bergwacht Bayern tätig sein zu können, müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein: Man braucht eine abgeschlossene Bergwachtausbildung und fünfjährige Einsatzerfahrung im Bergrettungsdienst. Mann muss aktives Bergwachtmitglied sein. Das Mindestalter beträgt 25 Jahre. Dazu kommt eine abgeschlossene Ausbildung bei der Bergwacht zum Kriseninterventionsberater nach Ausbildungscurriculum des Landesarbeitskreises Psychosoziale Notfallversorgung in Bayern.

freeskiers.net: Wie lange bist du schon beim KID und was sind genau deine Aufgaben bei einem Unglücksfall?

Bernd: Ich bin seit 2002 beim KID Berg der Reginalgruppe Allgäu. Meine Aufgaben bei einem Einsatz sind erstmal die Kontaktaufnahme mit der Unfallstelle. Dabei informiere ich mich, wie viel Angehörige vor Ort sind und was genau geschehen ist. Danach fahre ich zur Unfallstelle und stelle mich bei den Angehörigen vor. Am Unfallort rede ich zuerst mit den Einsatzkräften und sehe mir den Verunglückten an, um mir ein Bild für mein weiteres Vorgehen zu machen.

Ganz wichtig im Umgang mit den Betroffenen ist: Ruhe ausstrahlen, Fragen beantworten, Struktur geben und ein soziales Umfeld organisieren. Bei Todesfällen muss ich die Abschiednahme vorbereiten und weiterführende Betreuungen für die nächsten Tage/Wochen ansprechen. Bei Bedarf organisiere ich eine Übernachtungsmöglichkeit.

Je nach Einsatzart weichen die Aufgaben etwas ab - z.B. beim Lawineneinsatz, Vermisstensuche, Absturz, Herzinfarkt, Unfälle mit Kinder usw. - wichtig ist dabei flexibilität und Einfühlungsvermögen.

freeskiers.net: Oft hat man ja mit ziemlich schwierigen Unfällen zu kämpfen. Wie gehst du selber damit um?

Bernd Urlaub: Umgang mit der eigenen Belastung „Psychohygiene“ ist einer der zentralen Bestandteile der Ausbildung zum Kriseninterventionsberater. Fallbesprechungen und Supervision sind verpflichtend für ein verantwortbares Tätigwerden.

freeskiers.net: Wie sieht eine Betreuung vom KID aus und wie lange dauert sie?

Bernd Urlaub: Unsere Aufgabe ist es, Personen in die Lage zu versetzen, sich selbst bzw. sich gegenseitig zu helfen. Wir versuchen das soziale System der Betroffenen wieder soweit funktionsfähig zu machen wie es vorher war. Krisenintervention ist dabei Hilfe zur Selbsthilfe.

Wir versuchen die Selbstständigkeit der betroffenen Personen zu fördern und bereiten sie - im Falle eines Todes der Angehörigen, auf die Abschiednahme vor. Wir informieren die betroffenen Personen über mögliche emotionalen Reaktionen, die auf sie zukommen können und bereiten sie darauf vor so gut es geht.

Krisenintervention in der Bergrettung dauert in der Regel zwischen 3 und 5 Stunden. Die Arbeit dauert länger als in der Landrettung, da die logistischen Anforderungen höher sind und sich das soziale Netz der Betroffen zu meist nicht so schnell organisieren lässt. Krisenintervention ist dabei ein "einmaliges Angebot". Mehrere Treffen mit den Betroffenen finden im Regelfall nicht statt.

freeskiers.net: Ihr betreut ja nicht nur die Angehörigen der Opfer, sondern auch die Einsatzkräfte selbst. Wie unterscheiden sich die beiden Betreuungen?

Bernd Urlaub: Unter der Bezeichnung Psychosoziale Notfallversorgung werden in der Bergwacht Bayern zwei Unterschiedliche Personengruppen bedient:

KID bedient die Angehörigen der Opfer bzw. die in den Unfall involvierten: Tourenpartner, Überlebende, Hinterbliebene, vermissende Angehörige und Ersthelfer gehören beispielsweise dazu.

Die Hilfeleistung für die Kameraden der Bergrettung nennt sich "SbE" (Stressbearbeitung nach belastenden Einsätzen): Dabei kümmert man sich um die Einsatzkräfte der eigenen Organisation in den Bereichen:
  • Primäre Prävention im Rahmen der Aus- und Weiterbildung
  • Sekundäre Prävention, das sind Maßnahmen nach belastenden Einsatzgeschehen Einzel- und Gruppenintervention für den Bereich der Stressbearbeitung der Einsatzkräfte. Hier wird in der Bergwacht Bayern ein gesondert geschultes, Zertifiziertes SbE-Team vorgehalten.


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www.krisenintervention-notfallseelsorge.de
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Die alpine Einsatzgruppe der Polizei Bayern


Autor: Dennis Forte Date: 10. Februar 2009

Seit der Auflösung der Bayrischen Grenzpolizei gibt es bei den Polizeidirektionen im Alpenraum die sogenannte "alpine Einsatzgruppe". Das sind speziell für den Einsatz im Gebirge ausgebildete Polizisten. Meist unterstützen sie die Bergwacht bei Großeinsätzen und übernehmen zugleich die Sachbearbeitung bzw. den "Schreibkram", der ja ebenfalls erledigt werden muss.
Florian Veit ist gebürtiger Oberstdorfer und gehört der alpinen Einsatzgruppen an. Er ist ebenfalls Mitglied der Bergwacht Oberstdorf und dort als Einsatzleiter und Ausbildungsleiter tätig. Wir haben mit ihm über seine Tätigkeit gesprochen.

freeskiers.net: Hallo Flori. Wie bist du zur Bergwacht und zur alpinen Einsatzgruppe der Polizei gekommen und welche Ausbildungen braucht man dafür?

Flori Veit: Ich selbst bin mit 16 zur Bergwacht gegangen, da ich mich aufgrund meiner alpinen Tätigkeiten etwas dazu berufen fühlte. Ich bin nun seit mehr als 20 Jahren bei der Bergwacht Oberstdorf mit dabei. Während meines beruflichen Werdegangs bei der Polizei bin ich dann auch zur alpinen Einsatzgruppe gekommen. Dort habe ich die Ausbildung zum staatlich geprüften Polizeiberg- und Skiführer abgelegt.

Grundsätzlich sollte man, wenn man zur Bergwacht oder alpinen Einsatzgruppe möchte, gut Skifahren und Klettern können. Kurz gesagt: Man sollte ein "Alpinist" sein und sich in den Bergen wohlfühlen. Nur gute Skifahrer und Kletterer bringen das geforderte, umfassende Können mit. Wenn jemand zur Wasserwacht geht, dann sollte er auch schon gut schwimmen können! Das gleiche gilt analog für das gesamte Spektrum der alpinen Tätigkeiten bei Polizei und Bergwacht.

freeskiers.net: Was genau sind die Aufgaben der alpinen Einsatzgruppe?

Flori Veit: Wir werden bei allen Unfällen, Ereignissen und Unglücksfälle mit Tätigkeiten im alpinen Gelände gerufen und eingesetzt. Hier ist eine - nicht abschließende - Aufzählung:
  • Ski-/Rodel-/Kletter-/Lawinen-/Mountainbikeunfälle
  • Vermisstensuchen, Abstürze, Flugunfälle (vor allem Drachen und Gleitschirmunfälle)
  • Suche nach Straftätern im alpinen Gelände
  • Einsätze bei Trendsportarten (Eisklettern, Bouldern, Klettergarten und Kletterhallen, Hochseilgärten, Canyoning) und vieles mehr.
Wir versuchen den Hergang des Ereignisses anhand von Beteiligten bzw. Zeugen und eigenen Feststellungen zu ermitteln. Immer im Bezug auf eine mögliche Straftat (z.B. unterlassene Hilfeleistung, fahrlässige Körperverletzung, fahrlässige Tötung, ...). Nach Abschluss der Ermittlungen geben wir unseren Bericht an die zuständige Staatsanwaltschaft ab.

freeskiers.net: Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Bergwacht aus?

Flori Veit: Wir arbeiten vor allem bei Vermisstensuchen im Rahmen von Lawinen- /Ski- oderKletterunfällen und tödlichen Abstürzen mit der Bergwacht zusammen. Wir unterstützen uns hierbei im Rahmen unserer jeweiligen Aufgaben gegenseitig.

freeskiers.net: Wie viele alpine Einsatzgruppen gibt es bei der Polizei? Arbeitet ihr unabhängig voneinander oder oft gemeinsam?

Flori Veit: Für den Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben gibt es eine alpine Einsatzgruppe. Diese besteht derzeit aus sechs Polizeibergführern, zwei Bergführeranwärtern, zwei Alpinbeamten, zwei Alpinhundeführern und zwei weiteren Anwärtern. Insgesamt gibt es fünf Alpine Einsatzgruppen entlang den Bayerischen Alpen.

In den meisten Fällen arbeiten immer nur zwei Beamte an einem Unfall, es sei denn, dass es sich um eine größere Aktion (z.B. eine Verschütteten- oder Vermisstensuche) handelt. Mit den anderen Gruppen arbeiten wir in der Regel nicht zusammen. Lediglich im Rahmen von bayernweiten Ausbildungen kommen wir Bergführer auch mal mit Bergführerkollegen aus anderen Präsidien zusammen.

freeskiers.net: Oft ist der Einsatz in den Bergen mit hohem Risiko für die Retter verbunden. Hast du schon mal so etwas erlebt, wenn ja was?

Flori Veit: Grundsätzlich gilt bei Einsätzen immer, dass wir das eigen Leben und Gesundheit nicht riskieren, wenn es noch andere Möglichkeiten gibt. Aber es kommt immer wieder mal vor, dass wir im Rahmen von Einsätzen oder Rettungen mit plötzlich eintretenden Extremsituationen wie beispielsweise einem Wettersturz, einem Gewitter, große Lawinengefahr, Steinschlag oder aber schwerem alpines Einsatzgelände oder schwierigen Hubschraubereinsätzen konfrontiert werden.

Hier gilt es dann immer sehr genau abzuwägen, ob wir rausgehen. Wenn ja dann ist es wichtig, mit wem, wann und wie viele ingesamt in diese Einsätze gehen. Es gilt hier immer noch der sehr wichtige Grundsatz des "Selbstschutzes". Das bedeutet, sich und andere nicht unnötig einem hohen Verletzungsrisiko auszusetzen, nur um jetzt sofort einer Person zu helfen, wenn dies momentan nur unter erheblichem Einsatz des eigenen Lebens und Gesundheit möglich ist.

Selbst habe ich das schon erlebt, als wir einen vermissten Skitourengänger gesucht haben. An diesem Tag herrschte Lawinenstufe 4 und es hat überall um uns herum gekracht. Selbst in sehr flachem Gelände haben wir beim absichtlichen Einfahren Schneebretter ausgelöst. Letztendlich kam der Tourengänger von selbst wieder zurück, nachdem er eine Nacht unfreiwillig draußen übernachtet hatte.

Auch bin ich schon öfter bei Rettungen in Gewitter geraten oder auch schon mal von Steinschlägen überrascht worden. Ein gewisses Risiko ist also immer mit dabei.

freeskiers.net: Gerade die Wintersportarten wie Freestyle und Freeride sind ja im Moment stark am boomen. Ist das ein Thema bei euch in der alpinen Einsatzgruppe oder bei der Bergwacht im Hinblick auf die erhöhte Gefahr von Verletzungen? Und gibt es Trends bei den Unfällen?

Flori Veit: Wir sind ständig bemüht, unser Fachwissen und unseren Kenntnisstand den aktuellen Trends im alpinen Bereich anzupassen. Dies erfordert auch von uns, egal ob Bergwacht oder alpine Einsatzgruppe, dass wir uns ständig durch Übungen und Fortbildungen fit halten müssen. Denn: Wer rastet, der rostet! Dieser Grundsatz gilt für uns Alpinpolizisten wie auch für uns Bergretter.

Bei den Pistenunfällen kann man momentan keine explosiven Steigerungen feststellen. Vielmehr dürfte das veränderte Anzeigenverhalten bei uns dazuführen, dass wir mehr Unfallanzeigen bekommen. Früher wurde nicht soviel bei uns angezeigt. Rettungstechnisch sinken die Unfallzahlen, polizeilich steigen die angezeigten Ereignisse.

Diesen Winter haben wir bereits fünf tödliche Ereignisse bearbeiten müssen. Dies mag zwar im ersten Augenblick viel sein, aber übers Jahr könnte sich die Zahl dann wieder relativieren.

Auffallend sind heuer allerdings die vielen Rodelunfälle. Allerdings kann ich da noch keine Gründe oder Ursachen für diese doch auffallend hohen Zahlen nennen. Mag sein, dass die harten Rodelbahnen, die Ausrüstung der Rodelgeräte oder das vermehrtes Angebot durch Bahnbetreiber etc. zu einer höheren Frequentierung führen.

freeskiers.net: Flori, vielen Dank für das Interview!

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www.polizei.bayern.de
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