Abenteuer Freetouring in Kamchatka

Abenteuer Freetouring in Kamchatka

Von Martin Blum am 16.Nov. 2017

Kamchatka sagt den meisten Freeride-Interessierten spätestens seit Travis Rice‘ „The Fourth Phase“ was, seitdem können viele Freerider die Halbinsel zumindest grob geografisch einordnen. Dort gewesen sind aber nur die Allerallerwenigsten. Wir nervten unsere Freundin und professionelle Reiseführerin Alla schon lange damit, dass wir ihr Heimatland endlich kennenlernen wollten. Alla Ganster Skitour und Fotoreisen Kamchatka ist auf Skitour- und Fotoreisen im Kamchatkagebiet spezialisiert. Ursprünglich von dort stammend lebt sie mittlerweile verheiratet im Zillertal. Und nachdem wir lange genug genervt hatten, lud sie schließlich einen engen Freundeskreis ein, ihr Heimatland zu entdecken. Was den abenteuerlustigen Freetourer auf der russischen Halbinsel erwartet, lest ihr hier im mehrteiligen Tripreport von Martin Blum.

Kamchatka ist eine sibirische Halbinsel zwischen Japan und der Behringstraße und liegt direkt auf dem Vulkanring rund um den Pazifik. Am „Ring of Fire“ ist es das Land mit den meisten aktiven Vulkanen. Entdeckt wurde Kamchatka erst sehr spät, da es auf dem Landweg nicht zu erreichen ist: riesige sibirische Permafrost- und Sumpfgebiete verhindern das. Ursprünglich gab es eine Handvoll Ureinwohner ähnlich den nordamerikanischen First Nations, besiedelt wurde Kamchatka dann von Russischstämmigen, um einen möglichst weit im Osten gelegenen Marinestützpunkt zu errichten. Heute – ungefähr zehn Jahre, nachdem Kamchatka für Nicht-Militärs geöffnet wurde – leben die knapp 180.000 Einwohner fast zur Gänze in Petropawlowsk.

Die Stadt liegt in einer Bucht und wird von nicht weniger als drei Vulkanen umrahmt, von denen der höchste die 3.000 Meter locker knackt. Begibt man sich in die Wildnis, so beeindrucken die großen Sumpfgegenden an den Flüssen gleichermaßen wie die farben-, flora- und artenreichen Hochebenen und Küstengebirge. Jeweils in Tagesmarschdistanz sind die unterschiedlichsten Vulkane zu erreichen. Entsprechend der nördlichen Lage stehen Bäume nur auf den unteren 100 bis 200 Höhenmetern, dann geht es schnell in Latschen über und jenseits von 500 Höhenmetern gibt es nur noch Gräser. Die Gegend ähnelt wegen der Nähe zu Hokkaido schon sehr Japan, und das nicht nur aufgrund der warmen Geysire und Abflüsse von den Vulkanen. Im Winter, der wohl dreiviertel des Jahres ausmacht, liegt eine solide fünf, oft sogar zwölf Meter hohe Schneedecke über dem ganzen höheren Land. Die letzten Schwünge in der fjordähnlichen Landschaft lassen sich in sattem Schnee bis zwei Meter an den Pazifik heran fahren…

Der tägliche Flieger (mit Sanitätszelle, weil sonst keine Verbindung und das Krankenhaus in Kamchatka nicht gerade für alles gewappnet) setzt auf. Der Anflug mit Schleife zwischen den drei Vulkanen Awachynsky, Koryaksky und Viljuchinsky in Flügelhöhe gebührend. Am Rollfeld steht ein kleines Zelt mit einer nagelneuen Gepäckausgabe. Jedoch viel zu klein und die Russen stehen in vier Reihen direkt davor, keiner lässt jemand anderen ran. Und ausgerechnet unsere Skier kommen als Erstes und lange als Einziges. Breite Schultern von Körpern mit weit über 100 Kilogramm Schlagmasse in Tarnanzügen sind zu überwinden um die Ski am Verschwinden zu hindern.

Dann gleich mal Einkauf für den Bootstrip, der unser erstes Abenteuer in Kamchatka werden sollte. Alla meint "Es ist alles da, nur nix zu Trinken". Ich lade Wasser ein. "Nein, was zu triiiiinkeeeeen!!!!!" heisst es militätrisch und sie zeigt auf das Regal mit Wodka. Als wir alle fertig sind und mit unseren Wagen voll Wodka und Bieren im Einkaufswagen heraus fahren werden wir nochmals zum Kaufen geschickt "Wodka ist immer zu wenig". Wir kauften nochmal und sie hatte Recht.

Wir übernachten mit Blick auf den Hafen, die Bucht, die drei Vulkane in einer Freeride Base - ein Loft nach norwegischem Vorbild. Man rüstet sich in Kamchatka langsam für Sporttouristen. Unglaublich riesige Atom-U-Boote laufen aus und ein. Ich mach mal lieber kein Foto. Daneben gibt es nur eine einzige weitere Möglichkeit für Touristen unterzukommen: Ein "internationales" Hotel - wobei die Dame, die dort in Personalunion Zimmerservice, Rezeption, Nachtdienst und Frühstücksdienst verkörpert, den Google-Übersetzer zum Versuch der Überwindung der Sprachbarriere ins Englische bemüht. Kein Prospekt, kein Name, nichts deutet darauf hin, dass "international" auch was extra-russisches meinen kann. Auch die Zimmernummern sind auf Russisch, für uns also mehr Zimmer"namen," was darin mündete, die Schlüssel einfach auszuprobieren. Es gab eh nur eine Etage mit Zimmern. Warum ich das so genau berichten kann? Bei unserer Abreise sollten wir dann einmal hier nächtigen...

Der Snack, der uns am ersten Abend serviert wird, besteht aus fingerdicken Scheiben von Heilbutt und Lachs. Der rohe Fisch wird hingestellt wie bei uns eben Kekse. Das isst man hier nach dem Essen, wenn man satt ist.

Im Industriehafen mit einem Anteil von 80% Rost steigen wir auf eine der vier Yachten, die am Rand liegen. Ein Katamaran. Ohne Mast. Zwei Aussenboarder, zweieinhalb Stockwerke. Zusätzlich gibt es ein Beiboot für maximal vier Personen, wenn es keine Welle gibt. Alles ist eng und knapp aber das brauchen wir. Wir wollen ja zum Skifahren und nicht noch 10 Jahre warten, bis die hier Kreuzfahrtschiffe gekauft haben. Der Skipper Dima ist ein kräftiger Seebär mit sonnigem Gemüt. Der Eigner Xenia ein pragmatischer flinker, gewiefter Kerl mit viel Mut, russisch auch mit Händen und Füßen zu sprechen. Ansonsten wird nämlich ein Begriff, den man nicht versteht einfach ein dutzend Mal wiederholt, jedoch weder gezeigt, noch umschrieben, auch nicht montagsgemalt oder gedeutet.

Bei der Ausfahrt passiert uns ein Überfall eines kleinen Schlauchers, von dem herüber geschrien wird und mit dem uns der Weg abgeschnitten wird. Haben wir die U-Boot-Ausfahrtsperre missachtet? Irgendeinen Hallo-Beamter-Gruß vergessen? Vergessen Wegzoll zu zahlen? Was sich fies angehört hatte, war nichts anderes als der Marktschrei, man könne bei den Zweien ein ganzes Schlauchboot voller Krabben kaufen. Das taten wir dann auch: Krabben, die sich in der Hand richtig effektiv wehrten und einen Kopf so groß wie einen eingefallenen Fußball hatten.

Auf langer, ruhiger Pazifikwelle fuhren wir 60 Seemeilen die Küste nach Süden. Augenringe vom Fernglas: Militärische Stellungen, alte Leuchttürme und Befeuerungen, viele Wracks und Ruinen waren zu sehen. Allerdings nicht wie in Schottland aus dem Mittelalter. Nein, Wracks und Ruinen einfach aus dem letzten Jahrhundert. Ein Schrei, eine enge Kurve und es ging auf eine Walfamilie zu. Gar nicht so einfach in ihre Nähe zu kommen, denn nach einem kurzen, halbminütigen Auftauchen waren alle drei wieder für mehrere Minuten gänzlich verschwunden. Bis sie dann einfach mal 200 Meter weiter in irgendeiner nicht vorhersehbaren Richtung wieder auftauchten, meterhohe Fontänen bliesen und verschwanden. Aber dann blieben sie doch mal bei uns - tauchten wirklich direkt seitlich am Schiff auf.

Am Weg zu unserem ersten Ziel unternahmen wir auch die erste Skitour. Mit dem Schlaucher setzten wir acht Freetourer plus unsere beiden russischen Bergführer Victor und Igor an Land über. Wir befanden uns in einem Fjord, das sieben Kilometer ins Landesinnere ragt. Die felsigen Berge an der Küste waren um die 700 Meter hoch, im Fjordinneren knapp 1.400 Meter. Wir starteten eine gemütliche Tour an einer kilometerweiten komplett weißen Stelle, an der ein Kar mit Bach ins Meer mündete. Darüber befand sich - natürlich - eine meterdicke geschlossene Schneedecke. Die Gruppe war dank guter alpiner Vorbereitung fit im Schritt und die Bergführer zufrieden. Ein erstes Gipfelerlebnis mit dem Pazifik in drei Richtungen und auch den Bergen in drei Richtungen. Ja, schon auf 750 Metern Seehöhe hat man alle Klimazonen durchlaufen: Schmelzumgewandelter Schnee am Wasser, windgepresster im Schatten und in der Höhe, angetauter gefrorener und firniger in der Sonne und kompakt pulvriger an dunklen, windgeschützten Stellen. Die ersten adrenalinbefeuerten Gipfelbilder wurden geschossen, unter enthusiastischem "Siskiiiiiiiiii"-Schrei in die Kamera: Funktioniert bestens und sorgt für gelöste Stimmung, alles lacht. Die Russen noch mehr. Wir werden aufgeklärt: "Siski" sind Brüste.

Unser Anlegeplatz tief in der Russkaya-Bucht besteht aus zwei alten, dreiviertel verrosteten Küstenschiffen, die da einfach versenkt wurden, damit man einen Hafen hat. Und es funktioniert. Die havarierten Lastenkähne fungieren als beidseitiger Anleger, als Wellenbrecher, als luxuriöses Plumsklo für Wilderer, als Behördenbau, als Werkstätten und als riesiger Grillplatz. A propos Wilderer: Auf Kamchatka gibt es das Wort "jagen", "angeln", "fischen", "Bauer" oder ähnliches nicht. Alles nennt sich "Wilderer" oder "wildern". Und das in einem positiven Wortsinn. Man darf täglich eine große Menge Fleisch und Fisch für Eigenbedarf und Weiterkauf aus der Natur nehmen. Da die Grenze da natürlich schwammig ist, ist das Wort "wildern" vielleicht sogar gerechtfertigt. Jedenfalls bezeichnet man sich offiziell so. Wer sich den Alltag nicht leisten kann wildert. Und wer ihn sich locker leisten kann auch. Die einen hausen und kommen zu Fuß, die andern kommen mit dem Skidoo.

Die Wracks wurden nicht ohne Grund hier versenkt: Es ist die längste Bucht, in der sich die Pazifikwellen auch bei Sturm schon weitestgehend verlaufen haben und es gibt eine gefasste Trinkwasserstelle zum Auffüllen der Bordbestände. Ein altes verfallenes Fischerdorf liegt 200 Meter weiter und war die einzige (ehemalige) menschliche Lebensstätte, die wir bei unseren Touren je gesehen haben. In den verfallen Hütten hausen eben solche Wilderer. Ein Skidoo, ein Schlauchboot, ein halbes Dutzend Hunde. Die Menschen dort sind entweder sehr scheu uns gegenüber oder wollen uns so vielleicht zu verstehen geben, dass wir besser auch von ihnen Abstand halten sollten.

Die erste der Nächte an Bord. Wir sollten uns schnell daran gewöhnen und werden sie wahrscheinlich unser Leben lang vermissen: Um 4 Uhr in der Frühe steht unsere Köchin Elya auf und fängt an ein "kleines" russisches Frühstücksmenü zu kochen. Plinis, richtigen Espresso aus der Bialetti, geschnittenes Obst und jeden Tag eine andere Eierspeise zum Hineinlegen. Die zweieinhalb Wochen würde Elya - eine einfache Mutter von vier mittlerweile erwachsenen Söhnen - diesen Tagesrhythmus haben: Aufstehen 4 Uhr. Kochen und Abspülen bis 10. Schlafen bis 12. Kochen von 12 bis wir wieder kommen um drei oder vier oder fünf. Brozeit. Saubermachen. Kochen. Schlafen während wir verdauen und trinken und singen bis 22 Uhr. Dann aufräumen und saubermachen und wieder ein paar Stunden schlafen bis 4 Uhr in der Frühe. Ihr Frühstück lässt uns glauben, dass wir erst einmal zwei Tage unterwegs sein würden. Und trotzdem bekommen wir noch belegte Brote und Nüsse - die wir sehr als Brotzeit zu schätzen lernten - mit. Das Highlight, an das wir uns viel zu schnell gewöhnten war der Rotlachskaviar. Frisch und in selbstabgefüllten Kilopackungen wurde er hier wie Marmelade zum Frühstück gereicht. Ich verschlang an diesem Tag nach mitteleuropäischen Maßstäben Kaviar für mindesten 500 Euro in einer Frische wie ich es nie mehr erleben werde. In dieser Form wäre der Kaviar wirklich das Geld wert, das er in Europa kostet.

Unser Kapitän bringt uns an eine flache Stelle im Fjord. Es geht los. Schnell. Denn jeder will bis zum Abend das Frühstück wieder von der Hüfte haben. Wenn wir gewusst hätten, was uns abends erwartet, wären wir nochmal schneller gelaufen. Wir visieren eine steile Flanke an, die im Wind war und müssen weit oben ab-, und die Skier an den Rucksack schnallen. Die Bergführer sind zufrieden, wie sich alle anstellen. Wir stehen auf einem erhabenen Vorsprung über der Russkaya Bucht, es ist sonnig und die Temperatur verführt sogar zum kurzzeitigen Oberkörperlüften. Die Abfahrt in einem firnigen Südosthang führt bis in den nächsten Fjord, der noch vereist ist und über eine dicke Schneedecke überquert werden kann. Ein leichtes Röhren ist zu hören. Es kommt von Felsen im Pazifik in Sichtweite. Seelöwen? Aufstieg auf die nächste Bergkette, erneut mit allen Klimazonen. Am Gipfel dann mehrere atemberaubende Optionen um in das Fjord noch eins weiter südlich abzufahren. Man sieht tief unten die Pazifikbrandung in kleinen Felsbuchten. Wir nehmen einen gerade aufgefirnten Südwesthang.

Hang?! Nicht missverstehen! Hier gibt es einfach nur eine einzige große weiße Schneefläche, die unterschiedliche Formen hat und nur an einigen Flanken bricht das Weiß senkrecht über Felsen ins Meer ab. Wie ein Bergland, das abgesägt wurde. Die Weiten der Hänge und unserer Schwünge vereinigen sich zu einem kleinen Tal. Und plötzlich finden wir die erste Bärenfährte. Fußabdrücke so groß wie eine Pfanne für 6 Personen, Klauen wie ein steinzeitlicher Faustkeil. Und klar erkennbar: Seine Winterschlaf-Höhle, seine Walzstätte, seine ersten Löcher bei der Suche nach Essbarem. Und wohin er sich davon trollte: Ins Land hinein. Seltsame Spuren den Berg knapp hundert Meter hoch und eine Rutschspur hinunter - ähnlich der kindlichen Spuren an einem Schlittenberg?! Victor macht uns auf kleine braune Flecken aufmerksam. "Geh du mal ein halbes Jahr nicht aufs Klo - weißt du was du für Verstopfungen hast?! Die will der Bär auch mit allen Verrenkungen loswerden. Das ist Medweshi Kakashki - Bärenscheiße".

Am Ende des kleinen Tals wartet hinter der Brandung unsere Yacht. Auf einem meterhohen Schneeabhang stehend packen wir zusammen und steigen in kleinen Gruppen auf den Schlaucher, der sich in der Brandung beim Ablegen fast zu überschlagen droht. Aber Gore sei Dank muss man seine Freetour-Kleidung dann nicht mal zum Trocknen aufhängen.
Die Fahrt zum Übernachtungsplatz zurück im Fjord brachte uns an den Felsen der Seelöwen vorbei. Was für ein Königreich! Was für ein lärmendes Grunzen! Was für ein ... Geruch! Wir sehen drei Snowboardspuren in einer steilen Eisflanke: Sie gehören zu Xavier de le Rue, der sich gleichzeitig mit uns mit seiner Yacht in der Gegend aufhält und einen Film dreht.

Auf der großen Pazifikwelle fällt mir dann auf, dass wir nur mit einem Motor fahren. "Tja, einer ist jetzt kaputt. Der hat sich ein Wilderer-Netz eingefangen." Ein flaues Gefühl im Magen stellt sich ein, mir wäre jetzt ehrlich gesagt lieber wir hätten noch den Mast. Allein, 60 Seemeilen weg von der nächsten Menschenseele in der Wildnis, vielleicht in den Pazifik abtreibend... Aber ich sollte den Sinn der Russen für Probleme und ihre Lösungen noch zu schätzen lernen.

Ungeahnt dessen haben Skipper Dima und "Reeder" Xenia das Netz einfach geflickt und wieder selbst zum Fangen ausgeworfen. Und gleich am Abend eine Lachsart gefangen, die Elya zum Abendmenü verarbeitete. Was für ein nahrhaftes, dank der einmalig guten Rohmaterialien wildes und nahrhaftes Essen. Unglaublich. Es folgten die nächsten Tage weitere Touren im Küstenbereich mit immer wieder atemberaubender Kulisse durch Delta- und Meanderlandschaften, an Bärenfährten vorbei, durch das kleine verfallene Fischerdörflein, Abfahrten mit Big Mountain Faces. Am Abend wurde gejagt, gefischt, die Gegend mit dem SUP oder Kajak erkundet. Gegrillt wurde auf dem Wrack und ein Abend mit einer weiteren Ski & Sail Gruppe aus Skandinavien und Russland verbracht. Eines nachts rutschte auch den russischen Seebären und Bergführern das Herz in die Hose, als plötzlich mal ein Licht langsam vom Berg herab kam. Das musste man jetzt schon beobachten. Aber es war wohl nur ein verspätet heimkehrender Wilderer aus dem Fischerdorf. Puh.

Am ersten Tag hatte ich noch ein Schneeprofil gegraben, um mit dem jungen aber absolut international erfahrenen Victor mitdenken zu können. Aber als ich die erste Schicht erst in 45cm Tiefe fand - gut verbunden und drüber und drunter schon umgewandelt - und die zweite Schicht von oben in zweieinhalb Meter Tiefe immer noch nicht aufhörte, war mir klar, dass ich so eine Situation noch nie hatte. Hier liegt einfach ein Schneepanzer. Und das Interessante spielt sich nur mit dem Wetter ganz an der Oberfläche ab.

Der Rückweg nach Petropawlowsk war langwierig und kräftezehrend, einerseits wegen dem einen, jetzt alleinigen Motor. Erst hatte ich Schiß - über den Pazifik - mit nur einem Außenboarder. Keine Redundanz. Was wenn.... Aber bei genauem Hinsehen erkannte ich, dass Dima und Xenia ein eingespieltes Team sind: Dima steht am Steuer und ist hochkonzentriert auf die See vor uns. Xenia steht am Bug - neun Stunden lang. Und immer, wenn er etwas im Wasser sieht gibt er Dima Anweisungen, wie wir sicher und ohne Gefahr für den Motor außen rumkommen. Andererseits sind wir allesamt seekrank geworden in der langen Welle und bei der langsamen Fahrt. Bei jeder Welle stoppte das Boot, drohte zurückzusurfen und wurde gedreht. Grausig. Noch einmal fischen wir in einer der Felsen- und Höhlenbuchten, nahe eines Felsens mit wohl einhunderttausend Vögeln. Zu zweit halten wir einfach Angeln mit Blinkern und kleinen Ködern ins Wasser und imitieren kleine Fische. Spätestens alle drei Minuten zappelt was dran und wir holen es aus dem Wasser. Fast wie auf dem Jahrmarkt. Der Eimer füllt sich schnell...

Bilder & Text: Martin Blum

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