Kolumne: Innovationslos!?

Von Marius Schwager am 9.Dez. 2015

Neue Skimodelle werden am laufenden Band vorgestellt, neue Längen, neue Topsheets. Airbagrucksäcke, Skischuhmodelle und Freeridebindungen sprießen wie Pilze in einem verregneten Sommer aus dem Boden. Die Ispo 2016 steht vor der Haustüre, die kommenden Produkte für den Winter 2016/2017 sind schon zum Großteil schon bekannt. Eines aber fehlt uns: Echte Innovation.

 

Wir schreiben das Jahr 2015: Der Freeski- und Freeridetrend ist zum Massensport geworden. Ein Großteil der verkauften Wintersportware wird mit Freeride und Freestyle assoziiert. Ein halbes Generation-Zeitalter, 15 Jahre, ist seit den ersten handfesten Anzeichen dieses Trendsports mittlerweile vergangen. Vor etwa rund 15 Jahren tauchten die ersten Twintips auf, gleichzeitig etwa düsten zwei verschiedene Gruppen rund um die heutigen DPS-Eigentümer und Freeride-Legende Shane McConkey in den heute gängigen „Rocker“ Shapes umher. Sie ernteten jahrelang Hohn und Spott. Heute meint man ohne einen Rockerski darf man einen Skigebietsparkplatz nichtmal von weitem betrachten.

Was hat sich in den vergangenen 15 Jahren nach dieser Revolution am Materialmarkt getan? Wir müssen ernüchternd feststellen: Genaugenommen nicht wirklich viel. Sicher, es sind Veränderungen sichtbar: Die Skimodelle sind ausgereifter als damals, können nun leichter zwischen den verschiedenen Schneearten wechseln. Es gab in vielen Sparten eine starke Produktdiversifikation. Airbagrucksäcke gibt es nicht nur mehr ein Modell, Tech-Bindungen sind nicht nur bunt sondern auch vielfältig, Bekleidung wurde leichter bzw. wärmer und atmungsaktiver. Aber echte Neuentwicklungen? Ein Innovationssprung? Fehlanzeige. Innovationslos nennt man das.

Innovationslos: Skischuh-Bindungskonzept

McConkey, der Große, sagte uns in einem Interview 2009, dass die nächste Revolution seiner Meinung nach das Ski-Bindungssystem betreffen würde. Was stellen wir fest? Es tut sich etwas. Allerdings ist vieles Blendwerk. Das alte Dynafit-System zu kopieren, hier und da einen alten Alpinhinterbacken hinfummeln, ist das Innovation? Das haben schon viele Skifahrer im heimischen Keller versucht. Die Marker Duke als echte Freeride-Aufstiegsbindung? Duke, Fritschi Freeride und Guardian und härtere Tourenskischuhe haben das Abfahren bei aufstiegstauglichen Bindungen verbessert. Echte Innovation ist das dennoch nicht. Ähnliche Systeme gab es schon davor.

Ja, der Freeridesport ist durch Detailverbesserungen heute wesentlich einfacher zugänglich und lässt uns leichter unsere Grenzen verschieben. Aber DIE echte Innovation seit der Wiederentdeckung der Rockerski nach rund 8000 Jahren fehlt bislang.

Einiges tut sich am Markt, insbesondere im Bindungsbereich. Ein Zeichen für Bewegung und vielleicht auch einen Innovationsstau. Skifahrer interessieren sich dafür und geben sich nicht unbedingt mehr mit dem 30 Jahre alten Status quo zufrieden.

Zukunftsspinnereien

Wie wäre es mal mit einem echten, innovativen Skischuh-Bindungskonzept? Wieso sind durchschnittliche Freerideski alle über 80/90mm breit in der Mitte, die Skischuhsohle, dieser hässliche Klumpen Plastik, aber wesentlich schmaler? Man läuft darauf wie eine Ente mit Rheuma. Die Skischuhe sind mitunter noch sackschwer, stinken irgendwann, sind schwierig anzupassen. Und damit steigen wir in eine viel zu schmale Skibindung, die Sicherheitswerte bietet, die uns vor Knochenbrüchen bewahren soll. Gerissene Bänder und Fehlauslösungen werden aber toleriert.

Wäre es nicht schön, wenn unsere Freeridebindung soviel wiegen würde wie eine Dynafit Race-Kombi und die Abfahrtsperformance eines aktuellen Race-Setups bieten würde? Vielleicht zwackt ja irgendwann Google unsere Hirnströme an und sagt uns bevor wir überhaupt den Sturz bemerken, dass die Bindung gleich auslöst! Wäre das nicht schön? Vielleicht nicht so wirklich. Ein zuverlässiges und leichtes neues Skischuh-Bindungskonzept wäre durchaus mal überfällig. Bei uns kommt das jedenfalls auf die ewige Weihnachtswunschliste. Gleich neben der personalisierten Pulverschneekanone für garantierte Firstlines und absolute Lawinensicherheit. Träumen wird man ja noch dürfen.

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