Report - Freeride-Tour im Nahen Osten

Report - Freeride-Tour im Nahen Osten

Von Christian R. / Christoph S.-T. am 1.Mär. 2007

Von Ende Jänner bis Mitte Februar 2007 waren die Freerider Christian Rudig und Christoph Schmid-Tannwald im Nahen Osten auf Powdersuche. Der Trip führte sie durch Iran und Türkei, sowie weiter nach Georgien.

Unterwegs im Nahen Osten
Vorwort

Von 20. Jänner bis 16. Februar 2007 ist der Freerider Christian Rudig aus Kitzbühel, zusammen mit dem Snowboarder Christoph Schmid-Tannwald aus München, in den Iran aufgebrochen um die dortigen Möglichkeiten zum Freeriden zu erkunden. Der Trip führte sie durch Iran und Türkei, sowie weiter nach Georgien. Hier auf freeskiers.net berichten sie nun in Form einer Foto-Story von ihren Abenteuern beim Skifahren, ihren kulturellen Erlebnissen und von Land und Leuten.

Die Route führte von Teheran ins Skigebiet Dizin, dem grössten Skigebiet des Irans. Der Iran blieb zwar auch nicht vom schlechten Winter verschont, trotzdem konnten Christian und Christoph einige interessante Lines finden. Weiter ging's mit einem Abstecher zum kaspischen Meer in den Westen des Irans, genauer gesagt nach Tabriz. Von dort, nach 2 Wochen Aufenthalt im Iran, über die Grenze bei Dog(ubeyaz?t in die Türkei, am Ararat vorbei, ins Skigebiet Palandöken bei Erzerum.

Leider war dieses Skigebiet entgegen aller Versprechungen im Internet und einschlägigen Magazinen eine Enttäuschung, sodass die zwei Freerider kurzentschlossen mit dem Bus ans Schwarze Meer nach Trabzon gefahren sind. Von dort im abenteuerlichen Minibus nach Tiflis in Georgien, wo natürlich ein Abstecher in den südlichen Kaukasus, genauer gesagt nach Gudauri, nicht fehlen durfte. Nach insgesamt vier Wochen ging's dann von Ankara in der Türkei zurück in die Heimat.

Teheran ist die Hauptstadt der Islamischen Republik Iran. Die Stadt mit gut 7 Millionen Einwohnern liegt am Fusse des Elburs Gebirges, südlich des Kaspischen Meeres, auf einer Höhe von durchschnittlich 1191 Meter über dem Meeresspiegel.

Die Stadtbezirke im Süden sind der ärmere Teil Teherans, nach Norden steigt nicht nur die Höhe auf bis 1700m, sondern auch das Wohlhaben.
In der iranischen Hauptstadt herrscht Kontinentalklima mit heissen und trockenen Sommern und kühlen Wintern. Von Zeit zu Zeit schneit es auch in Teheran, jedoch ist der Niederschlag insgesamt gering.

Der Verkehr in Teheran ist unbeschreiblich und es scheint, als würden alle Verkehrsregelungen ignoriert. Ständiges Hupen ist an der Tagesordnung. Pro Jahr gibt es in Teheran ca. 27.000 Verkehrstote und das Durchschnittsalter der Autos liegt bei über 20 Jahren. Probleme bereitet auch die starke Luftverschmutzung, praktisch täglich bildet sich starker Smog.

Eigentlich hatten wir den geplant gleich nach der Ankunft am frühen Morgen am kleinen, aber zentral gelegenen Flughafen Mehrabad noch vor der Rush-Hour der Megapolis eines der günstigen Taxis zu nehmen und bei Sonnenaufgang dem über 5600m hohen König Damavand des Alborz einen Anstandsbesuch abzustatten.

Leider wurde dieser an sich geniale Plan durch die Großzügigkeit des Istanbuler Flughafen-Bodenpersonals vereitelt, da sie Christophs Rucksack - Gott sei Dank nur einen Tag - Sonderurlaub in Istanbul spendierten. So besichtigten wir erstmal ein paar Sehenswürdigkeiten wie die größten Diamanten der Welt aus den Schätzen des Schahs von Persien und einen Ort der Zeitgeschichte, das sog. Den of Espionage, die ehemalige Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika.

Die über Teheran verschneiten Berge erlaubten aber keinen Aufschub und so ließen wir uns von einem von der Strasse weg engagierten Taxifahrer in Sandalen eineinhalb Stunden über einen 3500m hohen Pass nach Dizin bringen. In einem Nachbarort fanden wir schnell bei einer äußerst gastfreundlichen Familie Quartier für die kommenden Tage. Vater Ahmed nahm uns am nächsten Morgen gleich mit ins Skigebiet, sein Gesicht voller weißer Creme, bei Sonneneinstrahlung bis auf 3750m auch für Einheimische dringend notwendig...

Christian konnte es in Dizin kaum erwarten endlich den persischen Schnee zu kosten und so kam es, dass zum Warmfahren gleich mal ein unverspurter Hang herhalten musste. Wir hätten uns aber nicht beeilen müssen, die Iraner lagen wahrscheinlich noch in den Betten und das Gelände war variantenreich, allerdings hatten wir das Pech einen nicht einmal durchschnittlichen Winter erwischt zu haben, sodass wir uns auf Mulden und Senken konzentrieren mussten, um genügend Schnee unter den Brettern zu haben.

Es gab nicht nur abseits der Piste etwas zu entdecken: selbst das Anstehen am Lift verdiente besondere Erwähnung: Nach kurzer Skipasskontrolle durch die Revolutionswächter trennten sich die Wege von Männlein und Weiblein für die Warteschlange, um dann in einer der geräumigen Gondeln aus den 70er Jahren wieder zueinander zu finden.

Dort durften wir uns als eine der wenigen Ausländer vor Ort bei so gut wie jeder Bergfahrt an den uns angebotenen Pistazien und anderen leckeren Nüssen unserer Mitfahrer schadlos halten, worauf die im Gegenzug offerierten heimatlichen Müsliriegel ebenfalls dankbare Abnehmer fanden. Nicht ohne versichert zu haben, dass die getragenen Skiklamotten auch der neusten Mode aus dem Westen entsprechen - was auch tatsächlich der Fall war - verabschiedeten wir uns an der Bergstation, um von neuem nach einem Idealhang Ausschau zu halten.


Im Norden grenzt die Islamische Republik Iran direkt an das kaspische Meer. Grund genug für uns einen kleinen Abstecher nach Chalus und Ramsar an der Küste des Kaspischen Meeres zu machen. Die Fahrt ging direkt von über 3000m im Skigebiet Dizin auf Meeresniveau - vom Schnee im winterlichen Elborz-Gebirge in den Sommer mit blühenden Orangen-Bäumen und Palmen.

Zurück in Dizin stand noch ein Abschluss-Skitag an, bevor es am darauffolgenden Tag mit einer Fahrt durch eine sehr reizvolle Landschaft zurück nach Teheran ging, um dort zum zehnten Tag des islamischen Monats Muharram das Fest Ashura mitzuerleben. Die Reise wurde dann von Teheran im Nachtzug nach Tabriz fortgesetzt, wo wir einige Tage in der mit 1,5 Millionen Einwohnern grössten Stadt von Nord-West-Iran verbrachten und dabei einige Ausflüge unternahmen, unter anderem auch eine Fahrt entlang der iranischen Nordgrenze zu Armenien und Aserbaidschan. Natürlich dürfte auch ein Besuch des sehenswerten Bazaars von Tabriz nicht fehlen, genau sowenig wie ein typisch iranisches Essen.

Nach zwei ereignisreichen Wochen setzten wir unseren Trip mit einer abenteuerlichen Fahrt im Taxi bei Schneesturm an die iranisch-türkische Grenze bei Bazaargan fort, um nach einigen Formalitäten in die Türkei und weiter nach Dogubeyazit zu gelangen. Das türkische Autobus-Netz ist sehr gut organisiert und darum ging unsere Fahrt vom türkischen Grenzort im modernen Reisebus, vorbei am Ararat bzw. Agri Dagi, dem 5137m hohen Vulkan an dem die Arche Noah gestrandet sein soll, weiter nach Erzerum, um dort das Skigebiet Palandöken zu erkunden.

Palandöken ist das grösste und bekannteste Skigebiet in Anatolien und für uns leider eine Enttäuschung. Der Schnee ist nicht nur dürftig sondern auch sehr windverblasen und gute Abfahrten lassen sich nur durch längere Hikes erreichen, was aber alles kein so grosses Problem wäre, wenn wir alle Lifte benutzen dürften. Die meisten der 12 Bahnen des Skigebietes sind Hotelgästen der zwei sündteuren Hotels in Palandöken vorbehalten, so dass wir unser Skiabenteuer bei Erzerum bald beenden und kurzentschlossen durch das verschneite aber leider grossteils skigebietlose Kackargebirge nach Trabzon an die Schwarzmeerküste fahren.

Von der Hafenstadt Trabzon verkehren Fähren unter anderem auch nach Sotschi in Russland und es gibt auch einen Direktbus nach Tiflis in Georgien, für das seit Juni 2005 für EU-Bürger kein Visum mehr notwendig ist. So entschliessen wir uns für ein paar Tage nach Georgien zu fahren, wobei die Fahrt über abenteuerliche Strassen im abenteuerlichen Minibus und die langwierige Grenz-Kontrolle ein Erlebnis für sich sind.

Die Hauptstadt Georgiens, Tiflis - georgisch Tbilisi - mit gut 1 Million Einwohner, vielen Sehenswürdigkeiten und gemütlichen Lokalen ist auch Ausgangspunkt des Georgian Military Highway der 213km quer durch das Kaukasus Gebirge nach Wladikawkas, der Hauptstadt der russischen Republik Nord-Ossetien, führt. Die russisch-georgische Grenze ist derzeit gesperrt, für uns ist aber bei unserer Fahrt über die georgische Militärstrasse leider schon in Gudauri Schluss, da die Verbindung nach Stepanzminda bzw. Qasbegi wegen Lawinengefahr gesperrt ist.

Bleibt also nur der Besuch von Gudauri, einem knapp 2200m hoch gelegenen, ehemaligen Skizentrum der Sowjetunion, das sich dank eines österreichisch-georgischen Sporthotels mit Heliski einen Namen gemacht hat und über einige Lifte verfügt. Mit einer abenteuerlichen Fahrt mit georgischer Fahrweise über georgische Strassen und einem ausgiebigen Abendessen mit Wodka-Trinken in Batumi beenden wir unseren Ausflug und kehren zurück nach Trabzon in die Türkei, um von dort weiter nach Ankara zur Beendigung unserer 4-wöchigen Reise zu fahren.

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