Prime Park Sessions: Trainingslager für die Saison

Von Pius Schneider am 8.Jan. 2015

Von Ende Oktober bis Anfang Dezember gingen am Stubaier Gletscher die Prime Park Sessions über die Bühne. Auch Pius Schneider war für uns dabei und berichtet über das Setup des Prime Parks und von den Trainingsbedingungen für die Rider.

Als Freesking olympisch wurde, löste dies eine ungemeine Kontroverse in der Community aus. Während einige die zusätzliche Publicity begrüßten, befürchteten andere, dass durch den wachsenden Einfluss der Verbände unser Sport in ein starres System gezwängt werden würde, das mit Freeskiing nichts mehr gemein hat. Die Lager waren gespaltener als sie nur sein konnten, und egal auf welcher Seite man sich befand, überall wurden gute Argumente sowohl für als auch gegen die Olympischen Spiele gefunden. Ein Resultat des Olympischwerdens von Freeski konnte vergangenen Herbst bereits zum zweiten Mal am Stubaier Gletscher vorgefunden werden: Die Prime Park Sessions. Das Einzigartige daran: Es wird sehr schwer sein, daran etwas Negatives zu finden.

Die Prime Park Sessions sind praktisch ein Trainingslager im Herbst für die kommende Saison. Sie wurden 2013 vom deutschen Freeski-Network um Dani Schissl, Thomas Hlawitschka und Tobi Reindl ins Leben gerufen, um Athleten eine optimale Vorbereitung auf die anstehenden olympischen Spiele zu ermöglichen. Zum zweiten Jahr in Folge präsentierten sie den besten Funpark, den man sich für diese Jahreszeit vorstellen kann.

Heuer ergänzte die Prime Park Session den bereits bestehenden Stubai Zoo Funpark optimal. Gegenüber des regulären Parks mit seinen Rails, Jibs und Medium Line befindet sich die Pro-Line, bestehend aus 3 sehr gut abgestimmten Kickern gefolgt von mehreren Jibs. Ich hatte diesen Herbst mehrfach das große Vergnügen, mich auf dieser Line austoben zu können, und sie ist wirklich, wie die Schweizer sagen würden, ãhuarageilÒ! Zur rechten der Pro Line befand sich die Prime Line, mit einem riesigen 25 Meter Kicker gefolgt von einem sehr poppigen Roller. Auch ein Bagjump war aufgebaut. Das Setup ist ideal um neue Rotationen erst zu lernen, dann zu verbessern und schließlich in einen flüssigen Run einzubauen.

Optimale Trainingsbedingungen
Die Prime Park Session überbrückt optimal die ansonsten schneelose Lücke zwischen der Saison auf der Südhalbkugel und der Saison auf der Nordhalbkugel. Nirgendwo ausserhalb von Tirol ist zu diesem Zeitpunkt ein vergleichbarer Funpark verfügbar, weshalb Profis von überall auf der Welt ins Stubaital strömen, um den von Schneestern gebauten Park fahren zu können. So konnte man Größen wie Russ Henshaw, Nick Goepper oder Tom Wallisch beim Stylen zusehen oder das Swiss Freeski Team beim Triple lernen beobachten.

Während der reguläre Park inklusive Pro Line diesen Herbst allen Fahrern offen stand, war die Prime Line reserviert für zahlende Rider. Wer, entweder über seine Sponsoren oder über den Verband eines Nationalteams, die stattliche Summe von 1000 Euro pro Woche aufbringen konnte, dem standen zudem Shuttles am Berg und Zugang zu zahlreichen off-Piste Aktivitäten frei.

Doch genau dieses Konzept, das heuer in der zweiten Prime Park Saison anstandslos funktionierte, stieß anfangs auf heftigen Widerstand aus der Szene. In der ersten Saison 2013 existierte nämlich noch keine seperate Prime Line und es wurde kurzerhand die beliebte Pro Line ausgebaut und vormittags für die zahlenden Prime Park Rider reserviert.

Zahlreiche Fahrer, mich eingeschlossen, protestierten aufs heftigste, da einerseits eine Klassengesellschaft befürchtet wurde, in der in Zukunft die Pro Lines den zusätzlich zahlenden Kunden vorbehalten wird. Andererseits fühlten sich die Olympiagegner bestätigt, da sich eine ihrer Befürchtungen bewahrheitet hatte, dass man in Zukunft entweder reich sein oder einem Landesverband angehören müsse, um in den Genuss guter Kicker zu kommen.

Was kaum einer wusste: Ohne die Prime Park Session wäre eine Weiterführung und Erhaltung der bisherigen Proline fraglich, und ein Ausbau auf den jetzigen qualitativen Standard nicht möglich gewesen.

Durch die zusätzlichen Einnahmen durch Sponsorendeals und den Verkauf von Saisonpässen konnten zusätzliche Shaper engagiert werden und die teuren Maschinenstunden finanziert werden, die für den Bau und erhalt der besten Proline, die Tirol je gesehen hatte notwendig waren. Hier hätte unter Umständen durch bessere Kommunikation einiges an bösem Blut vermieden werden können.

Derartige Probleme konnten 2014 durch den Bau der Prime Line vermieden werden und die Prime Park Session 2014 konnten die Vorsaison noch besser abschließen als das Jahr zuvor. Die hochmotivierten Prime Session Rider pushten den Sport noch ein Stück weiter und zahlreiche hochqualitative Edits machten in der Szene die Runde. Aufnahmen wie der Cork 3 double High 5 gingen sogar um die ganze Welt.

Das erklärte Ziel des Freeski Network ist es, den Stubaier Gletscher mit den Prime Park Sessions zum besten Preseason Park weltweit auszubauen. Nun, das haben sie, zumindest in meinen Augen, bereits geschafft.

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