Wintertrends 2014/15 - Teil 3: Sicherheitsausrüstung

Von Hanna Finkel am 27.Okt. 2014

Im dritten Teil der Wintertrends 2014/15-Reihe beschäftigt sich Hanna Finkel mit dem Thema "Sicherheit im Gelände". Es steht außer Frage, dass beim Freeriden Helm, Protektor, Skibrille und die Lawinensicherheitsausrüstung zur Grundausstattung gehören. Daher ist es ein ungeschriebenes Gesetz, mit der richtigen Sicherheitsausrüstung im Backcountry unterwegs zu sein.

Skihelme werden noch leichter, sicherer und stylischer
Bei der riesigen Auswahl hat man schon lange nicht mehr das Gefühl, mit dem Skihelm einen unstylischen und "unkomfortablen Blumentopf" auf dem Kopf zu haben. Die Qual der Wahl zwischen den durchschlagresistenten Hartschalenhelmen und den leichten, komfortablen Inmold-Helmen besteht beim Helmkauf nach wie vor. Sie wird weiterhin nur durch die individuellen Vorlieben gelöst werden.

Verschiedene Hersteller ziehen mit innovativen Features, Details und Neuerungen ihre Aufmerksamkeit auf sich: Uvex bringt in dieser Wintersaison mit dem "p1us pro" den leichtesten Hartschalenhelm auf den Markt, der je gebaut wurde. Laut Hersteller bringt der Helm ganze 20 Prozent weniger auf die Waage. Ein spezieller, ultraleichter und höchst schlagfester Kunststoff in der Außenschale macht's möglich. Die nötigen Sicherheitsanforderungen werden durch einen EPS-Schockabsorber im Helminneren erfüllt.

Zu den weiteren Features des "p1us pro" von Uvex zählen ein durchdachtes Airchanneling-System für perfekte Be- und Entlüftung, sowie die IAS 3D-Fit-Technologie für eine dreidimensionale Anpassung des Skihelms an die individuelle Kopfform.



Auf die innovative MIPS-Technologie bauen Firmen wie POC und Scott. Hinter dem MIPS-System steckt das Prinzip zweier gegeneinander verschiebbarer Schalen, die bei einem Sturz den Einfluss der Rotationsenergie auf das Gehirn um 40 Prozent senken sollen. Das sei möglich, indem sie die auftretenden Kräfte absorbieren. Der Fornix Backcountry MIPS von POC bietet daher nicht nur maximale Sicherheit beim Freeriden, sondern beeindruckt zusätzlich mit einer super bequemen Passform und optimaler Belüftung.

Mit dem Receptor BUG Communication - Beats by Dre Special Edition treibt es der schwedische Protektorenspezialist POC sogar noch weiter: Über die exklusiven Beats by Dre Neckroll gelangt unvergleichlicher Stereo-Sound an die Ohren. Zudem ist es möglich, über die mitgelieferte Kabelfernbedienung den MP3-Player oder das Smartphone zu bedienen, Lieder zu skippen und sogar Telefonanrufe entgegen zu nehmen.


Die auffallend verspielten Ski- und Parkhelme der US-amerikanischen Marke Shred Optics sorgen hingegen mit ihrer firmeneigenen 2nd-Skin-Technology für Aufsehen unter dem Freeski-Volk. Unter dieser Technologie versteht man einen intelligenten Shock-Absorber, der sich bei einem Sturz der einwirkenden Kraftintensität proportional anpasst.

Andere Hersteller, wie beispielsweise Smith Optics, Giro oder Salomon trumpfen dafür durch individuelle Verstellmöglichkeiten, GoPro-Kamerahalterungen, verschließbare Belüftungen, herausnehmbare und waschbare Polsterungen sowie abnehmbare Ohrenpolster auf. Helm hin oder her - bei der wachsenden Auswahl auf dem Markt könnte man nur noch an der Qual der Wahl scheitern.

Überdimensionierte Skibrillen ohne Rahmen im Kommen
Die meisten Brillenmarken setzen in diesem Winter vermehrt auf rahmenlose Goggles mit extra großen Glasflächen, die ein uneingeschränktes Sichtfeld bieten sollen. Die Skibrillen werden daher auffallend größer und runder. Mit der "Lid" hat der schwedische Protektorenhersteller POC eine komplett rahmenlose Skibrille mit einem extrem weiten, ungehinderten Blickfeld konstruiert. POC schwört durch die rahmenlose Konstruktion in Kombination mit hochwertigen Carl Zeiss-Scheiben auf eine verbesserte räumliche Wahrnehmung und Reaktionszeit beim Freeriden.

Auch Uvex befördert mit der "Downhill 2000" eine Goggle mit satter oversized Optik in die Startlöcher. Dank der Frameless-Konstruktion soll jeder noch so heftige Spray leicht von der Scheibe abgleiten. Durch die dezentrierte, sphärische Doppelscheibe in Kombination mit der optimal ausgerichteten Scheibenbelüftung soll die "Downhill 2000" darüber hinaus eine verzerrungsfreie und beschlagresistente Sicht garantieren.

Die Marke Nike Vision hat mit Erfolg an Scheiben gearbeitet, die sich je nach UV-Lichtbedingungen an die Umgebung anpassen sollen. Die Rede ist von den neuen Nike Vision Transitions-Gläsern, die bei den Brillenmodellen Command und Khyber verbaut sind.



Im Bereich der Wechselscheibentechnologie bieten einige Hersteller, darunter Dragon, Smith und Adidas ein kinderleicht bedienbares und schnelles Wechselsystem des Glases an. Das Brillenmodell APX2 von Dragon beeindruckt durch die einzigartige Swift Lock Lens Technology: Zwei in den Rahmen integrierte Hebel ermöglichen selbst mit Handschuhen ein schnelles Entfernen und Einsetzen der Gläser.



Ebenfalls vorbei sind die Zeiten, in denen man sich über beschlagene Scheiben beim Skifahren geärgert hat. Die Gläser sind mittlerweile perfekt belüftet und verfügen durch die standardisierte Doppelglas-Konstruktion und eine spezielle Beschichtung über kompromisslosen Antifog-Schutz. Tja, schlechtes Wetter wird in Zukunft keine Ausrede mehr darstellen...

Exkurs: Oakley Airwave-Technologie mit integriertem Bordcomputer
Der kalifornische Brillenspezialist Oakley mischt seit letzter Wintersaison mit der Airwave-Technologie den Brillenmarkt gehörig auf. Die Airwave-Technologie kann man sich wie einen eingebauten Bordcomputer im Inneren der Brillenscheibe vorstellen. Realisiert wird das Ganze durch eine innovative Prismentechnologie mit integrierten Sensoren.



Ein sogenanntes Head-up-Display liefert vor dem Auge klare Grafiken und detaillierte Angaben zu Temperatur, Geschwindigkeit, Hangneigung und Sprunghöhe, sowie dem genauen GPS-Standort im Gelände. Außerdem ist es möglich, das Airwave System mit dem eigenen Smartphone zu koppeln, Musik zu hören und Auskünfte über Anrufe, Nachrichten und Emails zu erlangen. Willkommen in der digitalen Welt des Skifahren...

Rückenprotektoren - der Kampf der Materialien
Die Wirbelsäule gehört - genau wie der Kopf - beim Freeriden optimal geschützt. Der Rückenprotektor ist daher schlicht und ergreifend ein Must-Have. Bei den verschiedenen Modellen und Technologien entscheiden wie bereits beim Helm die individuellen Vorlieben und Geschmäcker. Man unterscheidet einerseits zwischen Protektorenwesten und einfachen Rückenprotektoren. Auf der anderen Seite kommt es auf das jeweilige stoßresistente Material an, das als Schutzpanzer dient.

Die Mutter aller Rückenprotektoren, das Modell Schildkrötenpanzer setzt sich zusammen aus harten, durchdringungsresistenten Polyurethan-Platten und einem darunterliegenden stoßdämpfenden Schaumstoff. Sogenannte Waben-Protektoren sind dagegen ohne den dämpfenden Schaumstoff ausgestattet, bieten aber durch die harte Polyurethan-Schale unter der Wabenstruktur ebenfalls optimalen Schutz bei bester Luftdurchlässigkeit. Protektoren dieser Art sind äußerst stabil, leicht und sollen in der Bewegungsfreiheit weniger einschränken.

Anders sieht es dagegen bei den Schaumstoff- und Polysterol-Protektoren aus. Diese Protektorenmodelle kommen ohne eine feste Hartschale aus und schmiegen sich sehr angenehm an den Rücken an. Sie bieten zwar bessere Dämpfungswerte (Vgl. Knautschzone bei einem Auto), sind jedoch aufgrund ihrer Dicke um einiges schwerer. Das oft verbaute d30-Material ist im Normalzustand formbar und dadurch sehr anschmiegsam. Im Falle einer äußeren Krafteinwirkung kommt es zu einer Verhärtung und Versteifung des Panzers und die Aufprallenergie wird absorbiert.

In Zusammenarbeit mit namhaften Wissenschaftlern und Experten aus Neurologie und Sportmedizin entstand bei POC im letztem Winter die Spine VPD 2.0 Vest, die mit der höchsten Motorrad-Standardschutznorm ausgestattet ist. Die Spine VDP 2.0 Vest von POC soll nicht nur eine optimale Sicherheit des Rückens gewährleisten, sondern legt außerdem großen Wert auf einen hohen Tragekomfort und uneingeschränkte Bewegungsfreiheit.



Der italienische Ausrüster für Schutzbekleidung Dainese bleibt seinen Hardschalen-Protektoren treu, baut sie aber mit verschiebbaren und stark perforierten Schutzplatten in Sandwich-Konstruktion weiter aus. Damit soll eine bessere Bewegungsfreiheit und optimales Feuchtigkeitsmanagement unter dem Protektor gewährleistet sein. Evoc macht aus dem klassischen Rückenprotektor ebenfalls ein komplettes Kleidungsstück und bietet mit der Protector Jacket eine extrem sinnvolle und schützende Bekleidungsschicht im Zwiebelprinzip an.

Unser Fazit: In erster Linie muss ein Rückenprotektor gut und fest am Rücken sitzen. Schließlich bringt der Protektor gar nichts, wenn er entweder bei jeder Bewegung die Luft abschnürt oder im Falle eines Sturzes verrutscht.

Innovative Lawinenairbags - Entwicklergeist kennt keine Grenzen
Mit dem JetForce-System hat der Hersteller von Lawinensicherheitsausrüstung PIEPS eine neuartige Airbag-Technologie entwickelt. Das JetForce-System basiert auf einem elektrischen Düsengebläse mit folgendem Prinzip: Dieses Lawinen-Airbagsystem saugt innerhalb von 3,5 Sekunden die Umgebungsluft zum Aufblasen des 200 Liter Airbags auf und pumpt anschließend kontinuierlich Luft nach. Nach etwa drei Minuten entleert sich der Airbag, wodurch bei einer Verschüttung unter der Lawine Hohlräume für die Atemluft entstehen können. Nach dem Motto „Batterien statt Gaskartuschen" ermöglicht das JetForce Airbag-System beliebig viele Auslösungen. Der amerikanische Bergsportspezialist Black Diamond und der Protektorenhersteller POC machen sich dieses System bei ihren Lawinenrucksäcken ebenfalls zu Nutze.



Es fällt auf, dass in dieser Saison viele Firmen Kooperationen mit einem der drei Hersteller für Lawinenairbagsysteme ABS, Snowpulse und RAS eingegangen sind. Dabei wurden der Kreativität der Rucksäcke keine Grenzen gesetzt.

Der deutsche Lawinenairbag-Spezialist ABS aus Gräfeling bei München baut weiterhin auf sein TwinBag-System als fester Bestandteil aller ABS Rucksäcke nach dem Motto „Qualität made in Germany". Die Doppelairbags verfügen über 170 Liter Volumen, die die Chance bei einem Lawinenabgang an der Schneeoberfläche zu bleiben, signifikant erhöhen. Zudem wird das Verletzungsrisiko um ein Vielfaches reduziert.

Die Zip-ons der Vario-Linie und der Powder-Linie punkten außerdem mit einem neuen und frischen Look, überarbeiteten Rucksackdetails und Features sowie eine verbesserte Fächeraufteilung und Form. Bei der Vario-Linie erstrecken sich die Packsackgrößen von acht bis 45+5 Liter Fassungsvermögen.

Die Packsäcke der Powder-Linie beinhalten die Größen acht Liter, 15 Liter und in diesem Winter neu 26 Liter. Somit ist sowohl für den abenteuerlichen Freeride Day im Gelände, als auch für erlebnisreiche Mehrtagesskitouren das richtige Gepäckstück dabei.

Einen ganz besonderen Mehrwert für den Kunden stellt der 8L-Zip-on in Red-Orange (Vario-Linie) oder in Ocean Blue (Powder-Linie) dar, der bei der jeweiligen Powder Base Unit automatisch mitgeliefert wird. Der 8L-Zip-on ist ein vollwertiger Rucksack, der ausreichend Platz für die Lawinennotfallausrüstung und kleine Extras bietet.



Für neidische Blicke abseits der Skipisten könnte in diesem Jahr die ABS Vario Limited Silver Edition sorgen. Sie besteht aus einer edlen silbernen Base Unit, einem Vario 18L-Zip-on und einer Carbonpatrone. Für einen erhöhten Tragekomfort sorgt der anschmiegsame Neopren-Hüftgurt. Die Rückenplatte kann außerdem durch einen Soft-Rückenprotektor von Komperdell ausgewechselt werden. Die ABS Vario Limited Silver Edition entpuppt sich somit als Premium-Lawinenairbag für alle Freerider und Skitourengeher, die höchsten Wert auf maximalen Schutz und Sicherheit legen.

Die US-amerikanische Marke The North Face und der Schweizer Bergsportausrüster Mammut verzichten ganz auf den Lawinenrucksack. Stattdessen stellen die beiden Firmen eine Safety-Weste mit integrierter ABS-Einheit vor. Die Alyeska Protection Airbag Vest von Mammut besitzt neben dem Lawinenairbag einen integrierten Rückenprotektor. Trotz Airbag und Protektor verspricht diese Weste eine optimale Bewegungsfreiheit sowie zusätzlichen Stauraum für Schaufel und Sonde.

Das M.A.S.S.-System (Modular Airbag Safety System) von Ortovox ist dagegen eine ABS-Einheit, die einfach und schnell aus dem Rucksack herausgenommen werden kann. Somit erweitert sich das Einsatzgebiet der Rucksäcke mit dem M.A.S.S.-System enorm.



So innovativ die vielen verschiedenen und neuen Lawinenairbag-Systeme auch sein mögen: Ein Lawinenrucksack auf den Schultern bietet dennoch keinen Freifahrschein für das tückische Backcountry. Lawinenairbags minimieren zwar im Ernstfall das Verletzungspotential und das Risiko einer kompletten Verschüttung. Aber ist es nicht besser, es mit Hilfe eines fundierten Risikomanagements vor der Tour gar nicht erst so weit kommen zu lassen?!

In diesem Sinne: Go out skiing, but ski safely!
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