Produkttest: Plum YAK

Von Heiko Joos am 10.Mär. 2014

Pin-Bindungen sind momentan schwer im Kommen. Wir haben für euch einen Exoten aus dem Hause Plum unter die Lupe genommen. Die YAK richtet sich an die Tourengeher, die nicht nur auf die Performance bergauf Wert legen, sondern auch auf dem Weg ins Tal keine Abstriche in Kauf nehmen möchten. Unsere Eindrücke zum Freeride-Modell der Firma Plum findet ihr hier.

Sowohl Freeriden als auch Tourengehen erlebt derzeit eine absolute Boomphase. Insbesondere die Verbindung aus beidem, also ein Aufstieg weg von der Masse in unverspurtes Terrain und der anschließende Genuss eines First-Tracks, ist für viele die perfekte Kombination. Daher kommen in den letzten Jahren immer mehr Bindungen auf den Markt, die neben Abfahrtsperformance auch eine entsprechende Aufstiegsfunktion bieten.

Während die Bindung im Aufstieg möglichst leicht sein sollte, ist für die anschließende Abfahrt gerade in Verbindung mit einem breiten Ski Stabilität, Torsionssteifigkeit und Robustheit gefragt. Das macht die Sache für die Hersteller nicht gerade einfach, müssten hier doch zwei eigentlich gegensätzliche Anforderungen möglichst unter einen Hut gebracht werden.

Dabei konkurrieren in erster Linie zwei verschiedene Bindungsysteme miteinander. Einerseits die Rahmenbindungen, bei denen Vorderbacken und Fersenautomat fix miteinander verbunden sind , andererseits die Pin-Bindungen, bei denen der Skischuh an speziellen Inserts drehbar im Vorderbacken der Bindung verankert wird und nur für die Abfahrt zusätzlich noch an der Ferse fixiert wird. Das System der Pin-Bindungen geht dabei auf die Erfindung der „Low-Tec“ Bindung aus dem Jahr 1984 bzw. 1986 von Fritz Barthel zurück und wurde dann ab 1989 zunächst exklusiv von Dynafit vermarktet. Daher sind Pin-Bindungen heute vielen unter dem Namen „Dynafit-System“ bekannt. Seit dem Auslaufen der Patente im Jahr 2006 haben allerdings weitere Hersteller Bindungen für dieses System auf den Markt gebracht.

Kraftsparender Aufstieg
Die Vorteile des Pin-Systems liegen dabei klar auf der Hand. Dadurch, dass der Skischuh während des Aufstiegs lediglich am Vorderbacken fixiert wird und sonst keine weiteren Befestigungspunkte notwendig sind, muss im Aufstieg bei jedem Schritt auch nur der Skischuh an sich bewegt werden. Da nicht noch das zusätzliche Gewicht eines Fersenautomats und des Verbindungsrahmens mit angehoben werden muss, ist somit ein deutlich kraftsparenderer Aufstieg möglich.

Plum ist eine Marke von Felisaz SAS, einem Maschinenbauer und Hersteller von Präzisionsteilen mit Sitz in Thyez, einem kleinen Ort kurz vor Chamonix. Die skibegeisterten Inhaber haben auf Anfrage eins Skiclubs vor gut 10 Jahren angefangen, besonders hochwertige und leichte Skibindungen zu entwickeln – mit Erfolg. Während die ersten Bindungen noch primär für den Wettkampfeinsatz gedacht waren, hat man das Portfolio zwischenzeitlich deutlich erweitert. Die YAK soll insbesondere die Zielgruppe der Freerider ansprechen.

Dass eine hohe Verarbeitungsqualität bei Plum einen Schwerpunkt bildet, sieht man der YAK sofort an. So besteht beispielsweise der tragende Teil des Hinterbackens aus einem einzelnen Stück, der mittels CNC-Technik aus einem Aluminiumblock gefräst wird. Auch sonst ist an der Bindung so gut wie nichts aus Kunststoff, was die YAK sehr robust wirken lässt. Nichts wackelt, nichts wirkt überflüssig. Trotz der massiven Konstruktion beträgt das Gewicht der Bindung (ohne Stopper) nur rund 450 Gramm pro Stück bei einem maximalen Z-Wert von 12. Das hat allerdings auch seinen Preis. Die Bindung kostet inklusive Fangriemen 567 Euro (UVP in Deutschland inkl. MwSt.), eine stolze Summe.

Teure Stopper
Für diejenigen, die keine Fangriemen mögen - deren Handling ist in der Tat ziemlich umständlich, insbesondere wenn man damit auch im Skigebiet unterwegs ist - gibt es die Bindung auch optional mit Stoppern. Diese sind am Vorderbacken montiert und zeigen nach vorne, was zumindest optisch ziemlich gewöhnungsbedürftig ist. Zudem ist ein Aufpreis von 95 Euro (UVP) für die Stopper auch recht ordentlich. Leider war unser Testmodell nicht mit Stoppern ausgestattet, so dass wir zu deren Funktion nichts sagen können.


Das Einstellen der Bindung auf die richtige Sohlenlänge ging sehr zügig und komfortabel von statten. Am Hinterbacken sind lediglich zwei Torx-Schrauben zu lösen, schon kann man diesen bis zu 30 mm frei verschieben und sehr gut anpassen.

Anspruchvoller Einstieg
Eher herausfordernd gestaltete sich dann allerdings beim ersten Versuch das Einsteigen in die Bindung. Die Schwierigkeit besteht darin, den Skischuh korrekt im Vorderbacken der Bindung zu positionieren, so dass die Pins auch passgenau in die Inserts am Schuh einrasten können. Insbesondere wenn der Untergrund nicht vollständig eben ist oder viel Schnee die Sicht einschränkt, ist das teilweise eine echte Frickelei, an die es sich zu gewöhnen gilt.

Einmal fixiert, ist die Funktion der Bindung dann allerdings selbsterklärend. Der Hinterbacken lässt sich in vier Schritten um 360 Grad drehen und bildet gleichzeitig die dreistufige Steighilfe. Das Drehen wird dabei mit dem Skistock erledigt, der dafür einfach in die vorgesehene Öffnung im Hinterbacken gesteckt wird. Aufgrund der Hebelwirkung geht das ausgesprochen einfach von statten. Aufpassen sollte man nur, dass der Skistock auch wirklich korrekt in der Öffnung steckt. Sonst läuft man insbesondere bei Carbonstöcken Gefahr, dass man durch die auftretenden Scherkräfte seinen Skistock zerstört. Um vom Aufstiegs- in den Abfahrtsmodus zu wechseln ist dann lediglich die Bindung nochmal in die richtige Position zu drehen, schon rastet der Schuh in den Hinterbacken ein.

Fazit:
Sowohl im Aufstieg, als auch bei der Abfahrt konnte die Bindung wirklich begeistern. Dank der breiten Befestigungspunkte der YAK auf den Ski ist die Kraftübertragung hervorragend. Wir haben die Bindung mit einem Scott Rock'Air in einer Länge von 175 cm und einer Mittelbreite von 103 mm getestet und hatten keinerlei Probleme mit Verwindungen oder ähnlichem.

Das geringe Gewicht der Bindung, die Leichtgängigkeit des Schuhs beim Aufstieg und die komfortable Verstellbabarkeit der Aufstiegshilfe sind echte Pluspunkte. Abzüge gibt es lediglich für den etwas fummeligen Einstieg in die Bindung. Wer sich durch den hohen Preis nicht abschrecken lässt (insbesondere für den aus unserer Sicht sehr sinnvollen Skistopper), der kann bedenklos zugreifen.

Technische Details:
Gewicht pro Bindung (ohne Stopper): ca. 350 g
Steighilfe: 3 Stufig
Material: Aluminium, Tragender Teil des Hinterbackens aus einem Stück gefräst.
Verstellbarkeit: 30 mm
Z-Wert: 12
UVP: EUR 567 inkl. MwSt. (EUR 663 mit Stoppern)

Weitere Infos findet ihr unter www.plum-bindung.de
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