Produkttest: Völkl Katana V-Werks

Von Hans-Martin Kudlinski am 27.Feb. 2014

Der Völkl Katana V-Werks wurde erstmals auf der ISPO 2013 präsentiert und sorgte aufgrund seiner außergewöhnlichen Bauweise für einen Big Mountain Freeride Ski für Aufsehen. Ein Vollcarbonmantel umhüllt den relativ schmalen Holzkern und soll damit leichtes Gewicht und Abfahrtsperformance auf bestmögliche Weise vereinen. Wir hatten die Möglichkeit, uns in der Praxis von den Fahreigenschaften des konstruktionstechnischen Aushängeschilds von Völkl zu überzeugen.

Erster Eindruck
Der Katana macht in der V-Werks Variante in Carbon Optik auf jeden Fall einiges her. Er gibt damit auf den ersten Blick zu verstehen, dass es sich nicht um eine 08/15 Bauweise handelt. Ganz im Gegenteil: Besonders eindrücklich wird dies im Bereich der Kanten demonstriert. Während der Ski im Bindungsbereich und durchgängig von Tip bis Tail von einem Holzkern verstärkt wird, dünnt sich die gesamte Kontsruktion zu den Kanten hin extrem aus, so dass der Ski selbst in diesen Bereichen kaum dicker ist, als die Stahlkanten selbst.

Technikfans werden ihre helle Freude an der Optik des durchgängigen Carbonmantels des V-Werks Katana haben. Diese sorgt in der Liftschlange immer wieder für Aufsehen und bewundernde Blicke und Fragen. Hier spalten sich die Lager: Die einen sonnen sich in der Bewunderung, die anderen wären auch ohne diesen Nebeneffekt durchaus zufrieden. Der Autor gehört zur letzteren Fraktion.

Wir erhielten den Testski in der 191er Länge zusammen mit einer Marker Griffon Demo-Bindung. Wer über die Anschaffung des V-Werks Katana nachdenkt, wird geneigt sein, eine leichtere, tourentaugliche Bindung auf dem Ski zu montieren, um die Gewichtsvorteile der Carbon-Konstruktion voll ausspielen zu können.

Funktioniert auf jedem Untergrund
Während die Optik ein sehr subjektives Merkmal und bekanntlich Geschmackssache ist, widmen wir uns nun den wirklich ausschlaggebenden Kriterien: Den Fahreigenschaften. Und in dieser Hinsicht konnte der Katana im Laufe unseres Testzeitraums ganz objektiv punkten. Egal ob eng, oder weit. Der V-Werks Katana lässt sich zielsicher über jeden Untergrund zirkeln, wenngleich das offenere Gelände klar bevorzugt wird.

Fahrverhalten auf der Piste...
Das Märchen von den unfahrbaren Dickschiffen ist längst überholt. Trotz der für eingefleischte Pistencarver gigantischen Mittelbreite von 112mm schlägt sich der V-Werks Katana hier mehr als beachtlich. Während des Testzeitraums wurde der Ski aufgrund der allgemein Niederschlagsarmut nicht selten über den planierten Untergrund bewegt. Dabei hat sich ganz klar die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Katana hier bestens funktioniert.

Ohne Probleme lassen sich den ganzen Tag lang weite Turns in die Piste fräsen. Solange die Oberschenkel mitspielen, hält der Ski problemlos die Kante. Auch Bedenken hinsichtlich der Torsionssteifigkeit ob der dünnen Konstruktionsweise zu den Seiten hin, lösen sich schnell in Wohlgefallen auf. Allgemein profitiert der Katana hier von seinem straffen Flex, sodass auch bei höheren Geschwindigkeiten kaum ein Flattern des mit 143mm recht breiten Tips zu spüren ist.

... und im Powder
Überwiegend im nördlichen Teil der Alpen unterwegs, blieb dem Katana V-Werks im Rahmen unseres Test der richtig tiefe Powder leider verwährt. An zwei Tagen kratzte der Neuschneepegel jedoch an der 20cm Marke. Bei diesen Bedingungen kommt dem Ski seine durchgängig gerockerte Biegelinie sehr entgegen. Die moderate, dafür aber lange Aufbiegung sorgt für ein erhöhtes Maß an Auftrieb, ohne den Katana dabei abzubremsen.

Ein weiteres Resultat des vergleichsweise gemäßigten Rockerprofils: Die Schwungeinleitung ist, gemessen an anderen Vertretern aus dem Big Mountain Bereich, relativ einfach auch im Wald zu bewerkstelligen. Der Verzicht auf die klassische Vorspannung unter der Bindung und das leicht abgerundete Skiende machen sich dabei positiv bemerkbar. Da es sich aber auf der anderen Seite auch nicht um eine "ausgeprägte Banane" handelt, lassen sich auch bei hohem Tempo spurtreue, weite Turns ziehen. Eine Tendenz zum Verscheiden konnte nicht festgestellt werden, hier leistet der leichte Taper im Tip und der angesprochene Shape des Tails gute Dienste.

Fazit:
Den Autor hat der Ski hinsichtlich seiner Fahreigenschaften definitiv überzeugt. In seinen Augen handelt es sich beim V-Werks Katana um einen idealen, sehr tempofesten Allrounder, der mit allen Bedingungen gut zurecht kommt. Egal, ob es sich um die Pistenautobahn, den zerfahrenen Slush, „Altschnee" im Gelände, oder Powder handelt. Man kann sich jederzeit darauf verlassen, dass der Katana das macht, was er soll: Funktionieren.

Dabei wirkt er gutmütiger, als sein Ruf vermuten lassen möchte. In Sachen Abfahrtsperformance bietet der Katana viel Luft für den oberen Geschwindigkeitsbereich. Er bleibt dabei stets gut kontrollierbar, im Vergleich zu einem Movement Trust wirkt er schon ansatzweise spielerisch – es ist weniger Kraftaufwand nötig, um dem Ski um's Eck zu bekommen. Die Optik ist Geschmackssache, der Kostenpunkt mit 950€ UVP ohne Bindung wohl leider für viele Freerider der Knackpunkt. Der V-Werks Katana darf anhand seiner Eigenschaften in jedem Fall als sehr guter Freeride-Tourer für abfahrtsorientierte Fahrer gelten, die sich im Aufstieg eine Gewichtsersparnis gönnen können.

Facts:
Taillierung: 143-112-132 / 184 cm
Radius: 25,8 / 184 cm
Gewicht: 1.900 g / 184 cm
Multilayer Holzkern
Power Construction Powered by Titanium
Völkl Full Rocker Medium

Zum Fahrer:

Seit dem 6. Lebensjahr auf Skiern. 30 Jahre, 1,91m, 95kg. Etwa 30-50+ Skitage pro Saison. Nach Möglichkeit nur noch im Gelände unterwegs.
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