Produkttest: Lange XT 130

Von Heiko Joos am 18.Feb. 2014

Lange, in der Vergangenheit insbesondere als Hersteller richtig guter Skiboots für Rennläufer und sportliche Skifahrer bekannt, hat mittlerweile auch die Zielgruppe der Freerider für sich entdeckt. Mit der XT-Serie hat man eine Produktreihe entwickelt, die sich speziell an Off-Piste Fahrer richtet. Mit dem „XT 130" haben wir das Flaggschiff der XT-Serie einem ausgiebigen Test unterzogen.

Optik:
Optisch ist der Schuh sehr sportlich gehalten. Man merkt, dass Lange aus dem Rennbereich kommt. Das Design und die farbliche Abstimmung sind eher progressiv gehalten. Was sofort ins Auge fällt, ist die dicke, farblich abgesetzte Gummisohle und die zusätzliche, massive Anti-Rutschplatte aus Gummi im Bereich des Mittelfußes.

Passform:
Besonders Skifahrer, die es gewohnt sind, eher harte und schmale Schuhe zu tragen, werden bei Lange fündig. Den XT 130 gibt es daher auch in zwei Leistenbreiten: Einmal mit 100m m und einmal mit 97 mm. Wir hatten im Test den Schuh mit dem 97 mm Leisten, da der Autor einen eher schmalen Fuß hat.

Der Boot verfügt über einen so genannten „Thermofit-Innenschuh" und lässt sich damit individuell an die jeweilige Fußform anpassen. Durch Erwärmen in einem speziellen Gerät beim Fachhändler wird der Innenschuh weich und passt sich so der Fußform seines Trägers an. Beim Abkühlen wird das Material wieder fest und behält diese Form. In der Praxis funktioniert das hervorragend. Zwar passte der Schuh bereits vor der Anpassung gut, danach war die Passform aber nahezu perfekt.

Auch die Schale lässt sich über die 4 Aluschnallen und die zusätzliche Mikroverstellung aller Schnallen sehr gut und fein abgestimmt schließen. Die Schnallen sind so geformt, dass sie auch mit Handschuhen gut bedient werden können.

Praxiseinsatz:
Was die Optik schon vermuten lässt, bestätigt sich beim Fahren sehr schnell. Der XT 130 ist besonders für sportliche Fahrer geeignet. Durch die vergleichsweise großen Vorlage und den relativ harten Flex (Flex-Index 130) steht man sehr dynamisch auf dem Ski und kann jede Menge Kraft auf die Bretter übertragen. Der Flex nach vorne ist dabei sehr harmonisch und gut abgestimmt, die Kraft ist damit gut dosierbar und die Rückmeldung vom Boot (der Widerstand steigt linear immer stärker an, je weiter man sich nach vorne beugt) sehr gut.

Die Isolierung des Schuhs ist ebenfalls gut, selbst bei Temperaturen um -10 Grad dauert es ziemlich lange, bis man kalte Füße bekommt. Dies ist allerdings auch stark davon abhängig, wie gut der Schuh an seinen Träger angepasst ist. Dank der Gummisohle ist der Grip beim Gehen auf glattem, rutschigen Untergrund (Fels, Eis) sehr gut. Hat man noch ein paar Steigeisen im Rucksack, dann kann man mit dem XT 130 auch ernsthafte Hikes in ausgesetztem Terrain problemlos durchführen.

Etwas zwiespältig kann man die Gehfunktion des Schuhs betrachten. Durch Betätigen des Hebels an der Ferse schaltet der Schuh in einen „Hike" Modus, um mehr Flexibilität im Schaft für Aufstiege bzw. kurze Touren zu haben. Allerdings ist der Unterschied zwischen den beiden Modi nicht sehr deutlich zu spüren. Für kleine Aufstiege mit Ski ist die Funktion durchaus okay, wer allerdings echte Tourenambitionen hegt oder häufig und über längere Strecken aufsteigt, dem wird diese Funktion aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ausreichen.

Fazit:
Mit dem XT 130 ist Lange ein hervorragender Freeride-Schuh für sportliche Fahrer gelungen. Features wie die Gummisohle, der anpassbare Innenschuhe und die damit verbundene hervorragende Passform, die sehr feinfühlig einstellbaren Schnallen und die sportliche Vorlage im Schuh sowie der progressive Flex sprechen in erster Linie ambitionierte Freerider an. Die Betonung liegt dabei allerdings ganz klar auf „Ride". Zwar bietet der Schuh eine Gehfunktion, dieses ist aber eher Spielerei und für längere Aufstiege mit Ski nur bedingt geeignet.

Zusatzinfo:
Wer keinen Händler hat, um den Schuh anpassen zu lassen, kann dies mit etwas Geschick auch zu Hause machen. Dazu nimmt man den Innenschuh aus der Schale und zusätzlich die Einlegesohle heraus. Dann kommt der Innenschuh für etwa 15 Minuten (nicht länger, sonst verbrennt ihr euch die Füße) bei 60°C und Umluftbetrieb in den Backofen. In der Zwischenzeit empfiehlt es sich, bekannte Problemzonen am Fuß (z.B. den Knöchel) mit Moosgummi abzukleben (an diesen Stellen wird der Innenschuh dann später weiter sein und man bekommt keine Druckstellen).

Dann einen sehr dünnen Strumpf (am besten funktioniert ein Nylonstrumpf) über den Fuß ziehen, den erwärmten Innenschuh aus dem Backofen holen und wieder in die Schale stecken. Dann noch die Einlegesohle hinein jetzt mit dem Fuß einsteigen. Dann die Schnallen so fest schließen wie möglich und ca. 15-20 Minuten im Schuh bleiben, bis er abgekühlt ist. Nun sollte der Schuh perfekt passen.

Features:
Verfügbare Größen: 24,0 bis 31,5 in halben Größensprüngen
Flex-Index: 130
Leistenbreite: 100 oder 97 mm
Schnallen: 4 Aluschnallen, mit der Schale verschraubt, alle Mikroverstellbar
Flexanpassung: Über 2 Schrauben
Canting: +/- 1° anpassbar
Sohle: Gummisohle
Gehfunktion: ja
Inserts für Pin-Bindungen: nein
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