Dynastar Freeride Tipp: Sölden

Von Volker Racho am 5.Feb. 2014

Sölden. Ein Ortsname der bei Skifahrern und Snowboardern ähnlichen Bekanntheitsgrad genießt wie Paris bei Städtereisenden. Wir versuchen hinter die Kulisse der Partymetropole zu blicken. Steckt vielleicht mehr in Sölden als die gemeinhin bekannten Vorurteile vermuten lassen? Eine mögliche positive Antwort könnte sich bei einem Blick auf eine topografische Karte ergeben. Wir haben diesen Blick gewagt und stattetn der Apres-Ski-Hochburg im Ötztal einen Besuch ab.

Tirol erlebte vergangene Saison den schneereichsten Winter seit vielen Jahren. Gerade in den unteren und mittleren Lagen fand man endlich mal wieder so viel Schnee, dass man selbst einige Wochen durchgehend bis in das tiefe und niederschlagsarme Inntal abfahren konnte.

Unerschrocken erreichen wir die Höhle des Apres-Ski Löwen. In unseren Köpfen schwirren Bilder umher von torkelnden Trunkenbolden auf der Hauptstraße am frühen Morgen, Skiclubs mit neongelben Warnwesten, die dem nächstbestem Frauenhintern hinterhersabbern wie ein Bernhardinerrudel der Schnapsflasche.

Doch unsere Befürchtungen werden nicht erfüllt. Die Klientel scheint sich, trotz Karnevalsferien, leicht gewandelt zu haben. Die Trunkenbolde sind einer eher gediegeneren Gesellschaft gewichen. Zwar hört man weiterhin Schlagerhits und die sportlichsten Tätigkeiten vollziehen sich zumeist auf den zahlreichen Berghütten, aber die wirklichen überfallartigen Exzesse der Extremtouristen bleiben aus.

Weshalb wir allerdings den Weg nach Sölden gesucht haben, ist nicht die neuesten Entwicklungen beim Apres-Ski, sondern bezieht sich auf die Topographie des Skigebiets. Die Gondelbahn auf den Gaislachkogel erschließt nicht nur eine Höhe von knapp über 3000 Meter und eine tolle Aussicht auf die Berge des Ötztals, sondern auch tolles Freeridegelände. Außer zwei kleineren Pisten, ist der Berg relativ kegelförmig und bietet in fast jeder Exposition interessantes Freeridegelände.

Vor Ort am Gaislachkogel
Wir sind diesmal zu viert hier in Sölden. Mit Marc, Morten und Max begutachten wir zunächst die Schneelage. Im sonst eher schneearmeen Ötztal liegt diesen Winter ausreichend Schnee für Freeriden bis in den Talboden auf rund 1300 Meter. Allerdings hat es in den hochalpinen Bereichen kräftig gewindet und Rücken und Grate sind oft schneefrei. Wirklich berauschenden Pulverschnee können wir leider auch nicht ausmachen. Das ist der einzige Negativpunkt, den wir in unseren Freeridetagen hier ausmachen können.

Zunächst schauen wir uns eine Variante Richtung Süden von der Bergstation am Gaislachkogel an. Freerider sind hier in Sölden noch ein eher seltener Anblick und so wird unsere Besprechung der Abfahrt und die Abfahrt selbst in eine der steilen Rinnen (Gaislacher Kar, bis 45°) von zahlreichen Pistenfahrern begutachtet. Einige „Oh's" und „Ah's" konnten wir beim Abfahren noch hören, ehe wir die weiten Genusshänge Richtung Gaislacher Alm und Sonnecklift hinuntersegeln. Einer der Pistenfahrer möchte sich scheinbar unserer Gruppe anschließen. Wir geben ihm noch zu verstehen, dass das keine so gut Idee sei, zielsicher schießt er in den Steilhang ein und stürzt kamerareif keine 10 Meter später bei der ersten kleinen Unebenheit. Während er seine Racecarver aufsammelt, geben wir ihm noch einige Tipps mit auf den Weg. Nicht unbedingt nett von uns, aber für sein Weiterleben durchaus hilfreich.

Alle Details zur Freeride-Abfahrt „Gaislachkar" im freeskiers.net Skiers Regions Guide

Eine weitere Runde auf den Gaislachkogel steht an. Diesmal betrachten wir die große Bowl direkt unter der Gondel genauer. Das Wasserkar bietet direkt von Piste zu Piste tolles Freeridegelände. Im oberen Bereich eine angenehme Steilheit, die im unteren Teil einen genussreichen Ausklang findet. Ohne einen Schritt bergauf gemacht zu haben, oder auch nur einen Schlittschuhschritt oder Stockschub stehen wir nach wenigen Minuten und satten 900 Höhenmetern direkt wieder an der Gaislachkogelbahn.

Alle Details zur Freeride-Abfahrt „Vorderer Gaislachkogel" im freeskiers.net Skiers Regions Guide

Aller guten Dinge sind drei
Auf geht's zu Runde Nummer drei. Wir haben uns bereits vom Schwarzkogel die nördliche Seite des Gaislachkogel-Gebiets angeschaut und hier ist und eine schön geschwungene Rinne aufgefallen. Wieder biegen wir lediglich von der Skipiste ab und sind direkt am Einstieg der Abfahrt der ca. 600 Höhenmeter langen Rinne. Leider war hier die letzten Tage sehr viel Wind, sodass wir nurmehr gepressten Schnee vorfinden. Wir packen unsere beste Pistentechnik aus und wedeln mit ratternden Ski direkt zur Passstraße, die zum Rettenbach- und Tiefenbachferner-Teilskigebiet führt. Hier bringt uns eine Piste wieder direkt zurück zu einer der zahlreichen Hütten. Ein oder mehrere Bier haben wir uns nach diesen drei Abfahrten doch verdient.

Alle Details zur Freeride-Abfahrt „Halewand Rinne" im freeskiers.net Skiers Regions Guide

Ein kleines Schmankerl mit weichem Schnee müssen wir uns vor unserer Abreise allerdings noch gönnen. Wieder starten wir am Gaislachkogel und fahren das südseitige Gaislacher Kar hinab. Diesmal allerdings setzen wir im Talboden zu einem kurzen Gegenanstieg an. Ein kleiner Kamm zwischen Gaislachkogel und Gletscherskigebiet bietet auf seiner Nordseite herausforderndes Gelände auf wenigen Höhenmetern. Perfekt für ein kurzes hochalpines Zwischenspiel mit gesetztem Pulverschnee und einigen Cliffs.

Leider trifft uns nach dieser Abfahrt die frühlingshafte Erwärmung. Die Strasse von Sölden nach Vent ist bereits seit dem Morgen gesperrt und ständig donnern Nassschneelawinen hinunter. Zeit für uns die Freeridesegel zu streichen, „nein" zum verlockenden Hang zu sagen und uns zurück Richtung Skipisten zu machen. In Frühlingsfirn sind diese schließlich vom Fahrvergnügen her weit oben auf der Punkteskala.

Fazit
Sölden bietet erstaunlich variables Gelände für Freerider. Hochalpine Couloirs, weite Genusshänge und lichten Wald für Schlechtwettertage. Und wer mag, der kann auch als Freerider ganz ordentlich einen gelungenen Tag in einer der zahlreichen Bars ausklingen lassen. Doch auch hier geht es nicht ohne Risiko-Management. Denn eine durchzechte Nacht wird man gerade als Freerider am Morgen beim Blick aus der Gaislachkogel-Gondelbahn eventuell doch bereuen.

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Dynastar Produktinfo:

Dynastar Cham 117

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