Report: Alaska Dreamlines Part 1

Von hans-martin kudlinski am 28.Mär. 2012

Wer sich selbst als ernsthafter Freerider bezeichnet, oder sich einer der artverwandten Spielarten zugehörig fühlt, wird eines Tages an den Punkt kommen, da er über das Thema "Alaska" nachdenkt. So schwirrte auch vier Usern unseres Forums die Idee der ultimative "Reifeprüfung" seit geraumer Zeit im Kopf herum. Den Überlegungen werden nun Taten folgen, über welche die illustre Truppe von ihrem Trip aus an dieser Stelle immer wieder Bericht erstatten wird. Doch lest selbst...


Report: Alaska Dreamlines Part 1

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Vier Jungs aus der Community jagen ihren Traum vom AK-Pow

Autor: Knut Pohl Date: 28. März 2012 Wer sich selbst als ernsthafter Freerider bezeichnet, oder sich einer der artverwandten Spielarten zugehörig fühlt, wird eines Tages an den Punkt kommen, da er über das Thema "Alaska" nachdenkt. So schwirrte auch vier Usern unseres Forums die Idee der ultimative "Reifeprüfung" seit geraumer Zeit im Kopf herum. Den Überlegungen werden nun Taten folgen, über welche die illustre Truppe von ihrem Trip aus an dieser Stelle immer wieder Bericht erstatten wird. Doch lest selbst... Zunächst ein kurzes "Inhaltsverzeichnis" zum Trip-Report der Jungs:
- Alaska Dreamlines Part 1 (aktueller Artikel)
- Alaska Dreamlines Part 2
- Alaska Dreamlines Part 3

Am Anfang stand der Traum von Andy Razic, in den Flanken und Spines der beeindruckenden Berge Alaskas seine Signaturen und Spuren zu hinterlassen und die Traum-Lines seines Lebens zu ziehen. Schnell hatte er in Chris Skala, Didi Grafl und Knut Pohl willige Mitstreiter gefunden, die diesen Traum mit ihm zusammen mit Leben füllen wollen. Alaskas beeindruckende Berge vor allem aus eigenen Kräften zu besteigen und abzureiten, das ist das Ziel

Dazu werden wir am 26. März nach Anchorage/AK aufbrechen, wo wir ein Motorhome mieten werden, das für die folgenden drei Wochen Basis und Ausgangspunkt für unsere Trips in die einzigartigen Mountain Ranges von Alaska bilden wird. Doch um tiefer in die Berge zu kommen werden wir auch mit Hilfe von Snowmobilen unsere Ausrüstung in's Hinterland transportieren, wo wir vom Zelt-Camp aus die umliegende Bergwelt erobern wollen.

Die Vorbereitung
Seit Monaten steigern sich die Vorwehen dieser großen Reise zu fast spastischen Kontraktionen. Erst wollten Flug und Motorhome gebucht, Materialsponsoren überzeugt und Pläne gemacht werden und inzwischen sind die kleinen Details, die noch zu erledigen sind, fast unüberschaubar geworden. Probepacken, Kleinigkeiten kaufen, Kleider waschen, Ski zerlegen, Batterien testen – die Liste ist beliebig erweiterbar.

Doch gut vorbereitet zu sein, ist wohl das A und O, wenn man vor hat, sich weit außerhalb der Zivilisation zu bewegen. Und diese ist in Alaska auch noch beliebig dünn gesät. Mal eben im Netz nen Wetterbericht oder die Lawinenlage abchecken wird häufig genauso unmöglich sein, wie den Pistenrettungsdienst um ein Pflaster zu bitten oder den Liftwart nach einem Schraubenzieher zu fragen. Vorbereitung tut also Not.

Das Boot-Camp
Aus diesem Grund haben wir uns an einem Wochenende Ende Februar alle am Glungezer nähe Innsbruck getroffen, um uns dort mit zwei weiteren Freunden, Leander und Daniel sowie dem Bergführer und Motivationstrainer Fred auf die Besonderheiten seriösen Wintersports im Informationsvakuum vorzubereiten.

Ziel war, die Kenntnisse zu Lawinenrettung und Notfallmaßnahmen aufzufrischen, Risikostrategien trotz Informationsmangels zu ermöglichen, aber vor allem auch die Teambildung voran zu treiben. Denn ein eingespieltes Team ist schlicht in allen erdenklichen Lebenslagen besser vorbereitet.

Am Parkplatz der Glungezer Bergbahnen wurde dann also erstmal alles Gerödel im übersichtlichem Chaos ausgebreitet und auf die Rucksäcke verteilt. Und das war einiges. Neben allem für Aufstieg und Hüttenübernachtung Notwendigem auch die Ausrüstung zur Spaltenbergung, Lawinenrettung, Schneeanalyse sowie Biwak- und Zeltplatzbau.

Und so schauten uns die auf gemütlichen Skispass ausgerichteten Familien und ehrgeizigen Tourenrenner im Spandex entgeistert hinterher, wie wir uns mit unseren riesigen Rucksäcken in die kleinen Zweiersessel hineinquetschten. Wir müssen einen fast martialischen Eindruck abgegeben haben.

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Vier Jungs aus der Community jagen ihren Traum vom AK-Pow

Autor: Knut Pohl Date: 28. März 2012 Die Verschüttetensuche
Am oberen Ende des Skigebiets angekommen haben wir uns ersteinmal gegenseitig uns und unsere Erwartungen an das Wochenende vorgestellt, bevor es nach kurzer Abfahrt an's Anfellen ging. Hier hat uns Fred dann eiskalt erwischt und eindrucksvoll demonstriert, wie das ausführlichste Wissen nichts nützt, wenn man nicht vorbereitet ist. Neue Gruppenzusammenstellung, neue Piepser, ungewohnte Rucksäcke, viel Material – und schon folgt dem Ruf „Lawinenabgang! Ein Verschütteter, am großen Felsen dort oben verschwunden! Los, suchen!!“ heilloses Chaos. Zum Fremdschämen! Und Selbstschämen! So manchem von uns ist bis heut nicht klar, ob der fiktive Verschüttete nun überhaupt geborgen wurde oder nicht. Sehr eindrucksvoll und nur zu empfehlen.

Nur die spontane Suchübung inklusive aller Schritte unter unkontrollierten Bedingungen -und nicht im LVS Testcenter- ist die einzig wahre Praxisübung. Und dass wir diese eigentlich beherrschen, konnten wir einige Zeit später am Ende des Aufstiegs zur Glungezer Hütte beweisen, als Fred noch eine Spontanübung aus dem Ärmel zauberte. Suchen, Finden und Ausbuddeln in deutlich unter 10 Minuten. Geht doch.

Der Aufstieg dazwischen war geprägt von Einzelhang-Analysen und Entscheidungsfindungen anhand fiktiver Szenarien, die nicht mehr als die Beobachtungen der letzten paar Tage enthielten. Sehr lehrreich und wir haben feststellen können, dass wir auch ohne luxuriösen LLB nicht in's offene Messer rennen müssen.

Eine späte, unglaublich deliziöse Brotzeit später trieb es uns wieder hinaus in das inzwischen deutlich alaskanischere Wetter, so dass wir uns dem Thema Notbiwakbau unter absolut realistischen Bedingungen widmen konnten. Trotz Eis in Bart und Haar waren alle voll motiviert dabei und wir hatten unserer Schutzraum in Windeseile gebuddelt und bezogen. Trotzdem konnte sich keiner motivieren, die Nacht hier zu verbringen. Der innere Schweinehund war doch zu stark. Kein Wunder, erwartete uns doch in der Hütte ein äußerst exzellentes 3-Gang Menü am bullernden Kachelofen, von dem sich so manches Hotel mit gleicher Anzahl Sternen ein Scheibchen abschneiden könnte. Was der Hüttenwart Gottfried und sein Team hier zaubern, ist wirklich einzigartig für eine Alpenvereinshütte.

Gletscherquerung und Zeltplatzbau
Das ging direkt am nächsten Morgen nach einer Nacht in äußerst komfortablen Betten so weiter. Frische Croissants und Drei-Minuten-Ei waren nur die Highlights des reichhaltigen Frühstücks. Wahnsinn! Erst recht im Vergleich zu dem trockenen Kanten Graubrot mit Butter -und wenn man viel Glück hat- Marmelade, der einen sonst auf Hütten den Start in den Tag erhellen soll.

Aber trotz aller Gemütlichkeit zog es uns tatendurstig hinaus in den Nebel. Der fiktive Gletscher vor der Hütte wollte überquert sein um hinter dem Gipfelgrat das Basislager I einzurichten. Ein passender Zeltplatz war schnell gefunden und eingerichtet. Nur das Fixieren des Zeltes mit den „Schnee-Heringen“ war aussichtslos. Interessante Erfahrung, aber mit Stock, Pickel, Ski oder Rucksack lassen sich schnell funktionellere Verankerungen einrichten. Wieder was gelernt.

Den Rest des Vormittags haben wir dann mit Buddeln verbracht. Wie im Sandkasten. Nur Kälter. Aber irgendwie genauso enthusiastisch. Schneeprofil, kleiner und großer Rutschblock, sowie extended Column Test wollten gemacht werden und alle waren mit voller Begeisterung dabei, als Chris mit schlotternden Knien und klappernden Ski auf den Rutschblock stieg. Zwei weitere Mitstreiter waren allerdings nötig, um ihn auszulösen.

Doch für's erste genug draußen gespielt. Leander fand die schwierige Route über den Gipfelgrat zur Hütte zurück im Nebel mit Bravour und wir konnten noch ein weiteres Mal Gottfrieds Kulinarische Ergüsse genießen.

So gestärkt war dann auch der letzte Programmpunkt, die Spaltenbergung kein Problem mehr und die Jünger der Schweizer Schule durften staunen, mit wie wenig Material und unnötigen Backups die lose Rolle der Österreicher den Gestürzten schnell und effizient aus der Spalte liftet. So langsam hatten wir dann auch vom ungemütlichen Wetter genug und konnten ohne Reu unsere Sachen wieder auf den Lasteseln, die wir wieder selber geben mussten, verstauen, um die Abfahrt anzutreten. Hier sind wir dann schlicht in unserem Element, und so standen wir im Handumdrehen, aber gerade rechtzeitig im letzten Licht unerwartet plötzlich wieder vor unseren Autos und das intensive und kondensierte Programm des Wochenendes war überraschend vorbei. Eine schnelle, etwas fahrige Verabschiedung später saßen alle schon wieder im Auto in die verschiedenen Richtungen der Heimat zu.

Doch das Wochenende sollte in allen Köpfen (und auch an allen Gaumen) noch nachhallen. Besser hätte die Teambildung und Kenntnisauffrischung nicht verlaufen können. Top! Und daher möchten wir uns noch einmal bei allen Beteiligten bedanken!

Seither beschäftigen uns die trockeneren Probleme einer solchen Reisevorbereitung. Visum, Kofferpacken, Tickets drucken, Reiseapotheke auffrischen und viele weitere Kleinigkeiten. Doch dazu mehr, wenn es dann endlich losgegangen ist. Der Countdouwn läuft...

Anmerkung der Redaktion: Leider hat sich der Autor dieses Textes, Knut Pohl, wenige Tage später beim Freeriden das Kreuzband gerissen und muss nun auf seine Teilnahme am Alaska Trip verzichten. Wir wünschen an dieser Stelle eine schnelle Genesung und den verbliebenen Reisenden eine erfolgreiche Zeit in AK. Näheres hierzu könnt ihr auch dem Blog der Truppe entnehmen.

Zum nächsten Teil des Trip-Reports gelangt ihr HIER.
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