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Donnerstag, 23 Februar 2023 11:39

Aus der Branche: Majesty Skis

Die polnische Freeski-Schmiede Majesty Skis dürfte den meisten Insidern mittlerweile ein Begriff sein, fährt ja nicht nur FWT- und FWQ-Riderin Zuzanna Witych auf Majesty, sondern sind die innovativen Latten bereits seit Jahren gut im Freeride SKitest vertreten. Wir haben Gründer Janusz Borowiec zum Interview getroffen und uns mit ihm ziemlich ausführlich über Brand, Ski-Konzept und die Zukunft von Majesty Skis unterhalten.

Hallo Janusz! Zunächst einmal: Wer ist Majesty Skis?
Majesty ist eine unabhängige Skifirma, die von Skifahrern betrieben wird, die Innovation und künstlerisch inspiriertes Produktdesign vorantreiben. Wir fertigen in Handarbeit Skier und entwickeln Equipment für ernsthaft motivierte Skiabenteurer und Wintersportler.

Majesty steht dabei für herausragende Handwerkskunst, hochwertige Technik, innovative Konstruktionen und originelles Top-Sheet-Artwork: Wir kreieren außergewöhnliche Skier für außergewöhnliche Menschen.

Wie kam es überhaupt dazu, dass ihr eine Skifirma gegründet habt?
Majesty wurde 2007 in der Hohen Tatra in Südpolen gegründet, wo Backcountry-Skiing, Freeride und Freeskiing genauso elementar für uns sind wie die Luft zum Atmen.
Zu einer Zeit, als sich die meisten Marken auf leistungsorientiertes Pistenskifahren konzentrierten, wollten wir Alternativen für Leute schaffen, die ihre eigenen Wege gehen und sich durch Freiheit und Abenteuer definieren wollten.

Seit dem ersten Tag liegt es sozusagen in unserer DNA, dass wir an die notwendige Vielseitigkeit von Skiern glauben. Ski sollten immer eine Allround-Performance liefern und Spaß machen. Wir begannen als Freeski-orientierte Marke, entwickelten aber sehr schnell unsere Freeride- und Tourensegmente.

Jetzt lautet der Anspruch von Majesty Skis "re//define skiing". Was bedeutet das?
Hier bei Majesty wollen wir die Art und Weise, wie unsere Kunden – und die, die es noch werden sollen - über das Skifahren und die Produkte, die sie verwenden, denken, neu//definieren. Nehmen wir Freeride-Ski. Als Freerider wählen wir das Abenteuer und die Freiheit, dabei sollen uns das Gelände und Equipment keine Grenzen setzen. Das beste Szenario wäre ein Paar Freeride-Ski, das bei allen Bedingungen funktioniert - ob auf hartem Untergrund, weich, eisig, nass, im Matsch oder im Pulverschnee. Man braucht die Ski nicht zu wechseln, nur weil man später am Tag in anderem Gelände unterwegs ist. Man braucht nicht unterschiedliche Ski für verschiedene Bindungsarten. Die optimale Situation wäre: Ein Paar Freeride-Ski.

Für Tourenski bedeutet re//define skiing etwas anderes, denn Tourenski sind leicht und sehr technikorientiert. Wir haben das jahrelange Know-how und die Erfahrung aus der Entwicklung des einzigartigen und revolutionären Shapes, des Profils und der Konstruktion unserer Supernova-Ski genutzt. Mit unserem neuen Tourenskisortiment bieten wir leistungsstarke Tourenskier für Skifahrer, die nicht bereit sind, Performance für Leichtigkeit zu opfern und umgekehrt. Majesty soll dich dabei unterstützen, deine Ziele neu zu definieren. Und du sollst die Zukunft der technischen High-Performance-Ski erleben können.

Apropos Ski: Was ist neu bei Majesty Skis für diese Saison?
Beginnen wir mit titanverstärkten Freeride-Skiern, die als hochleistungsfähige All-Terrain-Skier gebaut wurden. Havoc Ti, Vadera Ti und Vanguard Ti. Alle diese Skier wurden letzte Saison beim Freeride Skitest getestet. Nach der Einführung der leichten und vielseitigen Freeride-Tourenmodelle vor 2 Jahren, haben wir nun schwerere Freeride-Ski eingeführt, die für sehr anspruchsvolle Runs und Skifahrer entwickelt wurden, die eine breite und wendige Ein-Ski-Lösung für ihren Köcher suchen. Die Freeride-Ski der Ti-Reihe wurden für Geschwindigkeit und hohe Anpassungsfähigkeit gebaut, um alle Wünsche der anspruchsvollsten Freerider zu erfüllen.

Wir haben auch eine völlig neue Palette von Freeski-Produkten - Dirty Bear Pro, Vandal, Dirty Bear XL und frauenspezifische Skier - Vesper und Vestal. In die neue Freeski-Linie sind unser gesamtes Know-how und unsere Erfahrung eingeflossen, die wir bei der Entwicklung unserer spezialisierten Skikategorien gesammelt haben. Das neue Freeski-Sortiment wurde durch ein ganzes Spektrum an technischen Lösungen neu definiert, die deinen Lieblingsberg in einen natürlichen Freeski-Spielplatz verwandeln werden.

Und schließlich die neuen Tourenski - Superpatrol und Superpatrol Carbon - die neuesten Spitzenprodukte, die für anspruchsvolle, fortgeschrittene Skifahrer und Bergprofis entwickelt wurden. Sie werden in zwei Konstruktionen hergestellt - Glasfaser und Karbon-Layup. Der Superpatrol ist der dünnere Bruder des Supernova-Skis (93-95 mm Breite). Er ist extrem stabil, präzise und reaktionsschnell. Entwickelt mit Flat-Tails, Rocker-Tips, Semi-Cap Topsheet, Triax-Glasfaser und unserer Cut-Off-Tail-Technologie (COT), alles um einen leichten Paulownia-Holzkern gewickelt.

Was sind die Vorteile eures 4x4-Konzepts im Gegensatz zu einem traditionellen Radius-Konzept?
Das 4x4-Konzept (4-Radius-Sidecut und 4-Radius-Rocker) ist eine Lösung, mit der wir zunächst unsere Freeride- und Freeride-Touring-Ski ausgestattet haben. Der 4Radius Sidecut ist das Ergebnis der Anwendung von 4 verschiedenen Radien auf den Sidecut des Skis. Diese Lösung ermöglichte es uns, die Kontaktkante zu verlängern, ohne die Agilität zu beeinträchtigen. Dies ist sehr wichtig, wenn man in abwechslungsreichem Gelände fährt.

Der neue 4Radius Sidecut erleichtert die Schwungeinleitung, erhöht das Vertrauen, die Stabilität und die Kontrolle in allen Geländeformen. Er ermöglicht es, die gesamte Länge des Skis zu spüren, was einem viel mehr Kontrolle gibt: Man kann die Kante effektiver nutzen, sie länger halten und so mehr aus jedem Schwung rausholen, egal ob kurze Carvng-Turns oder lange Big Mountain Schwünge. Die supereinfache Schwungauslösung macht nicht nur Spaß, sie verleiht auch viel Sicherheit.

Majesty Skis sind durch die Bank recht leicht. Woran liegt das? Und was ist euer Geheimnis, damit die Ski auch bei wechselnden Bedingungen funktionieren?
In den letzten Jahren haben wir eine Reihe von Produkten entwickelt, die den Menschen die Möglichkeit geben, der Natur näher zu kommen, sie zu erforschen und auf vielfältige Weise zu genießen. Deshalb fühlen wir uns hier bei Majesty so eng mit dem Begriff "Adventure Skiing" verbunden. Und mit weniger Gewicht an den Füßen erkundet es sich einfach leichter!

Wir verwenden dieselben Komponenten wie die führenden Hersteller: Holzkerne aus Pappel, Esche, Paulownia, Glasfaser in verschiedenen Webarten und Gewichten, Aramidgewebe, Carbon und auch Titanal. Wichtig ist, sich daran zu erinnern, dass es immer auf die richtige Kombination der Materialien ankommt, nicht auf deren reines Vorhandensein im Ski. Wenn wir ein neues Skimodell auf den Markt bringen, denken wir an den Skifahrer, den Einsatzzweck und das Terrain, in dem er sich bewegt.
In unserem Tourenskisortiment verwenden wir einen Kern aus Paulownia-Holz und eine Textoile-Platte als Verstärkung, die im Bindungsbereich angebracht ist. Im Freeride-Touring-Bereich verwenden wir einen Paulownia-Pappelholzkern mit Textolite-Platte. Unsere Freeride-Linie ist mit Titanal ausgestattet, aber das bedeutet nicht, dass die Skier viel schwerer werden, sie dämpfen die Vibrationen nur viel effizienter und fahren aggressiver durch das Gelände.

Spricht man von Leichtgewichts-Ski, kommt man an Carbon nicht vorbei. Indem wir die Ausrichtung der Carbonfasern zwischen 0°, 30° und 45° anpassen, können wir den Flex kontrollieren, optimieren und ergänzen, ohne Steifigkeit oder Reaktionsfähigkeit zu verlieren. Diese Konstruktion wurde 2014 offiziell mit dem Werewolf-Ski eingeführt - einem ultraleichten Vollcarbon-Ski mit Paulownia-Kern. Der Werewolf hatte einen elliptischen Rocker an der Front und ein gewölbtes Heck. Damals war es ein visionärer Ski, aber der Markt war sehr skeptisch, was die Verwendung von Rockern in Tourenski anging (sic!). Wir waren unserer Zeit weit voraus.

Gibt es - was die Konstruktion betrifft - Unterschiede zwischen den Herren- und Damenmodellen?
Die Damenski sind die gleichen Produkte, haben aber einen anders konstruierten Kern und eine andere Grafik. Es gibt gewisse Unterschiede in der Anatomie von Männern und Frauen. besonders Schwerpunkt und Kraftverteilung unterscheiden sich. Daher sind wir der Meinung, dass Männer und Frauen unterschiedlich konstruierte Ski benötigen, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Die Skikonstruktion für Frauen hat ein etwas weicheres, fehlerverzeihendes Flexmuster, das speziell für leichtere Skifahrer entwickelt wurde.

Wo produziert ihr eigentlich eure Ski?
‚Think global, act local!‘ war irgendwie schon immer unser Motto, wir produzieren unsere Ski also in Polen. Das hat viele Vorteile: Wir können die Produktion laufend analysieren und gleichzeitig an Prototypen arbeiten. Auch der ökologische und soziale Aspekt sind wichtig, ebenso wie die Tatsache, dass wir im Ausland ein positives Image des Landes aufbauen. Die Transportwege sind kurz. Wir kennen die Herkunft der Komponenten, die in der Produktion verwendet werden, einschließlich der Herkunft des Holzes, das für die Konstruktion unserer Skier verwendet wird.

Habt ihr in den vergangenen Jahren auch in Energiereduktion bzw. Reduktion eures CO2-Footprints investiert? Bzw. was habt ihr in diesem Bereich für die Zukunft geplant?
Wir beziehen alle Materialien, die wir für unsere Skier benötigen, aus verantwortungsvollen Quellen. Wir kaufen Holz von FSC-zertifizierten Sägewerken, um sicherzustellen, dass das Holz auf verantwortungsvolle und ethische Weise geerntet, verarbeitet und verkauft wurde. Bei der Herstellung unserer Skier achten wir darauf, nach Möglichkeit nachhaltige Produkte zu verwenden, die das ökologische Gleichgewicht nicht verletzen, wie zum Beispiel organisches Harz.

Neben der Minimierung der Auswirkungen unserer Produktion auf die Umwelt liegt uns auch die Wiederherstellung der Ressource Holz am Herzen. Jedes Jahr kaufen wir bei Skis4Trees Setzlinge und pflanzen Bäume, deren Anzahl der Anzahl der verkauften Skipaare entspricht. Auf diese Weise sorgen wir in Absprache mit Spezialisten für die Wiederherstellung der Wälder.

Wir sind überzeugt, dass unsere Verantwortung für die Skier nicht mit der Übergabe an den Benutzer endet. Es laufen auch 2 Projekte bei uns, die sich darum drehen, gebrauchte Ski zu recyceln. Und wir hoffen, dass wir mit unserem Einsatz für die Umwelt auch die Freeride-Community dazu inspirieren können, sich für den Erhalt unserer Natur zu engagieren. Weitere Infos zu unserem Nachhaltigkeits-Engagement findest du auf unserer Website.

Und zu guter Letzt: Wo können interessierte Leser euer neues Skisortiment in dieser Wintersaison ausprobieren und testen?
Wir werden zum FreerideTestival am 25. und 26. März 2023 in Hochfügen kommen! Und aus gut unterrichteter Quelle weiß ich, dass freeskiers.net User auch am Freeride Skitest teilnehmen können – da werden wir dann bereits die Ski 23/24 dabei haben…

Danke für deine Zeit und das ausführliche Gespräch Janusz! Wo bekommen Interessierte denn sonst noch weitere Infos zu Majesty?
Einfach auf unserer Webste vorbeischauen und uns auf Social Media folgen. Hier gibt’s immer Updates zu Testmöglichkeiten und neuen Produkten.

Publiziert in People
Mittwoch, 25 November 2020 11:42

Aus der Branche: „mr.splitboards“ Simon Graf

Simon Graf von Splitboards Europe verfügt über einen Erfahrungsschatz von über 20 Jahren Vertrieb, Verkauf, Testangebot und Anleitung zum Splitboarden. Bereits 1999 stand er selbst auf Splitboards und trägt seitdem maßgeblich zu deren Verbreitung in Europa bei. U.a. leitet er als Skitourenführer im Namen des DAV die Ausbildungskurse Skibergsteigen mit dem Splitboard. Seit letzter Saison vertreibt er unter dem Namen „mr.splitboards“ auch drei selbstentwickelte Shapes, die ab dieser Saison in Deutschland produziert werden.

Herr Graf, es wird Corona-bedingt davon ausgegangen, dass das Skitourengehen im Vergleich zum alpinen Skifahren noch beliebter wird. Andererseits wurden bis dato vielleicht erst vorsichtig Investitionen in Wintersport-Ausrüstung getätigt. Wie sieht das bei Splitboards im Vergleich zum Vorjahr aus?
Seit ich Splitboards verkaufe, also über 20 Jahre, hatten wir immer von Saison zu Saison ein Wachstum, auch selber angetrieben durch eigene Testcamps. Wir haben also die gesamte Marktentwicklung begleitet und geprägt. Diese Saison war bis dato ungewohnt stark im Verkauf. Wir haben zu dem üblichen jährlichen Wachstum eine spürbare Steigerung, die sich eigentlich nur auf Corona zurückführen lässt. Seit jeher höre ich von vielen unserer Kunden, sie wollen mit dem Tourengehen beginnen, um den Massen im Skigebiet zu entfliehen. Das ist in dieser besonderen Situation noch stärker ausgeprägt, so meine Vermutung.

Als Hintergrund: Der Absatz von Wintersportgeräten und vor allem von Tourensportgeräten unterliegt immer einer saisonalen Schwankung. Man kann es grob in 3 Phasen einteilen:

Phase 1: Der Verkauf von August bis November. Da kaufen Kunden, die entweder zum Ende der letzten Saison nicht mehr das Passende gefunden haben oder die, die definitiv neues Material brauchen und Bestimmtes im Blick haben oder auch Einsteiger, die diesen Winter ihr erstes Set kaufen und aus der Bandbreite wählen wollen. Alle drei Gruppen verlassen sich drauf, dass es einen guten Winter geben wird.

Phase 2: November bis Januar ist trotz Weihnachten stark vom aktuellen Winterwetter bzw. Schneeangebot abhängig. Es zeichnet sich ungefähr ab, wie sich der Winter entwickeln könnte. Wenn es bis dato noch keinen Schnee gab, dann ist das bei den Verkäufen direkt spürbar.

Phase 3: Januar bis April kommt es auf den Winter an, ist der gut, haben wir stabile Verkäufe bis in den April. Ist der Winter aber schneearm, schaut das anders aus.

Ist eine bestimmte Sparte besonders gefragt gegenüber sonst?
Die marketingaktiven und folglich bekanntesten Hersteller wie Jones oder Burton profitieren noch etwas mehr als die kleineren Hersteller - das kann ich beobachten. Wer sich als Käufer mit dem Thema schon länger beschäftigt und gewissenhaft recherchiert, der findet aber ebenso individuell passende Produkte bei kleineren Herstellern. Gerade bei den Manufakturen sind Details manchmal besser gelöst oder die Produktion ist sozial- und umweltverträglicher gewählt. Darauf legen immer mehr Kunden Wert. So habe ich für meine Marke mr.splitboards die passende Produktion im Erzgebirge gefunden.

Übrigens haben wir für unsere Kunden eine Vorauswahl getroffen, denn wir testen seit 20 Jahren komplett alle Boards, Bindungen und Zubehör selber auf Funktion und Fahrspaß. Nur Produkte, die diesen Test mit einer Gesamtnote 2 oder besser bestehen, kommen in den Verkauf.

Ist der Beratungsbedarf gestiegen? Wie beraten Sie als reiner Online Händler?
Ja, wir haben deutlich mehr Anfragen, per Telefon oder Ticketsystem. Wir beraten normalerweise am Telefon einen Kunden, der bereits Basiswissen hat, ca. 25 Minuten für ein Splitboard-Set. Diese Saison dauert es oft 45 Minuten und länger.

Ist die Auswahl denn so groß?
Durchaus. Allein die von uns für gut befundenen Splitboards, die im Shop angeboten werden, belaufen sich auf 14 Splitboardmarken mit durchschnittlich je 4 Modellen. Hinzu kommen verschiedene Bindungssysteme, Felle und Zubehör. Normalerweise sind wir auch mit den Gästen von November bis April fast jede Woche am Berg bei Testcamps, wo direkt alle Fragen zu Aufstieg, Fahrverhalten und Material geklärt werden. Wir hoffen, dass dieser direkte Kontakt wieder ab Januar stattfinden kann.

Wie bekommt der Kunde aktuell praktische Informationen?
Wir sind kurzfristig im Oktober mit den 11 gefragtesten Splitboardmodellen zum Kaunertaler Gletscher gefahren, haben die Ride- und Aufstiegsqualitäten genauer unter die Füße genommen und das ganze auf Video professionell festgehalten, somit bieten wir den ersten Online Splitboard Test der Alpen, der kostenfrei für alle verfügbar ist auf unserem Youtube Kanal. Und natürlich weiterhin die persönliche Beratung am Telefon.

Publiziert in News