Q&A mit Jackie Paaso

Q&A mit Jackie Paaso

Von JuliaS am 19.Jan. 2022

Im April 2021 brachen Jackie Paaso und ihr Team, zu dem auch die Scott-Athleten und IFMGA-Guides Erin Smart und Benjamin Ribeyre gehörten, zu einer 415 km langen Überquerung des Polarkreises auf. Ihr Ziel war es, als erste Gruppe alle 2.000er-Gipfel Schwedens im Winter zu besteigen und mit Ski abzufahren - in einem Gebiet, das oft als Europas letzte Wildnis angesehen wird.

Die Gruppe bestand aus zwei Paaren: Jackie Paaso und Reine Barkered, Veteranen der Freeride World Tour und erfahrene Big-Mountain-Skifahrer, sowie Erin Smart und Benjamin Ribeyre, IFMGA-Führer aus La Grave, Frankreich, die auf eine beeindruckende Liste von Erstbegehungen und Abfahrten zurückblicken können. Die Expeditionsgruppe machte sich auf den Weg, um aus eigener Kraft - mit Schlitten, Langlaufskiern und Skitourenausrüstung - die 12 höchsten Gipfel Schwedens zu verbinden und die am wenigsten bekannten Skigebiete der skandinavischen Berge zu entdecken.

Zur Veröffentlichung von “Arctic 12: Skiing Sweden's 12 Highest Peaks | Freedom To Explore E5” haben wir Jackie zum Interview gebeten.

Hallo Jackie! Lass uns gleich starten: Im Film ist die Gruppe sehr ehrlich, was die Herausforderungen dieser Expedition angeht. War es eine schwierige Entscheidung, diese Aspekte der Reise zu zeigen?
Ja und nein. Wir hatten in der Gruppe unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie tief wir in diese Challenge eintauchen sollten. Diejenigen, die mit auf der Reise waren, waren vielleicht etwas zurückhaltender als die Mitglieder des Produktionsteams, die alles sozusagen von der Seitenlinie aus verfolgten. Wir wollten umsichtig sein mit dem, was wir im Film zeigen, aber auch real. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es auf Expeditionen wie dieser Probleme gibt, aber es kommt nicht oft vor, dass man diese Seiten der Geschichte zeigt, und je mehr wir darüber nachdachten, desto mehr wurde uns klar, dass wir ehrlich sein mussten.

Die Schlussszenen zeigen die Gruppe, die über die Höhen und Tiefen des Abenteuers nachdenkt. Wie denkst du jetzt darüber, mit ein paar Monaten Abstand?
Es sind zwar schon Monate vergangen, aber die Erfahrung ist für mich immer noch sehr präsent. Ich bin sehr stolz auf das ganze Team, dass wir es trotz der Herausforderungen geschafft haben, aber ich wünschte, wir hätten als Team besser zusammenarbeiten können. Das Gefühl ist immer noch ein bisschen bittersüß.

Wie fühlt es sich an, trotz aller Schwierigkeiten das Ziel, die 12 höchsten Gipfel Schwedens zu besteigen, erreicht zu haben?
Ich bin sehr froh, dass wir diesen Teil des Projekts erfolgreich abgeschlossen haben. Es war eine große Mission, und trotz der Herausforderungen haben wir das, was wir uns vorgenommen hatten, größtenteils erreicht, und dafür bin ich sehr dankbar.

Im Film sagst du, dass "das wahre Abenteuer beginnt, wenn etwas schief geht"? Was hat es deiner Meinung nach ermöglicht, trotz der Spannungen weiterzumachen?
Ich bin mir nicht sicher, was jeden einzelnen angetrieben hat. Ich ahtte ehrlicherweise ein wenig Angst, dass eines oder mehrere Mitglieder der Gruppe einfach aussteigen würden. Ich war so engagiert in dem Projekt, dass mich persönlich nur eine schwere Verletzung dazu bewogen hätte, aufzugeben. Die anderen hätten es wohl jederzeit lassen können, vor allem gegen Ende, als wir wieder näher an der Zivilisation waren. Ich bin wirklich froh, dass das nicht passiert ist, und dass die ganze Gruppe bis zum Ende durchgehalten hat.

Reine und du sind beide professionelle Skifahrer, aber im Film erwähnst du, dass ihr noch nicht viele solcher Touren zusammen gemacht habt. Wie war es, eine solche Expedition gemeinsam zu unternehmen?
Die ersten vier Tage waren hart für uns als Paar. Ich hatte nach zwei Tagen einen wirklich schweren Tag und habe mich deshalb ein wenig auf seine Hilfe verlassen. Vielleicht am dritten oder vierten Tag habe ich gemerkt, dass es für ihn anstrengend wurde, und ich glaube, das lag zum großen Teil daran, dass es seine erste richtige Expedition war. Ich war einen Moment lang besorgt, dass er es nicht packen würde. Mir ging es zu dem Zeitpunkt besser, und bald darauf fand auch er seinen Flow und fühlte sich mit den Unannehmlichkeiten, die eine Winterexpedition mit sich bringen kann, wirklich wohl. Am Ende war es großartig. Von Zeit zu Zeit haben wir uns ein bisschen gezankt, aber es war ein großer Gewinn, ihn an meiner Seite zu haben.

Wie viel Vorbereitung steckt in einer Reise dieser Größenordnung? Und konntet ihr euren ursprünglichen Plan weitgehend einhalten?
Ich hatte schon einige Jahre vor unserer Abreise an diesem Projekt gearbeitet. Der ursprüngliche Plan war jedoch eine Expedition in Alaska, mit einem anderen Team und einem etwas anderen Ansatz. Aufgrund von Genehmigungsproblemen und der Pandemie mussten wir die Entscheidung treffen, den Standort zu wechseln, und die 12 höchsten Gipfel Schwedens wurden unser neues Ziel.

Nachdem wir das festgelegt hatten, hatten wir wirklich nur zwei Monate Zeit, um uns darauf vorzubereiten. Das bedeutete, dass neue Teammitglieder, eine angepasste Ausrüstung und andere logistische Herausforderungen bewältigt werden mussten. Als wir dann endlich auf der Strecke waren, mussten wir uns wegen der schwierigen Schnee- und Wetterbedingungen immer wieder neu ausrichten.

Es war natürlich wichtig, einerseits das Packgewicht niedrig zu halten und andererseits auf unstete Bedingungen vorbereitet zu sein. Welche Abwägungen habt ihr da machen müssen?
In Schweden gibt es eigentlich ziemlich viele Berge. Aber die Wege dazwischen sind oft lang und flach. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, zwischen den Gipfeltagen auf nordischen Tourenski und zu Fuß unterwegs zu sein, das ist in Skandinavien eine gängige Praxis. So konnten wir dafür die alpinen Tourenski unserer Wahl mitnehmen. Und für die Scott-Rider unter uns waren das die Superguide Freetour-Ski. Bezüglich Rucksack hab ich es mit dem Mountain 35 leicht gehalten. ?

Der Film zeigt einige der Schwierigkeiten, die beim Filmen eines solchen Trips auftreten. Was sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen beim Drehen eines Skifilms?
Die größten Herausforderungen beim Drehen eines Skifilms sind zweifellos die Schneequalität und die Schneesicherheit. Wir wünschen uns natürlich stabilen Pulverschnee, aber das ist leider oft nicht die Realität. Obwohl wir 26 Tage lang unterwegs waren, mussten wir an vielen Tagen mit instabilem Schnee oder schlechten Schneeverhältnissen arbeiten.

Jackie, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast! Und viel Erfolg mit Arctic 12 und deinen kommenden Projekten!
Bitte, sehr gerne!

Arctic 12: Skiing Sweden's 12 Highest Peaks | Freedom To Explore E5
Rider: Jackie Paaso, Erin Smart, Reine Barkered, Benjamin Ribeyre
Proucer: Kollektive Productions
Executive Producer: Jackie Paaso
Video: Martin Olson
Post Production: Martin Olson & Darren Hamlin

Achtung; Zur Anzeige des Videos muss den notwendigen Datenschutzbestimmungen zugestimmt werden!

Hinterlasse eine Antwort
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu posten